Was macht eigentlich…..?

….. Karsten Wolff? Das ist schon eine interessante Frage in Corona-Zeiten. Denn Karsten Wolff ist Ökumene-Referent des Kirchenkreises und hat in seiner Funktion einen globalen Blick und globale Aufgaben. Wie geht das in der Pandemie?

Die Welt nach Nordfriesland tragen

„Mein Leitbild ist der konziliare Prozess“, erklärt der studierte Geograf und Agrarwissenschaftler. Unter dem konziliaren Prozess versteht man den  gemeinsamen Lernweg christlicher Kirchen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Und das ist eine gute Beschreibung für das, was er tut.

Dazu gehört sehr viel Bildungsarbeit in Schulen, Gemeinden und Konfirmandengruppen, aber auch der politische Einsatz zum Beispiel für das Lieferkettengesetz, den fairen Handel oder Nachhaltigkeitsthemen. „Ökumene bedeutet: Welterfahrung sichtbar zu machen“, erklärt er im Gespräch. „Ich möchte die Welt nach Nordfriesland tragen.“

Welt verbessern? Natürlich!

Und seine Arbeit fällt durchaus auf fruchtbaren Boden. In Nordfriesland existiert eine vielfältige Partnerschaftsarbeit auf Augenhöhe mit Kirchen in Brasilien, Tansania oder Indien. Die begleitet Karsten Wolff auch gerne, aber das ist keineswegs Schwerpunkt seiner Arbeit. Er sieht die großen Zusammenhänge, die zum Beispiel im Problem der Lieferkette sichtbar werden. Es ist nicht allein das billig gekaufte T-Shirt, das in Pakistan unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Es geht auch um die Baumwollplantagen, die anderen buchstäblich das Wasser abgraben, um Kinderarbeit in gefährlichen Rohstoff-Minen, um Bildungsgerechtigkeit für die Entwicklungsländer und um den Klimawandel, der von der westlichen Welt ausgehend die ärmeren Länder des Südens immer härter und deutlicher betrifft. Für all das ein Bewusstsein zu schaffen, das ist die Aufgabe von Karsten Wolff. Dafür vernetzt er sich mit vielen anderen, arbeitet in der Steuerungsgruppe zum Lieferkettengesetz in Schleswig-Holstein mit, spricht mit Politikern und bietet immer wieder Informationsveranstaltungen an. Und ja, gibt er zu, klar will er die Welt verbessern. „Dafür bin ich doch da“, sagt er nachdenklich.

Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.

Dazu gehört auch sein Einsatz für die zivile Seenotrettung und das von dem Bündnis „United4Rescue“ bereitgestellte Schiff, das die evangelische Kirche ins Mittelmeer geschickt hat. Die Probleme sind ihm sehr deutlich, und er findet es auch in Ordnung, dass das Thema kontrovers diskutiert wird. „Das Schiff ist nicht die Lösung des Flüchtlingsproblems“, weiß er. „Aber man lässt nun mal keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Im Moment setzt er sich für Sportbälle aus dem fairen Handel ein und sucht dafür Kontakt zu Schulen und Vereinen. „Das finde ich noch mal spannend“, sagt er, „damit trete ich aus der kirchlichen Filterblase heraus in den Alltag der Menschen.“ Er arbeitet mit Kirchengemeinden, die das Siegel „Ökofaire Gemeinde“ begehren, und ist Mitglied im Bündnis gegen rechte Tendenzen im ländlichen Raum. Die Aufarbeitung des Kolonialismus und Gemeinwohl-Ökonomie sind weitere Themen, die er voranbringt. Corona hat seinen Alltag verändert: Er gibt jetzt zahlreiche Webinare, die auch überregional wahrgenommen werden, und vernetzt sich digital mit Kooperationspartnern innerhalb und außerhalb der Nordkirche.

Jenseits der Deiche ist Leben

Seit fast sechs Jahren ist er nun schon Ökumene-Referent des Kirchenkreises. Vorher hat er lange Zeit in Malaysia und Indien gearbeitet, er bereiste den ganzen asiatischen Raum. Karsten Wolff hat die Welt gesehen und sich trotzdem für Nordfriesland entschieden. „Wenn ich am Deich stehe und da grade die jungen Lämmer toben sehe, dann ist das pures Glück“, sagt er. Aber die große, weite Welt hat er nicht aus dem Blick verloren und auch nicht aus dem Herzen. Mit seiner Arbeit bringt er sie an die Westküste und öffnet Nordfriesen den Blick dafür, dass es jenseits der Deiche noch Leben gibt, das ebenfalls geschützt und bewahrt werden will.

