Halleluja! Händels Messias in Husum

Husum – „Halleluja! Denn Gott der Herr regieret allmächtig!“ – mit Pauken und Trompeten schließt Händel den zweiten Teil seines Oratoriums „Der Messias“. In der voll besetzten Marienkirche gaben gestern Chor und Orchester dieses Stück als Zugabe bei weit geöffneter Tür, so dass der Lobpreis über den Weihnachtsmarkt in die Welt schallte.

Im Unterschied zu anderen Oratorien hat der Messias keine Handlung, sondern besteht ausschließlich aus Bibelstellen. Im ersten Teil sammelte Charles Jennens 1741 Texte über Verheißung und Geburt des Heilands, im zweiten Teil geht es um Passion und Auferstehung, im dritten schließlich um Erlösung. So umfasst der Messias die ganze Heilsgeschichte und deutet theologisch das Leben Jesu als Rettungshandeln Gottes durch sein Leben, Sterben und Auferstehen. Jennens bat Georg Friedrich Händel, diese Texte zu vertonen. Im April 1742 wurde das Werk schließlich mit großem Erfolg in Dublin uraufgeführt.

In nur sechs Proben hatte die Husumer Stadtkantorei sich auf dieses Projekt vorbereitet und dazu Gastsänger aus dem ganzen Kreisgebiet eingeladen. Insgesamt standen gut 70 Sängerinnen und Sänger auf der Tribüne im Altarraum der Marienkirche. Kai Krakenberg führte sie und das Orchester aus Mitgliedern norddeutscher Sinfonie-Orchester mit klarer, musikalischer Linie – überaus akzentuiert – durch 33 Partituren.

Überzeugend waren die Solisten: mit warmen Timbre Altistin Susanna Frank, ausdrucksstark der Tenor von Victor Schiering und kraftvoll Hongyu Chen als Bass, der für Ulf Bästlein eingesprungen war. Herausragend gestaltete die Sopranistin Frøya Gildberg die anspruchsvollen Koloraturen. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ sang sie hingebungsvoll mit klarer und doch warmer Stimme und zog so das Publikum in ihren Bann. Auch die Bass-Arien mit Hongyu Chen, die Händel teilweise so komponiert, dass das Orchester die Melodien parallel spielt, waren eindrucksvoll dicht und sauber abgestimmt. Kai Krakenberg hatte zu jedem Zeitpunkt guten Kontakt zu Musikern und Sängern, er leitete konzentriert und führte die musikalische Gemeinschaft durch kniffelige Stellen hindurch. So ist das berühmte Halleluja, das so leichtfüßig und fröhlich wirkt, ein schwieriges Stück mit wechselnden Klangfarben und Rhythmen, bei dem Händel die Stimmen kunstvoll fugisch miteinander verwebt, so dass es von den Sängerinnen und Sängern viel Konzentration erfordert. Bei der Zugabe stimmte dann alles, und das Publikum bedankte sich mit herzlichem Applaus.

Foto: Herbert Müllerchen

Hinsehen, wo andere wegsehen

Husum – Christa Graunke ist „Mensch des Jahres 2017“. Leserinnen und Leser der Husumer Nachrichten wählten die 73-Jährige, die seit 25 Jahren ehrenamtlich in der Suppenküche des Diakonischen Werks (DW) Dienst tut, für diese besondere Auszeichnung. Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (shz) rief diese Aktion 2002 ins Leben, um das Ehrenamt in der Gesellschaft zu würdigen.

Lobende Worte von Kreispräsident Heinz Maurus
Kreispräsident Heinz Maurus fand wertschätzende Worte für alle vier Kandidaten: Daniela Dorn (39) setzt sich in besonderer Weise für den Tierschutz ein. „Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln“, zitierte er den indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi. „Tiere sind Geschöpfe Gottes wie wir“, sagte Maurus, „sie haben Gefühle, Bedürfnisse und Würde.“ Nominiert war auch der 17jährige Gunnar Jensen, der sich in vielfältiger Weise in die Kommunal- und Schulpolitik einbringt. „Wir brauchen Sie“, sagte Maurus, das jugendliche Engagement in Norstedt sei vorbildlich und zeichne die Gemeinde vor anderen aus. Mit einer ganz spontanen Initiative kam Kathrin Lutz zu Ehren. Die 31jährige Eiderstedterin organisiert via Facebook einen Fahrdienst, der täglich eine ältere Dame zu ihrem Ehemann ins Pflegeheim fährt. „Sie geben ein Gegenbeispiel gegen die zunehmende Entsolidarisierung“, lobte Maurus.

