Spielend Klima schützen lernen

Bredstedt – „Wie lange stehst du pro Woche unter der Dusche?“, „Woher kommen die Lebensmittel, die du kaufst?“ oder „Welche Heizenergie beziehst du in deinem Haushalt?“ – die Bredstedter Konfirmanden der Pastoren Wiltraud und Peter Schuchardt waren teilweise überrascht von der Fragen zu Beginn der Klima-Rallye, mit denen sie ihren ökologischen Fußabdruck vermitteln sollten, teilweise auch ein bisschen perplex von ihren eigenen Antworten. „Ich dusche jeden Tage eine Stunde!“, sagte eine Konfirmandin und stellte fest, dass das so viel auf dem Fragebogen gar nicht vorgesehen war. Über den Stromanbieter oder das Einkaufsverhalten der Eltern wussten die wenigsten etwas zu sagen, und trotzdem lernten sie schnell, welche Maßnahmen für einen Ressourcen schonenden Umgang mit der Welt nötig wären.

Spielplan ist so groß wie ein Wohnzimmer

Anna Ihme, Pädagogin im Evangelischen Kinder- und Jugendbüro (EKJB) leitete mit einigen Teamerinnen das von Ökom e. V entwickelte Planspiel, das die Aktiv-Region nach Nordfriesland geholt hatte. Nachdem die Konfis ihren ökologischen Fußabdruck berechnet hatten, zogen sie   aufgeteilt auf Teams über ein wohnzimmergroßes, ausgerolltes Spielfeld mit den Plan einer fiktiven Stadt. Hier sollten sie die schnellste Route zu verschiedenen Orten finden – sei es zu Fuß, mit dem Rad, dem Bus oder auch mit dem Taxi. An den einzelnen Orten mussten sie Aufgaben lösen: An einer Waldlichtung galt es Tierspuren zu erkennen, in einem Fernsehstudio nahmen die Teams an einem Umwelt-Quiz teil, im Rathaus sammelten sie Tipps zum Energiesparen.

Bewahrung der Schöpfung macht Spaß

Beim Spiel selber gibt es keine Konkurrenz. Nur gemeinsam kommt die Gruppe weiter. Das verstanden die Bredstedter Konfis schnell. Spielerisch lernten sie die Bedeutung von regionalem und saisonalen Einkauf kennen, beschäftigten sich mit Natur und Umwelt und erfuhren, dass zum Beispiel die Verwendung von Second-Hand-Kleidung auch ein Beitrag zum Klimaschutz sein kann. Für Anna Ihme ist die Klima-Rallye – gerade auf dem Hintergrund von Fridays for Future – eine gute Ergänzung ihrer pädagogischen Arbeit. „Jugendliche erfahren, dass die Bewahrung der Schöpfung auch Spaß machen kann“, sagt sie. „Das finde ich richtig gut.“

Ende der Ära Schulze-Kölln

Husum – Diakonie gehört zu den Säulen der Kirche, ohne sie kann Kirche nicht sein, das ist von Anbeginn des Christentums unzweifelhaft. So versteht sich auch das Diakonische Werk Husum selbstverständlich als Teil der Kirche, der Nächstenliebe professionell in Tat umsetzt. Mehr als 100 Mitarbeitende sind in diesem Auftrag unterwegs, zehn von ihnen erbaten mit Propst Jürgen Jessen-Thiesen am Sonntag in der Marienkirche den Segen Gottes für ihre Arbeit, und mit Segen verabschiedete die große Gottesdienstgemeinde Siegfried Schulze-Kölln, der viele Jahre Aufsichtsratsvorsitzender der Diakonie gGmbH war und dessen Amtszeit nun endet.

