Vier Gemeinden wollen es wagen

Husum – Die vier Husumer Innenstadt-Kirchengemeinden Marien-, Christus-, Friedens- und Versöhnungskirche sind mit Wirkung zum 1. Januar 2019 nur noch eine. Das besiegelten die Kirchengemeinderäte am heutigen Tag (27. März 2018), ihre Vorsitzenden unterzeichneten in Anwesenheit von Propst Jürgen Jessen-Thiesen den Fusionsvertrag. Der zukünftige Name wird „Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Husum“ lauten.

Gemeinsam geht vieles besser
„Wir haben gesehen, dass in Zukunft nicht mehr alle alles vorhalten können“, erklärt dazu Andreas Raabe, Pastor der Friedenskirche. Manche Themen wie zum Beispiel die Flüchtlingsarbeit seien für eine Gemeinde allein nicht zu schaffen. Man habe festgestellt, dass die Gemeindegrenzen längst durchlässig seien: Gemeindeglieder entscheiden frei, zu welchem Pastor und in welches Gotteshaus sie gehen möchten und sie sind überall willkommen. Stadtteil-Identitäten, für die die alten Parochialgrenzen nötig wären, gebe es in Husum nicht. Gemeinsame Vorhaben wie der neue Husumer Gemeindebrief, die Sommergottesdienste oder der gemeinsame Konfirmandenunterricht seien Erfolgsprojekte. „Wir wollen Kirche für die Stadt sein“, so Andreas Raabe. „Das können wir besser gemeinsam als jeder für sich.“

Dank für viele Unterstützung auf dem Weg
Der Unterzeichnung ging ein Prozess von etwa zwei Jahren voraus, bei dem sich die Kirchengemeinderäte von Organisationsentwicklerinnen beraten ließen. Ein geschäftsführender Ausschuss unter Leitung von Pastor Christian Raap bereitete Entscheidungen und Beteiligungen vor. Am 3. Dezember des vergangenen Jahres waren die Gemeinden in Gemeindeversammlungen über die Entwicklung informiert worden. Der Kirchenkreis und die Kirchenkreisverwaltung unter Leitung von Frau Kirstin Gabriel waren wichtige Partner.

Die vier Kirchengemeinderats-Vorsitzenden und ihre Stellvertretenden

9000 Christen in der Stadtgemeinde
Die neue Kirchengemeinde Husum wird knapp 9000 Gemeindeglieder haben. Die alten Gemeindegrenzen werden zu Bezirksgrenzen, die von den vertrauten Seelsorgern betreut werden. Das sind Katrin Hansen im Bezirk Christuskirche, Katja Kretschmar und Christian Raap, die jeweils mit 50 Prozent den Bezirk Versöhnungskirche versorgen, Friedemann Magaard im Bezirk Marienkirche und Andreas Raabe im Bezirk Friedenskirche. Es soll ein gemeinsames Kirchenbüro mit längeren und kundenfreundlicheren Öffnungszeiten in der umgebauten Altenbegegnungsstätte geben, Entlassungen oder Stundenkürzungen für die Mitarbeitenden wird es nicht geben. Auch soll keines der Gotteshäuser aufgegeben werden, aber sie könnten in Zukunft ein jeweils eigenes Profil bekommen. Dem neuen Kirchengemeinderat werden 27 Personen inklusive der Pastoren angehören.

Eine Entscheidung mit Modellcharakter
„Der Kirchenkreis unterstützt das Zusammengehen der Husumer Kirchengemeinden und begleitet es gerne“, sagt dazu Propst Jürgen Jessen-Thiesen. Angesichts der demografischen Entwicklung, die auch andere Gemeinden betrifft, sei diese Entscheidung genau richtig. Die Fusion der Husumer Kirchengemeinden habe damit Modellcharakter im Kirchenkreis.