Konfirmation in Zeiten von Corona

Leck – An manchen Tagen fragt man sich: Warum konnten wir uns vor Corona so etwas nicht vorstellen? Im Lecker Augarten wurden heute vier junge Menschen konfirmiert. Auf den festlichen Einzug in die randvolle Kirche bei brausender Orgelmusik mussten sie zwar verzichten. Aber sonst fehlte es dieser Feier an nichts, ganz im Gegenteil: Da war Ernsthaftigkeit, da war Fröhlichkeit, da war Gemeinschaft, da war Sinn. Dazu schien die Sonne, als wäre sie Botschafterin des Segens.

Pastor Peter Janke leitete durch den Gottesdienst, Thomas Hansen-Hoffmann sorgte für die Musik. Freundliche Kirchengemeinderäte nahmen am Eingang die Daten auf, und die Gemeinde – zu jedem Zeitpunkt vorbildlich – sang unter den Masken kräftig mit. Das ist bei Konfirmationen nicht immer so. Die Jugendlichen hatten sich schick gemacht, und ihnen war es gelungen, selbst den Mund-Nasen-Schutz zu einem modischen Assesscoire werden zu lassen.

„Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel“, gab Peter Janke den jungen Menschen mit. „Lasst euer Licht leuchten, denn ihr seid das Licht der Welt.“ Als Geschenk der Kirchengemeinde nahmen die Jugendlichen einen Kerzenhalter für ihre großen Konfirmationskerzen mit, auf den eine Keramikkkünstlerin den Namen eingebrannt hatte. Eine schöne Geste, eine bleibende Erinnerung.


Info: Zum zweiten Mal in Folge können die Konfirmationen in den Kirchengemeinden wegen der Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden. Gemeinsam mit Eltern und Jugendlichen entwickeln die Kirchengemeinden unterschiedliche Lösungen: In kleinen Gruppen unter freiem Himmel wie hier in Leck, im Garten zuhause oder auch in der Kirche unter strenger Beachtung der Hygienevorschriften. In manchen Gemeinden werden die Konfirmationen auch in den Herbst verschoben. Zu den Regeln gehört, dass in der Kirche 50 Teilnehmende mit Mund-Nasen-Schutz feiern dürfen. Draußen sind 100 Teilnehmende erlaubt, und es darf unter der Maske gesungen werden, was drinnen nicht geht. Immer sorgen Küster und Ehrenamtliche dafür, dass jeder Gottesdienstbesucher seine Daten hinterlegt.

Ehrenamtlich für die Nächstenliebe

Viele Menschen wünschen sich eine sinnvolle Betätigung für die freie Zeit, gerne „im Dienst am Nächsten“. Dazu bietet das Diakonische Werk Husum viele Möglichkeiten. In freundlichen Teams werden Ehrenamtliche gern und warm empfangen, und ihnen wird reichlich Gelegenheit gegeben, sich ganz nach ihrem eigenen Tempo – mit Unterstützung durch die „alten Hasen“ in die neue Aufgabe hineinzufinden.

Die Husumer Tafel sucht Fahrer

So sucht beispielsweise die Husumer Tafel, die gemeinsam vom Diakonischen Werk Husum und von der AWO betrieben wird, noch weitere ehrenamtliche Fahrer oder Fahrerinnen. „Wir würden uns freuen, wenn wir einen Pool aus Fahrern und Fahrerinnen bilden können“, sagt der Chef der Tafel, Charly Häuber. Interessierte müssen den Führerschein und ausreichend Fahrpraxis haben. Gefahren wird jeden Tag eine bestimmte Tour. „Ein wenig körperliche Betätigung ist schon dabei“, so Häuber. Doch man fülle ein wichtiges Ehrenamt aus, denn: „Ohne unsere Fahrer geht gar nichts, sie sind die Grundfesten der Tafel“, sagt er und zeigt damit die Wichtigkeit dieser Aufgabe auf. „Wir möchten Planungssicherheit bei der Erstellung des Wochenplans haben“, aber: Auf jeden Fall wird Rücksicht auf die persönliche Lage der Ehrenamtler genommen. Wer sich dafür interessiert die Tafel als Fahrer oder Fahrerin zu unterstützen, kann unter info@husumer-tafel.de eine E-Mail schreiben. Kurze Nachfragen sind unter der Telefon-Nummer 0151-27168705 möglich.

