Mit dem Bischof by bike

Es ist schon Tradition, dass Bischof Gothart Magaard sich am Himmelfahrtstag mit seinem Fahrrad auf den Weg durch Gemeinden im Sprengel Schleswig und Holstein macht. Mit dabei ist immer der adfc – der Allgemeine Deutsche Fahrradclub. In diesem Jahr plant er, am 30. Mai nach Oldenswort zu kommen. Um 11.00 Uhr beginnt der zentrale Himmelsfahrtsgottesdienst für Eiderstedt. Er wird Open Air auf dem Gelände am Karkenhuus stattfinden, die Predigt wird Bischof Magaard halten. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von den Eiderstedter Posaunenchören. Anschließend gibt es ein gemeinsames Mittagessen. Als Rahmenprogramm ist ein kleiner Markt der Möglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit geplant, passend zur Jahreslosung des Kirchenkreises Anders handeln. Gegen 13.00 Uhr ist dann Gelegenheit, mit Bischof Magaard eine Fahrradtour zu unternehmen. Sie soll etwa zwei Stunden dauern.

Wie Puppen lebendig werden

Husum – Sie niest, sie staunt, sie erschrickt, sie zögert, sie seufzt. Wenn Olaf Möller sich die große Puppe über die Hand streift, wird sie lebendig, und alle Augen folgen ihr gebannt. Spätestens als sie mit ihm zu schimpfen beginnt, vergessen auch Erwachsene, dass sie nur eine Puppe ist. „Olaf, du spuckst!“, sagt sie und schaut empört zum ihm hoch. „Tschuldigung“, sagt er und wischt sich über den Mund. Am Wochenende führte er in Husum in die Kunst des Puppenspiels ein.

Handpuppen für die pädagogische Arbeit

„Jedes Mal, wenn ich ins Evangelische Kinder- und Jugendbüro (EKJB) komme, sitzen da 40 Puppen und sagen: Spiel mit mir!“, so erklärte Susanne Kunsmann vom EKJB ihre Initiative, den Sozial- und Theaterpädogen aus Niedersachsen mal zu einem Workshop einzuladen. Im Flur des EKJB hocken sie neben alle nebeneinander im Regal, die großen Handpuppen, und warten drauf, dass jemand sie ausleiht. Die Pastoren Wiltraud Schuchard aus Bredstedt und Thomas Knippenberg aus Garding organisierten den Termin mit ihr gemeinsam, wissend, wie wertvoll die lebendigen Puppen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sein können. Insgesamt waren es 14 Teilnehmende aus verschiedenen kirchlichen Bereichen, die am Ende über Olaf Möller staunten und von ihm lernten. Einer kam sogar aus der Altenpflege. Er wollte wissen, ob und wie das Puppenspiel bei der Arbeit mit dem Demenzkranken nützlich sein könne.

Den Puppen Persönlichkeit geben

„Living Puppets“ – so werden die bis zu 65 Zentimeter großen Puppen genannt. Sie haben ein sogenanntes „Klappmaul“, in das der Spieler seine Hand einführt. Mit der zweiten Hand schlüpft er meist in einen Ärmel und bewegt so die Puppenhand. Olaf Möller gab viele praktische Tipps, und die Teilnehmenden lernten schnell, entwickelten sichtlich Spaß und identifizierten sich im Laufe des Tages zunehmend mit ihren zotteligen Partnern. „Wenn ihr ins Spiel geht, ist das eine Verwandlung, ein besonders verletzlicher Moment“, sagte er. Und er lud dazu ein, der Puppe Persönlichkeit und damit ein Stück von sich selbst zu geben. Er spiele zum Beispiel gerne mit den Kinderpuppen, erklärte er. Das innere Kind bleibe ja ein Teil von ihm. Und es mache ihm besonderen Spaß, die Puppe Nein sagen zu lassen. „Warum muss ich eigentlich die ganze Trotzphase den Kindern überlassen?“, sagte und lachte. Aber er möge es auch, in die Konfrontation zu gehen. Und beim ersten Handyklingeln ließ er eine etwas grimmig aussehende Figur mit tiefer Stimme über Handys in Workshop grollen, ohne dass irgendwer ihm hätte böse sein können.