Ein Garten der Begegnung

Ladelund – KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund – der Name ist lang und holpert vielleicht auch ein bisschen. Aber holperig ist ja auch die Geschichte, die sie erzählt. Sie erinnert an den Tod von 300 Männern. Sie starben unter menschenunwürdigen Bedingungen im Winter 1944 im KZ-Ladelund, das ein Außenlager von Neuengamme war.
Es ist so wichtig, was dort passiert: dass nämlich aus der reinen Erinnerungsarbeit Versöhnungsarbeit wird. Damit nicht wieder geschieht, was geschehen ist. Darum muss der Name auch so bleiben wie er ist: Es ist eine Gedenk- und Begegnungsstätte, damit Menschen und Völker in Zukunft gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus einstehen. Ein „Garten der Begegnung“ wird jetzt in Zusammenarbeit verschiedener Nationen entstehen. Anfang April ist der Baubeginn im ersten Abschnitt.

Gemeinsame Aktionen
„Die Idee entstand auf einem Volkstrauertag“, erzählt Gudrun Jessen-Hansen, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Einrichtung engagiert. Zuvor habe es einen „Putten-Ladelund-Lauf“ und die Aktion „Hand in Hand“ – Projekte bei denen Menschen aus dem holländischen Putten und dem nordfriesischen Ladelund zusammenkamen. Ein Großteil der im Lager verstorbenen 300 Männer stammte aus dem kleinen Ort in den Niederlanden. Sie wurden über Neuengamme nach Ladelund deportiert – ein Racheakt der Nationalsozialisten für einen Anschlag gegen einen hohen Offizier. Nun soll die Fläche zwischen dem Dokumentenhaus und den Gräbern neu gestaltet werden.

Ein Garten der Begegnung
Gedacht ist an eine kleine Parkanlage mit einem etwas tiefer liegenden viereckigen Platz der Begegnung in der Mitte. Ein breiter Weg wird auf das Grabkreuz zulaufen, das Viereck liegt quer und leicht versetzt, so dass der Eindruck eines schiefen Kreuzes entsteht. Der Ladelunder Architektur-Student Thorsten Hansen hat die Entwürfe gezeichnet und begleitet nun mit wachem Herzen die weiteren Schritte.
Die Idee ist, dass Menschen sich bei der gemeinsamen Arbeit am Projekt kennenlernen. Bereits 27 Puttener haben sich angemeldet. Sie wollen in den ersten Apriltagen gemeinsam mit Ladelunder Bürgern an diesem Projekt arbeiten. Landschaftsarchitekt Michael Körkemeyer begleitet sie dabei. „Wir brauchen noch jede Menge Hilfe“, sagt Gudrun Jessen-Hansen. Nicht nur die Gartenarbeit braucht es viele Hände, es werden auch noch Quartiere gesucht, es soll ein Rahmenprogramm geben und wer hart arbeitet, muss schließlich auch etwas Essen – auch fürs Cathering werden Mitarbeitende gesucht.

Helfer gesucht
„Auch Sach- und Geldspenden sind hilfreich“, ergänzt Sighart Baumgardt, Vorsitzender des Kirchengemeinderats in Ladelund. Ungefähr 30000 Euro müssen für die Finanzierung aufgebracht werden, Kirchengemeinde und Gedenkstättenausschuss hoffen auf die Hilfestellung von örtlichen Handwerkern und Gartenbauern. „Und wenn uns nur jemand für ein paar Stunden einen Minibagger leiht, wir freuen uns über jede Hilfe“, sagt Baumgart.

Gudrun Jessen-Hansen koordiniert alle Hilfe, sie ist unter 04666/541 oder gudrunj-hansen@freenet.de erreichbar. Geldspenden nimmt der Förderverein der KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund entgegen:
Evangelische Bank
IBAN: DE 60 5206 0410 0006 4543 72
BIC. GENODEF1EK1
Verwendungszweck: Garten der Begegnung

Danz op de Karkendeel

Husum – Mit einem wahrhaft rauschenden Fest über drei Tage feierten die Husumer das 50jährige Jubiläum ihrer Versöhnungskirche. Am 10. März 1968 wurde das moderne Gotteshaus im Norden der Stadt eingeweiht. Es lag damals inmitten eines Neubaugebiets voller junger Menschen und Familien. Die Aufbruchsstimmung von damals war bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum erneut zu spüren: Im Gemeindehaus, das zurzeit Winterkirche ist, wurde fröhlich gefeiert, geschnackt und sogar getanzt.