Bunte Vielfalt in Tönning und Husum

Auch die „Bunte Vielfalt“ bei „Möbel & Mehr“ sucht, schwerpunktmäßig für die Zweigstelle in Tönning, aber auch für Husum, neue ehrenamtlich Tätige. Petra Müller, die die „Bunte Vielfalt“ leitet, sagt dazu: „Man muss Freude am Umgang mit Menschen und mit schöner Bekleidung haben sowie das Gespür und den Blick dafür haben, um zu beurteilen, was zu wem passt.“ Die Öffnungszeiten der Bunten Vielfalt sind in Husum montags bis freitags von 9:30 bis 16:00 Uhr, in Tönning montags, dienstags und freitags von 9:30 bis 14:00 Uhr. Petra Müller freut sich auf Interessierte, die sich diese Aufgabe vorstellen können. Sehr wichtig ist ihr der Hinweis: „Auf die Belange der Ehrenamtlichen wird Rücksicht genommen – wir richten uns nach ihren zeitlichen Möglichkeiten.“ Anfragen sind möglich unter der Telefon-Nummer 01525-7843988.

Bahnhofsmission

Auch in der Bahnhofsmission sind Ehrenamtliche herzlich willkommen, und der Förderverein sucht neue Mitglieder. Mehr Info gibt es unter 04841-2539.

Text und Bilder: Sonja Wenzel

Im finsteren Tal der Pandemie

Olderup – Es ist der Sonntag des guten Hirten, der Sonntag Miserikordias Domini. Es sei ihm gar nicht so leicht gefallen, die Corona-Pandemie mit der Rede vom guten Hirten zusammenzubringen, erzählte Pastor Jörn Jebsen beim Open-Air-Gottesdienst zum Gedenken an die Menschen, die an und mit Covid-19 gestorben sind. Die Pandemie sei wie ein finsteres Tal, nicht nur für die Erkrankten, Angehörigen und Sterbenden, sondern für alle.

Dabei lesen sich die Zahlen für Nordfriesland vergleichsweise harmlos. 80000 hätten sich im Laufe des Corona-Jahres infiziert, „nur“ 75 Menschen seien an oder mit Corona gestorben. „Aber jeder einzelne wird betrauert und vermisst“, sagte Jörn Jebsen und erzählte das Beispiel einer alten Dame, die in Krankheit und Sterben von ihren Angehörigen nicht besucht werden konnte. „Wir klagen Gott dieses Leid“, so der Pastor.

Aber er nahm auch die Familien in den Blick, die zwischen Home-Office und Home-Schooling ihren Altag zu meistern haben, die Gaststätten, die während des Lockdowns ohne Arbeit und Einnahmen sind, die Alten, die auf ihre geliebten Kartenspielrunden mit Freunden verzichten mussten. „Jetzt haben wir zwar die Tests und die ersten Impfungen, das entspannt schon manches“, so der Pastor. „Aber von Normalität ist doch kein Spur.“

Der Posaunenchor hatte zu dieser Gedenkfeier angeregt und begleitete auch den kleinen Gottesdienst auf dem Olderuper Friedhof. Auch auf Bundesebene wird heute der Toten gedacht: Bundespräsident Frank Walter Steinmeier setzt in Berlin bei einer zentralen Gedenkfeier gemeinsam mit Hinterbliebenen und den Spitzen der Verfassungsorgane ein Zeichen, „dass wir als Gesellschaft der Menschen gedenken, die in dieser Zeit gestorben sind.“

„Die Pandemie hat uns gelehrt, was wichtig ist“, so Jörn Jebsen. „Und wir schaffen auch dieses dunkle Tal, weil wir einen guten Hirten haben“. Der Auferstandene, der selbst den Tod durchlitt, gebe Hoffnung in dunklen Tagen und sogar über den Tod hinaus. „Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Vor einem Altar überreicht eine Frau einen Gutschein

Gutscheine für geschenkte Zeit

„Was brauchst du?“ lautet das Jahresmotto des Kirchenkreises Nordfriesland, und es fordert mit Blick auf die Corona-Krise auf, genau hinzusehen und aufeinander achtzugeben – trotz und gerade wegen der geforderten physischen Distanz. Um das zu unterstützen, hat das Team der Evangelischen Frauenarbeit ein kleines Gutscheinheft entwickelt, das sie nun in den Gemeinden verteilen möchte.