Olaf Möller zauberte und verzauberte

Olaf Möller ist Sozial- und Theaterpädagoge, seit 1999 leitet der 52jährige national und international Fortbildungen und Workshops zum spielpädagogischen Einsatz großer Handpuppen. „Gebt den Puppen Emotionen“, riet er und zeigte den Teilnehmenden wie es geht: Neugierig reckten sich die Puppenhälse nach vorne, guckten forsch und frech in die Runde, senkten bedrückt ihre Köpfe, öffneten staunend ihre Münder und fuhren erschrocken zurück. Olaf Möller zauberte und ließ zaubern. Und irgendwie verzauberte er auch sich selbst, veränderte sich im Spiel und offenbarte den Teilnehmenden einen Blick in die vielen Möglichkeiten, die sich in jedem einzelnen verbergen und die in Living Puppets zum Leben erwachen.

Ein Ansgarkreuz für manch durchwachte Nacht

Ladelund – „Ich bin überrascht, und ich fühle mich auch geehrt“, sagt Ingwer Christopheresen. Ihm wird am Sonntag im Freiluftgottesdienst beim Haus Doppeleiche das Ansgarkreuz der Nordkirche für besonderen ehrenamtlichen Einsatz verliehen. Die Kirchengemeinde Ladelund hatte den 69-Jährigen dafür vorgeschlagen, um ihm für seinen langjährigen Dienst zu danken.

Aus Begegnung wurde Freundschaft
„Als ich 1990 gefragt wurde, ob ich für den Kirchengemeinderat kandidieren wolle, da dachte ich: Sechs Jahre, das kannst du ja mal machen“, erinnert er sich. Naja, und dann kam irgendwie eine Legislaturperiode nach der nächsten, und plötzlich wurden aus sechs 26 Jahre. In dieser Zeit prägte er das Schicksal der Kirchengemeinde, und die Kirchengemeinde prägte ihn. Besonders eindrücklich waren die Begegnungen mit Gästen aus dem holländischen Putten. „Wir hatten viele Jahre einen Überlebenden des Konzentrationslagers Ladelund bei uns zu Gast. Wie nach so schlimmen Erfahrungen echte Freundschaft werden kann, das hat mich tief bewegt.“ Neben ihm sitzt seine Frau Renate. „Ohne sie wäre das gar nicht gegangen“, sagt der Maler- und Lackierermeister. Bis zu 16 holländische Gäste hatten sie manchmal im Haus, und es ging immer irgendwie.

Plötzlich Vermieter
Grund und Anlass für die Ansgarkreuzverleihung ist das 50jährige Jubiläum des Hauses Doppeleiche. 25 Jahre leitete Ingwer Christophersen die Anlage, die anfangs noch als Rentnerwohnheim konzipiert war, sich aber später für alle Generationen öffnete. Die Geschäftsführung lag in seinen Händen, Mietergespräche, Vermietungen, Kündigungen und sogar manch Hausmeisterdienst: „Wenn nachts die Heizung kaputtging, dann riefen sie bei uns an“, sagt Renate Christophersen und lacht.
So hat sich Ingwer Christophersen für die Kirchengemeinde manche Nacht um die Ohren geschlagen. Die schlimmste war 1992 als das Pastorat niederbrannte. Als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr gab er alles, um das historische Gebäude zu retten. Gleichzeitig brannte aber auch sein Herz, und das ließ sich nicht so leicht löschen. Das Pastorat nach altem Vorbild wiederaufzubauen, dafür setzte er sich ein. Und noch heute ist er stolz, wie schön es geworden ist.
Ein andermal hatte die Polizei ihn informiert, dass anlässlich der Reichsprogramnacht die Gedenkstätte Ziel von Anschlägen werden könnte. „Da konnte ich doch nicht zu Bett gehen!“, sagt er und organisierte einen Wachdienst bis in den Morgen.

Ingwer Christophersen kann gut loslassen
Ingwer Christophersen lässt es jetzt etwas ruhiger angehen. Den Betrieb hat er an seinen Sohn abgegeben. „Der macht das toll“, sagt er anerkennend. Auch im Kirchengemeinderat ist er nicht mehr, und die Leitung des Hauses Doppeleiche liegt jetzt in anderen Händen. Die Übergänge waren reibungslos, er kann gut loslassen und freut sich, dass alles so gut läuft.

