Sei frech, wild und wunderbar

Nordfriesland – Wer kennt sie nicht, die wunderbar wild-freche Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter oder kurz Pippi Langstrumpf? Astrid Lindgren erweckte das kecke Mädchen mit den Sommersprossen und den roten Zöpfen bereits 1945 zum Leben, seitdem wurde das Buch in 77 Sprachen übersetzt, und die kleine Schwedin mit den Superkräften begeistert und ermutigt seitdem Kleine und Große. „Sei frech, wild und wunderbar“, so heißt darum auch die Aktion des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland (EKJB). 100 kleine Nordfriesen erhalten in diesen Tagen ihre „Pippi-Post“ – ganz analog über den Briefkasten.

Die Mitarbeitenden des EKJB hatten zuvor eine E-Mail an alle Kirchengemeinden mit der Bitte um Weiterleitung geschickt. Darin wurden zunächst die Eltern gebeten, an einer Umfrage teilzunehmen und abschließend die Adresse ihres wunderbar frech-wilden Kindes anzugeben. Innerhalb weniger Tage lagen die anvisierten 100 Anmeldungen vor, und ab ging die „Pippi-Post“: Die Mitarbeiten versandten Umschläge, die Aufkleber, den Link zu einem Hörspiel, ein Quiz und einen kleinen Tuschkasten mit Zubehör enthielten, dazu eine Playlist mit Titeln „zum Hören, Mitsingen, Tanzen, Freuen und Jubeln“. In vier Schritten werden die Kinder damit zu Spiel und Kreativität animiert, vor allem aber dazu, anhand der Figur der Pippi Langstrumpf eigene Stärken wiederzuentdecken und ruhig auch mal kraftvoll den Aufstand zu proben.

„Wir wollen damit Kindern Mut machen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen sollen in dieser doch etwas verrückten Zeit“, so Susanne Kunsmann vom EKJB. Pippi Langstrumpf sei, so habe es Astrid Lindgren einmal beschrieben, aufs Tiefste überzeugt von ihrer Stärke, das sei das Geheimnis ihrer Kraft. „In diesem Sinne hoffen wir, dass unser Projekt dazu beiträgt, dass wir gleiches auch demnächst über 100 kleine Nordfriesen und Nordfriesinnen sagen können“, so die Pädagogin. „Pippi ist mutig und selbstbewusst, sie lässt sich von den Erwachsenen nicht in ihr Leben reinreden“, so pädagogische Mitarbeiterin Anna Ihme. Freiräume, wie Pippi sie genießt, müssen sich viele Kinder im Home-Schooling freiträumen, dazu soll die  Pippi-Post helfen. Tabea Japsen, Mitarbeiterin im Bundesfreiwilligendienst, ist besonders begeistert von der Playlist mit Stark- und Mutmachliedern.

Die Kinder dürfen ihre „Pippi-Kunstwerke“ übrigens abfotografieren und dem EKJB zusenden, damit sie in einer Fotogalerie veröffentlicht werden können. Ach ja, und wer das „Pippi-Quiz“ ausgefüllt wieder an das EKJB schickt, nimmt automatisch an einer Verlosung teil und erhält mit etwas Glück ein persönliches Pippi-Langstrumpf-Paket als Geschenk.

Neue Impulse zur Fastenzeit

Die Fastenimpulse aus Nordfriesland gehen in die zweite Runde: Schon im vergangenen Jahr hatten die drei Pastoren Heike Braren (Husum), Leif Mennrich (Referat Christliche Profilbildung) und Joachim Kretschmar (Evangelische Akademie der Nordkirche) Menschen um ihre Gedanken zum Jahresthema des Kirchenkreises gebeten. In diesem Jahr lautet das Jahresthema „Was brauchst DU?“ – verschiedene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens  – unter anderem Bischof Gothart Magaard und Ministerpräsident Daniel Günther –  aber auch Alltagsmenschen kommen zu Wort, in der Zeit vom Aschermittwoch bis zum Ostermontag gibt es jeden Tag einen kurzen Text und ein dazu passendes Bild.

