Ecclesia semper reformanda

Am 31. Oktober ist Reformationstag. Am Vorabend von Allerheiligen (1. November) 1517 schlug Martin Luther 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg und löste damit eine Bewegung aus, die Einfluss auf Religion und Kultur, aber auch auf Bildung und Politik hatte. Als gesetzlicher Feiertag wurde das Reformationsfest in der Bundesrepublik bereits 1967 abgeschafft. Viele Schulen nutzten seitdem das Angebot der Kirchengemeinden, aus diesem Anlass Gottesdienst zu feiern. In den neuen Bundesländern wurde der Feiertag teilweise nach der Wiedervereinigung 1989 wieder eingeführt. In Schleswig-Holstein ist er seit 2018 wieder gesetzlicher Feiertag.

In vielen Kirchengemeinden wird der Reformation in diesem Jahr bereits am 30. Oktober gedacht. Hier finden Sie unsere Gottesdienste.

An besonderen Veranstaltungen wurde uns dies gemeldet:

Bargum – Am Reformationstag, den 31. Oktober, lädt die Kirchengemeinde Bargum um 14:30 Uhr zu einem Gottesdienst in der Kirche ein. Im Anschluss daran findet nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee/Tee und Plätzchen die Gemeindeversammlung statt. Dabei stellen die Kandidatinnen und Kandidaten zur Kirchengemeinderatswahl sich vor, und die Gemeinde kann zur Wahl und zum Gemeindeleben überhaupt Fragen stellen.

Husum – Herzliche Einladung zum gemeinsamen Gottesdienst der Ev.-Luth. Kirchengemeinden Husum, Rödemis, Schobüll, der Katholischen Kirchengemeinde, der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten), der Freien Christengemeinde, der Küstenkirche und der Dänischen Kirchengemeinde! Er beginnt am 31. Oktober um 10 Uhr in der Marienkirche. Das Motto lautet in diesem Jahr: „Hand und Fuß“. Frei nach dem Bild aus dem 1. Korintherbrief sind wir Christen(gemeinden) alle Teil des Leibes Jesu Christi. Ein Teil freut sich mit dem anderen mit und leidet auch mit dem anderen. Diese Gemeinsamkeit lasst uns feiern.

Niebüll – Die Kirchengemeinde Niebüll lädt ein am Montag, den 31.Oktober 2022 um 17.00 Uhr: Musikalischen Gottesdienst zum Reformationstag „Wort und Musik“ in der Christuskirche zu Niebüll mit dem Bezirksposaunenchor Südtondern und Orgelmusik von Hartmut Siebmanns. Im Anschluss an den 17.00 Uhr-Gottesdienst laden wir ein zur Gemeindeversammlung mit Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten zur Kirchengemeinderatswahl.

Repair&Fair – Ausstellung in Husum

Repair&Fair hieß es im Rahmen der Fairen Woche 2022 in der Stadtbibliothek Husum am 7. Oktober 2022. In diesem Rahmen wurde die Wanderausstellung „FIT FOR FAIR – Sport trifft Fairen Handel“ des Entwicklungspolitischen Informationszentrums Göttingen (EPIZ) in der Bibliothek eröffnet.

„Am Anfang steht ein Traum vom fairen Miteinander weltweit. Im Sinne von Fair Play, der Grundhaltung von Sportler*innen, nicht nur während des Spiels. Tagtäglich treffen wir Konsumentscheidungen mit meist globalen Auswirkungen. Ein bewussteres Konsumverhalten und der Neukauf von Produkten, die nach gesiegelten und fairen Umwelt- und Sozialstandards hergestellt wurden, können dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen.“ (Anja Belz, Projekt Fit for Fair, EPIZ)

Die Ausstellung wirft die Fragen auf, ob Sport ohne Fair Play denkbar ist und ob bei der Produktion von Sportkleidung und Sportbällen alles fair abläuft. Die Maxime des Sports, das Fair Play, wird bereits vor dem Spiel angesetzt, nämlich bei der Produktion und beim Konsum von Sportequipment. Dieser Gedanke führt als Roter Faden durch die Ausstellung hin zu vielfältigen Impulsen für ein Engagement für globale Gerechtigkeit im Sportverein sowie Mitmachaktionen.