Arme sind nicht sozialschwach, sie sind ökonomisch schwach
Nachdenkliche Töne schlug der Kreispräsident bei der Würdigung von Christa Graunke an. „Wo andere wegsehen, sehen Sie hin“, sagte er. In der Suppenküche der Bahnhofsmission gibt es jeden Tag für wenig Geld eine warme Mahlzeit. Waren es früher überwiegend Obdachlose, die dieses Angebot nutzten, sind es jetzt zunehmend auch Rentner, die alleine kaum mehr auskömmlich leben können. „Sozialschwach, das sagte man früher“, so Maurus, „das ist aber Unsinn.“ Arme Menschen seien nicht sozial schwach, sie seien ökonomisch schwach. Sozial schwach seien eher die, die viel hätten, aber nichts gäben. Christa Graunke habe trotz ihrer vier Kinder und mehrere Pflegekinder sowie der Betreuung einer behinderten Nachbarin immer Zeit fürs Ehrenamt gefunden. „Das ist gelebte Nächstenliebe, wie sie im Buche steht, das heißt in diesem Fall im Buch der Bücher, der Bibel.“

Viele Gäste begleiteten die Würdigung Der Fortunasaal des Husumer Schlosses war gut gefüllt: Die gesamte Husumer Redaktion hatte sich für die Ehrung Zeit genommen, Bürgervorsteher Peter Empen, Propst Jürgen Jessen-Thiesen, Volker Schümann, Geschäftsführer des DW und Mitarbeitende der Bahnhofsmission waren der Einladung des shz gefolgt. „Für uns sind Sie alle Gewinner“, sagte Redaktionsleitung Friederike Reußner mit Blick auf die vier Kandidaten, „für mich und meine Kollegen ist dieser Tag eine Gelegenheit, Ihnen Dank zu sagen für Ihr Engagement.“

Herzlich Willkommen, Katja Kretschmar!

Husum – Mit großer Herzlichkeit begrüßte am 2. Advent die Kirchengemeinde Versöhnungskirche ihre neue Pastorin: Sie heißt Katja Kretschmar und ist 38 Jahre alt. Seit einigen Wochen wohnt sie schon mit ihrem Mann Joachim und ihren drei Kindern im Pastorat, jetzt wurde sie offiziell der Gemeinde durch Propst Jürgen Jessen-Thiesen vorgestellt.

Wir freuen uns, dass du da bist
„Wir freuen uns so, dass du da bist“, sagte Arndt Schultz, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, und sprach damit für viele. Der Kirchengemeinderat habe die sympathische Theologin sofort ins Herz geschlossen, und die ersten Wochen der Zusammenarbeit hätten diesen positiven ersten Eindruck noch bestärkt.
Für die Kirchengemeinde enden damit unruhige Jahre. Seit Pastor Hajo Stark 2011 in den Ruhestand ging, gab es immer wieder Vakanzen und krankheitsbedingte Vertretungen, die den Kirchengemeinderat und die Nachbar-Pastoren in Atem hielten. Ihnen dankte der Propst sehr herzlich für all ihren Einsatz.

Die frohe Botschaft in die Gemeinde tragen
Katja Kretschmar indessen fühlt sich sichtlich wohl in der Gemeinde: Fröhlich und souverän gestaltete sie ihren Gottesdienst in der Versöhnungs-Kirche, die eigens dafür ein paar Tage lang vorgeheizt wurde – ein Luxus, den sich die Gemeinde im Winter nur zu besonderen Anlässen gönnt. Die „normalen“ gottesdienstlichen Feiern finden in den kalten Monaten im Gemeindehaus statt. Eine „Eselin“ wäre sie gerne für die Gemeinde, so die Theologin, die in Rom und Heidelberg studiert und fünf Jahre an der Schleiermacher-Forschungsstelle in Kiel gearbeitet hat. Damit erinnerte sie an den Einzug Jesu in Jerusalem: Eine Eselin hatte ihn getragen und damit die frohe Botschaft in die Stadt gebracht. Joachim Kretschmar ist übrigens auch Theologe und ist als Studienleiter der Evangelischen Akademie in Breklum tätig. Katja Kretschmar hat auf eigenen Wunsch nur eine halbe Stelle in der Gemeinde. Ab März, so ist es geplant, wird Christian Raap aus Schobüll die andere Hälfte besetzen. Das gab der Propst im Gottesdienst bekannt.