Im vergangenen Jahr war das Projekt sehr erfolgreich gelaufen: Mehr als 300 Menschen hatten die Fastenimpulse als Email oder über die sozialen Netzwerke abonniert. Nachdenklich blickt das Team zurück, damals begann das Versenden der kleinen Botschaften fast zeitgleich mit dem Corona-Lockdown: „Wir kamen zufällig zur rechten Zeit“, sagt Leif Mennrich. Offenbar sei in der Krise ein Bedürfnis nach Nahrung für die Seele, nach Kontakt und nach einer Kirche, die zu den Menschen kommt, gewachsen.

„Was brauchst du?“ – das ist die Leitfrage, die die Autoren mit auf den Weg bekommen haben, und die in diesen Tagen noch einmal eine neue Bedeutung erhält. Zwar soll auch im diesen Jahr das Virus nicht im Mittelpunkt stehen, aber es prägt viele Texte, die das Team erreichen. Das hat auch mit dem Thema zu tun. „Viele denken momentan darüber nach, was ihr Leben bestimmt, was sie wirklich brauchen und was sie sehnlich vermissen“, sagt Heike Braren. Und es sei spannend zu erleben, wie unterschiedlich die Antworten ausfallen: Für einen Postboten ist es anders als für eine Pastorin, der Kreisjägermeister hat andere Gedanken als zum Beispiel ein Zugführer, eine Pflegekraft trifft die Frage anders als eine Mutter von drei Kindern.

Die kleinen Texte werden per Email versandt sowie bei Facebook und Instagramm veröffentlicht. Auf Webseite www.fastenimpulse-nf.de finden sich weitere Informationen und Subskriptionsmöglichkeiten. Die Aktion geht vom 17. Februar bis zum 5. April, die tägliche Lesezeit beträgt etwa zwanzig Sekunden. „Die Texte sind ganz unterschiedlich“, freut sich Joachim Kretschmar. „Sie erzählen manchmal von Alltagsbegebenheiten, aber auch von der Hoffnung, die die Autoren trägt.“

Was vom Krieg übrigblieb

Die Kölner Autorin Sabine Bode ist eine renommierte Expertin auf dem Gebiet seelischer Kriegsfolgen. Sie schreibt unter anderem über die Generation der Kinder der Kriegskinder des Zweiten Weltkriegs. Denn der zweite Weltkrieg hinterlässt Spuren auch in die zweite und dritte Generation hinein.

Den zwischen 1960 und 1975 Geborenen, die als Friedenskinder in den Zeiten des Wohlstands aufwuchsen, fehlte es an nichts. Doch warum haben dennoch viele von Ihnen das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer sie sind und wohin sie wollen? Wo liegen die Ursachen für eine diffuse Angst vor der Zukunft? Weshalb bleiben so viele von ihnen kinderlos?

Bodes These ist, dass ihre tiefsitzende Verunsicherung von den Eltern und Großeltern stammt, die ihre Kriegstraumata nicht verarbeitet haben. Ist es möglich, dass eine Zeit, die über 75 Jahre zurückliegt, so stark in ihr Leben als nachgeborene Kinder hineinwirkt?

In Fallbeispielen legt Bode dar, wie die Beziehung zu ihren Eltern und das in den Familien weit verbreitete Schweigen über den Krieg diese Generation prägte.

Die Veranstaltung geht außerdem der Frage nach, ob das Schweigen über die familiären Vorkommnisse auch dazu führen könnte, dass sich rechte Gesinnungen und Tendenzen ausbreiten, womöglich wurden sie sogar, bewusst oder unbewusst, von Generation zu Generation weitergegeben?