Konfirmanden von damals trafen sich wieder
Die Gemeinde hatte aus Anlass des Jubiläums die ersten Konfirmanden von damals zur Goldenen Konfirmation eingeladen. Die freuten sich über das Wiedersehen und tauschten Erinnerungen aus. 1968 war Dieter Schöneich Pastor der Versöhnungskirche, der brachte – und das gefiel nicht jedem – Gedankengut der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Studentenbewegung in die Gemeinde, die sich gebildet hatte, weil zahlreiche Geflüchtete und Vertriebene hier eine neue Heimat fanden. 60 bis 80 Taufen gab es damals jährlich, gut 20 Paare empfingen jährlich vor dem Altar, den Rolf Senf aus Hamburg gestaltet hatte, den Segen Gottes für ihr gemeinsames Leben. Es war eine Zeit des Aufbruchs – und die Gemeinde war jung und lebendig.

Auf dem Weg zur Wiedervereinigung
Zur Zeit der Einweihung war der Bezirk Versöhnungskirche noch Teil der Großgemeinde Husum, die erst 1976 aufgelöst wurde. Seitdem gab es neben Schobüll und Rödemis auch die Kirchengemeinden St. Marien, Christus und Husum-Nord. 1989 teilte sich dann auch Husum-Nord auf in Friedens- und Versöhnungskirchengemeinde. Zum 1. Januar 2019 wollen die Innenstadtgemeinden fusionieren, und so war es besonders schön, dass auch Christinnen und Christen aus den Nachbargemeinden zum Gratulieren kamen.

Tanzen verbindet
Pastorin Katja Kretschmar und Arndt Schulz als Vorsitzender des Kirchengemeinderats begrüßten die Gäste und waren auch die ersten auf der improvisierten Tanzfläche. Propst Jürgen Jessen-Thiesen wollte sich ein Tänzchen mit der Pastorin nicht entgehen lassen. Viele Kollegen und Mitarbeitende waren gekommen, im Nebenraum liefen Bilder aus 50 Jahren – und die Versöhnungskirche machte ihrem Namen Ehre.

Neue Pastorin für Amrum

Amrum – Wer mit Martje Brandt über Amrum radelt, wird nicht glauben können, dass die Seelsorgerin erst seit wenigen Tagen auf der Insel lebt. Sie tritt kraftvoll in die Pedale, kennt die geheimen Pfade, gibt hilfreiche Insider-Tipps und grüßt bisweilen mit nordfriesischer Coolness, indem sie Zeige- und Mittelfinger exakt drei Zentimeter vom Lenker hebt – das genau ist die norddeutsche Alternative zu den winkenden Großgebärden der Städter.

Eine bodenständige Theologin
„Warum soll man in der Großstadt wohnen, wenn man das auch vermeiden kann?“, sagt sie und strahlt. Sie muss es wissen: Sie ist in Harburg aufgewachsen, hat in Hamburg studiert und den größten Teil ihres Berufslebens in Pinneberg verbracht. Nach vier Jahren in den Kirchengemeinden Appen und Moorrege-Heist, war sie Diakoniepastorin in Pinneberg. Die letzten 11 Jahre hat sie dann als Gemeindepastorin in der Luthergemeinde Pinneberg gewirkt. „Ich mag viel lieber mit Konfirmanden über den Deich kriechen als auf irgendwelchen Empfängen herumstehen“, sagt sie. Sie ist eine Pastorin für die Basis, sie mag das ganz Normale, das „Alltagsgeschäft“, die Begegnungen mit Menschen, Gottesdienste und Amtshandlungen.

Herzlicher Empfang auf der Insel
Zum 1. März hat sie ihren Dienst angetreten, Pastor Holger Asmussen, der Stellvertreter des Propstes, hat sie feierlich in ihr Amt eingeführt, und die Amrumer haben sie sehr, sehr herzlich begrüßt. Im Pastorat stehen noch ein paar Kisten – wie das so ist, wenige Tage nach dem Umzug. Die Lebensgefährtin Katrin wird weiterhin in Hamburg arbeiten, das Paar hat sich für eine Wochenendbeziehung entschieden. „Es zog mich einfach her“, sagt Martje Brandt. „Es fühlt sich richtig an.“ Alles andere wird sich finden.

