Before you accuse me

„Bevor du mich anklagst, wirf mal einen Blick auf dich selbst“ – das, so Pastor Thomas Knippenberg beim Blues- und Bettagsgottesdienst in Garding, ist der Sinn des Bußtags: Sich einmal an die eigene Brust zu fassen, sich selbst zu reflektieren, in sich zu gehen und nachzudenken. Und genau das ist auch das Wesen des Blues, deswegen passen der Blues und die Buße so gut zusammen.

Der erhobene Zeigefinger hat zwei Richtungen
Die St.-Christian-Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Und das nicht ohne Grund: Thomas Knippenberg hatte seine Jungs von der St.-Jürgen-Blues-Band dabei, und die hat auf Eiderstedt schon einen guten Ruf. Auch diesmal rockten sie das Gotteshaus und zeigten, dass Nachdenklichkeit mit Stimmung, Fröhlichkeit mit Gebet, Bibel und Blues gut zusammengehen. Als Predigttext stand die Geschichte vom Pharisäer und vom Zöllner im Mittelpunkt, gespannt verfolgte die Gemeinde den Dialog, den Knippenberg mit Bandmitglied Peter Kruse so in Szene setzte, dass er selbst als Pharisäer der Gegenwart von der Kanzel auf den „Zöllner“ herabsah. Beim erhobenen Zeigefinger, so wurden sich am Ende beide einig, weisen immer drei Finger auf einen selbst zurück.

Die St.-Jürgen-Blues-Band kommt aus Heide
Die St.-Jürgen-Blues-Band zeigte sich gewohnt spielfreudig. Thomas Knippenberg als Frontmann scheute den Publikumskontakt ebenso wenig wie Gitarrist und Sänger Sönke Dwenger, der außerdem an der Mundharmonika Großartiges leistete. Lead-Gitarrist Peter Kruse braucht den Vergleich mit den ganz Großen der Gitarrenszene nicht zu scheuen, Jörg Maaß am Schlagzeug, Christian Lütje am Bass und Jörn Engler an der Gitarre sorgten für den Rhythmus und den Drive. Neu im Team ist Johann Hagenah am Saxophon.

Die Blues-Brothers des Nordens
Beeindruckend ist die Band auch durch ihr Äußeres. Sie kommen in schwarzen Anzügen mit Hut und Sonnenbrille auf die Bühne, und das kundige Publikum versteht diese Anspielung auf die berühmten Blues-Brothers mühelos. Aber wenn die Musiker einen Gottesdienst gestalten, treten sie zusammen vor den Altar, nehmen sich einen Moment der Stille und legen dann die Hüte ab: eine Reminiszenz an das Göttliche, in dessen Dienst sich zu stellen sie bereit sind.