Zunehmend werden, auch in Nordfriesland, Symbole, Sprache und geschichtliche Zusammenhänge für teils spektakuläre Aktionen genutzt, die vermuten lassen, dass vergessen oder verdrängt wurde, was diese mit dem Weltkrieg und den schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus zu tun haben. Ist das nur gedankenlose Gleichgültigkeit oder Unwissenheit oder könnte es einen Zusammenhang geben zu den vielfach nicht aufgearbeiteten Familiengeschichten?

ONLINE am Montag, den 22. Februar 2021, 18:30 Uhr; Anmeldung per Mail über:   flensburg@rbt-sh.de

Die Veranstaltung wird organisiert durch den Kreisjugendring Nordfriesland, das Eiderstedter Forum, das Evangelische Regionalzentrum Westküste, die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, den Kirchenkreis Nordfriesland, das Regionale Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Flensburg des AWO Landesverbandes SH e.V., das Diakonische Werk Husum und Fremde brauchen Freunde e.V.

Eine neue Pastorin für Hooge

Hallig Hooge – Leben auf der Hallig, das muss man schon wollen. Es ist eine Entscheidung für eine kleine Gemeinschaft mit großer Außenwirkung, es ist eine Entscheidung für die Stille und eine Absage an die Mobilität. Es ist eine Entscheidung für ein Leben mitten im Meer, denn etwa fünf Mal im Jahr läuft die Hallig voll, dann ist landunter angesagt, und dann schlägt das Wasser schon mal beunruhigend gegen die Haustür. Hildegard Rugenstein hat sich für dieses Leben entschieden. Zum 1. Februar wird sie die Pfarrstelle auf der Hallig übernehmen.

Hildegard Rugenstein wuchs in Caputh bei Potsdam auf, sie studierte Theologie an der Humboldt-Universität im damaligen Berlin-Ost und engagierte sich für politische Veränderungen in der DDR. 1984 trat sie ihre erste Pfarrstelle in der französisch-reformierten Gemeinde Potsdam an. „Französich-reformiert“ das bezieht sich auf die sogenannten Hugenotten, eine Bewegung von französischen Protestanten, die ab 1560 als Religionsflüchtlinge neue Heimaten suchten und fanden. Die Potsdamer Gemeinde war sehr klein, als Rugenstein dort anfing, sie wirkte mehr als 30 Jahre dort, und es etablierte sich im Laufe der Zeit ein größerer Kreis von engagierten Christinnen und Christen. Zusätzlich wurde ihr eine hugenottische Dorfpfarrstelle in Mecklenburg-Vorpommern anvertraut. So schließt sich der Kreis für die 62-Jährige: Sie kennt das Leben in kleinen Gemeinschaften, und sie schätzt die Mentalität von Menschen wird, die über Generationen verwurzelt sind. Sie freut sich sehr auf Hooge, auf die generationsübergreifende Arbeit, auf die Menschen und auf die Gäste, die das kleine Eiland besuchen.

Ihr Ehemann Björn, ein sehr engagierter Laientheologe, begleitet sie auf diesem Weg, die Kinder leben im Ausland – die Familie ist das Skypen gewohnt, und Hooge ist internettechnisch gut angebunden. Seetüchtig ist Hildegard Rugenstein allemal, auch wenn sie selber nur noch selten aktiv segelt.

Fünf Jahre lang war die Stelle vakant. Gertrude von Holdt-Schermulyhielt als beauftragte Prädikantin Gottesdienste, auch Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten und arbeitete im Büro. Der Einführungsgottesdienst – wetterbedingt verschoben – findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Trost und Segen – analog und digital

Gottesdienste sind Ausdruck kirchlichen Lebens, Orte der Begegnung, des Trostes und der Kraft. Daran ändern der Corona-Virus und die mit ihm verbundenen Einschränkungen nichts – wohl aber an der Form, wie wir sie feiern. Jede Kirchengemeinde entscheidet für sich, ob sie innerhalb des strengen hygienischen Rahmens Präsenzgottesdienste anbietet oder ob sie nach alternativen Formen sucht.

