Sommer, Sonne, Eiscreme

Endlich wieder unterwegs: Die Erleichterung und die Freude ist im Evangelischen Kinder- und Jugendbüro (EKJB) zu spüren. Nach der langen Corona-Zeit konnten nun wieder die Sommerfreizeiten stattfinden. Mehr als 100 junge Menschen trafen sich in Zeltlagern, auf der Treene oder bei der Klimasail auf der Artemis. „Es ist wie ein Aufatmen“, sagt Susanne Kunsmann vom EKJB.

Insgesamt gab es vier Kinderfreizeiten im dänischen Skovmose, an denen insgesamt 60 Kinder teilnahmen. 30 Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren machten sich mit dem Kanu auf den Weg oder zelteten an der Ostsee. Auf Klima-Sail begaben sich zwölf Jugendliche, und zur Jugendbegegnung nach Lettland machten sich sieben junge Menschen auf. „Es gab keinen einzigen Corona-Fall und auch keine anderen Katastrophen, es gab viel gutes Wetter und viel Eis, und alle Freizeiten waren voll belegt,“ freut sich Susanne Kunsmann. Durch viele Fördermittel war es möglich, die Aktivitäten sehr günstig anzubieten und als „Dankeschön-Bonschi“ sogar mit einer großen Gruppe Ehrenamtlicher nach Disney-Land Paris zu fahren.

Besonders dankbar ist die Pädagogin für die ehrenamtliche Unterstützung, ohne die ein solches Angebot gar nicht möglich wäre: Mehr als 20 Teamer und Teamerinnen begleiteten die Freizeiten, leiteten sie teilweise sogar in eigener Verantwortung. „Es war eine super tolle Möglichkeit viele Erfahrungen zu sammeln und eine gute Zeit mit den anderen Leitenden und Kindern zu verbringen. Niemand wird ausgeschlossen, und im Team wird Zusammenarbeit großgeschrieben“, schreibt zum Beispiel Aline Schmidt, die eine der Kinderfreizeiten in Skovby geleitet hat. „Wir unterstützten uns gegenseitig bei kleinen Hürden und hatten auch eine Menge Spaß und Freude an dem, was wir tun.“

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anna Ihme und ihrem Kollegen Sebastian Hurst bildet Susanne Kunsmann das hauptamtliche Team des EKJB: „Wir sind hochmotiviert, für Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene Erlebnisse zu schaffen, damit wir auch in Zukunft eine Generation heranwachsen sehen, die etwas von Gemeinschaft, Empathie und Frieden versteht“, so die Pädagogin.

Foto: Lasse Eggers

Eiderstedts Kirchen per App erkunden

Eiderstedt – Das wär doch was: Eine Kirchen-App mit allen Informationen, ein mobiler Kirchenführer sozusagen, für jeden zugänglich, modern, aktuell und ansprechend. Am Anfang war es nur eine „spinnerte“ Idee im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum 2017, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen in St. Peter-Ording vor Vertretern aus Politik und Kirche. Aber dann bekam die Idee Flügel, wurde zunächst in Wismar umgesetzt und jetzt sind die ersten Gotteshäuser der Kirchenregion Eiderstedt online: St. Peter-Ording, Tating, Oldenswort und Westerhever präsentieren sich vielfältig und ansprechend mit Videos, Texten und Spiel-Ideen für Groß und Klein.

„Für jede Kirche gibt es einen interaktiven Grundriss“, erklärte die Oldensworter Pastorin Inke Thomsen-Krüger. Auf ihm seien dann Links zu den einzelnen Stationen wie dem Altar oder dem Taufbecken der jeweiligen Kirche gesetzt. Unter den Reitern Wissen – Glauben – Erleben können Besuchende dann Informationen und Anregungen erhalten. Am Beispiel des Dirckschen-Epitaphs aus dem 16. Jahrhundert in der St. Pankratius-Kirche Oldenswort illustrierte sie, wie das konkret aussieht: Auf dem Epitaph ist die Familie Jakob Dircke zu sehen, und die Frauen tragen die Eiderstedter Tracht – dieses Bild wurde zur Vorlage für die Trachtenvereine Eiderstedts – davon erzählt Gudrun Fuchs in einem Film, der ebenfalls über die App abzurufen ist. Eine spielerische Annäherung gibt es auch: Die Trachten von Eiderstedt, Föhr und Sylt können digital in einer kindgerechten Abbildung miteinander kombiniert werden.