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Vorstellung Katja Kretschmar

600 Schutzengel spendeten über 80000 Euro

Seit Anfang des Jahres wird in Eiderstedt kräftig für die Kirchen gesammelt. Die großen Banner an den alten Kirchenmauern machen es für jeden sichtbar. „Eiderstedter Schutzengel“ heißt das Projekt, mit dem der Kirchenkreis Nordfriesland die 18 Eiderstedter evangelischen Kirchen vor dem Verfall retten möchte.
„Jeder, der für die Eiderstedter Kirchen spendet, wird zum Schutzengel für eine Kirche, weil er – wie ein Engel – hilft, etwas zu schützen und bewahren, nämlich wunderschöne, alte Kirchen“, sagt Pastor Michael Goltz, der die Spendenaktion organisiert. „Man kann bei der Spende wählen, ob das Geld für eine bestimmte Kirche verwendet werden soll, oder für die gesamte Aktion, also den Erhalt der Eiderstedter Kirchenlandschaft.“

Wind und Wetter gefährden die Kirchen
Dass die Eiderstedter Kirchen baufällig sind, ist schon länger bekannt. Der Zahn der Zeit nagt an den zum Teil über 900 Jahre alten Gebäuden. Steine fallen aus dem Mauerwerk und gefährden die Besucher. Viele Dächer sind undicht oder nur noch notdürftig gedeckt, so dass Wind und Nordseewetter die wertvollen Kunstwerke im Innern angreifen. Zwei Kirchen sind sogar einsturzgefährdet. In der Oldensworter Kirche wurden bereits erste Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, um die Kirche zu retten. Dennoch darf ein Teil des schönen, alten Gebäudes nicht mehr betreten werden.

Gesamtkosten: 18 Millionen Euro
Die Kosten, die auf den Kirchenkreis Nordfriesland zukommen, sind enorm, insgesamt 18,65 Millionen Euro wird die Sanierung der Eiderstedter Kirchen kosten. Der Haushaltsausschuss des Bundes hat jedoch Hilfe zugesagt, indem er die Hälfte der Kosten übernimmt. Dafür musste der Kirchenkreis Nordfriesland die Finanzierung der anderen Hälfte zusichern. Die fehlenden Mittel sollen hauptsächlich über Eigenmittel, Zuschüsse und Kredite aufgebracht werden. Ein Teil – 1,3 Millionen Euro, also sieben Prozent der Gesamtsumme – soll innerhalb von acht Jahren durch Spenden erreicht werden. In jedem Fall werden alle Kirchen saniert, das sei die Bedingung für die Finanzierung durch den Bund gewesen.

Spenden anstelle von Geschenken
Im ersten Jahr sind über 80000 Euro an Spenden zusammengekommen, bilanziert Pastor Michael Goltz. Fast 600 Menschen haben zwischen zehn und 10000 Euro gespendet. Einige haben sogar ihre Geburstagsfeier zum „Schutzengel-Geburtstag“ gemacht und statt um Spenden für die Kirchen anstelle von Geschenke gebeten. „Die Kirchengemeinden und der Kirchenkreis Nordfriesland sind sehr dankbar für die großartige Unterstützung“, sagt Propst Jürgen Jessen-Thiesen.
Und vielleicht kommt ja noch die eine oder andere Spende vor Weihnachten dazu, hofft Pastor Michael Goltz. „Schließlich sind Engel zu Weihnachten besonders aktiv.“

Info:
Die 18 historischen Kirchen auf Eiderstedt sind vom Verfall bedroht! Die fachgerechte Sanierung wird viel Zeit und Mittel in Anspruch nehmen. Darum braucht der Kirchenkreis Nordfriesland „Schutzengel“, die sich für den Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft einsetzen. Jede Spende hilft und wird dringend gebraucht.
Machen Sie mit – werden auch Sie zum Eiderstedter Schutzengel!