Präsenz-Gottesdienste

Präsenzgottesdienste gibt es derzeit auf Nordstrand, in Viöl und Mildstedt, in Bredstedt, Breklum, Langenhorn, Bordelum, Niebüll, Ladelund-Karlum, Keitum, Pellworm und auf Amrum. Je nach Kirchengröße ist die TeilnehmerInnenzahl begrenzt, und auch während des Gottesdienstes muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Bitte melden Sie sich unbedingt an, damit Infektionsketten nachgewiesen und ggf. unterbrochen werden können. Es kann kurzfristig zu Änderungen kommen, bitte informieren Sie sich in Ihrer Kirchengemeinde.

Angebote im Internet

Alternativ gibt es verschiedene digitale Formate. Die Kirchengemeinde Husum veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen einen kleinen, sorgfältig vorbereiteten Gottesdienst auf Youtube. Odenbüll-Nordstrand streamt jeden Sonntag auf ihrem Youtube-Kanal. Die vier Bülls im Norden des Kirchenkreises streamen sonntags live auf Facebook, der Gottesdienst ist über die Homepage abzurufen. Ebenso macht es die Kirchengemeinde Leck. Auf hohem Niveau streamt die Kirchengemeinde Tönning mit den KollegInnen aus Oldenswort und Witzwort auf dem Kanal von Christian Hoffmann bis auf Weiteres sonntags live. Besonders empfohlen sei Ihnen der Sonntagsgruß von der Insel Föhr.

Außerdem gibt es auf Kirchenkreis-Ebene einen Telefon-/Zoom-Gottesdienst, der zurzeit von den Kirchengemeinden Hattstedt und Schobüll versehen wird. Für die Dauer des Lockdowns immer sonntags um 11 Uhr per Zoom: www.kitnord-de.zoom.us/j/7604769386, oder Tel: 08000006954,,7604769386# Die Einwahl ist deutschlandweit gebührenfrei.

Passen Sie auf sich auf….

In den Gottesdiensten – egal ob digital oder analog – beten wir füreinander und für die Welt. Pastorinnen und Pastoren sind gut erreichbar – nicht nur bei Problemen, sie können auch am Telefon mit Ihnen ein Gebet sprechen oder Ihnen Segen zusagen. Mehr als sonst kommt es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an: Achten Sie aufeinander, nutzen Sie die segensreichen Erfindungen von Telefon und Internet, um miteinander in Verbindung zu bleiben. Helfen Sie einander, so gut es geht, aber halten Sie sich an die Kontaktbeschränkungen. „Ihr habt nun Traurigkeit“, sagt Jesus im Johannesevangelium. „Aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen. Und eure Freude wird niemand von euch nehmen.“ (Johannes 16,22)

Trost und Segen – analog und digital

Gottesdienste sind Ausdruck kirchlichen Lebens, Orte der Begegnung, des Trostes und der Kraft. Daran ändern der Corona-Virus und die mit ihm verbundenen Einschränkungen nichts – wohl aber an der Form, wie wir sie feiern. Jede Kirchengemeinde entscheidet für sich, ob sie innerhalb des strengen hygienischen Rahmens Präsenzgottesdienste anbietet oder ob sie nach alternativen Formen sucht.

Präsenz-Gottesdienste

Präsenzgottesdienste gibt es derzeit auf Nordstrand, in Viöl und Mildstedt, in Bredstedt, Breklum, Langenhorn, Bordelum, Niebüll, Ladelund-Karlum, Keitum, Pellworm und auf Amrum. Je nach Kirchengröße ist die TeilnehmerInnenzahl begrenzt, und auch während des Gottesdienstes muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Bitte melden Sie sich unbedingt an, damit Infektionsketten nachgewiesen und ggf. unterbrochen werden können. Es kann kurzfristig zu Änderungen kommen, bitte informieren Sie sich in Ihrer Kirchengemeinde.