„Sie können stolz auf das Erreichte sein.“

„Das Diakonische Werk Husum gGmbH ist eine Einrichtung der Diakonie als Wesens- und Lebensäußerung der evangelischen Kirche“, so zitierte Volker Schümann, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (DW) Husum, zu Beginn seiner Laudatio für Siegfried Schulze-Kölln aus der Präambel des DW.  Die Zusammenarbeit mit dem scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden sei immer gut gewesen, betonte er. Er habe für eine große Klarheit in der Verteilung der Rollen gestanden, habe verantwortungsbewusst und zuverlässig dem Aufsichtsrat vorgestanden und die Entwicklung des DW mit Engagement begleitet. „Die Ära Schulze-Kölln geht zuende“, so Schümann, „Sie können stolz auf das Erreicht sein.“

Heiko Nass: Grüße vom Landesverband

Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen. Weil der Glaube an Jesus Christus und praktizierte Nächstenliebe zusammen gehören, leisten diakonische Einrichtungen vielfältige Dienste am Menschen. Sie helfen Menschen in Not und in sozial ungerechten Verhältnissen. Sie versuchen, die Ursachen dieser Notlagen zu beheben. Unter dem Dach des DW-Husum gibt es unzählige Angebote: Die Bahnhofsmission, die Tafel, Familienbildungsstätte und Wohnungslosenhilfe gehören dazu. Letztere Stand im Fokus des Gottesdienstes. Landespastor Heiko Nass predigte zu diesem Thema, Mitarbeitende der Wohnungslosenhilfe. Er überbrachte dem scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden die Grüße des Landesverbandes Diakonisches Werk Schleswig-Holstein. Nachfolger von Siegfried Schulze-Kölln ist Professor Dr. Stefan Krüger.

Info: Das Diakonische Werk Husum ist in vier Geschäftsbereiche untergliedert. Familienbildung (Heike Beyer), Soziales und Arbeit (Adelheit Marcinczyk), Beratung und Therapie (Susanne Baum), Sozialraumorientierte Kinder-und Jugendhilfen (Inken Voß-Carstensen). Es ist als gGmbH organisiert, der Aufsichtsrat wird von der Gesellschafterversammlung gewählt.

Freundschaft über Kontinente hinweg

Besuche erhalten die Freundschaft – so ist das zwischen den Kirchenkreisen Nordfriesland der Kirche in Santa Catarina im Süden Brasiliens seit vielen Jahren, seit 2017 sogar hochoffiziell mit einem Vertrag besiegelt. In diesen Tagen erreicht eine brasilianische Delegation Nordfriesland: Drei Wochen verbringen die Gäste an der Nordseeküste und lernen Land und Leute kennen.

Dabei lernen sie ganz unterschiedliche Bereiche kirchlicher Arbeit kennen: Sie beschäftigen sich mit den Themen Nachhaltigkeit und Migration, besuchen das Nordfriisk Institut und sprechen mit Vertretern der dänischen Minderheit, lernen das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie am Beispiel der Husumer Horizonte und die Evangelische Frauenarbeit kennen, treffen die Urlauberseelsorge und die Evangelische Jugend. Daneben ist immer noch ein wenig Zeit für Sightseeing und Kultur, aber auch für die Vorbereitung des Partnerschaftsgottesdienstes, der am 22. September um 10 Uhr in Bredstedt beginnt, bei dem Nächstenliebe im Mittelpunkt steht.

Foto: Besuch der deutschen Delegation in Brasilien 2017

Neue Mitarbeiter im EKJB

Nordfriesland – Das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) freut sich über zwei neue Kollegen: Seit dem 1. September ist Sebastian Hurst neuer pädagogischer Mitarbeiter im EKJB, und Mika Petersen stellt sich als Materialwart im Bundesfreiwilligendienst vor.

Der neue „Bufdi“

Mika Petersen ist 20 Jahre alt und hat gerade sein Abitur gemacht. Er kennt das EKJB von Freizeiten, Kirchentagen und der Jugendvollversammlung „Mitmischen“. Im Herzen ist er Pfadfinder, dort ist er auch Jugendgruppenleiter. Der Bundesfreiwilligendienst dauert ein Jahr, was danach kommt, weiß er noch nicht genau. „Ich wollte einfach gerne zwischendurch noch mal etwas Soziales machen“, sagt er. Im EKJB ist er zuständig für den Materialverleih und hilft in der Verwaltung. Montags bis mittwochs und freitags ist er in Niebüll, die Donnerstage wird er in Husum arbeiten.