Zu sehen ist die Ausstellung in der Stadtbibliothek Husum bis zum 21. Oktober 2022 und wechselt dann für weitere zwei Wochen an die Friedrich-Paulsen-Schule nach Niebüll.

 Organisiert wurde diese Aktion von der Fairtrade Stadt Husum und Fairtrade Stadt Niebüll als Teil der Fairen Fünf (Fairtrade Stadt St.Peter-Ording, Faire Hallig Hooge und Kirchenkreis NF) und der Steuerungsgruppe Fairtrade Kreis.

Text: Angelika Zöllmer-Daniel

„Sport has the power to change the world.“  Nelson Mandela

Junges Urgestein

Sie ist ein jung und zugleich schon ein Urgestein: Finja Belusa ist gerade mal 30 Jahre alt, und trotzdem hat man das Gefühl, dass sie schon ewig Jugendarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland macht. „Naja“, lacht sie, „das stimmt schon irgendwie.“ Und dann erzählt sie von der Sonntagsschule in ihrem Heimatdorf Högel, die sie so geprägt hat. Erinnert sich an den Jugendclub in Breklum, viele Kinderbibeltage, und daran, wie sie in die Verantwortung reinwuchs und was sie alles erlebt und auch geleistet hat. „Ich konnte etwas bewegen“, sagt sie nachdenklich.

Ihren Jugendgruppenleiter machte sie 2007 eher ein bisschen unwillig, gibt sie zu. „Jo, Finja, da musst du hin“, sagte ihr der Breklumer Diakon Bernd Hansen, „sonst kannst du hier nichts werden.“ Und sie ging hin, weil sie unbedingt eine Kanufreizeit begleiten wollte. Aber dann war das ganz anders als erwartet und entzündete in ihr eine Flamme der Leidenschaft, die bis heute brennt. Schon 2008 begleitete sie gemeinsam mit dem Evangelischen Kinder- und Jugendbüro (EKJB) eine Fahrt nach Tolk mit 150 Kindern. Sie war in Skovby, Lettland und Tansania und bildete schließlich selber junge Leute zu Teamern aus. Nach dem Schulabschluss wurde sie Erzieherin und leitete seitdem in jedem Sommer ehrenamtlich eine Freizeit in eigener Verantwortung. Einmal war sie vier Wochen hintereinander unterwegs und fand das richtig gut. „Ich mag die Vielfalt total gerne“, erzählt sie. Sie liebt Herausforderungen, mag besondere Kinder, auch solche, die mehr Geduld und Zuwendung brauchen als andere. Sie liebt es, Glauben und Nächstenliebe zu vermitteln. Sie ist Jugenddelegierte der Kirchenkreis-Synode und vertritt die Belange junger Menschen sogar in der Landessynode.

Aber jetzt geht sie mit ihrem Ehrenamt neue Wege. „Ich werde langsam erwachsen“, sagt sie lachend. Sie hat jetzt Haus und Garten, einen fordernden Beruf in der Kinder- und Jugendhilfe und einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in Kiel, wo sie auch ihren Master gemacht hat. Aber sie möchte bei Kirchens bleiben und stellt sich als Kirchengemeinderätin zur Wahl. Sie will weiterhin etwas bewegen – nur jetzt auf anderer Ebene. „Ich geh da entspannt, mutig und froh ran“, sagt sie.