Insulaner und Residenten
Martje Brandt mag die Insel, sie hat Lust an der Arbeit. Sie liebt die beiden Kirchen der Gemeinde. Sie hat die Probleme, die die Finanzierung der Insel-Friedhöfe mit sich bringen, verstanden. Sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderats-Vorsitzenden Hans-Peter Traulsen, und ihre Mitarbeitenden liegen ihr am Herzen. Sie ist gespannt auf die Arbeit mit alteingesessenen Insulanern, mit Gästen und Touristen und besonders auf die mit den „Residenten“ – das sind solche, die schon lange auf Amrum eine zweite Heimat haben und jede freie Minute auf der Insel verbringen. Sie sind ein Schatz für die Gemeinde, den zu heben sie sich vorgenommen hat.

Martje Brandt hat ihren Platz gefunden
Privat mag sie Musik: In Pinneberg waren ihre Gospelgottesdienste sehr erfolgreich. Dass die Amrumer mit Anne-Sophie Bunk eine so gute Kirchenmusikerin haben, freut die 52-Jährige besonders. Sie macht gern Walking und Aqua-Gymnastik – für beides hat sie auf der Insel tolle Möglichkeiten. Martje Brandt wirkt bereits nach diesen wenigen Tagen wie jemand, der seinen Platz gefunden hat – und vielleicht verwundert sie das selbst am meisten. „Ich bin Pastorin auf Amrum – ich kann’s noch gar nicht glauben“ – sagt sie und lacht.

Zeit zu leben

Leck – 24 Stunden Zeit, ein ganzer Tag und eine ganze Nacht – das Evangelische Kinder- und Jugendbüro (EKJB) hatte zur Jugendvollversammlung eingeladen und dabei diese Zeit gemeinsam zu verbringen und sie bewusst wahrzunehmen. Bei einer eindrucksvollen Podiumsdiskussion in der St.-Willehad-Kirche erhielten die knapp 40 Jugendlichen sehr persönliche Einblicke in das Leben von vier Menschen, bei denen Zeit eine besondere Rolle spielt.

Patricia Schmidt-Knäbel: Leben mit schrecklicher Diagnose
Patricia Schmidt-Knäbel war eine von ihnen. Sie erhielt mit knapp 40 Jahren die Diagnose, dass sie an einer „letalen Lungenfibrose“ leide, einer sehr seltenen Krankheit, die nicht heilbar und in ihrem Verlauf tödlich ist. Eindrücklich schilderte sie, wie Zeit für sie dadurch einen neuen Stellenwert gewonnen habe. Schnell entschied sie, wofür die verbleibende Lebenszeit zu nutzen sinnvoll sei. Die erfolgreiche Organtransplantation sei für sie „Bonuszeit“, geschenkte Zeit, und auch die ist – das sei ihr klar – begrenzt.

Christel Tychsen: Menschen beistehen am Ende ihres Lebens
Ebenso ernsthaft erzählte Christel Tychsen von ihrer Arbeit im Wilhelminen-Hospiz Niebüll. „Das ist mein Kind, dafür habe ich gekämpft, das habe ich aufgebaut“, erzählte sie. Ins Hospiz kommen Menschen, die ihrem Ende entgegen gehen. „Bei uns gilt nur der Patientenwunsch“, sagte sie, „was immer er oder sie sich wünscht, das versuchen wir möglich zu machen.“ Aber sie erzählte auch von langem, schweren Sterben, vom Elend der letzten Tage und dass es manchmal nicht leicht auszuhalten sei. „Ich glaube fest, dass meine Seele, das was mich ausmacht am Ende irgendwo sein wird“, fasste sie zusammen. „Und das tröstet mich. Wenn jemand gestorben ist, dann hat er es geschafft. Dann ist das Leiden zu Ende.“

