Amrum – Wer mit Martje Brandt über Amrum radelt, wird nicht glauben können, dass die Seelsorgerin erst seit wenigen Tagen auf der Insel lebt. Sie tritt kraftvoll in die Pedale, kennt die geheimen Pfade, gibt hilfreiche Insider-Tipps und grüßt bisweilen mit nordfriesischer Coolness, indem sie Zeige- und Mittelfinger exakt drei Zentimeter vom Lenker hebt – das genau ist die norddeutsche Alternative zu den winkenden Großgebärden der Städter.
Eine bodenständige Theologin
„Warum soll man in der Großstadt wohnen, wenn man das auch vermeiden kann?“, sagt sie und strahlt. Sie muss es wissen: Sie ist in Harburg aufgewachsen, hat in Hamburg studiert und den größten Teil ihres Berufslebens in Pinneberg verbracht. Nach vier Jahren in den Kirchengemeinden Appen und Moorrege-Heist, war sie Diakoniepastorin in Pinneberg. Die letzten 11 Jahre hat sie dann als Gemeindepastorin in der Luthergemeinde Pinneberg gewirkt. „Ich mag viel lieber mit Konfirmanden über den Deich kriechen als auf irgendwelchen Empfängen herumstehen“, sagt sie. Sie ist eine Pastorin für die Basis, sie mag das ganz Normale, das „Alltagsgeschäft“, die Begegnungen mit Menschen, Gottesdienste und Amtshandlungen.
Herzlicher Empfang auf der Insel
Zum 1. März hat sie ihren Dienst angetreten, Pastor Holger Asmussen, der Stellvertreter des Propstes, hat sie feierlich in ihr Amt eingeführt, und die Amrumer haben sie sehr, sehr herzlich begrüßt. Im Pastorat stehen noch ein paar Kisten – wie das so ist, wenige Tage nach dem Umzug. Die Lebensgefährtin Katrin wird weiterhin in Hamburg arbeiten, das Paar hat sich für eine Wochenendbeziehung entschieden. „Es zog mich einfach her“, sagt Martje Brandt. „Es fühlt sich richtig an.“ Alles andere wird sich finden.
Insulaner und Residenten
Martje Brandt mag die Insel, sie hat Lust an der Arbeit. Sie liebt die beiden Kirchen der Gemeinde. Sie hat die Probleme, die die Finanzierung der Insel-Friedhöfe mit sich bringen, verstanden. Sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderats-Vorsitzenden Hans-Peter Traulsen, und ihre Mitarbeitenden liegen ihr am Herzen. Sie ist gespannt auf die Arbeit mit alteingesessenen Insulanern, mit Gästen und Touristen und besonders auf die mit den „Residenten“ – das sind solche, die schon lange auf Amrum eine zweite Heimat haben und jede freie Minute auf der Insel verbringen. Sie sind ein Schatz für die Gemeinde, den zu heben sie sich vorgenommen hat.
Martje Brandt hat ihren Platz gefunden
Privat mag sie Musik: In Pinneberg waren ihre Gospelgottesdienste sehr erfolgreich. Dass die Amrumer mit Anne-Sophie Bunk eine so gute Kirchenmusikerin haben, freut die 52-Jährige besonders. Sie macht gern Walking und Aqua-Gymnastik – für beides hat sie auf der Insel tolle Möglichkeiten. Martje Brandt wirkt bereits nach diesen wenigen Tagen wie jemand, der seinen Platz gefunden hat – und vielleicht verwundert sie das selbst am meisten. „Ich bin Pastorin auf Amrum – ich kann’s noch gar nicht glauben“ – sagt sie und lacht.