Zeit statt Zeugs!

„Zeit statt Zeugs“, so lautet das neue Jahresprogramm des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland (EKJB). „Das Motto #Zeitstattzeugs gibt wieder, was wir in der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit leben: Wir erfahren mit Kindern und Jugendlichen Gemeinschaft und probieren gemeinsam den Glauben“, erklärt Susanne Kunsmann, Leiterin des EKJB.  „Wir setzen mit unserem Motto ein Zeichen gegen den Trend, immer mehr haben und immer besser als andere sein zu wollen.“

Ohne Geld bis ans Ende der Nordkirche

Das neue Programm enthält jede Menge Angebote und Ideen für gut genutzte Zeit: Kinder- und Jugendfreizeiten in Lettland oder Dänemark, Jugendgruppenleiter- Teamer- und Erste-Hilfe-Lehrgänge gehören dazu. In diesem Jahr gibt es sogar eine Jugendbegegnung in Tansania. Ein besonderes Projekt für die Abenteuerlustigen startet pädagogische Mitarbeiterin Anna Ihme in den Osterferien: In einer Woche will sie mit dem Fahrrad von Niebüll „bis ans Ende der Nordkirche“ – das wäre Usedom – fahren. „Unterwegs organisieren wir uns mit Freundlichkeit, Improvisation und Kreativiät alles, was wir brauchen: Essen, Getränke, Unterkünfte – ohne Geld“, erklärt sie. Sebastian Hurst, ebenfalls pädagogischer Mitarbeiter im EKJB, fährt mit jungen Leuten im Juni zum Heaven-Festival nach Neumünster. Es gibt ein Outdoor-Angebote, bei dem Jugendliche lernen, mit wenig zurechtzukommen und dabei auf die Natur und die Bewahrung der Schöpfung zu achten. Das EKJB lädt wieder zur Klima-Sail ein, das sind zehn Tage im Juli auf einem Traditionssegler, an denen sich die Teilnehmer ganz bewusst mit den hochaktuellen Klimafragen auseinandersetzen.

Das EKJB denkt inklusiv

„Wir denken inklusiv“, betont Susanne Kunsmann, Leiterin des EKJB. „Jeder darf bei uns mitmachen, auch Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedarfen.“ Es gebe zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten, so die Pädagogin, kein Kind soll zu Hause bleiben müssen, wenn das Geld nicht reicht. Das bunte und vielfältige Programm sei nur möglich, so betont sei, weil so viele engagierte Ehrenamtliche ihre Zeit und ihre Kompetenz zur Verfügung stellen.

„Wir brauchen nicht mehr Weite, wir brauchen mehr Tiefe“, so Propst Jürgen Jessen-Thiesen in seinem Vorwort zum neuen Programm. „Es sind Angebote, sich miteinander Zeit zu nehmen für „Reichweitenvergrößerungen“, die in die Tiefe gehen.“ Das Programm kann unter www.ekjb-nf.de heruntergeladen oder unter 04661/1462 oder per E-Mail an info@ekjb-nf.de bestellt werden.

3. Predigt-Slam in Husum

Husum – Das ist ein harter Brocken, der den fünf Predigenden für den diesjährigen Predigt-Slam in der Husumer Marienkirche vorgelegt wird: Es geht um die Berufung des Hesekiel, ein alttestamentlicher Prophet, der im 6. Jahrhundert vor Christus gelebt hat. Seine besondere Zeichenhandlung: Eine Schriftrolle soll er essen. „Eine tolle Herausforderung ist dieser Text, da haben die Theologen reichlich zu knabbern und zu kauen, wenn sie die alten Worte für unsere Zeit aufarbeiten sollen“, sagt Friedemann Magaard, der bei einem vorbereitenden Workshop theologisch in die sperrigen Bilder und harten Vorwürfe des Propheten einführt hatte. Es wird keine leichte Aufgabe sein, diesen Text anschaulich und vor allem kurz zu predigen. Denn mehr als drei Minuten haben sie nicht, die fünf Theologen. Was dann nicht gesagt ist, geht im Gesang der Gemeinde unter.

