Westerland – 38 Jahre im Dienst der Kirche: Das ist schon
eine Hausnummer, eine wirklich lange Zeit. Für Christoph Bornemann geht nach 38
Jahren diese Zeit zu Ende. Bereits Anfang Juni wurde er im Gottesdienst durch
Pröpstin Annegret Wegner-Braun feierlich entpflichtet, jetzt am 30. Juni hält
er seinen letzten Gottesdienst als Pastor der Kirchengemeinde Westerland.
Fleißig und zugewandt
Als „fleißigen, den Menschen zugewandten Pastor“ beschrieb
die Pröpstin den Theologen in ihrer Ansprache. Vor 32 Jahren war er als sehr
junger Seelsorger mit seiner Frau auf die Insel gezogen, vorangegangen waren
dem einige Jahre Krankenhaus-Seelsorge in Großhansdorf und Lütjensee, auf den
Tag genau vor 31 Jahren sei er offiziell in das Amt eingeführt worden, erzählte
Annegret Wegner-Braun und freute sich über diesen Zufall, der Anfang und Ende
umschließt.
Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit
All die Jahre hat für Christoph Bornemann ein Schwerpunkt
auf der Kinder- und Jugendarbeit gelegen. Das ist nicht leicht über einen so
langen Zeitraum, denn immer zeigt sich der gesellschaftliche Wandel am
stärksten bei jungen Menschen, nicht selten sind sie der Seismograph, der ihn
deutlich macht, manchmal sind sie auch der Motor, der ihn forciert. Für den
scheidenden Pastor war es stets eine Berufung, diesen Wandel wahrzunehmen, ihn
zu begleiten, ihm Raum zu geben und sich zugleich selbst von ihm verändern zu
lassen. Zahlreiche Musik-, Kleinkunst- und Theaterprojekte rief er ins Leben,
immer auf der Suche nach neuen Sprachformen für die alte, gleichbleibende
Botschaft von Gottes Liebe in einer sich ständig verändernden Welt.
Darüberhinaus lobte die Pröpstin auch das übergemeindliche
Engagement des Theologen: Er war viele Jahre Synodaler und als solcher auch im
Kirchenkreis-Jugendausschuss. Bis 2017 war er sogar im Finanzausschuss der
Synode, was deutlich mache, dass er gut rechnen und haushalten könne.
Ein fröhliches, liebevolles Fest
Die Feierlichkeiten zu seiner Entpflichtung seien bewegend
gewesen, erzählt Christoph Bornemann. Mitarbeiterschaft und KGR hätten sich mit
viel Liebe daran gemacht, ein richtig schönes, fröhliches Fest auf die Beine zu
stellen. „Ich habe darin ganz große Wertschätzung und von vielen Menschen ganz
viel Zuwendung, Anerkennung und Dank erfahren. Dafür bin ich meinerseits sehr
dankbar und werde all das als Wegzehrung mit in die kommende Zeit nehmen.“
Es gibt noch so viel zu sagen
Jetzt geht der 64-Jährige in den wohlverdienten Ruhestand und hat seinen „Altersitz“ in Husum bereits bezogen. „Es gibt so viel zu sagen auf dieser Welt“, erklärte er dem shz. Es gebe soviele soziale Ungerechtigkeit, nicht nur weltweit, sondern auch auf der Insel und in Nordfriesland. Christoph Bornemann nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, diese Ungerechtigkeiten aufzuzeigen. Er war – er ist! – ein streitbarer Theologe mit klaren Positionen, ohne jedoch jemals dogmatisch oder rechthaberisch zu sein.
Letzter Gottesdienst am 30. Juni in der Musikmuschel
Seinen letzten Gottesdienst in Westerland hält Pastor Bornemann jetzt am Sonntag, 30. Juni ab 11.30 Uhr beim Gottesdienst in der Musikmuschel – ein schöner Ort, um Abschied von der Insel zu nehmen. Dass dies nicht sein letzter Gottesdienst überhaupt sein wird, bleibt zu hoffen. Denn es gibt noch viel zu sagen, und die Festlandskollegen werden sich über den kompetenten Gast auf ihren Kanzeln freuen. „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben“ – das ist das biblische Motto, unter das Christoph Bornemann seinen neuen Lebensabschnitt stellt. „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (1. Timotheus 1, 7).“ So sei es – nichts anderes bedeutet Amen.