Gottesdienst im Haus Doppeleiche
Der Gottesdienst zur Ansgarkreuzverleihung findet im Rahmen des 50jährigen Jubiläums des Hauses Doppeleiche statt. Er beginnt um 12 Uhr auf dem Gelände der Wohnanlage, Bergstraße 1. Der Posaunenchor spielt, anschließend gibt es ein buntes Programm mit Essen und Trinken, Kaffee und Kuchen, Flohmarkt und Hüpfburg. Mehr weiß der Großvater von sechs Enkelkindern auch nicht. Er habe lediglich Bescheid bekommen, dass er sich nichts anderes vornehmen solle, erzählt Christophersen. Die Kirchengemeinde will ihn überraschen, und er freut sich drauf.

Wenn Hauptberuf und Ehrenamt verschmelzen

Schwesing – Eine Gemeindesekretärin ist mehr als eine Schreibkraft. Niemand weiß das besser als Renate Hasche. 27 Jahre lang war sie die freundliche Stimme am Telefon, die Ruhe im Sturm, Seelsorgerin, Organisatorin, verlässliche Partnerin, Protokollantin und Verwaltungsfachkraft der Kirchengemeinde. Bei ihr liefen die Fäden zusammen, Hauptberuf und Ehrenamt waren oft nicht mehr zu trennen. Sie weiß, was sie geleistet hat. Aber die Gemeinde weiß es auch: Am Ende ihrer Dienstzeit wurde sie mit viel Dank und Segen verabschiedet, und als Auszeichnung für ihr besonderes Engagement verlieh stellvertretende Pröpstin Inke Thomsen-Krüger ihr das Ansgarkreuz der Nordkirche.

Mehr Berufung als Arbeit
„Ich habe das immer als Berufung angesehen und nicht als Arbeit“, erzählt die 61-Jährige im Gespräch. Sie ist gelernte Bürokauffrau, also durchaus fachkompetent, und trotzdem hat sie sich damals, als sie sich vor 27 Jahren auf die Stelle bewarb, nicht vorstellen können, was da auf sie zukommt. „Damals gab es keinen Kopierer und kein Fax-Gerät“, erzählt sie. Vervielfältigungen mussten damals noch mit der Matritze erstellt werden. Zu ihren Aufgaben gehörte die Erstellung des Gemeindebriefes. Dafür müssen Termine, Fotos und Inhalte gesammelt werden, und was heute relativ bequem am Computer geht, war damals noch eine Arbeit mit Klebe und Schere. Am Ende wurden die einzelnen Blätter per Hand zusammengefügt – „da musste dann die ganze Familie ran und die Familie des Pastors auch“ erzählt Renate Hasche und lacht. Sie war bei jedem Gemeindefest dabei und bei jeder Kirchengemeinderatssitzung, sie zählte Kollekten, rechnete Freizeiten ab, verwaltete die Handkasse, stand in engem Kontakt mit der Kirchenkreis-Verwaltung. „Ich hab versucht, dem Pastor den Rücken freizuhalten“, erzählt sie. Das war ein gutes Miteinander mit Jürgen Kaphengst all die Jahre.

Privat und dienstlich ließ sich schlecht trennen
Manchmal war’s auch ein bisschen schwer. Als es einmal in der Gemeinde grummelte, hatte sie das Gefühl, dafür den Kopf hinhalten zu müssen. Nicht jeder verstand, dass auch Gemeindesekretärinnen ein Privatleben haben. „Schriffst du mi gau för de Utfluch op?“ – dieser Zuruf quer über die Straße galt dann als Anmeldung für den Gemeindeausflug, und Renate Hasche musste sich das fix merken können, damit nachher die Listen auch stimmten. Überhaupt war die Verantwortung ziemlich hoch. Und manchmal ging sie trotz Urlaubs schnell rüber in „ihr“ Büro, um die Post schon mal abzuarbeiten. „Man tut sich damit keinen Gefallen, wenn man das über Wochen liegenlässt“, sagt sie nachdenklich. Gesundheitliche Probleme kamen dazu. Sie hat inzwischen sechs Enkelkinder, für die sie viel und gerne da ist. Sie kann auch loslassen. Es ist der richtige Zeitpunkt – auch, wenn es anfangs etwas seltsam sein wird.