Mehr als zwei Jahre hat eine Projektgruppe mit Unterstützung des Kommunikationswerks der Nordkirche bisher daran gearbeitet. Und die Arbeit geht weiter: Nach und nach sollen alle Gotteshäuser der Kirchenregion Eiderstedt hier gezeigt werden. Das ist zurzeit besonders wichtig, so erklärte Pastor Michael Goltz, weil das Projekt Schutzengel, die Sanierung der Eiderstedter Kirchen, in vollem Gange und darum manches Gebäude nicht zugänglich sei. Mit der App sei es nun möglich, sich digital zu informieren, aber auch die Dringlichkeit der Arbeiten zu verdeutlichen und weiter um Spenden dafür zu werben.

„Wir merken, dass immer mehr Besucher nach Eiderstedt kommen und dass das Interesse an unseren Kirchen steigt“, sagte Michael Goltz. Und Propst Jessen-Thiesen ergänzte: „Wir hoffen, dass die App Menschen Freude und Lust macht, unsere Kirchen zu entdecken.“

Info: Die Nordkirchen-App gibt es kostenlos im App-Store für IOS und im Play-Store für Android. Sie öffnet sich mit einer interaktiven Karte der gesamten Nordkirche. Durch Ziehen und Vergrößern erreichen Besuchende die Kirchen Eiderstedts, rot unterlegte Symbole weisen auf bereits eingespeiste Inhalte hin. Informationen über Öffnungszeiten, Kontakte und Gottesdienste/Veranstaltungen sind ebenfalls unter den einzelnen Kirchen abzurufen.

Begegnung im Park

Husum – Der blaue Himmel über der Festwiese im Schlosspark kündigte es schon an, es sollte ein erlebnisreicher Tag werden für über 400 Gäste, die zum Fest der Begegnung gekommen waren. Organisiert wurde diese Veranstaltung von der Fachstelle Migration des Diakonischen Werks Husum und dem Jugendmigrationsdienst vom Quartiersmanagement Obere Neustadt.

Deren Leiterin, Urte Andresen, bedankte sich bei der Begrüßung recht herzlich für die Teilnahme der einzelnen Organisationen und bei den verschiedenen Geldgebern. „Ohne diese Unterstützung wäre ein solches Fest nicht möglich und ich freue mich sehr, dass das in diesem Jahr wieder stattfinden kann, nachdem wir während der vergangenen zwei Jahre eine Corona bedingte Pause einlegen mussten.“ Husums Bürgermeister Uwe Schmitz wünschte den Besuchern ebenfalls einen tollen Nachmittag: „Wir durchleben seit Corona schräge Zeiten. Menschen können nur gut miteinander umgehen, wenn sie miteinander reden und sich austauschen. Lassen Sie uns alle zusammen ein Zeichen setzen für ein gutes Miteinander. Es wäre ein falscher Weg, sich spalten zu lassen.“

Christine Wittstock von der Fachstelle Migration erklärte den geplanten Ablauf, sie eröffnete das Kuchenbuffet und damit alle Anwesenden sich willkommen fühlen, gaben einige der vielen ehrenamtlichen Helfer eine Zusammenfassung der Begrüßung in verschiedenen Sprachen. Die Bänke und Tische unter den schattenspendenden Parkbäumen sind alle besetzt, die Eltern sitzen dort und tauschen sich aus. Wer keinen Platz gefunden hat breitet eine Decke aus und trifft sich dort mit Freunden. So auch Abdalla Rasul Aziz, der Journalist aus dem Irak lebt seit zweieinhalb Jahren mit seiner Familie in Deutschland. Später sieht man ihn in seinem Festgewand zur Livemusik tanzen. Die Musik, eine Mischung aus kurdischen, persischen, arabischen und türkischen Melodien verantwortet Dana Ahmed, der mit seinen Freunden extra für diesen Tag eine Live Band auf die Beine gestellt hat. „Wir haben viele Tage zusammen geübt und es macht richtig Spaß heute“, verrät Ahmed. Am Kaffeestand aus Eritrea sind ebenfalls die Frauen in ihrer Nationaltracht zu bewundern. „Wir tragen diese Trachten nur zu besonderen Anlässen und heute ist so einer“, freut sich Hiwet Berhane. Die junge Frau röstet und mahlt den Kaffee vor Ort, der dann frisch aufgebrüht wird.