„Uns ist wichtig, den Menschen etwas an die Hand zu geben, womit sie selber etwas machen können“, sagt dazu Claudia Hansen, Referentin der Evangelischen Frauenarbeit. Neun farbenfrohe Gutscheine zum Verschenken sind es geworden, grade mal so groß, dass sie in jede Hand- oder Hosentasche passen. Egal, ob es nun ein langes Telefonat mit der Freundin, ein Abendessen mit der Kollegin am Deich, ein Spaziergang mit den Kindern im Wald oder ein gemeinsamer Gottesdienstbesuch mit dem Nachbarn ist – es gibt viele Möglichkeiten, Corona konform etwas miteinander zu unternehmen, Einsamkeit, Isolation oder auch Trägheit zu durchbrechen. Es sind Vorschläge, die da von der Evangelischen Frauenarbeit unterbreitet werden, sie können durch eigene Ideen ergänzt werden.

Die Kirchengemeinden können nun das Team der Frauenarbeit über c.hansen@erw-breklum.de  anfordern. Gerne verteilen diese nach den Gottesdiensten die freundlichen Gutscheinblöcke in der Hoffnung, dass davon reichlich Gebrauch gemacht werde. „Es geht um unser Gegenüber“, ergänzt Susanne Jordan, Vorsitzende des synodalen Frauenausschuss, die die Idee gemeinsam mit Claudia Hansen entwickelte. „Es geht darum, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren. Wer einen dieser Gutscheine verschenkt, verschenkt Freude und Gemeinschaft.“

Österliche Klingelstreiche

Viöl – Wer klingelt denn da zur Kaffeezeit? Der Ostersonntagnachmittag ist ja nicht gerade dafür bekannt, dass sich unerwartet Besuch anmeldet. Umso größer war das Erstaunen: Pfadfinder der Kirchengemeinde kündigten an, dass die Osterbotschaft durchs Dorf gehe. Sie luden ein zu kleinen, fröhlichen Feiern mitten in den Wohngebieten auf den Wendehammern.

Die Pastoren Christine Weide und Paul Timmermann leiteten die kleine Prozession an. Mit dabei hatten sie einen Lautsprecher und viel Straßenkreide. „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“, schrieben sie damit auf die Trottoirs, dazu stimmten sie die alten Auferstehungslieder an und wünschten allen Anwohnern fröhliche Ostern. Mit im Gepäck hatten sie auch den ein oder anderen Osterwitz, denn das Lachen hat an diesem besonderen Freudenfest Tradition. So erzählt zum Beispiel Joseph von Arimathea seiner Frau, dass er das jüngst gekaufte Familiengrab einem Jesus von Nazareth überlassen habe. Als diese darauf recht unwillig reagierte, sagte er nur: „Reg‘ dich nicht auf, Schatz, ist doch nur fürs Wochenende.“ Die Aktion war vorher nicht bekanntgegeben worden, sondern eine Art „Popup-Church“: Kirche ploppt auf, mitten im Leben der Menschen. Überraschend, neu und nah, das ist die Idee. Die Straßenkreide verschenkte das Team an Kinder und luden sie ein, dass Osterbild noch bunter zu machen oder an der Aktion „Farbkleksheld*innen“ des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros teilzunehmen.

Ebenfalls unterwegs war Pastor Simon Frömming von der Kirchengemeinde Breklum. Mit dem „Simon-Mobil“ zog er über die Dörfer der Kirchengemeinde, treu begleitet von seinem Posaunenchor. 16 Stationen hatten sie sich vorgenommen, vorab hatte der Pastor allerdings rumgefragt, welche Straßenzüge sich über eine kleine Andacht freuen würden und den Tourenplan veröffentlicht.

Pastor im Talar auf österlich geschmücktem Lastenfahrrad

Unterwegs im Zeichen der Hoffnung

Da ist was in Bewegung in der Nordkirche. An Ostern – wann denn sonst. Es ist schon von weitem zu hören. Zarte Klänge und ausgewachsene Beats. Fahrradreifen auf Asphalt. Etwas leuchtet, etwas schwingt, bunte Bälle fliegen durch die Luft. Pastor Simon Ulrich ist mit dabei. Er hat ein Lastenrad österlich bunt geschmückt, fährt damit in Westerland umher und verteilt Samenbändchen, Naturballons und Osterfreude.