Ein Ansgarkreuz als Dank und Anerkennung
Ansgarkreuz-Verleihung und Verabschiedung waren ein großes Erlebnis. „Für Sie, liebe Frau Hasche, ist es wichtig, da zu sein, wenn man gebraucht wird, und sich nicht aufzudrängen“, so Inke Thomsen-Krüger beim Festakt. „Das zu erkennen ist eines Ihrer großen Talente, die der Gemeinde nun sicher auch fehlen werden. Dass Sie Ihre wunderbaren Gaben der Gemeinde zur Verfügung gestellt haben und so segensreich gewirkt haben, dafür ist die Kirchengemeinde Schwesing Ihnen zu großem Dank verpflichtet.“ Viele, sehr viele waren gekommen, es gab Kaffee und Kuchen, und Renate Hasche durfte keinen Handschlag tun. „Aber beim Abräumen haben mein Mann und ich dann doch schnell mit angepackt“, sagt sie. Das Ansgarkreuz nimmt sie stellvertretend für ihre Kolleginnen in den Gemeindebüros. Sie weiß, dass es allen so geht, und dass jede einzelne in ihrem Beruf und in ihrer Liebe zur Gemeinde aufgeht. „Es kommt auch viel zurück“, sagt sie dankbar. Das Fest zu ihren Ehren hat das noch einmal deutlich gemacht. Nichts ist vergeblich, und alle Mühe hat sich gelohnt.
Es wird noch eine Weile dauern, bis sie die Hände in den Schoß zu legen gelernt hat. Aber vielleicht muss sie das auch nicht. Sie wird noch gebraucht und wird ihren Platz finden, in Schwesing oder anderswo.

Tage der Einen Welt: Alles, was recht ist

Breklum – Das Verständnis von Mission hat sich gewandelt: Alle Überheblichkeit und Besserwisserei ist echter Partnerschaftlichkeit auf Augenhöhe und einem tiefen Verständnis von Ökumene als weltweiter Geschwisterlichkeit gewichen. Aus diesem neuen Verständnis erwachsen aber auch andere Fragen und neue Verantwortlichkeiten. In Breklum finden vom 17. bis 19. Mai die „Tage der Einen Welt“ statt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschenrechte in der Lieferkette.

Veranstaltung mit großer Tradition
„Produkte aus den Ländern des globalen Südens werden oft unter Arbeitsbedingungen hergestellt, die wir hier nicht akzeptieren würden“, sagt Nora Steen, theologische Leiterin des Christian-Jensen-Kollegs (CJK) Breklum. Auf dem Gelände des CJK findet die Veranstaltung statt, die hier eine große Tradition hat. Seit Beginn der von Breklum ausgehenden missionarischen Arbeit unter Leitung von Christian Jensen fanden hier regelmäßig Missionsfeste, bis in 1970er-Jahre mit großer, auch internationaler Beteiligung statt. Später nannte man die Begegnungen Jahresfeste und gab ihnen ein stärkeres politisches Gewicht. Mit den Tagen der Einen Welt, die nunmehr alle zwei Jahre stattfinden, liegt der Schwerpunkt auf entwicklungspolitischen Themen.

Erzabbau für Handys in Krisengebieten
In diesem Jahr geht es speziell um die Herstellung von Handys. Das seltene, dafür benötigte Erz Coltan wird in großen Mengen im Kongo unter menschenunwürdigen Umständen abgebaut und finanziert indirekt den Bürgerkrieg mit. Dann geht die Produktions-Reise weiter nach China, wo die Arbeitsbedingungen so hart sind, dass es eine Welle von Suiziden gab. Für dieses Unrecht ein Bewusstsein zu schaffen, ist eine der Zielsetzungen der Veranstaltung. Jugendliche werden sich damit in besonderer Weise am Freitag, 17. Mai, beschäftigen und ihre Ergebnisse am Folgetag in die öffentliche Diskussion einbringen.

Wer ist verantwortlich für die Menschenrechte in der Lieferkette?
Auf der anderen Seite steht die Frage nach der Verantwortung, die über die des Verbrauchers hinausgeht. Aus dem Entwicklungsministerium liegt ein Gesetzentwurf vor, das Firmen für die Beachtung von Menschenrechten in der Lieferkette in die Pflicht nehmen will. Karsten Wolff ist Ökumene-Referent des Kirchenkreises Nordfriesland und als solcher täglich mit den Fragen von globaler Gerechtigkeit befasst. Um wirklich etwas zu bewegen, müssen Politik und Unternehmen Entscheidungen treffen. Die Tage der Einen Welt verstehen sich als Impuls, diese Debatte voranzubringen.

