100 Jahre deutsch-dänische Freundschaft

Die Abstimmung über den Grenzverlauf zwischen Dänemark und Deutschland jährte sich 2020 zum 100. Mal. Die nördlichen Teile des früheren Herzogtums Schleswig kamen dabei 1920 (wieder) zu Dänemark, die südlichen Teile zu Deutschland. Damals stimmten etwa 180000 Deutsche und Dänen darüber ab, wo die Grenze verlaufen sollte. Bis heute blieb diese Grenze unverändert – und entwickelte sich zu einem Symbol des friedlichen und freundschaftlichen Miteinanders in der Grenzregion.

Die Kirchen auf beiden Seiten der Grenzen wollen das Jubiläum in einem kleineren Rahmen am 14. und 15. August nachholen – mit einer gemeinsamen Pilger-Fahrradtour und einem festlichen Gottesdienst. Die Bischöfe Gothart Magaard, Marianne Christiansen und Elof Westergaard begleiten die Tour. Sie beginnt am Sonnabend um 9.30 Uhr vor der Kirche in Adelby, um 17.30 Uhr werden die Radler in der Heiliggeistkirche in Flensburg erwartet. Entlang der deutsch-dänischen Grenze gibt es viele Erinnerungsorte wie zum Beispiel das Lager Frøslev, sie werden Haltepunkte für Gespräch und Information sein. Viele Kirchen liegen am Wegesrand, die zu Pilgerstationen werden. Die Teilnahme ist kostenlos, es ist auch möglich, nur eine Teiletappe mitzuradeln, die einzelnen Stationen finden Sie unter www.kirche-nf.de. Die Tagesstrecke ist 40 Kilometer lang, der ADFC begleitet die Tour. Interessierte mögen bitte neben einem verkehrsicheren Fahrrad an Getränke, Picknick und den Personalausweis denken. Anmeldungen nimmt die Bischofskanzlei unter 04621/307000 oder anmeldung@bksl.nordkirche.de entgegen.

Am Sonntag beginnt dann um 10 Uhr ein feierlicher Gottesdienst in der Christkirche Tondern mit den drei Bischöfen sowie den Pröpstinnen Annegret Wegner-Braun (Kirchenkreis Nordfriesland) und Christina Rygaard Kristiansen (Propstei Tondern).

9.30 Uhr: Kirche in Adelby

10.30 Uhr: Idstedt-Löwe auf dem Museumsberg

11.15 Uhr: Kirche Bov

12.30 Uhr: Bov Oldemorstoft mit Mittagspause

14.45 Uhr: Internierungslager Frøslev

17.30 Uhr: Abschluss in der Heiliggeistkirche in Flensburg

Klima-Sail der Westerländer Kids

„Belle Amie“ heißt der Traditionssegler, auf dem eine Gruppe von zwölf jungen Menschen mit der evangelischen Kirchengemeinde Westerland unter Leitung von Pastorin Anja Lochner und Susanne Rohde als Begleiterin zehn Tage verbringen durften.  Belle Amie bedeutet Schöne Freundin, und in der Tat, das alte Holzschiff mit seinen imposanten Aufbauten, beeindruckender Takelage  und weißen Segeln ist wunderschön. Auf dem Törn von Flensburg nach Rostock haben die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren auf dem Schiff unter Anleitung der Crew nach Kräften mit Hand angelegt: Segel setzen, fieren, packen, sie haben Palstek, Achter, Kreuzknoten gelernt, beim Deckschrubben Wasserschlachten veranstaltet, sich abwechselnd als Smutje betätigt und für 20 Leute gekocht, an Deck unterm Sternenhimmel geschlafen, von Bord in die Ostsee gesprungen und dabei jede Menge Spaß gehabt.

Die Tour mit der Belle Amie ist Teil der Klimasail der Nordkirche. An jedem Tag gab es eine Einheit zum Thema Klimawandel. Informationen und Gedanken, was zu tun ist; Experimente mit und Ostseewasser und -schlamm, Selbsttest: wie groß ist mein ökologischer Fußabdruck? Der Törn war Teil der „Masterpan-Klimasail“. Im Zielhafen kamen die Jugendlichen mit Politikern und Vertretern von  Fridays for Future  vor Ort ins Gespräch, um über konkrete Maßnahmen der Stadt zu sprechen. In Rostock gibt es seit 10 Jahren ein Klimabündnis, an dem alle große Akteure beteiligt sind , Ursachen von CO2 Emissionen ermitteln und systematisch beheben. 