Für die Kinder wurde von der Diakonie, den Husumer Streetworkern und dem Kinderschutzzentrum ein tolles Programm auf die Beine gestellt: vom Kinderschminken, Basteln, Graffiti sprühen, Modellautos fahren und Seilziehen war alles dabei. Die Kinder kennen kein Alter, Geschlecht oder Hautfarbe. Sie spielen, toben und lachen und sie haben alle einen unheimlich schönen Tag. Diese Kinder werden am Abend erschöpft und müde, aber glücklich, ins Bett fallen, das ist sicher. Aber bis dahin gibt es noch jede Menge Kuchen zu vernaschen und um 17 Uhr ein Buffet, das die Damen aus fernen Ländern zubereitet haben. Die Tische biegen sich förmlich unter all den Köstlichkeiten, doch am Ende des Tages ist auch das letzte Fladenbrot, die letzte Piroschki und das letzte halal-Würstchen verspeist.

Christine Wittstock ist sichtlich erleichtert, dass es ein so schönes Fest geworden ist. „Wir wollen den Menschen einfach einen schönen Tag bereiten, sie sollen es einfach mal guthaben, mit ein bisschen Spaß und Freude. Und dazu zählen auch die Begegnungen mit Deutschen, wir haben massiv in der Oberen Neustadt geworben, damit die Einheimischen auch mal die Kultur kennen lernen können, die die Menschen aus ihrer Heimat  mitbringen und die sie hier endlich einmal präsentieren können.“ Familie Wellbrock aus Husum ist jedenfalls begeistert: „Wir waren das erste Mal auf dem Fest der Begegnung, aber es wird nicht das letzte Mal sein. Wir kommen wieder – versprochen.“

Text und Bild: DW

St. Severin: Gastfreundlich und segnend

Zu vielen kritischen Anfragen in kirchlichen Kreisen führte der Gottesdienst anlässlich der Eheschließung von Finanzminister Christian Lindner und der Journalistin Franca Lehfeldt in Keitum/Sylt. Medienberichten zufolge sind beide nicht Kirchenmitglied.

„Es ist auch bei uns in St. Severin die Ausnahme, dass Paare getraut werden, die nicht in der Kirche sind“, teilte Susanne Zingel, Pastorin der Kirchengemeinde in Einvernehmen mit dem Kirchengemeinderat mit. „Aber es findet statt.“ Dabei verwies sie auf einen Synodalbeschluss der Nordkirche aus dem Jahr 2019, in dem es darum geht, auf Mitglieder und Distanzierte zuzugehen und in Erprobungsräumen neue Wege – auch mit Ausgetretenen – zu gehen. „Wir sind in diesem Erprobungsprozess eine teilnehmende Gemeinde“, so die Pastorin.

Auf diesem Hintergrund und in enger Absprache mit Pröpstin Annegret Wegner-Braun war es nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Ehepaar rechtlich und seelsorgerlich möglich, diesen Gottesdienst zu feiern und dem Paar Gottes Segen zuzusprechen. „Wir sind eine gastfreundliche, segnende und betende Gemeinde, die sich vor Gott in St. Severin immer neu zusammenfindet“, zitiert Susanne Zingel in einem offenen Brief aus dem Leitbild der Kirchengemeinde. „Uns verbindet die Hoffnung auf das Wirken des Heiligen Geistes, der die Gemeinde Jesu Christi lebendig erhält.“

Bank mit Botschaft

Wenn „Tafeltag“ in Husum ist, stehen die Kundinnen und Kunden oft schon Stunden vorher vor der Friedenskirche und bilden aus ihren Taschen eine lange Schlange. Denn wer zuerst kommt, mahlt zuerst, die gespendeten Waren sind begrenzt, und die Not ist groß. Um ihnen die Wartezeit ein wenig angenehmer zu machen, haben Mitarbeitende des Diakonischen Werks eine Bank mit Botschaft aufgestellt. „Kein Platz für Rassismus“ steht auf der Lehne, und darunter ist ….. kein Platz zum Sitzen.