Ein neuer C-Kurs beginnt

In jeder Kirche findet sich eine Orgel, meist hoch auf der Empore. Sie spielen zu können mit Händen und Füßen – das ist der Traum vieler. Und der Traum vieler Kirchengemeinden ist es, fähige Musiker und Musikerinnen zu finden, die für festliche und tröstliche Klänge bei den Gottesdiensten und den Amtshandlungen sorgen. Sie auszubilden haben sich jetzt Kreiskantoren Dithmarschens und Nordfrieslands vorgenommen. Sie bieten einen zweijährigen C-Kurs an, eine Ausbildung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker, zur nebenamtlichen Kirchenmusikerin in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

„Es geht dabei um eine sehr qualifizierte Ausbildung“, erklärt Kai Krakenberg, Kreiskantor in Nordfriesland. „Die Musikerinnen und Musiker lernen in erster Linie das Orgelspiel, aber darüber hinaus auch Liturgik, Gehörbildung, Tonsatz und vieles mehr.“ In Wesselburen, Tönning und Husum treffen sich die Teilnehmenden zusätzlich zum individuellen Orgel-Unterricht an Block-Unterrichtstagen. Dozenten sind neben Kai Krakenberg auch Christian Hoffmann aus Tönning, Gunnar Sundebo aus Wesselburen und Kent Pegler von Thun aus Hennstedt. Zur Aufnahmeprüfung am 26. November sollen gerne ein Orgelstück und zwei Klavierstücke vorbereitet sein. Die Abschlussprüfungen finden dann am Anfang des Jahres 2025 statt. Der Info-Flyer dazu kann unter www.kirche-nf.de/c-kurs heruntergeladen werden. Anmeldungen nimmt bis zum 1. November Kai Krakenberg per Email an kai.krakenberg@kirche-husum.de entgegen.

Fußball und Menschenrechte

„Die beste WM aller Zeiten“ soll sie werden, meint FIFA-Präsident Gianni Infantino, die Fußballweltmeisterschaft der Männer, die in wenigen Wochen in Katar beginnt. Doch die Kritik an der Vergabe wird immer lauter: Der Golfstaat wird von einer absoluten Monarchie regiert. Gestern diskutierten in Breklum Expertinnen und Experten über Menschenrechtsverletzungen in Katar und wie darauf reagiert werden kann.

Auf dem Podium waren Marc Fahrenkrog und Jonas Kaiser vom Fanprojekt Kiel zu Gast. Sie warben für einen Boykott der WM, auch wenn es ihnen als eingefleischten Fußball-Fans schwer fallen wird. Regina Spöttl von Amnestie International hielt dagegen, dass den 2,3 Millionen Arbeitsmigrantinnen und -Migranten damit nicht geholfen sei, sinnvoller sei es, mit öffentlichem Druck auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu drängen. Jürgen Muhl, ehemaliger Chef- und Sportredakteur des shz übte zwar scharfe Kritik an der FIFA und der Vergabe-Struktur, hob aber die Freude und das vereinende Moment am Fußball hervor. „Nach zwei Jahren Pandemie brauchen wir das einfach“, sagte er. Dietrich Schulze-Marmeling, Co-Autor des Buchs „Boykott Katar 2022!“ erinnerte an den Bestechungsskandal der FIFA, der bereits 2011 aufflog, ein Jahr nach der Bekanntgabe des Austragungsortes. „Das ist eine kriminelle Vereinigung gewesen, die das beschlossen hat. Man hätte schon damals die Vergabe zurückziehen müssen.“ Via Zoom war Ewald Lienen, ehemaliger Bundesligaspieler für Bielefeld und Gladbach, zugeschaltet, der immer wieder die globale Perspektive der Klimakatastrophe einbrachte. „Katar ist nur ein Symptom von dem, was wir in der ganzen Welt haben: Es geht nur ums Geld. Und wir sind als Konsumenten mitverantwortlich, wir haben nichts dagegen getan. Was da passiert, ist unsäglich.“ Lienen hatte sich bereits 1978 kritisch zur Fußball-WM in Argentinien geäußert, das damals von einer Militärjunta regiert wurde.

Lösungen gab es nicht, aber viele Denkanstöße. Wenn auch die WM in Katar nicht mehr zu verhindern sei, so könne man doch die Sponsoren boykottieren, die nur zu einem geringen Teil auf die Anfragen und Forderungen von Menschenrechtsorganisationen reagiert hatten. Man müsse auf die FIFA Einfluss nehmen, dass die bei der Vergabe auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten habe. Marc Fahrenkrog schlug vor, bewusst Alternativ-Veranstaltungen zu den Spielen zu organisieren, und Jürgen Muhl warf die Frage auf, ob denn überhaupt Fußball-Weltmeisterschaften in Nicht-Fußball-Ländern ausgetragen werden sollten.