Spendenkonto
Kirchenkreis Nordfriesland
IBAN: DE80 5206 0410 0206 4028 28
BIC: GENODEF1EK1

Aufgeweckt die Schöpfung gestalten

Breklum – Der Kirchenkreis Nordfriesland hat ein neues Jahresthema: „Guten Morgen – aufgeweckt die Schöpfung gestalten“ lautet es. Mit den Partnern vor Ort und weltweit will sich der Kirchenkreis für einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung einsetzen. Auf dem traditionellen Jahresempfang im Festsaal des Christian-Jensen-Kollegs in Breklum stellte er das Thema vor. Das Jahresthema ist ein inhaltlicher Schwerpunkt für das neue Kirchenjahr, das am 1. Advent begonnen hat.

Gemeinsam für ein besseres Klima
Gemeinsam mit Landrat Dieter Harrsen und einem Team von Mitarbeitenden stellte Propst Jürgen Jessen-Thiesen den Gästen vor, was es in Nordfriesland bereits gibt und was noch geplant ist, um zur CO2-Einsparung beizutragen. Der Kirchenkreis zum Beispiel kauft gebündelt Ökostrom für seine Gemeinden und Einrichtungen, der Kreis will, so Landrat Harrsen, klimafreundlichster Kreis der Bundesrepublik werden. Eine Mitfahr-App und ein Online-Portal für ökofairen Einkauf gehören zu den Zielen, die sich der Kirchenkreis setzt, mehr E-Mobilität und die Förderung von E-Bikes – eine Fülle von Ideen und Plänen sind in den Arbeitsgruppen zum Jahresthema zusammengekommen. Und auch auf Kommunal- und Kreisebene ist schon viel in Bewegung, so ist zum Beispiel Niebüll bereits Fair-Trade-Town und Husum will es werden, in Klixbüll gibt es ein elektrisches Dörpsmobil und der Kreis beschäftigt sich mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie.

Viele Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kirche
250 Gäste waren nach Breklum gekommen, darunter MdB Astrid Damerow (CDU) und Staatssekretär Ingbert Liebig (CDU), MdL Lars Harms (SSW), Uwe Schmitz, Bürgermeister der Stadt Husum und stellvertretende Kreispräsidentin Margarethe Ehler. Musikalisch begeisterten Gerd Beliaeff (Posaune) und Martin Sanders (Gitarre, Loops). Der Kirchenkreis lädt seit einigen Jahren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kirche zu diesem Jahresempfang nach Breklum ein.

Hinsehen, wahrnehmen, halten

Husum – Sympathisch, warmherzig und klug, dabei humorvoll und zugleich diskret – wer Gesa Kratzmann kennt, wird sie so beschreiben. 27 Jahre lang war sie Seelsorgerin in der Klinik Husum, saß an unzähligen Betten, hörte unzählige Geschichten, begegnete unzähligen Menschen und trug manches Leid mit bis zum Ende. Jetzt entband Propst Jürgen Jessen-Thiesen sie von ihren Aufgaben, Kollegen und Wegbegleitende dankten ihr herzlich für ihr Wirken und wünschten ihr Segen für den Ruhestand.

Der Dreierschritt der Seelsorge
Seelsorge geschehe in einem Dreischritt, erklärte Gesa Kratzmann in ihrer Abschiedspredigt, und dieser Dreischritt vollziehe sich oft im Schweigen und Zuhören. Er bestehe aus Hinsehen, Wahrnehmen und Halten. Genaues Hinsehen sei nötig, um zu verstehen, was Krankheit, Schmerzen und tragische Diagnosen in einem Menschen auslösen. Die Wahrnehmung geht noch einen Schritt tiefer, sie geht dem Schmerz hinter dem Schmerz nach, sucht die Person hinter der Krankheit, nähert sich der Seele des anderen unaufdringlich und unendlich vorsichtig. Und dann gilt es, zu halten und auszuhalten, was nicht änderbar ist. Nicht wegzusehen, nicht wegzugehen, sondern bleiben, wo andere sich abwenden.
„Manchmal habe ich euch beneidet, weil ihr etwas tun konntet“, sagte die Seelsorgerin mit Blick auf Ärzte und Pflegende. „Aber ich weiß, dass ihr auch manchmal mich beneidet habt, weil ich Zeit hatte zum Zuhören und zum Bleiben.“ Und sie äußerte ihren größten Respekt all denen gegenüber, die trotz großen Zeitdrucks immer wieder Zwischenräume für Zuwendung und Beistand fänden. Während sie sich anfangs noch eher auf Gynäkologie und die Onkologie spezialisiert hatte, besuchte sie später auch täglich die Intensivstation. „Wenn zum Beispiel jemand vier Wochen lang um das Leben seines Liebsten bangt, dann ist es gut und wichtig, dieses Bangen zu begleiten“, sagt sie.