Hurst ist gelernter Erzieher

Sebastian Hurst ist 23 Jahre alt und hat gerade in Niebüll seine Ausbildung zum Erzieher abgeschlossen. Die Schulpraktika hat er überwiegend im Elementarbereich absolviert, gleichwohl hat er viel Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen aller Altersklassen: Seit acht Jahren, also seit seiner Konfirmation, ist er ehrenamtlich in der Jugendarbeit der Kirchengemeinde Mürwik in Flensburg engagiert, begleitete Freizeiten und Jugendgruppenleiterlehrgänge und versorgte den Kindergottesdienst. Dabei kam ihm besonders zugute, dass er zugleich Musiker ist: Als Pianist und Sänger mit Schwerpunkt auf moderner Kirchenmusik findet er schnell Zugang zu jungen Menschen.

Zum EKJB wie die Jungfrau zum Kind

Für Mika Petersen ist die Zeit klar auf ein Jahr begrenzt, Sebastian Hurst bleibt zum Glück länger. Ihm gefällt „der verrückte Haufen“, die Zusammenarbeit mit den kreativen Kolleginnen im Team. Musik wird wohl einer seiner Schwerpunkte werden, er wird Ansprechpartner für die Kirchengemeinden im südlichen Bereich des Kirchenkreises von Husum bis St. Peter-Ording sein. Zum EKJB kam er „wie die Jungfrau zum Kind“. Eher zufällig lernte er seine jetzige Kollegin Anna Lena Ihme kennen. Und als die erfuhr, dass er gerade in der Findungs- und Bewerbungsphase sei, sagte sie halb im Ernst und halb im Spaß: „Ich erwarte morgen deine  Bewerbung auf meinem Schreibtisch!“ So kam das. Dass er tatsächlich auch die Zusage bekam, macht Sebastian Hurst glücklich. „Darüber habe ich mich mega gefreut“, sagt er.

Radfahr-Spaß in der Kita

Bordelum – Klimaschutz ganz praktisch – das bedeutet die Anschaffung eines Lastenfahrrads in der Evangelischen Kindertagesstätte Bordelum-Dörpum. Das sogenannte Klimafahrrad hat Platz für sechs kleine Menschen und ist mit Anschnallgurten sowie einem Elektro-Motor ausgestattet, so dass die Pädagoginnen sich nicht allzu sehr abstrampeln müssen.

Hintergrund ist die Aktion „Kirche für Klima“ der Nordkirche: In der Kita waren im vergangenen Räder als Leihgabe des Projekts stationiert, auch die Kita Bordelum-Dörpum durfte probefahren und kam dabei auf den Geschmack. Die Nordkirche will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden und geht diesem Ziel auf verschiedensten Wegen entgegen. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Mobilität. „Mit den Lastenfahrrädern wollen wir den Kindern Spaß am Fahrradfahren vermitteln und den Eltern zeigen, dass sich Ausflüge mit Kindern und Fahrrad leicht kombinieren lassen“, sagt Klaudia Morkramer, Klimaschutzmanagerin für Mobilität der Nordkirche in einem Pressetext.

„Jetzt können wir schnell mal in die Natur, zur Kirche, in die Bücherei oder zum Hofladen fahren“, freut sich Leiterin Bärbel Becker. Möglich war die Anschaffung dank großzügiger Spenden von Maret Clausen und der Spendengemeinschaft „Grüne Energien Bordelum“. „Die Kinder lernen, dass kurze Wege genauso gut mit dem Fahrrad unternommen werden können und dass so jedermann zum Klimaschutz beigetragen kann.“

Landpastor mit Leidenschaft

Risum-Lindholm – Die Kirchengemeinde Risum-Lindholm freut sich: Am Sonntag, 8. September, wird Andreas Schulz-Schönfeld in sein Amt als Pastor der Gemeinde eingeführt. Sie kennt ihn bereits seit September des vergangenen Jahres, nun wissen beide, dass sie gut zusammenpassen.