„Wir haben diese Bänke im Projekt ‚Anpacken‘ erstellt“, erzählt Thomas Pevec, Tischler und Fachanleiter im Diakonischen Werk Husum. Das Projekt ist eine handwerkliche Qualifizierungsmaßnahme für Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen. Für die Teilnehmenden sei das ein interessantes Projekt gewesen, sagt er: Die Bänke sind carbonisiert und mit einem Gemisch aus Leinöl und Chinaöl imprägniert, so dass sie sehr widerstandsfähig gegen nordfriesische Schmuddelwetter sind. Die Buchstaben seien von Hand geschnitzt und farblich abgesetzt worden. Das Projekt „Anpacken“ ist auf sechs Monate angelegt. Die Teilnehmenden lernen viel über Holz und das Tischlerhandwerk, in einer zweiten Phase beschäftigen sie sich mit dem Trockenbau. Hinzu kommen wöchentliche Theorie-Einheiten, die sich mit Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit, aber auch mit Materialkunde beschäftigen. Das Zertifikat, das sie im Abschluss erhalten, soll künftigen Arbeitgebern zeigen, dass die Teilnehmenden schon Erfahrungen in der praktischen Arbeit haben und sie somit für den ersten Arbeitsmarkt auszeichnen.

„Eine witzige und schöne Idee“, sagt Andreas Raabe, der Pastor in der Friedenskirche ist, in der zurzeit die Tafelausgabe stattfindet. Er erlebt hautnah, wie früh die Gäste kommen und wie lang sie auch bei schlechtem Wetter auf dem Vorplatz ausharren, denn Arbeits- und Wohnraum des Pastors liegen direkt nebenan. „Kein Platz für Rassismus“ und „Gott liebt Vielfalt“ – diese Aussagen sind der Kirchengemeinde so wichtig, dass sie gleich vier von den Bänken bestellt hat, die an und bei den vier Gotteshäusern der Kirchengemeinde ihren Platz finden werden.

BU: Thomas Pevec (2. v. li.) und Andreas Raabe (2. v. r.) freuen sich mit Teilnehmenden des Projekts „Anpacken“ über die neuen Bänke

Fahrradsternfahrt nach Garding

Im Rahmen der Sanierungen laden die Eiderstedter Kirchengemeinden zu einer Fahrradsternfahrt ein. „Tour de Kark“ heißt das Motto: Am Sonnabend, 6. August, geht es um 13 Uhr von drei verschiedenen Startpunkten los in Richtung Garding. Auf dem Weg können die Teilnehmenden jeweils eine Kirche besichtigen und sich über Geschichte und Baufortschritt informieren. „Wir kommen mit den Bauarbeiten gut voran“, sagt Michael Goltz, Pastor für St. Peter-Ording und Tating sowie Fundraiser für das Projekt „Eiderstedter Schutzengel“. „Wir haben mit den Sanierungsarbeiten begonnen. Eiderstedter, Urlauber, Wochenendbesucher, Vereine, Geschäfte, Unternehmen jeglicher Art haben bereits 425000 Euro gesammelt.“ Allerdings fehlen noch weitere 900000 Euro. Bei der Fahrradsternfahrt können SpenderInnen und Interessierte sehen, was mit dem Geld gemacht wird und wo es noch fehlt. Goltz und seine Frau, Pastorin Sylvia Goltz, stehen ab 13 Uhr an der Ordinger Kirche bereit und radeln dann weiter nach Tating, wo der Trupp um 14 Uhr eintrifft – dort gibt es eine kurze Führung durch die die älteste Eiderstedter Kirche mit ihrer Ausstellung zu digitaler Kunst.

„Wir laden ein, die Kirchenlandschaft Eiderstedt mit dem Fahrrad zu entdecken“, sagt Inke Thomsen-Krüger, Pastorin in Oldenswort. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian Fritsch beginnt sie die Tour um 13 Uhr in Witzwort und fährt dann weiter nach Oldenswort. Dort soll es dann um 14 Uhr eine kleine Bauführung geben.