Wahlheimat Nordfriesland
Einen Großteil ihres Berufslebens war die Theologin hauptberufliche Seelsorgerin und Supervisorin. Nach dem Studium in Kiel und dem Vikariat Hamburg war sie einige Jahre Pastorin in Flintbek und Bramfeld. Seelsorge war schon im Studium ihr Schwerpunkt; in den ersten Amtsjahren ließ sie sich dann zur Pastoralpsychologin ausbilden. 1990 wurde sie ans Predigerseminar Breklum gerufen. Diese Stelle war verbunden mit der Krankenhausseelsorge in Husum. „Ich bin total gerne nach Nordfriesland gezogen“, erinnert sie sich. Und die Ausbildung junger Theologinnen und Theologen habe ihr sehr viel Freude gemacht.

Seelsorge im Klinikum muss es auch in Zukunft geben
Der Dank beim Gottesdienst und beim anschließenden Empfang war groß: Propst Jessen-Thiesen lobte die 65-Jährige als einfühlsame und engagierte Pastorin, der die Begleitung von Patientinnen und Patienten ebenso wichtig war wie die Stärkung der Mitarbeitenden. Christian von der Becke, Geschäftsführer des Klinikums Nordfriesland, hob hervor, dass durch ihr Wirken die Seelsorge im Klinikum einen festen Platz habe und für die Zukunft unbedingt gesichert werden sollte.

Dr. Nils-Lennart Saß, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie, erinnerte an wichtige Stationen wie die Einweihung vom „Raum der Stille“ und die Gründung des Ethikkomitees, eines interdisziplinären Gremiums, das berät, wenn es Unklarheiten in Bezug auf die weitere Behandlung gibt. Dr. Andrea Magaard, Leitende Oberärztin in der Intensivmedizin und Anästhesie ist Vorsitzende des Komitees und fand sehr persönliche Worte des Dankes. „Es hat mir so gut getan, dich bei intensivmedizinischen Entscheidungen an meiner Seite zu wissen“, sagte sie.

Ein vierbeiniger Partner für den Ruhestand
Die Pastorin selbst trat – wie eigentlich immer – auch an diesem Tag eher in den Hintergrund, hörte zu, lächelte manchmal und wirkte im großen Ganzen eher nachdenklich. Zum Ruhestand will sie sich wieder einen Hund anschaffen, und die Mitarbeitenden schenkten ihr zum Abschied ein großes Hundekissen. Da lachte sie dann doch von Herzen: „Das Tier ist noch nicht einmal gezeugt, aber es hat schon einen Namen – und jetzt auch schon ein Kissen.“ Sein Name wird Selma sein.

Breklum ist erste ökofaire Gemeinde der Nordkirche

Mehrweg- statt Einweggeschirr, umweltverträgliche Putzmittel, Ökostrom und energiesparende Leuchtmittel: Diese Kriterien und viele weitere erfüllt die Kirchengemeinde Breklum. Dafür erhielt sie heute von Landesbischof Gerhard Ulrich als erste Kirchengemeinde zwischen Flensburg und Greifswald die Plakette „ÖkoFaire Gemeinde“.

Gut sichtbar für Einheimische und Besucher hängt die Plakette nun am Gemeindehaus in Breklum. Landesbischof Ulrich enthüllte sie gemeinsam mit dem Umweltbeauftragten der Nordkirche, Jan Christensen. Mit der Auszeichnung würdigt die Nordkirche die Bemühungen der Breklumer um einen fairen, ökologischen und nachhaltigen Einkauf.

Arbeits- und Menschenrechte im Blick
Als erste Kirchengemeinde hat Breklum damit einen Teilaspekt des 2015 beschlossenen Klimaschutzgesetzes der Nordkirche umgesetzt. Darin geht es unter anderem um die Bewahrung der Schöpfung und den Respekt gegenüber den begrenzten Ressourcen der Erde, um den gerechten Konsum von Produkten ohne Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten sowie um das glaubwürdige Handeln und Wirtschaften in der Nordkirche.