Die Klimasail war ein großartiges Gemeinschaftserlebnis. Die Erfahrung: Wir sind verbunden. Miteinander auf dem begrenzten Raum eines Schiffes, Hand in Hand, auf jede/n ist Verlass. Verbunden im Großen: Miteinander können wir dem Klimawandel begegnen.

Eine neue Orgel für die Apostelkirche

Deezbüll – Die Apostelkirche hat eine neue Orgel. Dieser Tage baute die hessische Firma Kisselbach das dreimanualige Instrument ein, am 25. Juli, 17 Uhr, wird sie zum ersten Mal im Gottesdienst erklingen. Pastorin Sylvia Kilian-Heins freut sich sehr: Es handelt sich um eine Digital-Orgel, alles ist sehr viel einfacher und auch kostengünstiger als bei einem Pfeifeninstrument.

Gemeinsam mit Kirchenmusiker Hartmut Siebmanns hat der Kirchengemeinderat sich auf das Vorhaben eingelassen, nachdem die alte Orgel als nicht mehr restaurierbar begutachtet worden war. Die Alternative wäre eine Truhenorgel gewesen, das hätte vom Klangvolumen vielleicht auch für die kleine Deezbüller Kirche ausgereicht, aber für einen ambitionierten Kirchenmusiker ist das keine gute Alternative: Sie ist in der Regel einmanualig und hat kein Fußpedalregister, das schränkt die kreativen Möglichkeiten sehr ein. Die Digitalorgel dagegen kommt mit einem kompletten Fußwerk daher, sie bietet insgesamt 50 Register, deren Klang physikalisch erzeugt wird. „Die Physical-Modelling-Technologie erzeugt den Pfeifenklang bei jedem Tastendruck neu und ermöglicht so den natürlichen Klang und die detailgetreue Lebendigkeit der Pfeifenorgel“, heißt es auf der Webseite der Firma. Und Danilo Randel, der gemeinsam mit Vitali Eberhardt das Instrument in Niebüll einbaut und intoniert, ist von dieser Technik begeistert und überzeugt. „Sie hören den Unterschied zu einer Pfeifenorgel nicht“, sagt er. Mit viel Fachwissen und Erfahrung positionieren die beiden die Lautsprecher so hinter dem alten Orgelprospekt, dass das Klangverhalten dem einer Pfeifenorgel sehr nahe kommt.

Auch der Spieltisch ist optisch kaum von seinen großen Brüdern zu unterscheiden: Sauber gearbeitet, an den Seiten die vielen Registermöglichkeiten. Man muss schon sehr genau hinschauen, um den eingebauten Lautsprecher oder das kleine, digitale Steuerungsfenster zu entdecken. „Viele Organisten haben so ein Instrument zu Hause zum Üben stehen“, sagt Randel. Für die Musiker ist es wichtig, dass sie ein authentisches Spielgefühl erleben. Davon hatte sich Hartmut Siebmanns vor Ort überzeugt.

Zwei Spender, die anonym bleiben möchten, haben das Vorhaben ermöglicht. Es gibt keine Folgekosten, keine Wartungen, äußerst selten Reparaturen. Nun könnte man ja fragen, warum nicht überall solche Orgeln eingebaut werden. „Unsere Orgeln sind nur so gut wie die Vorbilder“, sagt Randel bescheiden und mit großem Respekt vor den renommierten Orgelbaufirmen. „Sie sind perfekt für kleine Gotteshäuser oder Filialkirchen, große Sakralbauten sollten weiterhin auf Pfeifenorgeln setzen.“ Den Gottesdienst am 25. Juni gestalten Sylvia Kilian-Heins und Hartmut Siebmanns gemeinsam, und der Musiker wird es sich nicht nehmen lassen, der Gemeinde möglichst viel von den Klangmöglichkeiten ihrer neuen Orgel zu präsentieren.