Von der Vielfalt evangelischer Predigt

„Wir freuen uns auf den dritten Predigt-Slam in Nordfriesland“, sagt Pastorin Inke Raabe, die den Gottesdienst gemeinsam mit Pastor Magaard leitet. Die Grundidee ist, die Vielfalt evangelischer Predigt aufzuzeigen. „Es gibt nicht die eine Wahrheit oder die eine einzig-richtige Deutung“, sagt sie. Es gebe viele Wege, an die alten Texte heranzugehen und sie für die heutige Zeit fruchtbar zu machen. Teilnehmen werden in diesem Jahr Pastorin Heike Braren aus Husum, Inga Meißner, die an der St.-Marien-Kirche Lübeck wirkt, Nora Stehen, die theologische Leitung des Christian Jensen Kollegs, Klaus-Uwe Nommensen, der zurzeit Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sankelmark ist, und Vorjahres-Sieger Pastor Joachim Kretschmar von der Evangelischen Akademie der Nordkirche. Sie alle trafen sich im Breklum zum vorbereitenden Workshop mit Poetry-Slamerin Mona Harry („Warum mein Herz am Norden hängt“) und ließen sich von ihr Tipps geben. Die erfahrene Texterin und Autorin war übrigens ganz begeistert vom Propheten Hesekiel. „Das sind wirklich starke Bilder“, sagte sie anerkennend, „daraus lässt sich doch was machen.“

Mit dabei: eine Schülerin der HTS

Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 16. Februar, um 11 Uhr in der Marienkirche. Statt einer Predigt gibt es die fünf Kurzpredigten, und die Gemeinde entscheidet mit der Lautstärke ihres Gesangs, wer der Gewinner oder die Gewinnerin sein wird. Neu ist, dass der Opener, der Testlauf ohne Wertung, diesmal von außerhalb kommt: Beim Workshop war auch die 18-jährige Alina Jacobs aus Ostenfeld dabei, die schon einige Jahre Slam-Erfahrung hat und außerdem ehrenamtlich bei der Evangelischen Jugend engagiert ist.

Kirkerne på begge sider af grænsen præsenterer deres fælles program i anledning af Genforeningsåret. v-h: Biskop Gothart Magaard (Sprengel Schleswig) biskop Marianne Christiansen (Haderslev stift) biskop Elof Westergaard (Ribe stift) senior Matthias Alpen (Nordschleswigsche Gemeinde) sognepræst Christa Hansen (Haderslev Domsogn) provst Carmen Rahlf (SL-FL Nordkirche) provst Hasse Neldberg Jørgensen (Dansk Kirke i Sydslesvig) Foto: Tim Riediger / nordpool P e t e r s b u r g , D-24966 S o e r u p - B a r g Tel. +49 (0) 4635-292626, Fax. +49 (0) 4635-295411, EMail: info@nordpool-media.com, www.nordpool-media.com

Über die Grenze gehen

Vor 100 Jahren haben die Bürger im Herzogtum Schleswig über den Verlauf der deutsch-dänischen Grenze abgestimmt. Die Ev.-Luth. Kirchen im deutschen und im dänischen Grenzgebiet nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, im Jahr 2020 gemeinsam ein umfangreiches Festprogramm auf die Beine zu stellen.

Die Welt endet nicht an Grenzen

Bischof Gothart Magaard erinnert an die lange gemeinsame Zeit; gebe es die beiden Bischofssitze in Ribe und in Schleswig doch schon seit über 1.000 Jahren. Heute sei sie geprägt von einer besonders guten Nachbarschaft. Und Bischöfin Marianne Christiansen aus Hadersleben ergänzt, dass es mehr Verbindendes als Trennendes gebe, alle Geschwister im Glauben seien. „Grenzland ist Miteinander und Reichtum“, sagte sie, und ergänzt später: „Die Welt endet nicht an einer Grenze.“ Ihr Bischofskollege Elof Westergaard aus Ribe hebt das gemeinsame Lernen und die Horizonterweiterung durch das Miteinander im Grenzland hervor.

Die letzten 25 Jahre haben die Kirchen auf deutscher und auf dänischer Seite ihre Freundschaft besonders intensiv gepflegt, berichtet die Flensburger Pröpstin Carmen Rahlf. „Wir haben uns die Zugänge zueinander erarbeitet und können stolz sein auf die Entwicklung. Wir pflegen unsere Kontakte und unsere Beziehungen aktiv, so Pröpstin Rahlf. Einer der Höhepunkte markiert das Jahr 1997, als die deutsche Kirche die Flensburger Heiliggeistkirche vollständig in den Besitz der dänischen Kirche gegeben hat. Dort wurden schon seit 1588 dänischsprachige Gottesdienste gefeiert. Senior Mathias Alpen von der deutschen Minderheitskirche in Dänemark beschreibt den Prozess im Grenzland von einem Gegeneinander über ein Nebeneinander hin zum Miteinander und Füreinander. Zusätzlich zur deutschen und zur dänischen Kirche gibt es heute in Dänemark neun deutsche Kirchengemeinden und in Schleswig-Holstein 30 dänische.