Gerade die „Christen in der reichen Welt“ sollten ihr Konsumverhalten überdenken, forderte Landesbischof Ulrich. „Wir alle, jede Kirchengemeinde, jeder einzelne Christenmensch ist gerufen, den Weg der anderen Globalisierung zu gehen. Durch ökofaire Kaufentscheidungen können wir dazu beitragen, dass die Vision ‚Gerechtigkeit für die Eine Welt und für die Mitgeschöpfe‘ noch stärker Einzug hält in unserer Kirche.“

Mit dem Projekt „ÖkoFaire Gemeinde“ sollen Kirchengemeinden ermutigt werden, faire und ökologische Aspekte in ihr Kaufverhalten zu integrieren. Von der Entscheidung zur Teilnahme über die Umsetzung der Maßnahmen bis zur Auszeichnung werden sie dabei von der Infostelle Klimagerechtigkeit der Nordkirche im Zentrum für Mission und Ökumene unterstützt.

Projekt „ÖkoFaire Gemeinde“
Die Aktion „ÖkoFaire Gemeinde“ geht auf eine gemeinsame Großinitiative zurück, an der das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“, die Diakonischen Werke in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die Infostelle Klimagerechtigkeit im Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche sowie die Kirchenkreise Altholstein, Hamburg-West/Südholstein und Mecklenburg und auch der Umweltbeauftragte der Nordkirche beteiligt sind.

Text: Nordkirche.de, Maren Warnecke

Im Leben und im Tod von Schöpfung umgeben

Garding – Der Friedhof ist ein wichtiger Ort, nicht nur für die, die um einen Menschen trauern. Er ist gleichzeitig ein Ort, an dem Menschen Ruhe finden, neue Kraft schöpfen, andere Gedanken denken. Und öfter als man meint, kommt es auf dem Friedhof zu Begegnungen, die dem Leben der Lebenden eine neue Richtung geben. Ein Friedhof muss darum nicht nur gepflegt, sondern auch schön sein, findet Peter Fahse, ehemaliger Leiter des Friedhofsverbands Eiderstedt. Er soll all das ermöglichen. Darum war es ihm wichtig, in Garding ein Kunstprojekt auf den Weg zu bringen, aus dem die Fülle des Lebendigen spricht.

Auch die Toten sind Teil der Schöpfung
Peter Fahse konnte den Bergenhusener Künstler Jons Drawert für diese Aufgabe gewinnen. Sieben Stelen sind entstanden, die die sieben Tage der Schöpfung symbolisieren. „Alle Menschen, die hier begraben sind und betrauert werden, sind Teil der Schöpfung gewesen“, erklärt dieser, „sie haben in und mit der Schöpfung gelebt.“ Aber ihm fällt noch mehr dazu ein: „Das Werden und Vergehen im Jahreslauf der Schöpfung ist sinnbildlich für Leben und Tod“, sagt er. Ihm ist wichtig, dass jeder Betrachter seinen eigenen Zugang zu diesem Werk finden darf. Jeder möge die Skulpturen in sich widerspiegeln und nachwirken lassen. Drawert erzählt von Friedensbewegung und von Strahlenbelastungen, spricht von einer Insel aus Plastikmüll und davon, dass die Schöpfung bedroht ist, wenn wir sie ungehemmt berauben. „Die Schöpfung ist nicht unerschöpflich“, sagt er nachdenklich.

Holz stammt aus dem Mittelalter
Die Stelen sind jeweils 3,50 Meter hoch. Sie sind gemacht aus alten Dielenbalken. Spektroskopische Untersuchungen ergaben, dass das Holz 600 Jahre alt ist. Es stammt wahrscheinlich aus der Thielenburg in Dithmarschen. Sie haben früher einmal die Decke eines sechs Meter langen Saals getragen – das war für damalige Verhältnisse sehr, sehr groß. Der Friedhofsverband hatte die Balken aufgekauft und war dann auf Jons Drawert zugegangen. Die Pastoren Inke Thomsen-Krüger und Christian Fritsch standen dem Verband vor und begleiteten das Vorhaben theologisch. Inzwischen ist der Verband in das Ev.-Luth. Friedhofswerk Nordfriesland übergegangen, und Roger Bodin, dessen Geschäftsführer, hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich zur kleinen Einweihungsfeier auf den Neuen Gardinger Friedhof zu kommen.