Begegnung und Bildung
Während der Freitag im Zeichen der Jugend steht, stehen am Sonnabend Impulse und Workshops im Vordergrund. Aber das Feiern soll nicht zu kurz kommen: Ab 18.30 Uhr spielt die Beat-Factory aus Husum auf, bei gutem Wetter soll alles – wie früher – auf der Festwiese stattfinden. Sogar die Bühne von damals wurde wiederhergestellt, und internationale Gäste unter anderem von den Philippinen werden ebenfalls wieder dabei sein. Begegnung und Bildung gehen bei diesem Fest Hand in Hand.

Info und Anmeldung
Für die Veranstaltung hat sich der „Campus“ des CJK zusammengetan. Auf dem Gelände haben neben Karsten Wolff vom Evangelischen Regionalzentrum Westküste (ERW) auch Joachim Kretschmar, Evangelische Akademie der Nordkirche, Jutta Jessen-Thiesen, Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ) ihre Büros. Für die Kirchengemeinde Breklum ist Pastor Simon Frömming mit im Boot, das Evangelische Kinder- und Jugendbüro EKJB wird durch Anna Ihme vertreten. Gemeinsam haben sie das Programm entwickelt und werden auch durch die Tage begleiten. Das Programm kann hier heruntergeladen werden, Anmeldungen sind unter info@tage-der-einen-welt.de möglich.

Unbeschwert ins nächste Jahrzehnt

Breklum – Wer es nicht besser wusste, hätte Zweifel an der Seriösität des Kirchenkreises Nordfriesland bekommen können: Pröpste mit Perücken, der Präses mit Riesenbrille, tanzende Synodale und eine Verwaltung auf Schnitzeljagd. Es war ein überaus fröhliches Fest zum 10-jährigen Geburtstag des Kirchenkreises. Begegnung stand im Mittelpunkt, zu feiern, was gelungen ist, war ausdrücklich erlaubt.

Alte Grenzen lösten sich auf
Im Interview erinnerten Propst Jürgen Jessen-Thiesen und Pröpstin Annegret Wegner-Braun an Stationen auf dem Weg: Die Kirchenkreise Eiderstedt, Husum-Bredstedt und Südtondern waren am 1. Mai 2009 zum einen Kirchenkreis Nordfriesland fusioniert, und der Beginn stand im Zeichen einer Mammut-Sitzung der Synode. Friedhofswerk und Kitawerk konnten zur Entlastung der Gemeinden von Verwaltungsaufgaben auf den Weg gebracht werden. Die anfänglichen Sorgen um die eigenen Identitäten lösten sich bald auf zu einem wirklich guten Miteinander auf allen Ebenen.

Die Tandems: Zwanglose Begegnungen
Der Festausschuss hatte mutige Entscheidungen getroffen, um dieses Fest zu einem besonderen zu machen. Beim Eintritt erhielt jeder Gast den Namen einer Einrichtung als Zettel auf den Rücken geklebt und musste nun durch Fragen seine Identität erraten. Bunt gewürfelt fanden sich die Besucher an Tischen wieder und bildeten Teams für das Quiz, das Susanne Kunsmann und Inke Thomsen-Krüger nach der Vorlage von „Wer wird Millionär“ moderierten. Für unbändigen Spaß sorgte die Fotobox mit zugehöriger Verkleidungskiste. Es entstanden Selfies für die Ewigkeit, und selbst das Synodenpräsidium ließ sich in verrückter Kostümierung ablichten. Bereits im Vorfeld hatten sich Tandems gebildet. Institutionen, Gemeinden oder Einzelpersonen waren einander für eine zwanglose Begegnung zugelost worden. Die Kirchengemeinde Risum-Lindholm zum Beispiel besuchte die Verwaltung, und die hatte eine Schnitzeljagd durch das Gebäude organsiert, die die Gäste vier Stunden lang in Atem hielt. Immer wieder sei lautes Lachen auf den sonst eher ruhigen Verwaltungsfluren zu hören gewesen, erzählte Pieter Dubbeldam von der Bauabteilung. „Es kann also nicht so ganz schlimm gewesen sein“, sagte er grinsend.