Organisiert wurde der Abend von Karsten Wolff, Ökumenereferent im Evangelischen Regionalzentrums Westküste (ERW), in Zusammenarbeit mit Nora Steen vom Christian Jensen Kolleg (CJK). Friedemann Magaard, Pastor in Husum, moderierte gemeinsam mit Karsten Wolff die Veranstaltung, die hybrid angeboten wurde: Etwa 40 Teilnehmer trafen sich in Präsenz, am Bildschirm kamen noch einmal 20 hinzu. Die Präsenz-Teilnehmer hatten den klaren Vorteil, dass sie sich am Torwandschießen messen konnten. Bier und Bratwurst gab es auch, so dass zwischen „Anpfiff“ und „Abpfiff“ einem schönen Abend trotz des ernsten Themas nichts im Wege stand.

Info: In Katar arbeiten zurzeit 2,3 Millionen Menschen aus anderen Ländern an Stadien und Infrastruktur für die WM 2022. Die Arbeitsbedingungen sind schlecht, Überstunden werden oft nicht bezahlt, Löhne einbehalten und die Unterkünfte sind katastrophal. Teilweise werden Pässe einbehalten, Ausreisewillige müssen hohe Gebühren entrichten. Nach Schätzungen von Amnestie International sind mehr als 15000 Arbeiter an unklaren Ursachen gestorben. In Katar haben Frauen stark eingeschränkte Rechte, Homosexualität gilt als Straftat. Das Land gilt aufgrund seiner Gasvorkommen als eines der reichsten der Welt.

Präzisionsarbeit in luftiger Höhe

Präzisionsarbeit leisteten die Handwerker, als an der Tönninger St.-Laurentiuskirche Wetterhahn und Kugel herabgenommen wurden. In luftiger Höhe von fast 70 Metern galt es, den Hebehaken des Krans genau in die Mitte des Gerüsts zu versenken, wo schon Mitarbeitende bereitstanden, um die kostbaren Schätze gut zu verzurren. Große Überraschung dann bei den vielen Schaulustigen: Was von unten wie Gold ausgesehen hatte, erwies sich als gelber Lack. Nur an wenigen Stellen schimmerte die ursprüngliche Vergoldung durch. Erwartungsgemäß befand sich in der Kugel auch eine Kartusche mit Zeitungen aus dem Jahr 1961, dazu ein paar Münzen. Leider war Wasser eingedrungen, so dass ein Vorgängerdokument fast vollständig zerstört wurde.

Große Risse im Mauerwerk deuteten schon lange darauf hin, dass der Turm sich bewegt und nicht mehr sicher steht. Außen zersetzten sich die Fugen, und die Mauersteine drohten auf die Besucher herabzufallen. Das Kirchendach aus englischem Schiefer löste sich vom Dachstuhl, so dass einzelne, messerscharfe Schieferplatten bei Sturm auf den Marktplatz flogen. Die Turmhaube musste abgenommen werden, weil das tragende Gebälk marode ist. Die St. Laurentius-Kirche Tönning gehört wegen der Dringlichkeit der Maßnahmen zu den ersten Gotteshäusern, die im Rahmen des Sanierungsprogramms Eiderstedter Kirchenlandschaft saniert werden.

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Es wächst zusammen, was zusammengehört

Husum – Da wächst zusammen, was zusammen gehört: In die Husumer Friedenskirche zieht die Diakonie ein, und gleichzeitig bleibt die Kirchengemeinde vor Ort. Im Kirchraum findet unter der Woche die Tafelausgabe statt, am Sonntag zurzeit etwa 14tägig ein Gottesdienst. Das Amtszimmer und Büro von Pastor Andreas Raabe ist und bleibt in der Schobüller Straße 10. Landespastor Heiko Nass besuchte das Projekt und packte auch gleich mit an.