Danielle Forthmann: Zeit ist so kostbar
Danielle Forthmann ist 21 Jahre alt und wurde den Jugendlichen als „Weltenbummlerin“ vorgestellt. Sie war viele Male mit dem EKJB in Estland, Reisen sind ihr Leben und ihren Berufswunsch Hotelfachfrau verbindet sie mit der Hoffnung, viel unterwegs sein zu können. Ein halbes Jahr verbrachte sie in Indien. „In Indien ist alles anders. Da kommt nie jemand pünktlich. Man bringt viel Zeit mit Warten zu.“ Und dieses Warten, das so ungewohnt für eine Westeuropäerin ist, nutze man unweigerlich zum Nachdenken. „Bei uns geht immer alles schnell, immer alles mit viel Power“, sagte sie. Zeit zu verschwenden könne sie sich heute nicht mehr vorstellen, sie wolle jeden Moment nutzen.

Peter Schuchardt: Lebenszeit ist begrenzte Zeit
Um gut genutzte Lebenszeit ging es auch bei Peter Schuchardt, Pastor in Bredstedt. Ihm fehle manchmal Zeit für die Familie, gab er zu. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten eines Pastors tun ihr Übriges dazu, und die Zeit, die Kinder aufwachsen zu sehen, sei unwiederbringlich verloren, wenn sie erwachsen würden und aus dem Haus gingen. Manchmal dauere es ihn um die in Sitzungen verbrachte Lebenszeit – auch das gehört nun mal zum Beruf. Aber er erzählte auch von seiner Arbeit in der Suchtkrankenhilfe und von Menschen, die rückblickend ihre Lebenszeit als im Rausch vergeudet ansehen. „Da ist es wichtig, das zu akzeptieren und nach vorne zu blicken“, so der Seelsorger.

Mucksmäuschenstill war es in der Kirche, die Jugendlichen ließen sich berühren und inspirieren von den vier Lebensgeschichten. Zeit ist kostbar, lernten sie, Zeit ist begrenzt. Sie gut zu nutzen ist eine Herausforderung, damit nicht am Ende das große „Hätte-ich-doch-nur“ steht.

Katja Lütt ist neue Jugenddelegierte für das Steuerungsteam
Am Samstag wurde eine neue Jugenddelegierte für das Steuerungsteam des EKJB aus dem Bereich Süd gewählt. Katja Lütt, 18 Jahre, aus Husum wird nun gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Gremiums die Arbeit des Ev. Kinder- und Jugendbüros gestalten und verantworten.

Vier Hände und vier Füße

Mit einem aufregenden Programm eröffnen zwei junge Organistinnen aus Hamburg die Reihe „Musik in Ostenfeld“ 2018: Olga Mikhaylova und Lotta-Sophie Harder. Auf der Sauer-Orgel spielen sie Werke für vier Hände und vier Füße unter anderem von W.A. Mozart, Johannes Brahms und Gustav Merkel. Eine der beiden Künstlerinnen ist frischgebackene Trägerin des Philip Moore Preises des “St. Albans International Organ Festival“ (Juli 2017), die andere hat einen ausgezeichneten Master erworben und steht kurz vor ihrem Konzertexamen. Die beiden werden das Programm des Konzertes im April auch in einem internationalen Orgelwettbewerb in Polen vorstellen. Sie studieren in Hamburg bei Prof. Wolfgang Zerer.

Anlässlich des Eröffnungskonzertes der „Musik in Ostenfeld“ 2018 wird der Orgel-Sachverständige der Nordkirche, Hans-Martin Petersen aus Lübeck, anwesend sein. Er wird die Orgeln und die Künstlerinnen vorstellen und damit die Reihe eröffnen. Das Konzert beginnt um 17 Uhr – und endet mit einem Nachklang in der Kirche bei Wein und Wasser.
Den Eintritt schenkt in diesem Konzert die Kirchengemeinde allen Gästen – er ist frei. Am Ausgang wird um einen freiwilligen Beitrag gebeten zur Finanzierung dieses Konzertes und der Reihe.