Diakonie: An der Seite der Menschen

Im Rahmen einer Sommerbereisung besuchten Mitglieder des Aufsichtsrates einige Arbeitsbereiche des Diakonischen Werkes Husum. Früh am Morgen begann die Tour in der Radstation, wo der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Stefan Krüger und seine Kollegin Uta Liebhart-Koch bei herrlichem Sommerwetter mit den Velobikes in die Einrichtungen gefahren wurden.

Die erste Station war das Gemeindehaus der Husumer Kirchengemeinde in der Norderstraße, wo gemeinsam die Seniorenarbeit erörtert wurde. Nach einem Zwischenstopp in der Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke ging es in die Ev. Familienbildungsstätte. Dort ließ sich der Aufsichtsrat von Mitarbeiterinnen der Fachstelle über die Arbeit mit Migrant*innen in den Zeiten der Pandemie berichten. Die Mitglieder des Aufsichtrates waren beeindruckt, dass die Mitarbeitenden der Fachstellen und der anderen Beratungsstellen immer für die Menschen erreichbar waren, wenn auch den Regeln angepasst.

Über ähnliche Erfahrungen konnten auch die Mitarbeitenden aus dem Arbeitsbereich Jugendhilfe-Schule berichten. Gerade in Zeiten von Homeschooling waren die Pädagog*innen des Diakonischen Werkes besonders gefordert. Den Abschluss bildete ein Besuch bei der Stadtranderholung der Jugendhilfe. Gemeinsam mit Eltern und Kindern kam man bei einer Grillwurst ins Gespräch.

Als Fazit konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Krüger festhalten: „Ich bin sehr beeindruckt von dem vielfältigen Einsatz und hohen Engagement der Mitarbeitenden. Ich habe aber auch wahrgenommen, dass diese wichtige Arbeit auch viel Kraft gekostet hat.“

Tritt ein! Willkommen in Nordfrieslands Kirchen

In Nordfriesland gibt es mehr als 70 größtenteils historische Gotteshäuser. Mit dem Flyer „Herzlich Willkommen in den Kirchen Nordfrieslands“ lädt der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Nordfriesland Besucher und Gäste ein, seine Kirchen zu besuchen und das Glaubenswerk vieler Generationen zu bestaunen.

„Kirchen sind besondere Orte“, sagt dazu Inke Raabe, Pastorin für Öffentlichkeitsarbeit. „Sie atmen die Sehnsüchte der Generationen, ihre Ängste und ihre Träume.“ Auf dem Festland ebenso wie auf den Inseln und Halligen stehen Gotteshäuser, deren Grundsteinlegungen teilweise bis ins 12. Jahrhundert zurückgehen. Sie sind ausgestattet mit großen Taufsteinen und kunstvoll geschnitzten Altären, manche sind innen mit uralten Fresken bemalt. Andere sind eher klein und schlicht, und wieder andere sind für ein moderndes Gemeindeleben ausgestattet. Jedes für sich wird von seiner Gemeinde liebevoll gepflegt und instandgehalten. Viele von ihnen sind für den Besuch und die Besichtigung geöffnet. Auf der Webseite www.offene-kirche-nf.de veröffentlicht der Ev.-Luth. Kirchenkreis Nordfriesland nun eine Übersicht mit Öffnungszeiten und Kontaktdaten.

„Wir haben uns für diese Online-Möglichkeit entschieden, weil wir damit flexibler auf Veränderungen reagieren können“, sagt Inke Raabe. Eine Gesamtübersicht auf Papier wäre sehr umfangreich geworden und könnte schnell veraltete Informationen beinhalten. So ist der Flyer klein und handlich, mit dem QR-Code kommt man schnell auf die Webseite und kann sich über die Kirchen der Umgebung gezielt vorab informieren. Farbige Bilder bieten einen ersten Eindruck, Detail-Aufnahmen laden dazu ein, diese verborgenen Schätze vor Ort zu entdecken. Von einigen Gotteshäusern gibt es sogar dreidimensionale Aufnahmen, die einen authentischen Eindruck vermitteln.