Klassiker aus Rock und Blues
Der Auftritt der St.-Jürgen-Blues-Band riss zuletzt die meisten buchstäblich von den Sitzen. „Rock’n for a free world“ oder „Honky Tonk Woman“, von Westernhagen bis Iggy Pop – der ein oder andere Synodale erwies sich als überraschend textsicher, und auch die Seriösesten unter den Seriösen konnten die Füße unter den Tischen nicht recht stillhalten. Mit „Knockin‘ on heavens door“ sprach Propst Jessen-Thiesen den Reisesegen nach einem fröhlichen und intensiven Fest.

Dies ist der Link zur Fotobox

10 Jahre Kirchenkreis Nordfriesland

Eine einmalige Kirchenlandschaft ist bedroht

18 Kirchen von besonderer bauhistorischer Qualität auf engem Raum – das ist einzigartig in Europa. Aber: Einzelne Kirchen sind baufällig, Steine fallen aus dem Mauerwerk und gefährden die Besucher. Dächer sind undicht oder nur noch notdürftig abgedeckt, so dass Wind und Wetter die wertvollen Kunstwerke im Inneren angreifen. Die Kirchen in Oldenswort und Kotzenbüll sind sogar einsturzgefährdet.
Um nicht bald eine Ruinenlandschaft zu bestaunen – hat sich der Kirchenkreis Nordfriesland ein ehrgeiziges Ziel gesetzt:
Bis Ende des Jahres 2024 sollen alle 18 Eiderstedter Kirchen saniert werden! Im Jahr 2019 wird vorraussichtlich an insgesamt sechs Kirchen gebaut, renoviert und saniert werden.

    – Über 100.000 neue Schieferplatten sollen auf 14 Kirchendächern verlegt werden. Eine Fläche, die fast so groß ist wie ein Fußballfeld!
    – Viele hunderttausend Meter Mauerfugen zerbröseln durch das Nordseewetter. Für die Sanierung werden ca. 3000 Zentner Muschelkalk benötigt!
    – Etwa 50.000 Mauersteine sind so zerstört, dass sie dringend ersetzt werden müssen!

Die Rettung des Kirchenensembles auf Eiderstedt wird etwa 18,65 Mio. Euro kosten. Eine Förderung von 50 Prozent der Summe wurde durch den Haushaltsausschuss des Bundestags bereits bewilligt. Die fehlende Hälfte soll über Spenden, Zuschüsse und Eigenmittel aufgebracht werden. Bereits ein Schieferziegel für eines der Kirchendächer kostet mit Einbau etwa 25 Euro. Ein laufender meterbFugensanierungbereits 50 Euro.

Im ersten Jahr sind bereits über 100.000 Euro an Spenden zusammengekommen. Egal ob klein oder groß jede Spende oder Kollekte hilft! Mehr Informationen gibt es unter www.eiderstedter-schutzengel.de

Spendenkonto:
Kirchenkreis Nordfriesland
IBAN: DE80 5206 0410 0206 4028 28
BIC: GENODEF1EK1
nähere Informationen gibt es bei
Pastor Michael Goltz
Fundraising Beauftragter für die Sanierung der Eiderstedter Kirchen
Alte Dorfstr. 9
25876 Schwabstedt
04884-9096001
info@eiderstedter-schutzengel.de
www.eiderstedter-schutzengel.de

Gottesdienst auf dem Bahnsteig

Husum -Lautsprecheransagen, Bremsen quitschen, dazu das Geräusch schwerer Eisenbahntüren, wenn sie sich öffnen und schließen, Rollkoffer rattern über den Bahnsteig, ein Kind schreit, jemand rennt aufgeregt-eilig die Treppe hoch, Stimmengewirr – ganz normale Geräusche eines Bahnhofs. Auf dem Husumer Bahnhof wurden diese Geräusche heute vom Husumer Posaunenchor übertönt: „Lobe den Herren“, „Komm, Herr, segne uns“ und das Spiritual „Rock my soul“ schallten über das Bahnhofsgelände. „Wir können lauter“, sagte Chorleiterin Heike Müller lächelnd, und dann begann auch schon der Gottesdienst mit Propst Jessen-Thiesen zum Tag der Bahnhofsmission.