Vier Hände und vier Füße
Eröffnungskonzert „Musik in Ostenfeld“ 2018
am Palmsonntag, 25.03.2018

Stifte machen Mädchen stark

Nordfriesland – Filzstifte, Kulis und Textmarker sind ja überaus nützlich, solange sie gut gefüllt sind. Sobald sie aber austrocknen oder aufgebraucht sind, taugen sie eigentlich nur noch zum Wegwerfen und belasten damit die Umwelt. Mit der gemeinsamen Aktion des Kirchenkreises Nordfriesland und der Weltgebetstagsbewegung lässt sich aber damit Gutes tun: Pro Stift geht ein Cent an ein Team aus Lehrerinnen und Psychologinnen, das syrischen Mädchen in einem Flüchtlingscamp im Libanon den Schulunterricht ermöglicht.

Für Nachhaltigkeit, Geflüchtete und Geschlechtergerechtigkeit
„Ich mag an der Idee, dass sie so viele Aspekte vereint“, sagt Britta Jordan, Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis. Wer Stifte spendet, tue einerseits Gutes für die Umwelt und weite gleichzeitig seinen Blick für die Probleme, mit denen Geflüchtete in den libanesischen Lagern belastet sind. „Das ist wirklich schwierig dort“, sagt Britta Jordan. Viele der Kinder können noch immer nicht zur Schule gehen. Wir unterstützen ein Bildungshaus, in dem diesen Kindern Unterricht erteilt wird. „Für 450 Stifte kann beispielsweise ein Mädchen mit Schulmaterial ausgestattet werden und sich so eine Tür für eine bessere Zukunft öffnen“, so die Diakonin.

15 Kilo müssen zusammenkommen
Erlaubt sind Kugelschreiber, Gelroller, Marker, Filzstifte, Druckbleistifte, Korrekturmittel (auch Tipp-Ex-Fläschchen), Füller und Patronen, auch Metallstifte. Nicht akzeptiert werden Klebestifte, Radiergummis, Lineale, Bleistifte und Scheren. In drei nordfriesischen Kirchengemeinden stehen Sammelkartons: In der Christuskirche Niebüll (Kirchenstraße 6), in der Friedenskirche Husum (Schobüllerstraße 10) und im Kirchenbüro Eiderstedt-Mitte (Markt 4). An der Sammelaktion kann sich übrigens jeder und jede beteiligen: Schulen, Kindergärten oder zum Beispiel Arztpraxen können unter www.weltgebetstag.de/aktuelles Material für die Gestaltung einer eigenen Sammelbox herunterladen und diese dann gefüllt an den genannten Sammelstellen abgeben. 15 Kilo müssen zusammenkommen, dann kann das Paket an die Verwertungsfirma geschickt werden. Die schreddert dann die Stifte und gibt das Material zum Recycling weiter: Es entstehen Mülleimer oder Gartenbänke, Briefkästen und vieles mehr.

Gesammelt wird bis Pfingsten
Bis Pfingsten (20. Mai) nehmen die drei genannten Gemeindebüros Einzel- und Sammelspenden entgegen. Mehr Information gibt es unter www.kirche-nf.de und bei Britta Jordan, Tel. 04671/6029-924.

Auf nach Surinam!

Am 2. März feiern Menschen in über 100 Ländern den Weltgebetstag, auch in Deutschland, auch in Nordfriesland. Ausgerichtet werden die Feiern von Frauen unterschiedlicher Kirchen in ökumenischer Gemeinschaft. Die Texte und Ideen für die Gottesdienste stammen in diesem Jahr aus Surinam. Es ist das kleinste der südamerikanischen Länder, geprägt von der reichhaltigen Natur des Regenwaldes und Heimat von Menschen verschiedenster Volksgruppen. Das Miteinander der Menschen hat sogar einen eigenen Begriff in Surinam: Moksi. Er bedeutet Mischmasch und ist äußerst positiv besetzt. Gemeinsam leben in kultureller und religiöser Vielfalt, von den Menschen Surinams können wir lernen, dass darin ein großer Schatz liegt. Die Gottesdienste stehen unter dem Thema „Gottes Schöpfung ist sehr gut!“. Sie laden ein, über die faszinierende Natur zu staunen, mit den Ressourcen der Erde sorgsam umzugehen und sich gemeinsam den Herausforderungen einer globalisierten Welt zu stellen.