Coronabedingt können seine Konfirmand*innen zwar nicht wie geplant dabei sein, aber dennoch: Etwas ist in Bewegung. Gott hat seine Höhle verlassen. Gott ist in Aufbruchsstimmung. Ostern ist eine Hoffnungsbewegung. Pastor Ulrich: „Ostern – das ist wie Frühlingssonne im Gesicht, nach Ewigkeiten in Decken eingewickelt vor dem Fernseher. Ostern – das ist wie einem Kind dabei zusehen, wie es Laufen lernt. Das gibt Hoffnung. Und diese Hoffnung will weitergetragen werden. Darum feiern wir das Leben. Und wie es sich bewegt.“

Eine Predigt auf Stoff

Gestickt, gemalt, gedruckt oder genäht – mit ganz verschiedenen Techniken näherten sich 63 Menschen jeden Alters der Aufgabe, ein Corona-Tuch für die Kirche zu gestalten. Das Thema hatte Katja Kretschmar, Pastorin der Versöhnungskirche, vorgegeben: Was trägt, was hilft, was ist schwer in der Corona-Pandemie? Entstanden ist großes, buntes Triptychon voller Fragen und Antworten.

Es liegt nicht alles in unserer Hand

Mitgemacht haben Kindergartenkinder und Konfis, Schülerinnen und Schüler, Ehrenamtliche, SeniorInnen und auch Menschen, die bisher noch kaum in der Kirchengemeinde auftauchten. „Offenbar traf die Idee einen Nerv“, sagt Katja Kretschmar nachdenklich. „Viele suchen nach kreativen Wegen, ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Sie haben den Impuls gerne aufgenommen.“ Auch Kirchengemeinderätin Frigga Kamper hat eine Stück Stoff gestaltet. „Die Corona-Pandemie erinnert mich an die Zeit, als mein Mann auf der Intensiv-Station lag“, erzählt sie. Der Ausgang war völlig ungewiss, sie habe einfach nur noch Angst gehabt und lange gebraucht, um sich von dieser Erfahrung zu lösen. Wenn sie jetzt die Geschichten von künstlicher Beatmung, Koma und Intensiv-Medizin hört, ist das alles wieder da. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ – sie hat das Gedicht von Dietrich Bonhoeffer auf den Stoff gemalt. „Dieser Text hat mich begleitet“, sagt sie. „Es liegt nicht alles in unserer Hand.“

Vom Schmachtlappen zum Corona-Tuch

Den organisatorischen Rahmen bot die Bitte von Katja Kretschmar, ein 37 Quadratzentimeter-Tuch – einerlei welcher Farbe oder welchen Stoffes – zu gestalten. Sie nahm damit die Idee des Hungertuchs oder auch des „Schmachtlappens“ auf: Mit ihm wurden seit dem Mittelalter in der Fastenzeit die bildlichen Darstellungen Jesu verhängt. Später griff die katholische Hilfsorganisation Misereor den Gedanken auf und ließ jedes Jahr ein neues Hungertuch von Künstlern aus den Entwicklungsländern gestalten. Es ist ein Tuch mit manchen Klagen, vielen Sehnsüchten und doch voller Hoffnung geworden. „Maske tragen nervt“, schreibt ein Schulkind, dass „die Suhlen zu sint“, fand ein anderes blöd. Gedichte, Gebete und Bilder zur Bibel, ein Herz aus Knöpfen, eine Blume voller Dankbarkeit. Gemeinschaft, Glaube, Liebe und Hoffnung – das ist, was durch diese Zeit trägt. So wird das Corona-Tuch zu einer Predigt von vielen, die sich nicht entmutigen lassen, sondern wissen, woher ihnen Kraft kommt.

Vorstellung am Karfreitag

„Die kleinen und großen Künstler haben viel Freude daran gehabt, gemeinsam an etwas zu arbeiten“, so Katja Kretschmar. Gabriela Bläß nähte die Elemente ehrenamtlich zusammen. Am Karfreitag um 15 Uhr wird dieses besondere Tuch im Mittelpunkt des Gottesdienstes in der Versöhnungskirche stehen. Anschließend ist das Corona-Tuch in der Marienkirche zu sehen.

Ostern digital und analog

Erleichtert zeigten sich die Pastorinnen und Pastoren im Kirchenkreis Nordfriesland über das Schreiben der BischöfInnen: Die Gespräche mit dem Landesregierungen waren ermutigend. Man habe das große Verantwortungsbewusstsein wahrgenommen, mit dem in den Kirchengemeinden auf die Pandemie reagiert werde. Die Hygiene-Konzepte würden konsequent umgesetzt und hätten sich grundsätzlich bewährt.  „Darum sehen die Landesregierungen keinen Anlass, die rechtlichen Rahmenbedingungen kirchlichen Handelns zu verändern“, heißt es in dem Schreiben. „Gottesdienste können somit auch über Ostern sowohl analog als auch digital gefeiert werden.“ Allerdings empfehlen die Bischöfe, die pandemische Entwicklung gut zu beobachten, ab einem Inzidenzwert von 100 Alternativen zum Präsenzgottesdienst sorgfältig zu prüfen und vorrangig digitale Formate anzubieten.