In Vollerwiek startet der dritte Trupp um die Pastoren Jörg Reglinski (Eiderstedt-Mitte) und Alexander Böhm (Tönning) um 13 Uhr. Ab 14 Uhr geht es in Welt weiter. Um 16 Uhr treffen sich die Radlergruppen in der St.-Christian-Kirche Garding. Dort gibt es eine kleine Orgelmusik und anschließend Kaffee und Kuchen als Stärkung für die Rückfahrt. Insgesamt sind die Touren jeweils 30 bis 40 Kilometer lang und eignen sich für Familien ebenso wie für E-Bikes oder herkömmliche Fahrräder. „Wir werden nicht ganz so schnell wie die Tour de France sein“, sagt Inke Thomsen-Krüger lächelnd, „wir nehmen aufeinander Rücksicht. Das klappt schon.“ Gerne kann man zwischendurch aufschließen. Bei ihr kann man sich unter Tel. 04864/10181 anmelden und auch weitere Informationen zum Streckenverlauf erfragen.

Foto: Thorsten Beetz

Der lange Weg

Ladelund: Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zeigt auch in diesem Sommer eine Sonderausstellung. Vom 26. Juli bis zum 4. September 2022 wird die Ausstellung zu den normalen Öffnungszeiten (Di-Fr 10-16, Sa und So 14-16) in der KZ-Gedenkstätte zu sehen sein.

Die diesjährige Sonderausstellung steht unter dem Titel „Der lange Weg. Aus Vergangenheit lernen – Zukunft gestalten“ und thematisiert die lange Geschichte der Ausgrenzung der Volksgruppe der Sinti und Roma. Seit letztem Herbst wird die vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma konzipierte Ausstellung in ganz Schleswig-Holstein gezeigt.

Auf 21 Schautafeln wird die Geschichte der Verfolgung, Diskriminierung und Entmenschlichung der Sinti und Roma seit dem Mittelalter gezeigt. Biografien, die davon ein beredtes Beispiel geben, stehen im Zentrum der Ausstellung. Ein besonderes Gewicht besitzen die historischen Bilder, die deutlich zeigen, wie Sinti und Roma in das gesellschaftliche Leben und im lokalen Geschehen eingebunden waren.

Der Verband der Sinti und Roma setzt mit der Wanderausstellung im Rahmen der Aufklärung und im Kampf gegen Antiziganismus ein Zeichen zur Information, Austausch, Präsenz und Begegnung.

Die Ausstellung wird am 26. Juli 2022 um 19.00 mit einem Vortrag von Matthäus Weiß, dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Sinti und Roma, eröffnet. Herr Weiß wird unsere Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Jens Rönnau, Kurator der Ausstellung, gestalten. Dazu laden wir Sie gerne ein und bitten um eine Anmeldung unter info@kz-gedenkstaette-ladelund.de oder der Tel. 04666-449.

Titelfoto: Rolf-Ulrich Schlotter

Abschied mit Zimbelstern

Neukirchen-Aventoft-Rodenäs – Mit ihm geht eine Ära zu Ende: 28 Jahre lang war Jochen Seeger Organist für die drei Kirchengemeinden, 26 Jahre war er im Kirchengemeinderat, 22 Jahre lang außerdem Küster für Neukirchen. Jetzt wagt der 55-Jährige noch einmal einen beruflichen Neuanfang. Mit großem Dank nahmen die Kirchengemeinden Abschied von dem engagierten Mitarbeiter.

Am 1. April 1994 habe Jochen Seeger in Neukirchen angefangen, erzählte Swen Hansen vom Kirchengemeinderat Neukirchen. 1998 schloss er die C-Prüfung ab und seit 2000 war außerdem Küster in Neukirchen, und das sei „ein Geschenk für die Gemeinde“ gewesen, weil Jochen Seeger seinen Beruf immer als Berufung angesehen habe. Zuletzt habe er in fünf Kirchengemeinden den Orgeldienst versehen, ein großer logistischer Aufwand, der durch den scheidenden Mitarbeiter perfekt organisiert gewesen sei und im Kirchenkreis zum Vorzeigeprojekt wurde.

Ihm zu Ehren hatte sich auch Kirchenkreiskantor Kai Krakenberg auf den Weg gemacht und übernahm die Orgelbegleitung nach der Entpflichtung, die Pastor Ernst Wagner durchführte. Der hatte, gemeinsam mit seiner Frau Pastorin Meike Meves-Wagner viele Jahre mit Jochen Seeger eng zusammengearbeitet. Maike Mewes-Wagner hielt die Predigt und sprach anrührende und anerkennende Worte zum Abschied. „Danke für deine Treue, dein Engagement und deine Zuverlässigkeit“, sagte sie. In ihren Dank bezog sie auch Ehemann Christoph Marschner ein, der unzählige Male mitangepackt hatte, wenn zwei Küsterhände nicht ausreichten.

