Wyk/Föhr – Unter Tränen lachen – wenn das in der Seelsorge gelingt, ist oft das Eis gebrochen, Trauer und Heilung können beginnen und der Blick in die Zukunft wird frei. Hanna Wichmann und Edwin Becker-Wichmann kennen das aus ihrer langjährigen Erfahrung im pastoralen Dienst. Nun erlebten sie es selber bei ihrem Abschied aus der Kirchengemeinde St. Nicolai in Wyk auf Föhr. Hanna Wichmann übernimmt zum 1. September die Pfarrstelle für Kinder- und Jugendarbeit in Rostock, und beim Abschied lagen Lachen und Weinen nah beieinander.
Kein leichter Abschied
„Das ist kein leichter Gottesdienst für uns“, sagte Edwin Becker-Wichmann zu Beginn und machte keinen Hehl daraus, dass die vergangenen Monate schwierig für die Familie gewesen waren. Der Kirchengemeinderat hatte im Februar beschlossen, den Arbeitsvertrag von Becker-Wichmann, der auf zwei Jahre angelegt war, nach Ablauf nicht zu verlängern. „Dein Traum, in Wyk eine Anstellung auf Lebenszeit zu bekommen, ging nicht in Erfüllung“, sagte stellvertretender Propst Holger Asmussen in seiner Ansprache. Infolge dieser Entscheidung beschloss die Familie, sich anders zu orientieren.
Da ist viel Neues entstanden
Familie Becker-Wichmann war im Jahr 2003 auf die Insel gekommen. Hanna Wichmann wurde als Pastorin der Kirchengemeinde St. Nicolai gewählt. „Da ist viel Neues entstanden“, sagte Holger Asmussen und hob die ökumenische Arbeit, die Familienkirche und das Modell der Kleinen Konfirmanden hervor.
Edwin Becker-Wichmann, der als Pastor der pfälzischen Landeskirche in der Nordkirche nicht angestellt werden kann, übernahm zahlreiche Vakanz- und Sabbatical-Vertretungen auf Föhr, bevor er seit Februar 2017 als direkter Kollege seiner Frau auf der freigewordenen Pfarrstelle von Jörg Weißbach arbeitete. Holger Asmussen lobte Becker-Wichmanns Einsatz in den Jahren und hob besonders das preisgekrönte Projekt „Gemeindefrühstück“ hervor, das dieser ins Leben gerufen hatte. Es war im Jahr 2017 mit dem „Nordstern“ ausgezeichnet worden.
Beschirmt von der Gemeinschaft
Der Abschied war emotional, sowohl für die Familie als auch für die Gemeinde. Den vorgegebenen Predigttext über den biblischen Geschwisterstreit zwischen Kain und Abel, der tödlich enden sollte, predigte das Ehepaar im Dialog. Immer wieder lud es die Gemeinde ein, sich einzufühlen in die Figuren, sich zu identifizieren, den eigenen Platz in dieser Geschichte zu finden – und spürbar war auch die eigene Identifikation der Pastoren. Die Gemeinde stellte ihre beiden Seelsorger nach der Entpflichtung unter einen Segensschirm mit vielen bunten Strahlen, ein berührender Moment, und endlich durften auch die Tränen fließen.
Liebe, Trost und Segen
Das Lachen kam später: „Wir wünschen Liebe, Trost und Segen“ sang ein Sponti-Chor unter Leitung von Kantor Martin Bruchwitz nach einer Melodie von Udo Jürgens. Das Ehepaar bekam eine Gruppe von Ely-Figuren geschenkt: Hanna Wichmann hatte so gerne mit ihnen im Kindergarten gearbeitet. Es gab gute Worte, herzliche Umarmungen, kleine Geschenke – die Gemeinde gab ihnen Liebe, Trost und Segen mit auf den Weg, und Martin Bruchwitz fiel zu jedem Übergang ein neuer Kanon ein, der das Gefühl von Gemeinschaft stärkte. Und endlich kam auch das Lachen zurück und mit ihm die Hoffnung, dass neue Wege nie leicht zu gehen sind, aber oft zum Ziel führen, das Gott uns weist.