Vom nordkirchlichen Referenten zum Landpastor

Auch für den 54-jährigen Seelsorger kehrt damit Ruhe in seine Lebensplanung ein: Zehn Jahre war er Referent für ökumenisch-missionarische Bildungsarbeit im Nordelbischen Missionszentrum, das später zum Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ) wurde. Sein Dienstsitz war Breklum, sein Wohnsitz und sein Zuhause in Bredstedt, wo auch seine Frau und seine drei Kinder heimisch wurden. Solche übergemeindlichen Stellen sind gesetzlich begrenzt auf fünf Jahre und können nur einmal um weitere fünf Jahre verlängert werden – die waren jetzt um.

„Wir haben nach einer Stelle gesucht, bei der die Kinder eine weiterführende Schule in der Nähe haben“, so Andreas Schulz-Schönfeld. „Da fiel Risum-Lindholm zunächst nicht ins Raster.“ Aber dann ergab es sich, dass er zunächst eine halbe Stelle dort als Dienstauftrag annahm, um mit der anderen Hälfte noch wichtige Arbeiten im ZMÖ zu Ende zu bringen. Seit Dezember 2018 arbeitet er mit ganzer Stelle für die Landgemeinde. „Das macht mir sehr viel Freude“, sagt er und lobt den aufgeschlossenen Kirchengemeinderat und die vielen engagierten Ehrenamtlichen.

Wertvolle Zeit in Israel

Geboren und aufgewachsen ist der Theologe in Hamburg. Er hat dann in Hamburg, Wien, Heidelberg und Jerusalem Theologie studiert, besonders die Zeit in Israel prägte den Seelsorger nachhaltig. So war es stimmig, dass er nach den Gemeindepfarrämtern in Hamburg-Bergstedt und Hamburg-Eidelstedt als Referent in die ökumenische Bildungsarbeit ging. Fortan organisierte er Seminare und Vorträge und beschäftigte sich mit dem Christentum weltweit, aber auch mit dem Verhältnis der Religionen untereinander zum Beispiel bei der Veranstaltung „Abrahams Zelt“. Er gestaltete die Eine-Welt-Ausstellung in Breklum um, trug zur Vernetzung der ökumenischen Aktivitäten auf Nordkirchen-Ebene bei und zur Digitalisierung des Archivs.

Einführung am 8. September in Risum

Risum-Lindholm ist eine wachsende Gemeinde, das gefällt dem Pastor gut. Er hat viele Taufen und viele Trauungen, mehr als Beerdigungen – das klingt mancherorts anders. Die Gemeinde hält die ganze Bandbreite vor: zwei Friedhöfe, zwei Kitas, zwei Kirchgebäude und sogar zwei Gemeindehäuser – es gibt viel zu tun, aber das schreckt ihn nicht. „Hier wird noch viel Wert auf dörfliche Strukturen gelegt“, sagt er, und er weiß das zu schätzen. Seine Familie wird wegen der besseren Anbindung an die Schulen in Bredstedt bleiben, Andreas Schulz-Schönfeld nimmt wegen der Residenzpflicht seinen Wohnsitz im Pastorat. Am Sonntag, 8. September, führt Pröpstin Annegret Wegner-Braun ihn in seinen Dienst als Pastor der Kirchengemeinde ein, das wird ein feierlicher Gottesdienst in der St. Sebast-Kirche zu Risum. Beginn ist um 10 Uhr. Im Anschluss gibt es noch einen Empfang im Gemeindehaus in Risum.