Make Nächstenliebe great again!
„Die Bahnhofsmission hat eine 125jährige Erfolgsgeschichte“, sagte der Propst. Und dann fing er an zu predigen: über den Zöllner Zachäus, der sich ebenfalls an ungewohnten Ort begab, um Jesus zu hören. Der nämlich kletterte auf einen Baum, um „nur mal zu gucken“. Aber dann kam Jesus auf ihn zu, und die Begegnung veränderte sein Leben. Zachäus war vor dieser Begegnung ein Ich-zuerst-Mensch, so der Propst, so einer, wie es heute viel gibt. „Aber diese Haltung hat das Problem“, so Jessen-Thiesen und ziterte das „America first“ des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, „dass man Grenzen ziehen muss, dass man niemanden mehr hineinlässt – nicht in sein Land und nicht in sein Leben.“ Dagegen setzte er das Motto des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland (EKJB) „Make Nächstenliebe great again!“ und verteilte die zur Kampagne gehörenden Armbänder und Motivationskarten.

Vater-Unser zwischen den Zügen
Rund um Propst und Posaunenchor sammelte sich die „Familie“ der Bahnhofsmission: Ehrenamtliche, Mitarbeitende, Freunde und treue Gäste. Erk Paulsen, Leiter der Bahnhofsmission Husum und Frauke Tramm, die Hauswirtschaftsleiterin der Einrichtung, sprachen das Fürbittgebet. Und im Schatten zweier einfahrender Züge, unterbrochen von Lautsprecheransagen, begleitet von den Geräuschen des Bahnsteigs betete die Gemeinschaft das Vater-Unser. Und wer weiß: Vielleicht betete manch einer von denen, die von den anderen Gleisen neugierig herübersahen, es laut oder leise mit.

Regionale Vielfalt: Lecker. Sehr, sehr lecker.

Breklum – Irgendwas ist los im Festsaal des Christian Jensen Kollegs (CJK): Menschen strömen fröhlich schwatzend hinein, Paare, Einzelne und kleine Gruppen. Lange Tafeln sind fein gedeckt mit doppeltem Besteck, einer verheißungsvollen Kuchengabel über dem Teller und fein gefalteten Servietten. Und es riecht so lecker, so richtig lecker……… Zum sechsten Mal rief das CJK dazu, die „Lust an regionaler Vielfalt“ zu entdecken. Und das Konzept mit Show-Kochen, feinem Essen und regionalen Ausstellern ging auch dieses Mal auf. In Windeseile waren die Karten verkauft.

„Der Wald jammert vor sich hin“
Im Mittelpunkt stand dieses Mal das Thema Wild. Stefan Schütt, Geschäftsführer des CJK und Initiator der Veranstaltung, hatte Matthias Dreyer, Förster in Drelsdorf dazu gewinnen können. Die Dürre setze dem Wald zu, erzählte der, und der Bestand habe sich von den großen Stürmen Christian und Xaver noch nicht erholt. Aber der Wildbestand sei stabil, das Fleisch lecker und gesund, und eben regional und nachhaltig. „Der Begriff Nachhaltigkeit stammt übrigens aus der Forstwirtschaft“, erinnerte Dreyer. „Man kann nur so viel erwirtschaften, wie auch wieder nachwächst.“

Kochen mit Dackel
Auf der Show-Bühne kochten die CJK-Köche Björn Bielenberg, Olaf Thiede und Johanna Hasselbrink um ihr Leben. Es gab Graugänse-Ragout, im Salzteig gebackene Rehkeule und zum Nachtisch Haselnuss-Möhrenküchlein, dazu Tipps und Tricks von den Kochprofis. Nebenbei flogen die Wort-Bälle nur so hin- und her. Statt weißer Kochmützen trugen die Meister Jägerhüte, und ein Wackeldackel auf dem Kochtresen beobachte das Geschehen kopfschüttelnd. „Wir haben Riesenspaß in der Küche“, verriet Olaf Thiede im Gespräch, und das war an diesem Abend deutlich zu spüren. Das Serviceteam des CJK sorgte dafür, dass die Gäste an den Tischen gut versorgt wurden.

Regionale Aussteller
Vorab stimmte die Bläsergruppe Langenhorn mit ihren Jagdhörnern auf das Thema ein. In der Pause informierte Karsten Wolff, Ökumenereferent des Kirchenkreises Nordfriesland, über die Initiative „Küste gegen Plastik“ und hatte dazu Jennifer Timrott eingeladen. Im Saal präsentierten verschiedene regionale Aussteller ihre Produkte.