Schauen, staunen, danken
„Mich hat dieser Auftrag sehr bewegt und berührt“, sagte der Künstler. Man spürt Drawert ab, wie ernsthaft er sich mit dem Material, aber auch mit der Aufgabe, an einem so sensiblen Ort Kunst zu schaffen, auseinandergesetzt hat. Behutsam legt er die Hand an die Stele des siebten Tages. Ein großes Auge ist darauf zu sehen. „Schauen – staunen – wundern – danken – beten – hoffen -ruhen – loben“, steht als Erklärung auf der Schautafel. „Und siehe – es ist sehr gut.“ Jons Drawert nickt. Es ist sehr gut.

Abschluss einer langen Legislaturperiode

Breklum/Nordfriesland – Wenn auch die Propstwahl bei der jüngsten Synode scheiterte, gab es dennoch viel Grund zur Dankbarkeit. Immerhin war dies die letzte Synode der Legislaturperiode. Diese sei außergewöhnlich lang gewesen, so Präses Carl-Heinrich Feddersen, fast neun statt der „normalen“ sechs Jahre hatten die gewählten Vertreterinnen und Vertreter dem höchsten Gremium des Kirchenkreises angehört. Durch die Fusion der Nordkirche und damit verbundene Gesetzesänderungen waren die Synodalen gebeten worden, länger als verabredet Dienst zu tun.

Kirchenkreis-Anteil für übergemeindliche Aufgabe
Dem Dank war eine lebhafte Synode vorausgegangen: Propst Jürgen Jessen-Thiesen hatte die Jahresrechnung 2016 vorgestellt. In jenem Jahr habe es 506 000 Euro Mehreinnahmen gegeben. Weitere 500 000 konnten eingespart werden, so dass insgesamt mehr als 1 Million Euro an Überschüssen zu verzeichnen seien. Die Hälfte davon ging, so hatte die Synode vordem schon beschlossen, an die Allgemeine Ausgleichsrücklage, die andere Hälfte würde, wie das im Kirchenkreis üblich und geregelt ist im Verhältnis 70-30 an Kirchengemeinden und Kirchenkreis verteilt. Aus dem Kirchenkreis-Anteil in Höhe von 30 Prozent des nach dem Vorwegabzug verbliebenen Geldes werden die Dienste und Werke, insbesondere das Evangelische Kinder- und Jugendbüro (EKJB) und die Urlauberseelsorge, aber auch Öffentlichkeitsarbeit und die Ökumene finanziert.

Gemeinschaftsanteil dient der Gemeinschaft
Wie das das mit dem Gemeinschafts-Anteil – auch Vorwegabzug genannt – sei, erklärte der Propst ausführlich beim Haushaltsplan für 2018. Auch der sehe von den Einnahmen her nicht schlecht aus, so Jessen-Thiesen, allerdings sei es trotzdem ein Meisterstück gewesen, die Zuweisung für die Gemeinden nicht absenken zu müssen. Aus dem Gemeinschafts-Anteil finanzieren sich die Pfarrbesoldung, der Kita-Bereich (Fachberatung, Kitawerk und Kita-Zuschüsse) und das Friedhofswesen sowie die Verwaltung und das Sanierungsprojekt der Eiderstedter Kirchen. „Leider steigen die Kosten in diesem Bereich“, erklärte der Propst, „dadurch verringern sich Kirchenkreis- und Gemeinde-Anteil. „Wir müssen an dieser Schraube drehen“, sagt er. So müssten zum Beispiel die Kosten für das Kita-Werk auf die Kitas umgelegt werden, das treffe am Ende die Kommunen, mit denen man bereits im Gespräch sei. „Wir fühlen uns den Kirchengemeinden verpflichtet“, so der Propst, „sie sollen lebens- und handlungsfähig bleiben.“ Darum dürfe der Vorweg-Abzug nicht weiter steigen.

Friedhofswerk bringt Synergie-Effekte
Das neu gegründete Friedhofswerk stellte sich mit Nutzungs- und Gebührensatzung vor. Es wurde eingerichtet, um der allgemeinen finanziellen Schräglage auf den kirchlichen Friedhöfen besser begegnen zu können. Durch die Veränderung der Bestattungskultur gibt es bundesweit auf allen Friedhöfen größer werdende Freiflächen, die nicht mehr durch Gebühren zu deckende Kosten verursachen. „Eigentlich müssten wir das Doppelte an Gebühren nehmen“, hatte Roger Bodin, Geschäftsführer des Friedhofswerks dem shz erklärt. Das Friedhofswerk hoffe, durch eine professionelle Geschäftsführung sowie Synergien beim Einsatz von Personal und Geräten Geld zu sparen. Das Friedhofswesen ist eine hoheitliche Aufgabe. Es ist gesetzlich geregelt, dass Defizite nicht durch Kirchensteuern ausgeglichen werden dürfen. Für die Verhandlungen mit den Kommunen sei es aber eine wichtige Voraussetzung, dass der Kirchenkreis die bereits entstandenen Defizite ausgleiche.