Bischofsbesuch aus Tansania

Eine kleine Delegation unserer Partner aus der Konde Diocece im Süden Tansanias besuchte für drei Tage den Kirchenkreis:  Bischof Dr. Edward Johnson Mwaikali, Pastorin Felister Namkonda, Superintendentin im Mwakaleli Church District und Pastor Nsajigwa Mwasonya, Stellvertr. Direktor der Matema Bible School ließen sich auf Land und Leute ein und zeigten sich interessiert und freundlich.

Kleine Reise durch den Kirchenkreis

Am Montag begrüßte Propst Jessen-Thiesen die Gäste, zeigte ihnen die Verwaltung und unterhielt sich mit ihnen über Fragen der Partnerschaft. Am Dienstag führte Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) die Besucher. Sie zeigte ihnen die St. Marien-Kirche in Husum, die Husumer Horizonte – eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen – und informierte sie über die Situation von und Herausforderungen für Jugendliche in Deutschland sowie die Arbeit des EKJB. Höhepunkt war dann der Besuch des Sommerempfangs der Landeskirche in Kiel, wo die Gäste auch der neuen Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt begegneten. Abschließend erlebten die Gäste mit Pastorin Sylvia Goltz den Alltag einer nordfriesischen Landgemeinde.

Kennenlernen der deutschen Partner

Bischof Dr. Edward Johnson Mwaikali wurde 2018 in sein Amt gewählt. Er möchte bei seinem Besuch die verschiedenen Partner in Deutschland kennenlernen. Dazu gehören unter anderem das Zentrum für Mission und Ökumene und die Kirchengemeinde Glinde.

Geschichte ist ihre Leidenschaft

Ladelund – Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund hat ein neues Gesicht: Zum 1. Februar hat Katja Happe die Leitung übernommen, am 1. September wird sie in ihr Amt eingeführt. Sie ist Historikerin, und die Stelle ist wie für sie gemacht. Oder umgekehrt. „Ich hab die Ausschreibung gesehen und dachte gleich: Meins!“, sagt die 48-Jährige. Geradezu perfekt passt das Anforderungsprofil auf sie, die in Siegen und im holländischen Groningen Geschichtswissenschaften studiert hat. „Da brenne ich für“, sagt sie, „Geschichte ist meine Leidenschaft.“

Ihre Liebe gilt den Niederlanden
Und das ist spürbar, wenn sie erzählt: von ihrem Auslandssemester in den Niederlanden, von der Geschichte des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung, von den „Moffenmeiden“, den nach dem Krieg gebrandmarkten jungen Frauen, die sich mit deutschen Soldaten eingelassen hatten. Ihr Wissen über diese Zeit ist umfangreich: Sie hat an einem 16-bändigen Editionsprojekt zur Judenverfolgen mitgearbeitet und ein Buch herausgebracht über die Geschichte der Judenverfolgung in den Niederlanden. „Putten taucht immer wieder auf als prägendes und schockierendes Ereignis für die Niederlande“, erzählt sie. 1944 hatten die Nationalsozialisten als Rache für einen Anschlag auf deutsche Soldaten alle wehrfähigen Männer des Ortes deportiert. 600 Menschen wurden verschleppt, im KZ Ladelund, einer Außenstelle des KZ Neuengamme verstarben 300 Männer aus ingesamt 12 Nationen – 170 von ihnen kamen aus Putten.

Fügung oder Schicksal?
Seltsam glücklich fügen sich für die promovierte Historikerin jetzt viele Dinge: Sie hat eine kleine Wohnung in Ladelund gefunden, in der sie sich sehr wohl fühlt. Ihren Wohnsitz in Berlin behält sie aber – sie hat in Ladelund eine 75-Prozent-Stelle und will sich mit der verbleibenden Zeit gerne eigenen Forschungsprojekten widmen. Die neue Ausstellung findet sie großartig und zollt Angelika Königseder, einer Kollegin, die sie auch privat kennt, und ihrem Vorgänger Raimo Alsen höchsten Respekt. Auf die Begegnungen mit den Puttenern freut sie sich, auch, weil sie dann endlich mal wieder holländisch sprechen kann. „Das klingt fast so, als hätte ich einen Plan gehabt“, sagt sie und lacht. „Dem war aber nicht so.“