Und so gibt es über die Kar- und Ostertage ein vielfältiges digitales sowie analoges Angebot. Die Kirchengemeinde Breklum macht sich wieder – wie schon zu Weihnachten – auf den Weg über die Dörfer. Die Kirchengemeinde Mildstedt gestaltet in der Karwoche eine Serie von Osterfenstern. Die Kirchengemeinden Eiderstedt-Ost laden gemeinsam zu Live-Stream-Gottesdiensten auf Youtube ein. Der Kirchenkreis lädt zu einer digitalen Mahlfeier via Zoom ein.

Wir bemühen uns, im Folgenden eine aktuelle Übersicht über besondere Angebote zu zeigen. Ferner finden Sie hier das Angebot für analoge Gottesdienste vor Ort. Bitte informieren Sie sich zeitnah bei Ihrer Kirchengemeinde und melden Sie sich gegebenenfalls an.

Kirchengemeinde Bargum

Am Gründonnerstag lädt die Kirchengemeinde Bargum um 19 Uhr zu einem Gottesdienst ein, in dem es einen Dialog zwischen Luana Schlegel und Pastor Johannes Steffen über die aktuelle Lage gibt, und was aus christlicher Sicht dabei helfen kann. Am Karfreitag findet um 14.30 Uhr ein Gottesdienst zu Jesus Sterbestunde statt, in dem Astrid Paulsen (Orgel und Klavier) und Imke Steffen (Geige) musizieren werden. Karsamstag folgt um 22 Uhr eine besinnliche Feier der Osternacht. Im Familiengottesdienst am Ostersonntag wird um 18 Uhr als Ersatz für das Osterspiel ein Film gezeigt. hn

Kirchengemeinden Bordelum und Ockholm

In und rund um die Bordelumer Kirche kann an den Feiertagen und in den Osterferien an sieben Stationen die Geschichte von Jesus und seinen Jüngern erlebt werden. Zwei Gruppen der evangelischen Kindertagesstätte haben Jesus und seine Jünger als Puppen gebastelt. Sie sind im Garten Getsemane am Glockenturm zu finden. In der Kirche lassen sich der Einzug nach Jerusalem und das letzte Abendmahl erleben, draußen geht es um Verurteilung, Kreuzigung und Grablegung Jesus. Die Osterstation kommt erst in der Osternacht dazu. Ein Begleitblatt zum Mitlesen der Geschichte steht zur Verfügung. Der Weg beginnt in der Kirche, die in den kommenden Wochen tagsüber geöffnet ist. Gottesdienste gibt es dort heute um 18 Uhr mit einer Andacht zum letzten Abendmahl Jesu mit seinen Freunden und einem Abendmahl zum Mitnehmen für die Gemeinde. Am Karfreitag finden zwei Gottesdienste statt: um 10 Uhr in Ockholm, um 15 Uhr in Bordelum. Ostersonntag wird dort um 10 Uhr die Auferstehung Jesu gefeiert, in Ockholm findet der Osterfestgottesdienst Montag um 10 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Horsbüll, Klanxbüll, Emmelsbüll und Neugalmsbüll

In Horsbüll findet am heutigen Gründonnerstag um 19 Uhr ein Gottesdienst mit Abendmahl in der Kirche statt. Am Karfreitag ist um 15 Uhr in der Kirche Neugalmsbüll eine Präsenz-Andacht vorgesehen.
Karsamstag sind die Kirchen in Horsbüll, Klanxbüll, Emmelsbüll und Neugalmsbüll von 15 bis 17 Uhr offen zur Einkehr. Es gibt die Möglichkeit, Kerzen anzuzünden und Gebete aufzuschreiben.
Ostersonntag um 6 Uhr wird in der Kirche Emmelsbüll die Osternacht gefeiert.
Am Ostermontag um 10 Uhr wird in der Klanxbüller Kirche ein Gottesdienst aufgezeichnet. Alle Gottesdienste sind auch online zu finden. Auf dem Friedhof Neugalmsbüll ist zudem ein Stationenweg zur Passionsgeschichte bis hin zu Ostern zu sehen. nt

Kirchengemeinde Husum

Die Kirchengemeinde Husum wird zu Ostern wieder Gottesdienste und Marktandachten in den Kirchen anbieten: am Karfreitag um 15 Uhr in der Versöhnungskirche, am Ostersonntag um 6 Uhr auf dem Ostfriedhof, um 9.30 Uhr in der Friedenskirche und um 11 Uhr in der Marienkirche.
Es gelten für die Besucher die bekannten Schutz- und Hygienekonzepte, eine Anmeldung ist erforderlich. Die Gottesdienste finden allerdings nur statt, wenn der Inzidenzwert unter 50 liegt. Anmeldungen an info@kirche-husum.de oder Telefon 77 92 80. In der Karwoche gibt es täglich einen kurzen Videoimpuls auf Youtube.