In Nordfriesland laden Frauen aus deutschen und dänischen evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden zu vielfältigen Gottesdiensten ein. Alle sind herzlich willkommen! An vielen Orten gibt es im Anschluss an die Gottesdienstfeier ein Zusammensein mit landestypischem Imbiss, Bildern und weiteren Informationen. Wo kein anderer Zusatz angegeben ist, findet der Gottesdienst in der evangelischen Kirche am Ort statt. Die Gemeinde Bredstedt lädt bereits am 28.2. um 19 Uhr zu einer musikalischen Einstimmung im Rahmen der Passionsandacht in die Kirche ein. Weitere Informationen finden sich unter www.kirche-nf.de/wgt

Gottesdienste zum Weltgebetstag 2018
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Ein Netzwerker par excellence

Breklum/Husum – Er ist einer, der Themen zusammendenken kann: Wacken und Theologie, Heimat und Tourismus, Nordfriesland und die Welt, Großes und Kleines, Wichtiges und scheinbar Banales. Friedemann Magaard, bisher theologischer Leiter des Christian Jensen Kollegs (CJK), hat sich einen Namen gemacht als jemand, der lose Fäden zusammenführt, neue Wege wagt und Menschen unterschiedlichster Couleur zusammenbringt. Nun verlässt der Theologe das CJK, um wieder Basisarbeit zu machen: Zum 1. März wird er Pastor von St. Marien Husum.

Von der Reflexion in die Praxis
Von außen mag das wie ein Seitenwechsel wirken – allerdings nur, wenn man den 52-Jährigen und seine Arbeitsweise nicht kennt. „Ich würde es als Fokussierung bezeichnen“, so erklärt Friedemann Magaard selber den Weg, den er geht. „Ich möchte aus der Reflexion in die Praxis gehen, ich möchte Ideen, die in der Arbeit des CJK entstanden sind, anwenden“, so der Seelsorger. Husum, das ihm zur Heimat geworden ist, böte dafür gute Möglichkeiten.

Über die Grenzen von Stadt und Konfession hinaus
Und Ideen sind im CJK viele entstanden. Die „Tage der Utopie“ wecken bundesweites Interesse als Zukunftswerkstatt, bei der Experten miteinander an neuen Perspektiven für Welt und Gesellschaft arbeiteten. In „Abrahams Zelt“ treffen sich Vertreter der drei Weltreligionen, die sich auf Abraham berufen: Juden, Christen und Muslime. „Das waren immer inhaltlich und spirituell bereichernde Begegnungen“, sagt Friedemann Magaard, und sein Gesicht macht deutlich, dass er immer jemand sein wird, der über die Grenzen von Stadt und Konfession hinausdenken kann und will. Das „Demokratie-Kolleg“ ist ein Format, bei dem Politiker im kirchlichen Rahmen Rede und Antwort standen.

Vielfältig begabt und vielfältig qualifiziert
Dem Dienst im CJK war eine langjährige Gemeindearbeit im Dithmarscher Lunden vorangegangen. „Das war ein tolle Zeit“, sagt der Vater von drei inzwischen erwachsenen Kindern. Er habe sehr viel ausprobieren können. Die „Lundener Gespräche“ gewannen überregionale Bedeutung. Gäste wie Dieter Hildebrandt, Uwe Seeler oder Björn Engholm zogen viel Publikum an, und Friedemann Magaard konnte in diesen Jahren seine Begabung als Moderator entwickeln und ausbauen. Als Öffentlichkeitsreferent zeigte er auf anderer Ebene sein Potential. Schließlich absolvierte er eine Zusatz-Qualifikation als Organisationsentwickler. Die Kombination dieser Begabungen, Erfahrungen und Kompetenzen prädestinierten ihn quasi für die Leitung des CJK. Im Januar 2009 trat er seinen Dienst dort an.