Am Anfang steht das Kennenlernen
Am Anfang steht für sie das Kennenlernen von Menschen und Strukturen. Denn die Gedenk- und Begegnungsstätte liegt in der Trägerschaft der Kirchengemeinde, das gibt es bundesweit nur ein weiteres Mal. Gleichzeitig ist sie die älteste Gedenkstätte, bereits 1946 nahm der damalige Pastor Johannes Meyer Konakt mit den Puttenern auf, Versöhnung über den Gräbern begann. Katja Happe nimmt Kontakt zu den anderen Playern der Gedenkstättenarbeit auf, aber auch zu Bildungsträgern vor Ort. „Ich finde es spannend, wie man eine Ausstellung in den Köpfen verankern und die Fragestellung auf heute übertragen kann“, sagt sie. Die neue Ausstellung mit ihrem stark biografisch orientiertem Ansatz bietet dafür gute Voraussetzungen.

Der Gottesdienst zur Einführung beginnt am 1. Sepember um 10 Uhr in der St. Petri-Kirche Ladelund. Anschließend findet ein kleiner Empfang in der Gedenkstätte statt. Anmeldeinformationen können Sie anhängender Karte entnehmen.

Im Gotteshaus zuhause

Husum – Wenn er die Husumer Marienkirche betritt, tut er es meistens mit einem eigenen Schlüssel. Sein erster Blick geht selten nach oben zu den gold-blinkenden Sternen an der Decke des imposanten Gotteshauses, und er muss auch nicht eine Weile in der Mitte stehen, um den Raum auf sich wirken zu lassen. Sein Blick geht eher prüfend durch den Raum: Ist noch alles in Ordnung oder blättert vielleicht irgendwo der Putz? Volker Articus geht seit 40 hier ein und aus – als Kirchengemeinderat, als Gottesdienstbesucher, als Mensch, der seine Kirche liebt. Am 1. September wird er für seinen langjährigen, ehrenamtlichen Dienst mit dem Ansgarkreuz der Nordkirche ausgezeichnet.

Articus wollte mitbestimmen

„Ich hab 1977 die Schwan-Apotheke von meinem Vater übernommen“, erzählt der heute 76-Jährige. Und dann lacht er ein bisschen: Denn mit der wirtschaftlichen Verantwortung für das Unternehmen wurde ihm auch die Höhe der Kirchensteuer bewusst, und er versuchte einen Deal mit dem damaligen Propst Alsen, um das Geld zweckbestimmt allein der Kirchengemeinde zukommen lassen zu können. Er habe schlicht wissen wollen, wo das Geld bleibt, erzählt Articus. Und Alsen habe ihm dann zu einer Kandidatur für den Kirchenvorstand geraten. Das war 1979. So kam das.

Kontinuität und Verlässlichkeit

Der Kirchengemeinderat (KGR) von St. Marien trug über die Jahre große Verantwortung: Er führte anfangs noch eine eigene Diakoniestation, kümmerte sich um die Bahnhofsmission, leitete die Altenbegegnungsstätte (ABS) und sorgte für hochwertige Kirchenmusik mit nordfrieslandweiter Strahlkraft. „Da kamen wir in wirtschaftliche Not“, erzählt Articus, „das hat die Gemeinde und die Arbeit geprägt.“ Er gründete einen Förderverein für die ABS, dem er bis heute vorsteht, und gehörte mit seiner Apotheke immer wieder zu den verlässlichen Sponsoren für besondere Unternehmungen. In den Jahren, als die Kirchengemeinde ohne Gemeindehaus war, kam das Kirchenbüro in seinem Haus unter, und sogar der Konfirmandenunterricht und die Kirchengemeinderatssitzungen fanden hier statt. „Er ist ein Mann großer Freundlichkeit und Klarheit“, heißt es im Antragsschreiben des KGR and den Kirchenkreisrat. „Volker Articus verkörpert Kontinuität und Verlässlichkeit, gepaart mit großer Einsatzbereitschaft. Sein Wirken umfasst die Dienstzeit mehrerer Pastoren der Gemeinde. Er hat in turbulenten Zeiten viel zum Frieden in der Gemeinde und der Stadt beigetragen.“ „Ohja“, sagt Articus und lächelt, „es hat manchmal heftige Dispute gegeben.“