Auf der Grenze zu Tisch

Alle Mehr- und Minderheitskirchen haben anlässlich des Jubiläums ein gemeinsames Komitee gebildet, das das Festprogramm für 2020 ausgearbeitet hat. Darauf stehen Festgottesdienste, Konzerte, Vorträge und Pilgertouren zu Fuß und auf dem Fahrrad genauso wie drei lange Tafeln, die sich zu drei Terminen und an drei Orten jeweils über die Grenze erstrecken und an denen Deutsche und Dänen gemeinsam Essen, reden und feiern. Die Tische werden am 7. Juni am Grenzübergang Rønsdam / Niehuus, am 16. August am Grenzübergang Pebersmark und am 13. September 2020 am Grenzübergang Norddeich-Siltoft, Rickelsbüller Koog, Siltoftvej aufgebaut. Teilnehmen können Gemeindegruppen oder Einzelpersonen; jeder und jede bringt etwas mit und deckt den Tisch nach seiner / ihrer Facon.

Festgottesdienst und viele Veranstaltungen

In Erinnerung an die Abstimmungstage wird am 9. Februar ein deutsch-dänischer Festgottesdienst in Apenrade (Dänemark) und ein weiterer am 15. März in der Flensburger St. Marien-Kirche gefeiert. Erwartet wird dazu unter anderem Prinzessin Benedikte, die Schwester von Königin Margrete II. Außerdem kommen zahlreiche deutsche und dänische Bischöfe, darunter die Bischöfin von Grönland. In der dänischen Stadt Ribe wird vom 21. bis 24. Mai ein „Folkemøde“ veranstaltet, eine Art Volkstreffen mit Diskussionen zu Fragen der Identität und der Nation. Vom 7.-9. August werden dann die drei Bischöf*innen Marianne Christiansen, Gothart Magaard und Elof Westergaard zu einer gemeinsamen Fahrrad-Pilgertour aufbrechen – wer sie (auch in Teilstücken) begleiten möchte, ist herzlich eingeladen.

Das komplette Festprogramm zum deutsch-dänischen Jubiläum ist zu finden unter www.kirche-ueber-grenzen.de und www.kirken-over-grænsen.dk.

Foto: Ein Komitee lässt Kirche über Grenzen gehen: Vlnr: Bischof Gothart Magaard, Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, Bischöfin Marianne Christiansen, Hadersleben, Bischof Elof Westergaard, Ribe, Senior Mathias Alpen, Nordschlewigsche Gemeinde, Pastorin Christa Hansen, dt. Pastorin in Dänemark, Pröpstin Carmen Rahlf, Propstei Flensburg, Propst Hasse Neldenberg-Jörgensen, dän. Kirche in Deutschland . Text: Anja Pfaff, Foto: Tim Riediger

Erfolgreiche Urlauberseelsorge Föhr

Föhr – Einen beeindruckenden Jahresbericht legt die Urlauberseelsorge Föhr vor: Im Jahr 2019 nahmen fast 20000 Menschen das Angebot wahr. „Ich schließe das Jahr mit einem Gefühl des Erfolgreich-Seins ab“, so Leiterin Monika Reincke.

Seelsorge wird vermehrt abgefragt

Der Umbau der Räumlichkeiten und die Umbenennung der Einrichtung von „Freizeithelfer“ in „Treffpunkt Urlauberseelsorge“ zeigte im vergangenen Früchte, das neue Logo, das sich in das Corporate Design des Urlauberangebots der Nordkirche fügt, erschien nun auf allen Publikationen. Die Türen der Räume an der Kurpromenade Wyk sind nach Möglichkeit geöffnet zwischen 9 und 12 Uhr sowie zwischen 14.30 und 18 Uhr. „Die Lage ist perfekt“, so Monika Reincke. Dieses offene Angebot ist erst seit dem Umbau und der Neumöblierung  möglich. Hier können sich Menschen treffen, miteinander reden oder ein Spiel spielen und sie finden in den Mitarbeitenden der Urlauberseelsorge Ansprechpartner für das, was ihnen auf dem Herzen liegt. „Die dezidierte Nachfrage nach Seelsorge hat zugenommen“, sagt die Sozialpädagogin nachdenklich. Im Urlaub ist Zeit, nachzudenken, manche Probleme brechen dann auf, und es ist gut, wenn dann jemand da ist, der zuhören kann.