„Kirchengemeinde und Diakonie – wir sind ja Geschwister“, sagte Volker Schümann, Leiter des Diakonischen Werks (DW) Husum. Die Tafelausgabe war während der Pandemie in die Friedenskirche verlegt worden, weil die Räume in der Theodor-Storm-Straße zu klein waren, um die gebotenen Abstände zu realisieren. Inzwischen mag sich das niemand mehr anders vorstellen. Im Keller lagern Lebensmittel, im Garten steht ein Kühlhaus, und auch für die Fahrzeuge ist auf dem Gelände genug Platz.

Aber die Gemeinsamkeit DW und Kirchengemeinde beschränkt sich ja nicht auf die Lebensmittelausgabe, so Schümann: Auch das Mehrgenerationenhaus, die Bahnhofsmission und andere Einrichtungen arbeiten schon längst eng mit der Kirchengemeinde zusammen. Jetzt soll der Gebäudekomplex in der Schobüller Straße in die Trägerschaft der Diakonie übergehen. Die Kirche bleibt Gotteshaus für besondere Anlässe, der Pastor bleibt vor Ort, auch die Versammlungsräume können weiterhin von der Kirchengemeinde genutzt werden. „Hier ist etwas Beispielhaftes entwickelt worden“, sagte Schümann.

Zum Hintergrund erklärte Pastor Andreas Raabe, dass nach dem neuen Pfarrstellenplan auf lange Sicht nur noch zwei Pastorinnen oder Pastoren Dienst in der Kirchengemeinde tun werden. Vier Kirchen und vier Gemeindehäuser seien einfach zu viel für die weniger werdenden Mitglieder,  schon lange suche man nach guten Lösungen. Und die ist mit der Diakonie gefunden: So bleibt das Gebäude Kirche und wird doch von vielen genutzt. „Wir haben uns überlegt: Was können wir zusammen besser machen?“, sagt er. So sei die Idee entstanden. Künftig werden im Pastorat die Migrations- und die Suchtberatung unterkommen. Der Seniorennachmittag findet nun im nahe gelegenen Liette-Eller-Haus statt, die Helferinnen könnten sich weiter im Gemeindehaus treffen.

Zugleich diskutierten die Vertreter von Diakonie und Kirchengemeinde mit dem Landespastor die Situation der Tafeln. „Die Tafeln sind für viele Menschen der letzte Anker“, sagte Heiko Nass und hob das große ehrenamtliche Engagement hervor. Gleichzeitig betonte er die politische Dimension: „Wir brauchen eine bessere Grundlage für die Existenzsicherung“, sagte er und plädierte für neue Berechnungsmodelle. „Es ist eigentlich ein Skandal, dass es Tafeln geben muss.“ Karl-Heinz Häuber berichtete von neuen Entwicklungen. So soll in Zukunft die Teilnahme digitalisiert werden, um das lange Schlangestehen der Kunden zu minimieren. Adelheit Marcinczyk als Leiterin des Geschäftsbereichs Soziales und Arbeit, bedankte sich bei allen Spendern und insbesondere bei den Service-Clubs, die wertvolle Unterstützung leisten.

Info: Das Diakonische Werk ist Trägerin von vier Tafeln in Nordfriesland: Bredstedt, Husum, Tönning und die Mobile Tafel. Mehr als 100 Menschen aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen Zusammenhängen engagieren sich ehrenamtlich. Deutschlandweit gibt es 960 Tafeln mit sozial-ökologischer Mission: Lebensmittel retten und armutsbetroffenen Menschen helfen. Die Tafeln retten Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können und geben sie an Menschen in Armut weiter, die sich eine ausgewogene Ernährung nicht leisten können.