Die Flyer liegen in vielen Tourist-Informationen und in manchen Kirchengemeinden aus. „Kirchen sind keine Museen, sondern vielmehr in Stein und Kunst gegossene Predigt“, so Annegret Wegner-Braun, Pröpstin des Kirchenkreises Nordfriesland. „Sie erzählen vom Glauben an Gott, vom Leben Jesu Christi und vom Wirken des Heiligen Geistes,“ sagt sie und verweist auf wunderschöne Bildtafeln, die biblische Geschichten erzählen, auf die Altäre, die oft das Leben Jesu von seiner Geburt bis zur Auferstehung von den Toten darstellen und auf die Tauben, Symbole für den Heiligen Geist, die sich in fast jeder Kirche unter den Kanzeldeckeln oder über der Taufe finden lassen. „Mit diesem Angebot möchten wir Gäste und Urlauber ermutigen: Unsere Kirchen haben Platz für sie – Platz zum Ausruhen, zum Atemholen und zum Staunen“, so die Pröpstin.

Offenes Impfangebot in der Bahnhofsmission

„Ich will es endlich hinter mir haben und wieder ein Leben ohne große Einschränkungen führen können“, sagt Marc André Josten vom Projekt „Landungsbrücken“ des Diakonischen Werks Husum. Er gehe gern zum Schwimmen und habe bislang immer einen aktuellen Corona-Test vorgelegt: „Ich habe es halt hingenommen, weil es notwendig war, aber es ist auf die Dauer doch recht umständlich.“ Deshalb habe er sich entschieden, das „offene Impfangebot“ bei der Bahnhofsmission Husum anzunehmen. Auch Stefan Keden hat sich kurz entschlossen und lässt sich von der medizinisch-technischen Assistentin Gisela Wald den kleinen „Pieks“ mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson verabreichen, der vor einer unberechenbaren Krankheit schützt: „Besser kann es für mich nicht sein. Ich kann ohne lange Wege schnell herüberkommen, weil ich gleich um die Ecke meine Arbeitsstelle bei der Radstation habe.“

 „Es war unser ausdrücklicher Wunsch, dass die Gäste der Bahnhofsmission und die Klienten der Wohnungslosen-Beratungsstelle geimpft werden. Manche haben wir gezielt angesprochen“, erklärt Erk Paulsen. Er leitet die in das Diakonische Werk Husum eingegliederte Bahnhofsmission. Denn der Kontakt zu dieser Einrichtung sei nur mit der „3-G-Regel – genesen, geimpft, getestet“ möglich. „Viele kommen täglich zu den Mahlzeiten mit einem neuen Test; es wird aber alles einfacher mit einer Impfung“, so Paulsen. Angesprochen wurden auch „Externe“, wie unter anderem die Bewohner und Bewohnerinnen der Unterkünfte in Bredstedt oder die Klienten und Klientinnen der Fachstelle Migration des Diakonischen Werks.

Die Impfungen werden durchgeführt vom „Mobilen Impfteam des Kreises Schleswig-Flensburg“. Verantwortlich ist der DRK-Kreisverband. Anmeldung, Aufklärungsgespräch durch einen Arzt, anschließende Impfung und eine Viertelstunde ausruhen: Es läuft wie am Schnürchen und trotzdem hat das Team der Bahnhofsmission alle Hände voll zu tun, denn rund 60 Personen haben sich gemeldet, um sich gegen Corona impfen zu lassen. „Zu einer Zeit einsetzender Impfmüdigkeit haben wir gemeinsam mit dem Kreis Nordfriesland diese Aktion gestartet und gestalten sie aufsuchend. Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen“, sagt DW-Geschäftsführer Volker Schümann. Er dankt allen Beteiligten für die reibungslose Zusammenarbeit. Auch für Migranten sei dies eine einfache Möglichkeit, sich in vertrautem Umfeld impfen zu lassen, betont Mohanad Darkhabani, Kulturmittler der Fachstelle Migration. „Es ist gelebte Kooperation, dass wir uns gemeinsam mit dem Diakonischen Werk stets Maßnahmen überlegen, wie alle an den Angeboten partizipieren können, ohne dass jemand ausgeschlossen wird“, erklärt der Integrationsbeauftragte des Kreises Nordfriesland, Peter Martensen. Da die Impfneigung mitunter „nicht so groß“ sei, bedürfe es eines besonderen Vertrauens zur Fachstelle Migration, um dieses niedrigschwellig angelegte Impfangebot anzunehmen.