Die Gute-Nacht-Geschichte ist immer noch der Renner

Der „Renner“ im Angebot ist nach wie vor die Gute-Nacht-Geschichte. Sie fand 145 mal im vergangenen Jahr statt. Jedes Mal kommen etwa 100 Kinder mit ihren Familien und verbringen miteinander eine gute halbe Stunde im Musikpavillon. Mehr als 14000 Menschen nahmen daran teil. Hinzu kommen Kreativangebote, Andachten, Spiele und umweltpädagogische Veranstaltungen. Es gibt kleine Pilgertouren, Morgenandachten am Strand und meditative Andachten in der Kirche bei Kerzenschein.

Ein junges und lebendiges Team

Jeweils eine Mitarbeitende des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) unterstützen Monika Reincke bei ihrer Arbeit. Mit halber Stelle ist auch ihr Mann Andreas Reincke mit ihm Team, er kümmert sich um Verwaltungsaufgaben und vieles mehr. Manchmal sind auch Praktikanten aus pädagogischen Ausbildungsgängen vor Ort. Der Jahresbericht erzählt von neuen Angeboten, von solchen, die überragende Resonanz finden wie das Handlettering und andere, die noch weiter erprobt werden müssen wie das Brunchen nach der Morgenandacht, das bei Regen schwer zu organisieren ist. „Im Jahr 2020 möchte ich die Treffpunkt-Arbeit intensivieren und auch verstärkt Kreativ-Angebote für Erwachsene im Programm haben“, sagt Monika Reincke. Ein Problem sei die Mitarbeiterwohnung für die FSJler, die Praktikanten, die Mitarbeitenden auf Zeit und die FÖJler, da laufe der Vertrag im August aus, und ohne Wohnung geht es nicht.

Foto: Treffpunkt Urlauberseelsorge

Heute bleibt die Küche kalt

Husum – Es riecht nicht schlecht in der Friedenskirche, es riecht sogar ziemlich gut. Zehn Tage schlägt die Winterküche ihr Quartier im Gotteshaus auf. Rund 100 Essen gibt das Team um Elke und Walter Beck täglich heraus, es kommen Menschen aus Husum und aus der Umgebung, es kommen Alte und Junge, und es sitzen nebeneinander die, die gut betucht sind und es eigentlich nicht nötig hätten, und die, die jeden Pfennig zweimal umdrehen und sich über das günstige Angebot freuen.

Es riecht so lecker in der Kirche

„Wer hat, der gibt und wer nichts hat, der kriegt“, sagte Elke Beck dem shz im vergangenen Jahr. Und das Konzept geht auf: Walter Beck begrüßt die Gäste freundlich am Eingang, 1 Euro solls gerne sein, Kinder und Jugendliche essen umsonst – und viele geben mehr. Dazu kommen Spenden, die er eingeworben hat, Ehrenamtliche helfen beim Auftragen und abräumen und die „Köche der Westküste“ verschenken ihre Zeit. „Mir geht es um die Gemeinschaft“, sagt Elke Beck. Und mit diesem Ansatz ist sie in der Friedenskirche gut aufgehoben: Das moderne Gotteshaus lässt sich fix umgestalten, da finden 100 Menschen gut miteinander Platz, und bald strömt nicht nur der Geruch nach gutem Essen durch den Raum, sondern auch das Raunen fröhlicher Gespräche an den Tischen.

Ohne Ansehen der Person

Noch bis zum 29. Januar gilt das Angebot, täglich – auch am Wochenende – zwischen 12 und 14 Uhr. Es gilt kein Ansehen der Person, jeder und jede ist willkommen. Täglich stehen zwei Gerichte auf dem Speisezettel, eines davon ist vegetarisch. Manchmal gibt es sogar Nachtisch und immer ein kleines Kuchenbuffet für die, die es gerne süß mögen. Denn die Seele isst ja schließlich mit.

Spendenkonto: KG Husum, Verwendungszweck „Winterküche“; IBAN DE07 5206 0410 2906 4028 28..