Die (Wieder-)Einführung in Ostenfeld

Ostenfeld – „Endlich bist du wieder da!“, freute sich Bürgermeisterin Eva-Maria Kühl über die Einführung von Ralf Pehmöller zum Pastor der Kirchengemeinde Ostenfeld. Mit dieser Einführung schließt sich für den Seelsorger ein Kreis: Hier hatte er vor fast 30 Jahren seine erste Pfarrstelle angetreten und war dann 20 Jahre auf verschiedenen übergemeindlichen Stellen tätig. „Ich bin Nordfriese geworden“, sagte er, „hier gehöre ich hin.“

Der 57-Jährige hat in seinem Berufsleben viele verantwortungsvolle Positionen innegehabt: Nach knapp zehn Jahren in der Kirchengemeinde Ostenfeld schloss er eine Zusatzausbildung als Fachwirt im Gesundheitswesen ab. Neuneinhalb Jahre war er Geschäftsführer der Diakoniestation Barmstedt, parallel dazu sechseinhalb Jahre Geschäftsführer des Kirchengemeindeverbandes Elmshorn. Schließlich baute er das neugegründete Kindertagesstättenwerk in Dithmarschen auf, bevor es ihn 2016 zurück nach Nordfriesland zog. Als Referent der Pröpste unterstützte er diese in allen Fragen und war seit 2019 mit der anderen Hälfte seines Dienstauftrags Pastor der Kirchengemeinde Olderup. „Du weißt, wie Kirche tickt“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen im Einführungsgottesdienst. „Du hast einerseits eine tiefe Kenntnis der kirchlichen Strukturen und andererseits eine tiefe Kenntnis von kommunalen Ordnungen, von Zahlen und Haushaltsplänen. Du kennst rechtliche und finanzielle Grundlagen und Rahmenbedingungen, weißt um Grenzen und Möglichkeiten.“ Seit 2005 wohnt die Familie Pehmöller schon in der Gemeinde, und ehrenamtlich engagiert sich der Theologe seit 2013 in der Gemeindevertretung. „Kirche und Kommune, das gehört zusammen“, sagte er. „Gemeinsam können wir etwas bewegen.“

Der feierliche Gottesdienst in der St.-Petri-Kirche war gut besucht, auch der Posaunenchor ließ es sich nicht nehmen, den neuen alten Pastor zu begrüßen. „Ich freue mich über den heutigen Tag“, sagte Ralf Pehmöller in seiner Predigt. „Ich freue mich über diese Kirchengemeinde. Ich freue mich über jede und jeden einzelnen von Euch.“

Ich mach das jetzt!

Husum – „Ich mach das jetzt.“ – unter diesem Motto hatte die Evangelische Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland ins Albert-Schweitzer-Haus zum Frauenmahl eingeladen. Mehr als 80 Teilnehmerinnen trafen sich an festlich gedeckten Tischen und hörten Lebensgeschichten, die genau dieses Motto für sich und gegen innere oder äußere Widerstände umgesetzt hatten.

Dabei war es die Verschiedenheit der Erzählungen, die anrührte und begeisterte. Birgit Hansen-Annus lebt in Westerrhönfeld und hat ein schwerst-mehrfachbehindertes Kind, das inzwischen 25 Jahre alt ist. Ohne Schnörkel und Umschweife erzählte sich von Freude und Leid, davon wie schwer es anfangs war, sich Hilfe zu holen, wie kummervoll die Erfahrung der begrenzten eigenen physischen und psychischen Belastbarkeit war. „Ich mach das jetzt!“ – so entschied sie sich zu einer Umschulung, zum Engagement in der Kirchengemeinde, zum Muttersein mit Hingabe und Grenzen. Denise Loop ist Mitglied des Bundestags für Bündnis90/Die Grünen und bekannte offen, dass ihre politische Karriere als „Quotenfrau“ begonnen habe. Dann aber habe sie Mut gewonnen und sich mehr zugetraut. „Man braucht Verbündete, mit denen man sich auf ein gemeinsames Handeln verständigt“, so beschreibt sie ihre politische Arbeit. Erika Fischer ist Heilerzieherin und Mitglied der Schwesternschaft Ordo Pacis, eine Gemeinschaft von Frauen in verschiedenen Lebensformen, die das Gebet in den Mittelpunkt stellt. Lange habe sie sich nicht getraut, um Aufnahme zu bitten, erzählte sie. Aber dann stand fest: „Ich mach das jetzt. Denn ich werde die Antwort nicht kennen, wenn ich die Frage nicht stelle.“ Von ihrem aufregenden Leben als Erzieherin, Trabrennfahrerin, Heilpädagogin und schließlich als Hotelierin erzählte Bärbel Finn aus Bokel. Die 60-Jährige kündigte vor zwei Jahren ihren sicheren Job und machte sich selbständig mit dem Projekt Ulliwood. Gemeinsam mit ihrem Mann arbeitete sie Zirkuswagen zu Ferienwohnungen um und findet nun ihre Erfüllung darin, Gastgeberin für Erholung-Suchende zu sein. „Es erfüllt mich richtig“, sagte sie, „das war schon immer mein Herzenswunsch.“