Angebote im Internet

Alternativ gibt es verschiedene digitale Formate. Die Kirchengemeinde Husum veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen einen kleinen, sorgfältig vorbereiteten Gottesdienst auf Youtube. Odenbüll-Nordstrand streamt jeden Sonntag auf ihrem Youtube-Kanal. Die vier Bülls im Norden des Kirchenkreises streamen sonntags live auf Facebook, der Gottesdienst ist über die Homepage abzurufen. Ebenso macht es die Kirchengemeinde Leck. Auf hohem Niveau streamt die Kirchengemeinde Tönning mit den KollegInnen aus Oldenswort und Witzwort auf dem Kanal von Christian Hoffmann bis auf Weiteres sonntags live. Besonders empfohlen sei Ihnen der Sonntagsgruß von der Insel Föhr.

Außerdem gibt es auf Kirchenkreis-Ebene einen Telefon-/Zoom-Gottesdienst, der zurzeit von den Kirchengemeinden Hattstedt und Schobüll versehen wird. Für die Dauer des Lockdowns immer sonntags um 11 Uhr per Zoom: www.kitnord-de.zoom.us/j/7604769386, oder Tel: 08000006954,,7604769386# Die Einwahl ist deutschlandweit gebührenfrei.

Passen Sie auf sich auf….

In den Gottesdiensten – egal ob digital oder analog – beten wir füreinander und für die Welt. Pastorinnen und Pastoren sind gut erreichbar – nicht nur bei Problemen, sie können auch am Telefon mit Ihnen ein Gebet sprechen oder Ihnen Segen zusagen. Mehr als sonst kommt es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an: Achten Sie aufeinander, nutzen Sie die segensreichen Erfindungen von Telefon und Internet, um miteinander in Verbindung zu bleiben. Helfen Sie einander, so gut es geht, aber halten Sie sich an die Kontaktbeschränkungen. „Ihr habt nun Traurigkeit“, sagt Jesus im Johannesevangelium. „Aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen. Und eure Freude wird niemand von euch nehmen.“ (Johannes 16,22)

Ein etwas anderes Jahr für die Urlauberseelsorge

Föhr – Urlauberseelsorge lebt von Begegnung. Monika Reincke vom Treffpunkt Urlauberseelsorge auf Föhr macht das nun schon seit Jahrzehnten, der Wechsel von Saison und Nebensaison ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen, sie war innerlich sozusagen getaktet auf den jährlichen Sommeransturm vieler tausender Touristen, denen sie am Strand und im Treffpunkt begegnete und die sie bei der Freizeitgestaltung unterstützte. Aber dann kam Corona, und plötzlich kam alles anders.

Von Null auf Zehntausend

Bis zum 13. März ging alles seinen gewohnten Gang: Es gab insgesamt 17 Abendandachten in der St. Nicolai-Kirche, neun Gute-Nacht-Geschichten und vier Treffpunkt-Veranstaltungen. Die Gesamtbesucherzahl waren 464 Erwachsene und 63 Kinder.  Und dann kam der Lockdown. „Wenn das das gesamte Jahresergebnis wäre, dann könnte man dieses Jahr 2020 als gescheitert ansehen“, so Monika Reincke. Ohne Urlauber vor Ort bräuchte es eigentlich auch keine Urlauberseelsorge, und die Pädagogin stand wie so viele zunächst einmal auf dem Schlauch. Aber es meldeten sich so nach und nach Stammgäste und ehemalige Mitarbeitende, die Sehnsucht nach Föhr hatten. Es zeigte sich in Telefongesprächen und Mails, dass es auch ohne Urlaub einen Bedarf an Vorschlägen für die familiäre Freizeitgestaltung gibt. Und so entschloss sie sich – bereits zehn Tage nach dem Lockdown – ein digitales Abenteuer zu wagen und ging mit der „Wyker Flaschenpost“ online, einem Blog, in dem sie Bastelaktionen, Familien-Spielanregungen oder auch Experimente für Kinder veröffentlichte. Über Social Media rührte sie die Werbetrommel für das neue Angebot, insgesamt wurden 183 Blogposts veröffentlicht, die insgesamt 9590 Mal angeklickt wurden. „Wir haben uns von Null auf fast 10 000 Klicks in weniger als einem Jahr entwickelt“, so Monika Reincke, „wenig ist das nicht!“