Rosen zum Dank
Am Ende gab es Blumen: Für die treuen Protokollanten Silke Domeyer und Matthias Krämer, für die Assistentinnen Alexandra Wohlgemuth und Gabriele Carstens, für das Präsidium Carl-Heinrich Feddersen, Andreas Raabe und Karin Hartwig. Und die Synodalen durften sich zum Dank eine Martin-Luther-Rose mit nach Hause nehmen – ein Projekt der Evangelischen Kirche in Deutschland: Für jede verkaufte Rose geht 1 Euro an die German Church-School in Addis Abeba/Äthiopien.

Homepage Präsentation Haushalt 2018 für die Kirchenkreissynode am 25-11-17

Homepage Jahresabschluss 2016 für die Kirchenkreissynode am 25-11-17

Propstwahl gescheitert

Breklum/Nordfriesland – Mit äußerst knappen Ergebnis scheiterte am Wochenende die Propstwahl im Kirchenkreis Nordfriesland. Pastorin Susanne Sengstock war der Synode als einzige Kandidatin vorgestellt worden, sie konnte auch im zweiten Wahlgang nur 49 Stimmen gewinnen, mindestens 50 hätten es sein müssen. Vorangegangen war der Wahl eine Debatte um das Verfahren: Der Synode hätten mindestens zwei Kandidaten vorgestellt werden sollen, hieß es. Eine echte Wahl sei so nicht gegeben.

Das Verfahren ist durch das Pröpste-Wahlgesetz der Nordkirche geregelt. Das besagt, dass ein Pröpstewahl-Ausschuss zu bilden sei, dem insgesamt neun Mitglieder inklusive dem zuständigen Bischof angehören. Die Aufgabe des Ausschusses ist es, die Bewerbungen zu sichten und der Synode geeignete Kandidaten oder Kandidatinnen vorzustellen. Dabei sieht das Gesetz vor, dass nur weiterkommt, wer hier in geheimer Wahl mindestens zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen kann. Bei der vergangenen Synode war ein solcher Ausschuss benannt worden, der habe seine Arbeit gut, verantwortungsbewusst und sorgfältig gemacht, erklärte Gothart Magaard, Bischof des Sprengels Holstein und Schleswig, der eigens für die Wahl angereist war. Allein Susanne Sengstock habe im Ausschuss die erforderlich Mehrheit gewinnen, aus diesem Grund war sie einzige Kandidatin.

Die Kirchenkreis-Synode besteht aus 99 Mitliedern. Sie war mit 79 Mitgliedern beschlussfähig. Die Kandidatin hätte eine einfache Mehrheit des Gesamt-Gremiums gebraucht, das wären 50 Stimmen gewesen. Sie hatte nach dem Besuch im Pröpste-Wahlausschuss einen wahren Bewerbungs-Marathon absolviert: Sie stellte sich dem Kirchenkreis-Rat, dem Dienste und Werke- sowie dem Pastorenkonvent vor und hielt einen Gottesdienst in Leck für alle Interessierten. Dennoch erreichte sie in beiden Wahlgängen nur 49 Stimmen, damit galt die Wahl als gescheitert. Synodenpräses Carl-Heinrich Feddersen dankte der Kandidatin für die Bewerbung und für ihr Engagement. „So ist das mit der Demokratie“, sagte Susanne Sengstock, „ich danke Ihnen für die vielfältigen Begegnungen.“ Sie habe Nordfriesland liebgewonnen und sei auch ein bisschen traurig. Vor allem aber wünsche sie der Synode einen guten Fortgang und dass beim nächsten Mal der richtige Kandidat oder die richtige Kandidatin gefunden werden könne.

Auf den Kirchenkreis kommt jetzt eine neue Bewerbungsphase zu. Der Pröpstewahl-Ausschuss bleibt im Amt, wählen muss allerdings die neue Synode, die sich im Februar nächsten Jahres konstituiert.