Ein Ansgarkreuz für Florian Bechmann

Westerland – Mit Heulern kennt er sich aus, darum und für vieles mehr wurde Florian Bechmann heute in der St. Nicolai-Kirche zu Westerland der Nordkirche ausgezeichnet. Das Ansgarkreuz ist eine hohe Ehrung für ehrenamtliches Engagement in der Kirche, und die „Heuler“ brachte Pröpstin Annegret Wegner-Braun ins Gespräch und erklärte das auch gleich. Denn Florian Bechmann kennt sich besonders gut aus mit Orgeln. Und bei diesen Großinstrumenten klemmt manchmal eine Mechanik oder ein Tonventil ist undicht. Dann entsteht ein von Organisten gleichermaßen gefürchteter und gehasster Dauerton, ein Heuler, der jeden Musikliebenden um den Verstand bringt. Florian Bechmann ist so manches mal ins Innere der Orgel gekrochen und hat mit seinem Sachverstand manches Übel beheben können. Dafür dankte ihm heute die Kirchengemeinde, und die Pröpstin war zu seiner Ehre extra vom Festland auf die Insel gereist.

Sie blickte mit der Gemeinde auf eine lange Zeit ehrenamtlichen Engagements des heute 72-Jährigen zurück. Schon beim Orgelneubau in St. Nicolai war er dabei und legte selbst Hand an, seit 1976 war er durchgehend Mitglied des Kirchengemeinderats. Schon der Vater war Organist in Westerland gewesen, Florian Bechmann absolvierte selbst die C-Prüfung, aber dann habe das Nervenkostüm dem öffentlichen Auftreten nicht standhalten können, so die Pröpstin. Auch eine Lehre zum Orgelbauer war im Gespräch gewesen, stattdessen wurde er Lehrer und war von 1983 bis 2009 Direktor der in der Nachbarschaft liegenden St.-Nicolai-Schule. In seiner Freizeit reparierte er so manche Orgel auf der Insel, zwängte sich im Blaumann zwischen das für Laien eigentlich undurchsichtige Gewirr der Pfeifen, und nicht immer sei sicher gewesen, so die Pröpstin lachend, ob er auch im Ganzen wieder herauskommen würde.

Doch nicht nur die Orgel lag ihm am Herzen, ebenso engagierte er sich für die neuen Glocken und für die Restaurierung des Schnitzaltars in St. Nils. Bei den Gottesdiensten ist er mal als Küster und mal als Lektor zu sehen. Am häufigsten aber trifft man ihn oben an der Orgel, wo er registriert oder Notenblätter wendet. Natürlich singt er auch im Chor – und der ließ es sich nicht nehmen, diesen besonderen Gottesdienst musikalisch mitzugestalten. „Mit seinem nachdenklichen, fachkundigen und besonnenen Wesen schätzen wir Florian Bechmann als tragendes Mitglied unserer Gemeinde und unseres Kirchengemeinderates“, schrieb Pastorin Anja Lochner über ihn.

Die Gemeinde ehrte ihn mit viel Musik und frohem Gesang. „Stolz steht uns Kreuzmenschen nicht gut an“, hatte der Geehrte mal zu Anja Lochner gesagt. Und so blieb er auch bei der Verleihung des Ansgarkreuzes bescheiden, zurückhaltend und still strahlend.

Eine Königin kommt

Husum – Nun ist sie fast fertig, die neue Klais-Orgel für die Husumer Marienkirche. In den vergangenen Tagen besuchte eine Gruppe von Engagierten die Orgelbaufirma in Bonn und durfte vor Ort staunen über das, was da zuwege gebracht wurde: Da stand mitten in der Halle der fertige Spieltisch mit seinen drei Manualen, an den Wänden türmten sich Regale mit beschrifteten Kartons für all die kleinen, handgefertigten Teile, die so ein Werk braucht, dicht an dicht standen die großen Pfeifen aus handgegossenem Zinn, mannshoch die Holzregister, feinste Tischlerarbeit und sorgfältige Handwerkskunst.