Wundertüten für die Familien

Im Sommer wurde die Insel dann wieder für Reisende freigegeben – Veranstaltungen waren dennoch kaum möglich. Für die Gute-Nacht-Geschichte hätten die aktuellen Bestimmungen zum Beispiel bedeutet, dass nur 36 Personen in den Kursaal gedurft hätten, gemeinsames Singen und rhythmisches Sprechen waren nicht erlaubt, der Treffpunkt Urlauberseelsorge war geschlossen – es machte einfach keinen Sinn, außer kleinen, liturgische Formen in der Kirche noch Veranstaltungen anzubieten. Und so suchte das Team nach anderen Möglichkeiten, Familien bei der Freizeitgestaltung zu helfen: „Wir haben insgesamt 1700 Wundertüten gepackt, in jede dieser Tüten haben wir eine kleine Bastelanleitung mit dem dazugehörigen Material getan, dazu noch eine Anregung zum Spielen in der Familie sowie eine kleine Andacht zum Lesen im Strandkorb oder zu Hause“, so Monika Reincke in ihrem Jahresbericht. Eine digitale Schnitzeljagd sowie Auftritte bei Youtube und Instagram kamen im Lauf des Jahres hinzu.

Wir haben viel Gutes mitgenommen

Auch wenn der Erfolg der Arbeit in vergangenen Jahr nicht so sichtbar ist wie sonst, rechnet Monika Reincke anhand der Klickzahlen mit insgesamt mehr als 12000 Kontakten. „So gesehen war 2020 ein fast normales Jahr“, sagt sie, „wir haben ziemlich viel Gutes mitgenommen.“ Das digitale Potential sei aber noch lange nicht ausgereizt, die Chance, die Medien des 21. Jahrhunderts zu nutzen, sollte nicht vertan werden. „Ich freue mich schon auf neue Möglichkeiten: neue Internet-Andachtsformen, geistliche Adventskalender, digitales Pilgern, Kreativ-Tutorials“, so die Pädagogin. „Ich möchte weiterhin flexibel bleiben, neue Wege finden und ausbauen.“

Das Albert-Schweitzer-Haus digital

Husum – Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie macht es notwendig: Präsenzgottesdienste finden derzeit in der Kirchengemeinde Husum-Rödemis nicht statt. „Das wäre einfach das falsche Signal gerade“, erklärt Pastorin Gesche Schaar dazu. „Trotzdem versuchen wir  das Gemeindeleben weiter aufrecht zu erhalten:

Auf den ersten Blick passen diese beiden Äußerungen nicht zusammen, die Lösung liegt aber im Digitalen. „Wir treffen uns jetzt einfach virtuell in unserer digitalen Kirche“, freut sich die Pastorin. „Wir haben dort schon die erste Konfirmandenstunde abgehalten, demnächst trifft sich  dann auch wieder der Chor und auch kleine Andachten kann ich mir im digitalen Albert-Schweitzer-Haus vorstellen“

Mit Hilfe der Software Workadventure und einem befreundeten IT-Techniker hat Gesche Schaar das Albert-Schweitzer-Haus in Husum-Rödemis in Pixeln nachgebaut. Das Ergebnis ist eine 2-D-Welt, wie man sie noch aus den Computerspielen der 90er Jahre kennt – etwa Zelda oder Pokemon. Der Zugang erfolgt dabei über die Kirchenhomepage www.kirche-rödemis.de, erklärt Pastorin Schaar: „Man braucht nur einen Computer mit Tastatur, einem modernen Browser, Kamera und Mikrofon dafür. Vor der Tür des digitalen Albert-Schweitzer-Hauses denkt man sich einen Nutzernamen aus und wählt einen der Avatare aus, drückt die Entertaste und steht in der Nachbildung unserer Kirche.“ Darin kann man seine Figur mit den Pfeiltasten der Tastatur bewegen, findet zum Beispiel die Orgel, einen Kerzentisch und einen Stuhlkreis.