Wie ticken Jugendliche?

Breklum – Wie ticken eigentlich Jugendliche heute? Dieser Frage gingen Teilnehmende eines Fachtags nach, den der Kirchenkreis Nordfriesland gemeinsam mit dem Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) organisiert hatte. Zu Gast war Maria Nesselrath, freie Referentin des Sinus-Instituts ist, das seit 2008 alle zwei Jahre seine Forschungsergebnisse jugendlicher Lebenswelten zum Thema vorlegt.

Bilder und Zitate aus jugendlichen Lebenswelten

Etwa 40 Menschen aus den Kirchengemeinden, der Diakonie und der Jugendarbeit waren zum Fachtag nach Breklum gekommen. Wie  leben  und  erleben  Jugendliche  ihren  Alltag? Wie nehmen sie die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland und in der Welt wahr? Woran glauben sie? An welchen Werten orientieren sie sich? Welche Lebensentwürfe verfolgen sie? Welche Rolle spielen Mobilität, Diversität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in ihrem Leben? Mit Original-Zitaten und kreativen Selbstzeugnissen der Befragten sowie Fotos ihrer Wohnwelten führte Maria Nesselrath anschaulich in den Lebensalltag, den Wertehorizont und die Alltagsästhetik der verschiedenen jugendlichen Lebenswelten ein.

Respekt, Vertrauen, Pünktlichkeit

Deutlich wurde dabei, dass es „den Jugendlichen“ so nicht gibt, viel zu verschieden sind sowohl die sozio-kulturellen Hintergründe wie auch die Entscheidungen, die junge Menschen heute treffen. Das Angebot ist riesig, auch wenn nicht jedem alles offen steht. Die sieben Milieus, die die Sinus-Studie unterscheidet, überschneiden sich teilweise, die größte Schnittmenge bietet die „adaptiv-pragmatische“ Lebenswelt. „Adaptiv-pragmatische Jugendliche kombinieren die bürgerlichen Grundwerte  und  Tugenden  wie  Ehrlichkeit,  Respekt,  Vertrauen,  Pünktlichkeit  und Fleiß mit modernen und hedonistischen Werten wie Freiheit, Offenheit, Unvoreingenommenheit, Spaß und Humor“, stellt die Studie fest.

Religionszugehörigkeit ist nach wie vor meist familiär vermittelt

Auch das Verhältnis zu Religion und Kirche beleuchtet die Studie. Sinnfragen und Werteorientierungen seien zwar nach wie vor relevant, so das Ergebnis, sie werden aber seltener konfessionell beantwortet. Jugendliche leben in religiöser Vielfalt. Sie unterscheiden häufig zwischen persönlichem Glauben und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Nach wie vor begründet sich Mitgliedschaft zu einer Religionsgemeinschaft vor allem in familiären Traditionen.

Ein spannender und aufschlussreicher Tag

Wie diese Erkenntnisse auf die kirchliche Arbeit übertragen werden könnten, erpropten die Teilnehmenden am Nachmittag in sogenannten „Laboren“. Dabei standen auch bestehende Aktivitäten auf dem Prüfstand: Erreichen wir mit unseren Angeboten die Zielgruppen, die wir gerne erreichen würden? Wie können aktuelle Themen wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Kinder- und Jugendarbeit eingebunden werden? „Es war spannend, aufschlussreich und fast amüsierend die Studienergebnisse über die einzelnen Lebenswelten zu erfahren“, so Pädagogin Anna Ihme vom EKJB. „Ich konnte viele Erkenntnisse für meine eigene Arbeit mitnehmen.“ Auch Propst Jürgen Jessen-Thiesen zog ein positives Resümee: „Der Fachtag hat uns ermöglicht, zu verstehen, wie junge Menschen sich verändert haben und was deren Bedürfnisse sind.“

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.

Vielen Dank, Jens Weigelt!

Husum – Mit einer geistlichen Abendmusik feierte die Kirchengemeinde Husum den 80. Geburtstag ihres ehemaligen Kantors Jens Weigelt. Landesmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf und Thomas Dahl, Organist der St.-Petri-Kirche Hamburg, hatten zu seinen Ehren Weggefährten, Schüler und Freunde zusammengerufen, die dieses Konzert gemeinsam gestalteten und damit dankbar an ihre Husumer Wurzeln bei dem Kirchenmusikdirektor erinnerten.