„Ein bisschen wie eine Geburt“

„Es ist ein bisschen wie eine Geburt“, sagte Kai Krakenberg, der Kirchenmusiker an St. Marien ist und den Orgelneubau von Anfang an begleitete. Gemeinsam mit Orgelbauer Philipp Klais hatte er an der Umsetzung seiner Klangideen getüftelt. 42 Register sind es geworden, 2430 Pfeifen werden in 41 Pfeifenreihen aufgestellt. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registriertraktur elektrisch, so dass die gewählten Klangfarben im Vorwege abgespeichert und während des Spiels per Knopfdruck abgerufen werden können. „Der Klang der neuen Orgel soll an einen sommerlichen Urlaubstag erinnern“, so hatte Kai Krakenberg seine Klangidee auf der Webseite des Projekts beschrieben.

Handwerkskunst von Anfang an

Philipp Klais führte die Gruppe gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gesa Graumann durch die Werkstatt des Familienbetriebs, und die Teilnehmenden konnten den Werdegang „ihrer“ Orgel nachvollziehen: Dicke, grade Eichenstämme lagern im Hof und warten auf ihre Weiterverarbeitung durch die Fachleute. Die Windläden, so erklärte der Orgelbauer, treiben die Luft in die Pfeifen und sind damit ihre Energieversorgung, neun Stück seien davon in der Marien-Orgel verbaut. Zinnplatten werden hier in unterschiedlichen Legierungen noch genau wie vor hundert Jahren von Hand gegossen. Pro Jahr entstehen etwa vier Orgeln bei Klais, und der Meister liebt besonders auch die Arbeit an alten Instrumenten. „Wir lernen dabei so viel“, sagte. Denn an den alten Instrumenten ist zu sehen, welche Materialien Jahrhunderte überdauern und welche besonders anfällig für Schädlinge oder Korrosion sind. Ein Warmleim aus Knochen und Gräten zum Beispiel erwies sich als unschlagbarer Werkstoff, ökologisch und seit Generationen erprobt. Klais und Graumann führten die Gruppe durch ein Meer von Pfeifen, einige meterhoch, andere kleiner als ein Finger. Und es wurde deutlich, wie viel Liebe und wie viel Sorgfalt in so einem Instrument stecken.

Ein Traum wird wahr

Ende August wird die Firma Klais das große Werk nach Husum bringen und mit dem Einbau in die Marienkirche beginnen. Am 5. Dezember, dem 2. Advent, soll die Orgel eingeweiht werden. Orgelbauverein und Orgelprojektgruppe blicken dann auf zehn Jahre Arbeit zurück. Die Ehren- und die Hauptamtlichen haben unermüdlich dafür gearbeitet, Gelder eingeworben, mit staatlichen und kirchlichen Stellen gerungen, Rückschläge eingesteckt und doch nie aufgegeben. In diesen zehn Jahren wurde aus einer Idee ein Traum – ein Traum, der nun Wirklichkeit wird. Sichtlich bewegt standen die Engagierten in der Klais-Werkstatt, und manch einer strich versonnen über das Prospektholz, das bald in Husum auf der Empore steht.

Die Königin. Sie kommt.

Wie sie wohl klingen wird? Eine Ahnung vermittelten Besuche des Kölner und des Altenberger Doms, in denen bereits eine Klais-Orgel steht. Ein gewaltiges Donnern und ein mächtiges Rauschen, filigranes Glockenspiel und tönende Tuben, strahlende Trompeten und sanfte Geigen, zarte Flöten und wummernde Bässe in fast unendlichen Kombinationsmöglichkeiten – die Orgel gilt als die Königin der Instrumente. Und die Klais-Orgel, so wie sie in der Marienkirche zu hören sein wird, wird diesem Titel Ehre machen.