Manches ändert sich

In diesen 40 Jahren lag ihm auch die Marienkirche sehr am Herzen. In den 1980er-Jahren gab die Kirchengemeinde eine große Renovierung in Auftrag. Damals wurde der Mittelgang wiederhergestellt, der heute so prägend für den Raumeindruck ist. Die Säulen wurden granitfarben angestrichen – eine Entscheidung, die vor wenigen Jahren revidiert wurde. Auch strukturell ändert sich vieles: St. Marien ist jetzt Teil der großen Kirchengemeinde Husum, vieles ist in Bewegung gekommen und in Schwung geraten. Und Volker Articus trägt das gerne mit.

Ehrung und Abschied

Über die Auszeichnung freut er sich, sagt der Senior. Propst Jessen-Thiesen überreicht ihm im Gottesdienst, der um 11 Uhr beginnt, persönlich das Ansgarkreuz, und die Gemeinde gibt ein kleines Fest, um seine Dienste zu würdigen. Gleichzeitig ist die Ehrung auch ein Abschied: Gesundheitliche Probleme zwingen den Rentner, kürzer zu treten. Er legt sein Amt als Kirchengemeinderat nieder. Auch Gernot Kress wird verabschiedet, er ist an einen anderen Ort gezogen.

„Diese Kirche ist mein Zuhause“

Und war irgendetwas besonders schön in diesen vielen Jahren? Jetzt blickt Volker Articus hoch, sieht sich die Marienkirche noch einmal an wie ein Fremder sie sich ansehen würde. „Diese Kirche“, sagt er nachdenklich, „ist mein Zuhause geworden. Das ist schön.“

Jeder Tag ein Segen

Nieblum/Föhr – Philipp Busch ist Pastor und ist – das bringt der Berufsstand so mit sich – selten um Worte verlegen. Er ist aber ein Wort-Künstler, ein Poet vor dem Herrn, jemand der mit Wenigem viel sagen kann, einer, bei dem Worte Gedanken in Buchstaben sind. Es ist um Philipp Busch etwas Stilles, ein aus Lebensbrüchen gewordener Tiefgang. Er findet Worte, wo sie anderen im Halse stecken bleiben.

Von West nach Ost

Anders handeln, das ergab sich vielfach irgendwie. Ein Studierenden-Austausch während seines Theologie-Studiums in Mainz führte ihn 1991 an die Universität Greifswald. Das war unmittelbar nach der Wende, „drüben“ war so vieles so anders. Es war nicht nur das Klo auf dem Hinterhof, das er sich „mit drei fetten Spinnen“ teilte: Die Stadt roch nach Braunkohle und Zwei-Takt-Motoren, die Mentalität der Menschen war anders und vor allem die Theologie: Wer sich damals für Theologie und Kirche entschied, der entschied sich für überaus mühsame Lebensumstände. Die Christen und Christinnen der DDR wurden beäugt vom Staat, sie wurden beruflich behindert und waren gesellschaftlich schräg angesehen. Sie lebten ihr Christsein in Enklaven, anders als der Westen, und Philipp Busch fügte sich nicht aus Bequemlichkeit in diese anderen Umstände, er entschied sich dafür und sie prägten sein Leben. Er verliebte sich in den Osten und in seine Kirsten – ebenfalls Theologin und liebste Kollegin bis heute.