Das Christian Jensen Kolleg hat hohe Standards entwickelt
Mit Friedemann Magaard entwickelte sich das CJK zu einem Bildungszentrum für nachhaltige Entwicklung, das wirtschaftlich stabil und kirchenpolitisch unumstritten ist. „Das war zu Beginn noch schwierig“, erinnert sich der Pastor. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Heiner Witte (bis 2013) und Stefan Schütt entwickelte das CJK hohe Standards an Gastlichkeit und setzte Akzente für Kirche und Gesellschaft. Die guten Tagungsmöglichkeiten sprachen sich schnell herum, die Kooperationen mit dem Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ), dem Regionalzentrum des Kirchenkreises Nordfriesland, mit den weiteren Kirchenkreis-Gesellschaftern, mit der Evangelischen Akademie, dem Haus am Schüberg, dem Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) sowie seit einiger Zeit mit dem Diakonischen Werk Husum tun der Arbeit gut.

Glücklich mit dem Cello
Privat liebt Friedemann Magaard neben seiner Familie vor allem sein Cello. Als junger Mann hatte er von einer Profi-Karriere geträumt, heute ist er dankbar, dass die Musik „die Kür“ in seinem Leben ist. „Wenn ich das Cello auspacke, fühle ich mich unmittelbar glücklich“, sagt er nachdenklich. „Der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint.“

Abschied und Neubeginn
Das CJK verabschiedet sich von Friedemann Magaard mit einem Gottesdienst am Sonntag, 25. Februar, Beginn ist um 15 Uhr in der Breklumer Kirche. Und die Husumer begrüßen ihren neuen Pastor bereits in der Woche darauf am Sonntag, 4. März, ebenfalls mit einem Gottesdienst in der St. Marienkirche, der auch um 15 Uhr beginnt.

Gott zu loben ist ihr Amt

Hattstedt – Es bebten zwar nicht die Mauern der St.-Marienkirche, wohl aber die hölzernen Dielen: Wenn der Posaunenchor zum Fortissimo ansetzte, konnte der aufmerksame Besucher ein ganz leichtes Vibrieren unter den Füßen spüren. 40 Bläserinnen und Bläser spielten zum Geburtstag auf, 90 Jahre ist der alte Herr geworden. Und wieder einmal zeigte sich, dass ein Posaunenchor mit dem Alter nur besser wird.

Von Pop bis Klassik
Von Pop bis Klassik war alles dabei, rhythmisch perfekt und sauber intoniert zeigten die Instrumentalisten auf Horn, Trompete, Posaune und Tuba ihr Können. Diese Instrumentenvielfalt habe es wohl damals nicht gegeben, als Posaunen die Mauern von Jericho zum Einsturz brachten, erklärte Pastor Jörn Jebsen in seiner Predigt, die er im Wechsel mit Nachbarpastorin Heike Braren hielt. Früher habe es wohl nur sogenannte Schofare gegeben, die bestanden aus gebogenen Widderhörnern. Aus Silber geschmiedete Trompeten würden bereits in den Psalmen beschrieben, aber die Harmonik und Komplexität, die heute zu hören seien, kannte man in biblischen Zeiten nicht.

Kuhlo-Medaille für Rolf Appelles
Der Posaunenchor hatte anlässlich seines Jubiläums Bläser aus den Nachbarchören zum Mitblasen eingeladen. Landesposaunenwart Werner Petersen war gekommen und ehrte verdiente Mitglieder für langjährige Mitgliedschaft mit dem Bläserabzeichen. Ein besondere Auszeichnung erhielt Rolf Appelles: Er spielt seit 71 Jahren im Posaunenchor, hatte viele Jahre die musikalische Leitung und brachte in dieser Zeit die Bläserarbeit der Gemeinde wesentlich voran. Der Landesposaunenwart ehrte den verdienten Musiker mit der Kuhlo-Medaille.

Musik als Antwort auf Gottes Ruf
„Der Dienst im Posaunenchor ist ein Dienst an der Gemeinde“, betonte Pastorin Heike Braren. Allen Bläserinnen und Bläsern für diesen Dienst zu danken war den Seelsorgern ein Anliegen. Immer stehe das Gotteslob im Vordergrund und im Hintergrund dieses ehrenamtlichen Tuns. „Es ist mehr als ein Hobby“, sagte Jörn Jebsen. „Der Klang ist Antwort auf Gottes Ruf und auf Gottes Geschenk des Lebens.“

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90 Jahre Posaunenchor Hattstedt