Musikalisch wurden zum Abschied noch mal alle Register gezogen. Sogar der Zimbelstern kam unter dem Raunen der Gemeinde zum Einsatz: Er wird nur bei sehr festlichen Anlässen bespielt. Auch der Flötenkreis ließ es sich nicht nehmen, den scheidenden Musiker zu ehren. Jochen Seeger geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. In Zukunft wird er im Kirchenkreis Nordfriesland für das Archivwesen zuständig sein, und der Kirchengemeinde Süderlügum-Humptrup bleibt er als Organist erhalten. „Ich habe mich immer schon fürs Archiv interessiert“, erzählt er. Er freue sich auf die neue Aufgabe. Auf der anderen Seite endet eine sehr intensive Zeit, in der er viel bewegen und bewahren konnte.

Abschied Jochen Seeger

Nachhaltig heiraten

Husum – Sie sind ein echter Hingucker, die Velo-Bikes der Radstation Husum: Luftig wie eine Rikscha, elegant wie eine Limousine, ökologisch wie ein Fahrrad, edel wie eine Kutsche. Zwei Stück davon stehen bei der Husumer Radstation und können von jedermann inklusive Fahrer gebucht werden. Aktuell hat das Diakonische Werk (DW) als Träger der Radstation neue Kooperationen geknüpft, um die Velos gut zu nutzen.

„Wir bieten verschiedene Velo-Routen für Touristen an“, erzählt Adelheit Marcinczyk vom DW. Es gibt zum Beispiel eine Kulturroute zu den wichtigsten Kultur-Spots Husums, aber auch eine Gedenkroute, die bis zum ehemaligen Konzentrationslager Schwesing führt. Die Touren dauern jeweils zwei Stunden und werden in Zusammenarbeit mit der Tourismuszentrale beworben. Immer ist der Fahrer Werner Zimmermann dabei, dem das Elektor-Mobil sichtlich Spaß macht und der die Gäste souverän durch den Verkehr lenkt. „Das muss ein bisschen üben“, erklärt Manfred Hansen, der die Radstation leitet, „das ist in Länge und Breite doch deutlich anders als ein normales Fahrrad.“ Zum Selberfahren eignet sich das Velo-Bike darum nicht. Aber in der Radstation kann man alles andere mieten, was mit zwei Rädern zu tun hat: E-Bikes und Kinderräder, Anhänger, Rad- und Wanderkarten und sogar die beliebten E-Scooter gibt es hier.

Ganz neu ist nun die Idee, das Velo-Bike als Hochzeitskutsche anzubieten. Antje Leßmann vom Galanthus stellte für die Vorführung den Blumenschmuck bereit. Und plötzlich überschlagen sich im Team die Ideen: „Wir könnten eine ganze Hochzeitsgesellschaft mit Fahrrädern ausstatten“, sagt Manfred Hansen. „Da böte sich doch eine Zusammenarbeit mit dem Christian Jensen Kolleg (CJK) in Breklum an“, spinnt Adelheit Marcinczyk den Faden weiter: Man könnte mit der ganzen Familie von der Kirche in das bekannte Tagungshaus radeln, dort feiern und schick übernachten. Warum denn nicht? Und in Gedanken sehen sie es schon vor sich: das fröhliche Brautpaar im geschmückten, weißen Velo-Bike vorweg, dahinter laut klingelnde Verwandte und Freunde, die sich das gute Essen dann auch redlich verdient haben. „Nachhaltig heiraten“ könnte das doppelsinnige Motto dieses Pauschalangebots lauten.

Aber zum Ernst: Die Velo-Bikes der Radstation sind ein Beispiel dafür, wie sich soziales Engagement, Klimaschutz und Tourismus verbinden lassen: In der Radstation arbeiten Langzeit-Arbeitslose, die sich nach einem geregelten Tag sehnen und gerne zurück in den Arbeitsmarkt finden möchten. Sie lernen unter Anleitung von Martin Hansen Fahrradtechnik und mehr. Die Velo-Bikes sind für sie interessante Objekte. Der Elektro-Antrieb ist zukunftsorientiert und emissionsfrei, nicht ohne Grund fährt das Velo-Bike unter dem Jahresmotto des Kirchenkreises Nordfriesland „Zeit, dass sich was dreht“. Denn bis 2031 klimaneutral zu werden, das hat sich der Kirchenkreis vorgenommen. Immer mehr Menschen unterstützen den Mobilitätswandel, und Gäste lassen sich sehr gerne auf diese Form des Slow-Tourism ein.