Gedenken an die sowjetischen Opfer

In Bredstedt gedachte die Kirchengemeinde gemeinsam mit Vertretern der Politik des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die damalige Sowjetunion am 22. Juni 1941. „Dieser Krieg war ein Vernichtungskrieg“, sagte Pastor Peter Schuchardt in seiner Ansprache. Für Lebensraum im Osten nahm Adolf Hitler den millionenfachen Hungertod sowjetischer Kriegsgefangener und Zivilisten bewusst in Kauf und ließ sowjetische Offiziere und Kommissare auf der Basis völkerrechtswidriger Befehle ermorden. Der sogenannte „Russlandfeldzug“ richtete sich ideologisch gegen den „jüdischen Bolschewismus“ und gehörte somit zur Vernichtungsstrategie des NS-Regimes.

Auf dem Bredstedter Friedhof gibt es eine kleine, sorgfältig gepflegte Anlage zum Gedenken an in Bredstedt verstorbene russische Gefangene der beiden Weltkriege. Am 80. Jahrestag des Überfalls legten MdL Heiner Dunckel (SPD) und stellvertretender Kreispräsident Siegfried Puschmann mit den Bürgermeistern Christian Schmidt (Bredstedt) und Dirk Albert (Reußenköge) Blumen nieder, die Gemeinde tat es ihnen nach. Luba Knitel laß ein Gedicht in russischer Sprache, und Andi Buch sang das Vater-Unser von Arvo Pärt, einem Komponisten aus Estland, das zurzeit des Angriffs unter russischer Besatzungsmacht stand. Im Zweiten Weltkrieg starben 24 Millionen sowjetische Soldaten und Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder, mehr als drei Mal so viele wie deutsche.

Jahrestag Gedenken

Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt

Husum – Mehr als 80 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Sie fliehen vor Hunger, Krieg, Verfolgung und lähmender Aussichtslosigkeit. Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag, ein Tag des Gedenkens an die vielen Opfer, ein Tag auch der Sensibilisierung für die hinter den Zahlen stehenden Schicksale. Die Kirchengemeinde Husum erinnert an diesem Tag besonders an die Flüchtlinge im Mittelmeer.

Im Gottesdienst, der am 20. Juni um 11 Uhr in der Marienkirche Husum beginnt, wird unter anderem Stefan Schmidt aus Lübeck sprechen. Er ist Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein und wurde als Kapitän der Cap Anamour vor Gericht gestellt, weil er 37 Menschen aus Seenot gerettet hatte. Ebenfalls zu Gast ist Kai Anders aus Itzehoe, der auf der Seawatch3 im Mittelmeereinsatz war. Anschließend findet am Binnenhafen bei der Slipanlage eine öffentliche Veranstaltung mit Musik, Literatur und Interviews statt. Es sind unter anderem Husums Bürgermeister Uwe Schmitz und Pröpstin Annegret Wegner-Braun als Talkgäste geladen.

„Seit 2014 sind 20000 Männer, Frauen und Kinder bei dem Versuch, nach Europa zu gelungen, ertrunken“, so Karsten Wolff, Ökumene-Beauftragter des Kirchenkreises Nordfriesland, der die Veranstaltungen gemeinsam mit Friedemann Magaard, dem Pastor der Kirchengemeinde, und Adelheit Marcinczyk von der Fachstelle für Migration im Diakonischen Werk Husum organisiert.  Bis 2016 habe es noch eine staatliche Seenotrettung im Mittelmeer gegeben, die sei aber dann ersatzlos gestrichen worden. Hinzu komme die Kriminalisierung von Rettern und die Weigerung von Mittelmeerhäfen, Flüchtlingsschiffe anlanden zu lassen. Das kirchliche Bündnis United4Rescue schickte im Sommer 2020 die Seawatch4 in das Krisengebiet, mehr als 350 Menschen konnten gerettet werden, bevor italienische Behörden das Schiff am 20. September vergangenen Jahres aus fadenscheinigen Gründen festsetzten.

„Das Ertrinken im Mittelmeer hat keine Rechtsgrundlage“, betont Friedemann Magaard. „Es geht um Sensibilisierung und Mitgefühl. Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

Info: Die Veranstaltungen finden weiterhin unter Corona-Bedingungen statt, die Kirchengemeinde bittet um Anmeldung unter info@kirche-husum.de oder 04841/779280, die Plätze im Gotteshaus sind begrenzt.