Osterfenster in Mildstedt

Die Kirchengemeinde Mildstedt gestaltet eine Serie von Osterfenstern. Sie sind zu finden am Lambertushaus in der Schulstraße 23 in Mildstedt.  Die Folge beginnt zum Sonntag, dem 28.3., dem Palmsonntag, mit dem Einzug Jesu in Jerusalem, dem letzten Abendmahl und dem Verrat. Zum Karfreitag folgt die Kreuzigung und das Grab Jesu. Zum OsterSonntag sind die Frauen am leeren Grab und die Jünger auf dem Weg nach Emmaus zu sehen. Die Geschichten und ein Lied dazu sind auch zu hören. Beides ist auf der Homepage der Kirchengemeinde abgelegt. Die Betrachter  können die Seite über einen QR Code aufrufen. Außerdem gibt es für die Besucher zu jedem Abschnitt etwas zum Mitnehmen. Daraus kann zuhause eine Ostertopf entstehen. Auf diese Weise wünscht die Kirchengemeinde ein gesegnetes und frohes Osterfest.

Kirchengemeinde Neukirchen-Aventoft

Die Kirche lädt am Ostersonntag um 10 Uhr zum Familiengottesdienst ein. Im Anschluss werden Ostereier im Pastoratsgarten gesucht. Anmeldung unter Tel. 04664/ 1293. nt

Digitale Mahlfeier am Gründonnerstag

„In der Nacht, als er verraten wurde….“ – zu einer digitalen Mahlfeier laden Friedemann Magaard und Inke Raabe am 1. April um 18 und 20 Uhr ein. Dafür braucht es ein paar Vorbereitungen bei Ihnen zu Hause, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Darum bitten wir um Anmeldung bis zum 31. März an raabe@erw-breklum.de oder info@kirche-husum.de

Kirchengemeinde Schwabstedt

Für Gründonnerstag lädt Pastorin Kirstin Kristoffersen von 15 bis 18 Uhr zum „Abendmahl to go“ ein: Wer ein Abendmahl für Zuhause mitnehmen möchte, findet sie in der Kirche. Der traditionelle Gottesdienst am Karfreitag mit Altar-Schließung und der feierliche Ostergottesdienst am Ostersonntag finden jeweils um 11 Uhr statt − unter den geltenden Corona-Regeln. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist eine vorherige Anmeldung im Kirchenbüro unter Telefon 04884/201 erforderlich, per Mail an buero@kirche-schwabstedt.de . hn

Kirchengemeinde Sylt/Westerland

Am Ostersonntag ist Pastor Simon Ulrich mit seinem geschmückten Lastenfahrrad für die #hoffungsflotte unterwegs und verteilt Samenbändchen und Luftballons. Für alle, die sich auch gerne selbst aufmachen, gibt es für Kleine und Große am Ostersonntag und Ostermontag zwischen 12 und 18 Uhr eine Osterschatzsuche. Start ist in der St. Nicolaikirche. Von dort aus führt eine Spur von Fragen und Rätseln zur Dorfkirche St. Niels und weiter zu einem Schatz. Unterwegs gibt es einiges zu entdecken, was mit Ostern zu tun hat. Die Schatzkarten werden in St. Nicolai ausliegen, Stifte sollen bitte mitgebracht werden.

Witzwort/Uelvesbüll, Simonsberg, Oldenswort und Tönning-Kating-Kotzenbüll.