„In dieser 2-D-Welt kann man sich mit anderen Spielfiguren treffen, dann entsteht eine spontane Videokonferenz für bis zu vier Teilnehmende“, erläutert die 36-Jährige. „Wenn wir mehr Teilnehmer haben – zum Beispiel in der Konfistunde – dann gehen wir in den Stuhlkreis oder an die Bar. Da haben wir im Test schon mit mehr als 20 Leuten gleichzeitig gesprochen.“

Die Idee kam der Pastorin bei der remote Chaos Experience des Chaos Computer Clubs, der pandemiefreundlichen virtuellen Variante des Hacker-Kongresses, der jährlich zwischen Weihnachten und Silvester stattfindet. „Was der Club und seine angeschlossenen Vereine da auf die Beine gestellt haben, war einfach wahnsinnig inspirierend, das wollte ich auch haben. An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken, da war unglaublich viel Kreativität im Spiel“, so Pastorin Schaar. Und ein paar kleine Überraschungen sind auch im digitalen Albert-Schweitzer-Haus versteckt.

Trauer um Bruno Spießwinkel

Der Kirchenkreis Nordfriesland trauert mit den Angehörigen um Bruno Spießwinkel. Spießwinkel war 20 Jahre lang Pastor im ehemaligen Kirchenkreis Husum-Bredstedt, zunächst in Hattstedt, dann in Langenhorn. Er starb am 1. Januar diesen Jahres 94jährig nach einem bewegten und erfüllten Leben.

In einem Interview für Bibel TV erzählt Bruno Spießwinkel 2011 aus seinem Leben. Er sei damals aus Überzeugung Soldat geworden, sagt er unumwunden, er habe seinem Land dienen wollen. Aber als dann der Krieg verloren war, fühlte er sich betrogen und ganz und gar verloren. Eigentlich hatte er Kunstmaler werden wollen, aber spürte dann doch, dass das nicht der richtige Weg sei. Die Großeltern, bei denen er aufgewachsen war, rieten ihm zur Theologie, weil das ein „Brotstudium“ sei, Karl Barths Kommentar zum Römerbrief gehörte zu den ersten theologischen Büchern, die er begeistert las.

Aber der Weg ins Pfarramt war damit noch lange nicht geebnet. Er sei erst auf dem „23. Bildungsweg“ zum Pastor geworden, erzählt Spießwinkel. Ein sehr deutliches Bekehrungserlebnis, die unbarmherzige Auseinandersetzung mit eigener Schuld und die Erfahrung von Gnade und Erlösung prägten seinen Lebensweg, der ihn zunächst zum ganz normalen Arbeiter in einer Spielwarenfabrik machte, während er privat seinen Glauben vertiefte und aktiver Christ wurde.

1952 begann er eine Ausbildung im Missionshaus Breklum als Gemeindehelfer, daran schloss sich die Ausbildung zum Religionslehrer für Berufsschulen an, und zum Ende der Ausbildung wurde er als Missionssekretär nach Indien berufen. Nach seiner Rückkehr entschied er sich für die Ausbildung zum Pastor.