CJK-Stand: Garten der Sinne
Fleischerei Petersen
Die Honigbienerei
Meierei Milchkanne
Biolandhof Söth
Breklumer Bücherstube
Christas Blumenladen
Küste gegen Plastik

Regionale Vielfalt 2019

Ralf Pehmöller ist neuer Pastor für Olderup

Olderup – Die Kirchengemeinde Olderup hat einen neuen Pastor: Am Ostersonntag wurde Ralf Pehmöller mit einem festlichen Gottesdienst als Seelsorger für die Gemeinde eingeführt. „Es erfüllt sich dein Wunsch“, so Propst Jürgen Jessen-Thiesen, „nun bist du auch beruflich mit unbefristeter Stelle ganz zurück bist in Nordfriesland, wo Du mit Deiner Familie zuhause bist.“

Arbeit auf zwei halben Stellen
Für Ralf Pehmöller bedeutet das eine Rückkehr in vertraute Gefilde: Von 1993 bis 2002 war er Pastor in Ostenfeld gewesen, dann folgten auf dem Hintergrund einer betriebswirtschaftlichen Zusatzqualifikation mehrere verantwortungsvolle Aufgaben als Geschäftsführer der Diakonie in Barmstedt, des Kirchengemeindeverbands in Elmshorn, des Kitawerks in Dithmarschen und als Projektkoordinator für die Sanierung der Eiderstedter Kirchen. Das war zuletzt seine Aufgabe mit 50 Prozent seines Dienstumfangs gewesen, mit der anderen Hälfte seiner Arbeitszeit arbeitete er als Referent den nordfriesischen Pröpsten zu. Da die Pfarrstelle Olderup mit 50 Prozent dotiert ist, kann der Theologe Referent der Pröpste bleiben – sehr zur Freude von Jürgen Jessen-Thiesen. „Wir sind froh, dass wir weiter mit dir zusammenarbeiten können“, so der Propst.

Hattstedt und Olderup rücken zusammen
Deutlich wurde bei der Einführung, dass diese Kombination aus zwei halben Stellen und die Rückkehr in eine Gemeindestelle für Ralf Pehmöller eine glückliche Fügung ist: Der Theologe ist mit ganzem Herzen Pastor. Er liebt es zu predigen, er mag auf Menschen zugehen. Sie verantwortungsvoll an entscheidenden Punkten ihres Lebens zu begleiten, war ihm immer wichtig. Er hat in all den Jahren zahlreiche Vertretungsgottesdienste gehalten, und immer wieder wurde er auch um Amtshandlungen gebeten. Der Talar hat keinen Staub angesetzt, und der dazu gehörige Pastor noch viel weniger: Ralf Pehmöller ist voller Energie und voller Ideen. Das machte auch Freund und Nachbar-Kollege Jörn Jebsen aus Hattstedt deutlich, der mehrfach Vakanzvertretung für Olderup übernommen hatte: Die beiden Theologen werden eng zusammenarbeiten, das ist auch der Wunsch der Kirchengemeinden. Dass die beiden Gemeinden sich näher kommen, sei gut für beide, so Jebsen.

Das mit dem Plattdeutsch wird schon noch
Zum Einführungsgottesdienst waren neben zahlreichen Gemeindegliedern auch Vertreter der Verbände und der Kommunen gekommen. Für letztere sprach Olderups Bürgermeister Thomas Carstensen und begrüßte den neuen Pastor sehr herzlich. „Bi uns geiht dat all op platt“, sagte er, „Se verstahn dat ja gut, und mit dat Schnacken, dat kriegen wi uk noch hen.“ Die Gemeinden dagegen müssten sich vielleicht ein wenig umgewöhnen, räumte er mit einem Lächeln ein: Nach 25 Jahren trete jetzt erstmals wieder ein männlicher Theologe die Pfarrstelle Olderup an. Ralf Pehmöller löst Heike Braren ab, vor ihr war Inke Raabe Pastorin in Olderup gewesen.

Gemeinsam für die Menschen
„Ich freu mich auf den Dienst in Olderup“, sagte Ralf Pehmöller zum Schluss. Wichtig sei ihm eine gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen, besonders auch mit den Kommunen und den Verbänden. „Wir arbeiten ja für dieselben Menschen“, sagte er, „und nur gemeinsam können wir für sie das Beste bewirken.“ Ralf Pehmöller hat drei erwachsene Kinder sowie ein Enkelkind und lebt mit seiner Frau Wiebke in Ostenfeld.