Auf Umwegen zum Traumberuf

Noch während des Studiums wechselte er in die mecklenburgische Landeskirche und machte machte sein Diplom in Rostock. Aber dann kamen unruhige Jahre auf das Ehepaar zu, und Philipp Busch konnte sich eine Zeitlang nicht vorstellen, in der Kirche Dienst zu tun. Er machte ein Praktikum bei der Ostseezeitung und wäre fast Volontär geworden, hätte man ihm nicht die Begleitung eines Studienreform-Projekts in Rostock angeboten. Das machte er sechs Jahre lang, Kirsten wurde inzwischen Pastorin, und gerne, sehr gerne gestaltete das Ehepaar zusammen Gottesdienste. „Gottesdienst und Predigt fand ich eine tolle Sache – deswegen wollte ich Pastor werden“, erinnerte er sich. So kam er dann auf Umwegen zu seinem Traumberuf.

Steinkohle und Braunkohle

Die Spannung zwischen Ost und West prägte ihn. „Ich vergleiche das gern mit Braunkohle und Steinkohle“, erzählt der Pastor. Das Christentum im Westen sei eher wie Braunkohle flächendeckend angelegt, im Osten gleiche es eher der Steinkohle: Klar abgegrenzt, dafür aber in die Tiefe gehend. In den Westen zu gehen konnten sich beide eigentlich nicht vorstellen. Aber dann kam die Ausschreibung für St. Johannis auf Föhr , und auf einmal passte irgendwie alles. Seit 2013 lebt das Pastorenehepaar, das inzwischen drei Kinder hat, auf der Insel. „Meine Kinder sprechen friesisch“, sagt Philipp Busch. „Für sie ist das hier das Paradies.“

Gesegnet bist du, Gott, der meinen Tag segnet

Anders handeln – die Geschichte erhellt sich rückblickend: Seit Februar diesen Jahres gibt es täglich einen Post des Inselpastors auf Facebook und Twitter mit dem Hashtag #jedertageinsegen. Seitdem geht er jeden Tag auf Spurensuche, entdeckt die leuchtenden Momente. „Es ist mir eine liebgewonnene Übung geworden, den Augenblick festzuhalten“, sagt er. Die, die ihn kennen, lesen diese Posts auf ihrem besonderen Hintergrund: Philipp Busch ist krebskrank, im August 2018 erhielt er die Diagnose, im Februar war die zweite große OP. Jetzt hofft er, dass er das Schlimmste überstanden hat. Erschöpft war er immer wieder. Aber er sagt: „Nein, Angst habe ich nie gehabt.“ Je schlimmer es kam, desto ruhiger wurde er. Sein Vertrauen in Gott wurde nicht erschüttert, im Gegenteil. „Gesegnet bist du, Gott, der meinen Tag segnet“ – so beginnt jeder Post, dann folgt ein kleiner Lichtblick, ein kurzer Tagesmoment, der Hashtag und ganz zum Schluss #dnkgtt: Danke, Gott. „Segen muss im Fluss bleiben“, sagt der Pastor, „er kommt von Gott und geht zu Gott zurück“, das habe er in der „Theologie des Segens“ von Magdalene Frettlöh gelernt – ein dickes, theologisches Buch, das zu lesen er in den vielen Krankheitstagen Zeit hatte. „Wie danke ich, wenn es eigentlich nichts zu danken gibt?“, diese Frage stellt sich jeder Seelsorger irgendwann. Und Philipp Busch hat Antworten gefunden.

Weil immer was geht

Er findet Worte, wo sie anderen im Hals stecken bleiben. Er findet einen Umgang mit schwerer Krankheit, der anderen hilft. „Reduziert mich nicht auf meinen Krebs“, sagt er. Das kann er nicht leiden. Er bleibt ja der, der er war, bleibt ja Familienvater, Seelsorger, Freund und Ehemann, bleibt mit vielen Fragen und Sehnsüchten wie jeder andere auch. Jeder Tag ein Segen – auch das bleibt, es gibt immer etwas zu danken. Und wer das gelernt hat, dem kann es besser gehen. „Guckt auf das, was gut war“, sagt Philipp Busch und will da gerne Vorbild sein. Dann nämlich geht auch Andershandeln, weil immer was geht.