„Uns liegt der Klimaschutz sehr am Herzen“, ließ Propst Jürgen Jessen-Thiesen mitteilen. „Wir freuen uns ganz besonders über kreative Ideen, die das Thema nach vorne bringen und trotzdem Spaß machen.“ Auch Thorsten Hensel von der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, die immer wieder Projekte des DW unterstützt, lobte die Idee: „Wir unterstützen sehr gerne nachhaltige Projekte“, sagte er.

Geistliche Begleitung

Die meisten Menschen haben einen Sensor dafür, dass es zwischen Himmel und Erde noch etwas gibt, was sich nicht in die Grenzen von Naturwissenschaft und kognitiver Erkenntnis fügen will. Nicht jeder nennt es Gott, Allah oder Jesus, und viele haben aufgehört, es in den Kirchen oder Gottesdiensten zu suchen. „Geistliche Begleitung öffnet Räume zum Nachdenken und Nachspüren“, sagt Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland. Sie hat sich drei Jahre lang zur Geistlichen Begleiterin ausbilden lassen und  lässt nun ihre Erfahrungen in die Arbeit einfließen. Sie hat für all diese Nuancen, für die Fragen und Zweifel, für die Sehnsucht und die Suche nach Sinn ein feines Gespür.

„Geistliche Begleitung bietet einen geschützten Raum und Klärungshilfe für die persönliche Suchbewegung,“ heißt es auf dem Flyer der Nordkirche. Und so praktiziert sie auch Claudia Hansen als Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland. „Ich stelle den Raum zur Verfügung, in dem spirituelle Erfahrungen gemacht werden können“, erzählt sie. Das kann Tanz sein oder Meditation, das kann ein Gebärdengebet oder auch eine Bibelarbeit sein, das kann im Gespräch geschehen oder auch während der gemeinsamen Arbeit im Perlen-des-Glaubens-Garten, den sie initiiert hat.

Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Geistlichen Begleiterin. Drei Jahre mit viel Kontemplation und Stille, mit Körperarbeit und mit Arbeit an biblischen Texten. Zur Ausbildung gehören Kurswochen in Präsenz und Treffen in Regionalgruppen, aber auch Begegnungen mit einer schon zertifizierten Begleiterin. Immer geht es darum, die eigenen Erfahrungen zu vertiefen und zu reflektieren, Fragen und Zweifel zuzulassen, sich selbst in der Begegnung mit Gott zu entdecken. Geistliche Begleitung ist eine Form der Seelsorge, die das Gespräch in den Horizont des Glaubens stellt. Sie ist keine Therapie, auch wenn sie sich über einen längeren Zeitraum und mehrere Einzelgespräche erstrecken kann.

„Menschen suchen heute nach Tiefe“, sagt Claudia Hansen, die viel Erfahrung in Supervision und Biografie-Arbeit hat. Ihr hat sich mit der Ausbildung zur Geistlichen Begleiterin eine Dimension eröffnet. „Der lange Zeitraum der Ausbildung, ganz besonders die 10 Tage Stille nur mit Gottesdiensten, Bibeltexten und mir selbst, das Erleben der sehr unterschiedlichen Ausbilder und ihrer Wege, haben bei mir zur Vertiefung beigetragen und auch für mich selbst neue Räume eröffnet“, erzählt sie. Viele Methoden, die sie gelernt hat, kann sie auch in ihrer Arbeit als Frauenreferentin anwenden. Immer mal wieder lädt sie, wenn es passt, im Rahmen ihrer Veranstaltungen zum Beispiel zu einer Tanzmeditation oder einer Reise nach innen ein. Besonders berührt sie das „Gebet zu zweit“: Dann tun sich Zwei zusammen, eine erzählt und die andere formuliert aus dem, was sie hört, ein Gebet. Und dann wechseln sie. „Das ist eine so schöne Erfahrung“, sagt Claudia Hansen, „das tut so gut, wenn jemand für dich betet.“