Organisiert und geleitet wurde der Abend vom Team der Evangelischen Frauenarbeit um Frauenreferentin Claudia Hansen. Für ein wahrhaft fürstliches, vegetarisches 4-Gänge-Mahl sorgte Alex Kitchen, und am Cello begeisterte Julia Polziehn. „Wir brauchen einen Sinn in dem, was wir tun“, sagte Claudia Hansen, „ich brauche eine Vision von mir, von meinem Land, von der Welt, um ins Handeln zu kommen.“ Sie freute sich sehr über den guten Zuspruch und kündigte eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe in zwei Jahren an. „Wir können Großes bewegen in der Gemeinschaft“, sagte sie.

Frauenmahl

Info: Das Format Frauenmahl gibt es seit einigen Jahren bundesweit. Es nimmt Bezug auf Luthers Tischreden: „Luther gelang es in seinen Tischreden, Theologie und Alltag überzeugend zusammen zu bringen“, so Ulrike Wagner-Rau, Professorin für Praktische Theologie und Mitorganisatorin des Marburger Frauenmahls, „dieses Redeformat möchten wir für heute neu entdecken.“

Vom Kater lernen

Leck – Sein großes Vorbild ist ein relativ kleines Tier: Dr. Lars Emersleben liebt es, seinem Kater zuzusehen, der tagsüber schnurrend in der Sonne liegt und nachts mit Heldenmut Mäuse jagt. „Beides, das Feiern im Hellen und Licht ins Dunkel zu bringen gehört zusammen in meinem Beruf“, verrät der 55-Jährige im Gemeindebrief. Seit dem 1. September ist er Pastor der Kirchengemeinde Leck

Mit einer halben Stelle tut er Dienst in Leck-Süd, Klintum und Osterschnatebüll, mit der anderen versorgt er Vertretungsdienste im nördlichen Nordfriesland und tritt damit die Nachfolge von Pastor Holger Asmussen an. „Das hat sich so gefügt“, erzählt er. Seine Frau Karin war 2020 in Leck gewählt worden, er war damals theologischer Referent der Nordkirche in Kiel. „Es ist eine schöne Gemeinde mit tollen Kollegen“, sagt er. Das Team arbeitet gut und verlässlich zusammen, und Lars Emersleben freut sich auf das vielfältige Gemeindeleben mit den Amtshandlungen, dem Konfirmandenunterricht und den Gottesdiensten. „Dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen“, zitiert er den alten Benedict von Nursia. Da schlägt sein Herz. Er versteht sich als Theologe, seine Aufgabe ist es, das Wort Gottes so zur Sprache zu bringen, dass es die Menschen hören können.

Dabei bleibt er ganz Mensch, humorvoll und „ein bisschen schräg“, wie er selber sagt. Er liebt es, seinen alten Landrover Defender zu fahren und auch mal daran rumzuschrauben. Er mag Filme am liebsten, „wenn da was durch die Luft fliegt“, und ihm fallen sehr spontan Witze ein, die wirklich witzig sind. Er liebt es, den Blumen im Garten beim Wachsen und den Katzen beim Spielen zuzusehen. Seine größte Schwäche sei, so der Pastor, dass er den Mund nicht halten könne, wenn ihm etwas nicht passt. Und gefragt nach dem Buchtitel, der über seinem Lebensbuch stehen müsse, antwortet er: „Ene, mene, meck – nun bin ich weg. Man muss ja vom Ende her denken.“