Solo-Gäste: Ulf Bästlein und Michael Schwarz

Zu hören war im vollen Gotteshaus ein anspruchsvolles Programm romantischer Weihnachtsmusik unter dem Motto „Nun singet und seid froh“. Sehr sauber und klangstark intonierte der Spontanchor unter Leitung von Dahl und Wulff. Die beiden Musiker gaben ein „Konzert für zwei Orgeln“ von Josef Blanko zu Gehör. Stargäste waren die Solo-Sänger Michael Schwarz, Tenor, und Ulf Bästlein, Bass.

Bezauberndes Familienorchester

„Jens Weigelt prägte über etliche Jahrzehnte als Kantor und Organist an St. Marien die Kirchenmusik in Husum und darüber hinaus“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kirchengemeinde. „Auch als Dirigent von Theodor Storms Chor setzte er 40 Jahre lang künstlerische Akzente in der Region.“ Der Jubilar ließ es sich nicht nehmen, beim Geburtstagskanon von Wolfgang Amadeus Mozart, den Chor und Gemeinde miteinander sangen, einige Töne zu improvisieren. Sichtlich bewegt stellte er sich zwischen seine Kinder und Enkel, die nach dem Konzert noch ein kleines Familienorchester bildeten.

Die Musik ist die empfindlichste Kunst von allen

„Ich bin überwältigt“, sagte Weigelt zum Schluss, „ich hab mich unglaublich darüber gefreut.“ Dankbar sei er, dass er seinen 80. Geburtstag bei guter Gesundheit feiern dürfe. „Die Musik ist die empfindlichste Kunst von allen“, sagt er. „Sie existiert nur, wenn wir sie machen.“

Geburtstag Jens Weigelt

Ein Platz in der Herberge

Husum – Dass Weihnachten mehr ist als beschauliche Innerlichkeit, zeigten Gäste und Mitarbeitende der Bahnhofsmission am Heiligen Abend. Aus Rendsburg hatte sich Diakonie-Landespastor Heiko Nass auf den Weg gemacht, gemeinsam mit Propst Jürgen Jessen-Thiesen gestaltete er einen Gottesdienst, Vertreter des Aufsichtsrats des Diakonischen Werks (DW) Husum waren gekommen, Bürgermeister Uwe Schmitz und vom Kreis der stellvertretende Landrat Carsten Sörensen. Mit etwa 20 Besuchern feierten sie die Geschichte der Geburt des Heilands, der auch heute noch die Welt verändern will.

Wenn unmöglich Scheinendes zur Möglichkeit wird

„Wo lasse ich mich verwandeln?“ – diese Frage prägte die Predigt des Landespastors. Die Weihnachtsgeschichte zeige, dass sich immer ein Spurwechsel ereignen kann, dass Unmöglich scheinendes plötzlich möglich wird. Jeder habe das Recht, gesehen zu werden, weil auf jedem ein Glanz von Weihnachten scheine. Dazu sang die kleine Gemeinde die altbekannten Lieder, und manches vom Leben gegerbte Gesicht wurde weich von Erinnerungen und von Träumen, die nie in Erfüllung gingen.

Rouladen mit Rotkohl

Liebevoll hatten die Mitarbeitenden die Tische gedeckt und dekoriert. Es gab Rouladen mit Rotkohl, jeder war willkommen: Adelheit Marcinczyk und Erk Paulsen begrüßten jeden einzelnen freundlich und persönlich. Die Helferinnen in der Küche waren sichtlich stolz – nicht nur wegen des schönen Ambientes, das sie schaffen konnten, sondern weil sie auf ihre Weise teilhaben durften am Weihnachtsgeschehen. Sie trugen das Licht der Liebe Gottes in die Welt zu denen, die am eigenen Leib erfahren haben wie es ist, „keinen Platz in der Herberge“ zu finden.

Beitragsbild: Hartmut Pohl

Mit leeren Händen bei der Krippe

Risum – Es läuft noch nicht alles rund bei der Krippenspielprobe der Pfadfinder in Risum. „Ein Könige, zwei Könige, drei Könige…..“ – Leiterin Susanne Carstensen zählt durch und ist erleichtert: Alle Könige sind da. „Ein Hirten, zwei…..ähm, okay…. die kommen bestimmt gleich. Wir fangen schon mal an.“ Und noch drei Tage bis Weihnachten….

