Breklum – Leben heißt, sich zu entscheiden. Das machte der Jahresempfang des Kirchenkreises Nordfriesland deutlich. Immer geht es darum, zu wählen zwischen den verschiedenen sich bietenden Möglichkeiten. “Alternativlosigkeit, die kennen wir als Christen nicht“, so Propst Jürgen Jessen-Thiesen. „Es gibt immer eine andere Möglichkeit.“ Gemeinsam mit seiner Kollegin Pröpstin Annegret Wegner-Braun moderierte er den Abend.
Immer geht es um Entscheidungen
„Anders handeln“, so lautet das neue Jahresthema des Kirchenkreises. Es solle eine Fortführung des Vorjahresthemes sein, so die Pröpste, bei dem es um Nachhaltigkeit und die Bewahrung der Schöpfung gegangen sei. Jetzt gehe es um die Konkretion. Die gut 250 Gäste aus Gesellschaft, Politik und Kirche mussten sich darum gleich zu Beginn auf eine Entscheidung einlassen. Im Foyer des Christian-Jensen-Kollegs (CJK) waren drei Türen aufgebaut, durch eine von ihnen zu gehen, bedeutete die Entscheidung für ein bestimmtes Begrüßungsgetränk.
Sechs Gäste erzählen von Lebens-Entscheidungen
Anders handeln – zu diesem Thema hatten die beiden Pröpste Gäste eingeladen, die in ihrem Leben damit befasst waren oder sind. Andrea Magaard zum Beispiel, Oberärztin am Klinikum Nordfriesland, entschied sich eines Tages für den Einsatz bei „Ärzte ohne Grenzen“. Fabian Vogler, in Bargum lebender Künstler und Bildhauer, erzählte von dem etwas anderen Blick der Kunst auf den Menschen und davon, wie das Thema Intersexualität ihn beschäftige und seinen Horizont erweitert habe. Daniel Lorenzen, Bäckermeister aus Joldelund, erinnerte an die Entscheidung seiner Eltern in den 1990er-Jahren, aus dem Generationsbetrieb eine Bio-Bäckerei zu machen. „Wenn wir das nicht getan hätten, gäbe es heute in Joldelund keine Bäckerei mehr“, sagte er nachdenklich. Weitere Gäste waren Constanze Höfinghoff, Tourismus-Direktorin von St. Peter-Ording, Erich Brack, der das Traumschiff verließ, um Koch auf der Hamburger Hallig zu werden, und Nora Steen, neue theologische Leiterin des CJK, die im Sommer Lissabon den Rücken kehrte, um in Breklum zu leben und arbeiten.
Die Politik muss handeln
„Loslassen, aufhören – das ist der Anfang von etwas Neuem“, so Jürgen Jessen-Thiesen und Annegret Wegner-Braun. Aufhören und anders handeln sei immer konkret und betreffe nicht nur den Bereich des Klimaschutzes, sondern auch den Umgang mit Migranten und Fremdenfeindlichkeit sowie zum Beispiel die Situation auf dem Wohnungsmarkt. „Die Politik muss handeln. Anders handeln. Um des gesellschaftlichen und sozialen Friedens willen.“, so die Pröpste.
Wunderbares Dragseth-Duo
Das Dragseth Duo aus Manuel Knortz und Kalle Johannsen rahmte die Veranstaltung einfühlsam und mit der ihm eigenen Melancholie. Mit eigenen Songs auf Plattdeutsch oder Hochdeutsch, aber auch anspruchsvollen Bearbeitungen englischsprachiger Songwriter und Lyriker setzten sie Akzente auf dem Jahresempfang, stimmten ein in den Advent und öffneten die Herzen für die Sehnsucht, dass anders zu handeln nicht nur das Individuum, sondern auch die Welt verändern könnte.