„Was Jesus aus meinem Leben gemacht hat, ist einfach fantastisch“, so Bruno Spießwinkel im Interview. Nie habe er geglaubt, einmal nach Indien reisen zu können, nie habe er gedacht, dass er einmal Pastor werden könne. Er blieb dem Land lebenslänglich tief verbunden. Bruno Spießwinkel ist vielen in Erinnerung als charismatischer Christ und engagierter Seelsorger. „Dankbar erinnern wir uns an sein Handeln und Wirken, die getragen waren von einem großen Gottvertrauen“, heißt es im Nachruf von Pröpstin Annegret Wegner-Braun. „Wir vertrauen ihn der Liebe Gottes an. Unsere Fürbitte gilt seinen Kindern und Enkelkindern.“

Gesegnet in den Ruhestand

Mildstedt – Für eine Pastorin/einen Pastor ist der Ruhestand in besonderer Weise eine Herausforderung: Ein Berufsleben lang verwoben sich Privates und Berufliches immer wieder, es ist ein Beruf, der ohne Hingabe nicht möglich ist,  es ist berufslebenslang ein Leben im öffentlichen Raum des Pastorats, berufslebenslang gibt es unregelmäßige Arbeitszeiten und Dienst an Feiertagen, wenn alle anderen frei haben. Trotzdem freut Pastorin Marion Munske sich auf den Ruhestand, auf diesen neuen Lebensabschnitt, den sie gemeinsam mit ihrem Mann und Kollegen Peer in Husum-Rödemis verbringen wird. Gestern wurde sie im Gottesdienst in der Mildstedter Lambertikirche feierlich dafür gesegnet.

„Wir werden nicht fertig mit dem Bau der Kirche“, so Pröpstin Annegret Wegner-Braun in ihrer Ansprache. Sie verglich den Dienst der Pastorinnen und Pastoren mit dem der Handwerker in den Kirchbauhütten, die lebenslang mit dem Kirchbau beschäftigt waren. Annegret Wegner-Braun dankte der scheidenden Pastorin für ihren Dienst, lobte ihre große Menschenfreundlichkeit und ihre Treue und Zuverlässigkeit. „Kirche ist und bleibt eine Baustelle“, sagte sie und ermutigte die Pastorin zum Loslassen, „ihre Vollendung liegt in anderer Hand.“

Nur 50 Menschen konnten wegen der Pandemie-Beschränkungen am Gottesdienst teilnehmen. „Es ist schon ein komisches Gefühl, dass so viele Menschen von denen ich mich verabschieden möchte und die sich von mir verabschieden möchten, nicht hier sein dürfen“, so Marion Munske. Kirche sei für sie ein Ort der Begegnung. „Menschen waren mir immer wichtig, jüngere und ältere gleichermaßen.“ Sie hatte sich in den elfeinhalb Jahren ihrer Amtszeit besonders für die Seniorenarbeit und die Dörfer Rantrum und Oldersbek engagiert, andere Gottesdienstformen waren ihr ein Herzensanliegen, aber auch der Kindergarten und die Konfirmandenarbeit.

Kurze Grußworte sprachen Bürgermeisterin Telse Jacobsen sowie Hartmut Croll und Peer Munske als ehemalige Pastoren der Kirchengemeinde Mildstedt. „Kein Weg war dir zu weit, um zu den Menschen zu kommen“, so Kirchengemeinderats-Vorsitzende Brigitte Kinzel. „Schön, dass du bei uns warst“, sagte die Bürgermeisterin.

Wegen des Lockdowns konnte anschließend kein Empfang stattfinden, Brigitte Kinzel mahnte eindringlich, auch vor der Kirchentür Abstand zu halten. Aber Marion Munske blieb noch lange auf dem Friedhof stehen, winkte und dankte denen, die gekommen waren, erkannte und grüßte die Menschen, die ihr im Laufe der Zeit nahe gekommen waren und zeigte, dass auch auf Distanz Nähe möglich ist. Die Versorgung der Gemeinde liegt jetzt in den Händen von Pastorin Jutta Jessen-Thiesen und Vakanzvertreter Wolfgang Lange.

Abschied Marion Munske