Hirten und Könige verschenken ihre Gaben an Bedürftige

Das diesjährige Krippenspiel beginnt mit dem Auftritt der Könige. Die sehen den Stern und machen sich mit ihren Geschenken auf den Weg. Aber unterwegs begegnen sie verletzten und halb erfrorenen Soldaten. Ihnen geht das Herz über vor Mitgefühl, und sie schenken ihnen, was sie eigentlich fürs Christkind gedacht hatten. Ebenso geht es den Hirten: Auf dem Weg zum Kind begegnen sie einer Flüchtlingsfamilie, und sie können einfach nicht anders – sie geben alles her, was sie für das Christkind eingepackt hatten. In Bethlehem im Stall allerdings finden sich wunderbarer Weise all ihre Gaben bei der Krippe wieder. Ein Engel erklärt: „Wo immer ihr Menschen in Not helft, da helft ihr dem Christkind.“

Wunderbar wuselig

Es ist wunderbar wuselig in St. Sebast zu Risum. Wer nicht grade dran ist, macht wunderbaren Quatsch: Der Soldat macht einen auf Ninja-Turtle, ein Kind zieht die Flüchtlingsmama freundlich wegen ihres „Oma-Rocks“ auf, und weil viele in Doppel-Rollen auftreten, meint eines, es könne doch noch nebenbei das Jesus-Kind spielen. Mit Engels-Geduld leitet Susanne Carstensen ihre Pfadis, hilft beim Text, springt selber ein und stellt kurzerhand ihre Handtasche in die Mitte, weil noch kein Feuer da ist, an dem die Hirten sich wärmen können. Und auch die Kinder: So fröhlich sie sind, so verantwortungsbewusst sind sie auch: Sie bringen Ideen ein, tauschen Mikrofone und verkünden von der Geburt des Heilands. Noch drei Tage bis Weihnachten! In Kinderaugen ist das eine Ewigkeit. Und wenn es soweit ist, dann wird alles passen und die Gemeinde darf sich freuen auf ein ganz besonders Krippenspiel.

Krippenspiel der Pfadis in Risum

Hier finden Sie unsere Weihnachtsgottesdienste.

Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit!

„Da toben brausend heftige Stürme, wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken“ – während draußen die Wetter tobten, erklang in der vollbesetzten Marienkirche „des Schöpfers Lob“, als die Husumer Stadtkantorei unter Leitung von Kai Krakenberg gemeinsam mit den Solisten und der Hamburger Camerata „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn aufführte. Mit großem Applaus bedankte sich das Publikum für die gelungene Inszenierung.

Girrende Tauben und kriechendes Gewürm

Haydn komponierte sein Oratorium in den Jahren 1796-1798 für Sopran, Tenor und Bass sowie für den vierstimmigen Chor mit großem Orchester. An sechs Schöpungstagen entsteht das große Werk, und fast lautmalerisch lässt Haydn die Tiere entstehen: Darlene Dobisch, die das Taubenpaar girren ließ, begeisterte und bezauberte, bei Timon Führ als Erzengel Rahael hörte man das Gewürm „in langen Zügen“ am Boden kriechen, und Tenor Mark Heines pries als Erzengel Uriel die Erschaffung des Menschen.

Die Harmonie des Schöpfungswerks

Ein Lächeln entlockte das Duett zwischen Adam und Eva, das Dobisch und Führ erklingen ließen: Die Rollenverteilung ist heute etwas anders, und dass Darlene Dobisch keineswegs bereit wäre, ihrem Liebsten zu gehorchen, wie Haydn das noch vorgesehen hatte, war ihren großartigen Koloraturen durchaus abzuhören. „Worum es im Kern geht“, so Pastor Friedemann Magaard in seiner Begrüßung, „das bleibt aktuell: die Aufgabe, in Balance mit der großen Harmonie des Schöpfungswerkes zu leben.“

Singt dem Herren alle Stimmen!

Kai Krakenberg leitete Chor und Orchester in bekannter Souveränität und Freundlichkeit: Sein Gesicht spiegelte das Notenbild, und wer ihm zusah, konnte ablesen, wie er das Werk interpretiert haben wollte: Mal leise und behutsam, mal gewaltig und umwerfend bis zum Schlusschoral voller Überzeugung und Begeisterung: „Singt dem Herren alle Stimmen! Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit. Amen.“

Foto: Andreas Raabe