Livestream-Gottesdienste (Palmarum, Karfreitag und Ostersonntag) sowie einen Zoomgottesdienst mit Feierabendmahl in der Kirche und zuhause am Gründonnerstag. Den jeweiligen Link findet man unter www.kirche-toenning.de. Für die Kirchengemeinden in Eiderstedt-Ost gibt es neben den Livestream-Gottesdiensten zu den Feiertagen von Palmsonntag bis Ostern das Angebot, eine Ostertüte zu bestellen. Die Kirchenbüros in Tönning, Oldenswort und Witzwort nehmen die Bestellung per Mail oder per Telefon entgegen. Zusätzlich gibt es die täglichen geistlichen Impulse. Um sie per Mail oder Messangerdienst zu bekommen, möge man sich bei mir melden unter oldenswort@kirche-eiderstedt.de

Nordstrand-Odenbüll

Aus Rücksichtnahme und Solidarität halten wir die „erweiterte Ruhezeit zu Ostern“ ein und feiern vom 1.4.-5.4. keine Gottesdienste. Die Kirche bleibt offen und es gibt dort die Osterbotschaft mit Licht und Gruß zum Mitnehmen. Wir bringen eine kleine Ostertasche auch gerne an die Haustür. (Bitte anmelden unter Tel. 04842/309). Unsere Digitalgottesdienste feiern wir am 28.3. (Palmarum), 2.4. (Karfreitag) und 4.4. (Ostern) auf Youtube. Im digitalen Ostergottesdienst am Sonntag gibt es zusätzlich auch für Kinder eine Mit-Mach-Aktion und eine Ostereiersuche mit Überraschung!

Pellworm

Palmsonntag: 10 Uhr Gottesdienst mit Palmenprozession und Taufe in der Alten Kirche St. Salvator; Gründonnerstag: 18 Uhr Gottesdienst mit Fußwaschung in der Neuen Kirche St. Crucis; Karfreitag: Stiller Gottesdienst um 10 Uhr in der Neuen Kirche St. Crucis mit Sologesang aus der Matthäuspassion; Ostermorgen: 5 Uhr Gottesdienst mit Osterlicht in der Alten Kirche St. Salvator

Danke, Dieter Paulsen!

„Dieter Paulsen war engagiert an vielen Orten – immer dort, wo Menschen Hilfe brauchten. Er steht fest auf dem christlichen Fundament. Wenn es um die Armen in unserer Gesellschaft geht, bezieht er eindeutig Stellung.“ Dies sagte Volker Schümann, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Husum, anlässlich der Verabschiedung des langjährigen Leiters der Bredstedter Tafel. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes am Sonntag Judika wurde Paulsen offiziell von seinem Amt entbunden.

Judika, so Pastor Peter Schuchardt, spiegele sich wider im Psalm 43 und bedeute „Gott, schaffe mir Recht!“ – passend zu einer Persönlichkeit wie Dieter Paulsen, der seit dem Jahre 2008 gemeinsam mit seinem Team das „Gesicht“ der Bredstedter Tafel darstellte und, so Schümann, „jeden Mittwoch das tägliche Brot“ an jene ausgab, die mit einem eng begrenzten Haushaltsbudget auskommen müssen. Der Pädagoge im Ruhestand, der im Jahre 2012 das Ansgar-Kreuz erhielt, hat sich stets intensiv um Geflüchtete gekümmert und sein ehemaliges Lehrerkollegium dazu ermutigt, diese Menschen Deutsch zu lehren. „Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit sind die Säulen einer sozialen Demokratie, wobei die Gerechtigkeit die wichtigste Eigenschaft ist, die ein Volk erhöht“, sagte Paulsen in seiner Ansprache. Die Tafel stehe für aktives, helfendes Handeln, sei auf der anderen Seite aber auch eine Anklage gegen die Ungerechtigkeit in einem reichen Land. Er dankte für die langjährige, Frucht bringende Kooperation mit dem Diakonischen Werk Husum und der AWO, die die Tafeln gemeinsam unterhalten, ganz besonders aber seinen Bredstedter Team-Mitgliedern: „Es war eine Freude mit Euch zu arbeiten. Meine Aufgabe hat mein Leben bereichert und die Entwicklung von Freundschaften gefördert, die auch in den Privatbereich hineinreichen.“ In „Zeiten emotionaler Verarmung“ dankte Paulsen abschließend mit dem muslimischen Friedensgruß: Eine leichte Verbeugung und „Hand aufs Herz“.

Pastor Schuchardt segnete Dieter Paulsen und seine Nachfolgerin Sylke Pietsch, die seit Oktober 2020 die Leitungsaufgaben übernommen hat. „Ich wurde gefragt, ob ich die Nachfolge antreten möchte und habe einfach ja gesagt“, führte sie aus. Die Aufgabe sei zwar eine große Herausforderung, sei aber bereichernd und sinnstiftend: „Es tut einfach gut, Menschen zu helfen, die nichts haben.“ Das Diakonische Werk erfülle im Dienste der Gerechtigkeit wichtige Aufgaben, so Pastor Schuchardt. „Dieter Paulsen hat das Leben gerechter gemacht und den Menschen ihre Würde wiedergegeben.“