Eiderstedt – Das Problem ist nicht ein bisschen abblätternde Farbe oder ein zugiges Fenster. Bei den Eiderstedter Kirchen geht es um 18 Gotteshäuser, die teilweise einsturzgefährdet sind. Auf dem Spiel steht eine ganze Landschaft, die ohne ihre Kirchen nicht mehr so wäre wie sie ist. Es geht um die Sorge, dass unwiederbringlich verloren sein könnte, was Menschen über Jahrhunderte prägte und begleitete. Das deutlich zu machen war Ziel einer Bereisung, zu der der Kirchenkreis Nordfriesland Eka von Kalben, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag, und MdL Andreas Tietze ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen eingeladen hatte.
Kirchen sind auf Eiderstedt landschaftsprägend
„Es geht um sehr viel mehr als um die Sanierung von Kirchen“, betonte Propst Jürgen Jessen-Thiesen bei der Begrüßung. „Eiderstedt ist ein Anziehungspunkt für Touristen mit wachsender Bedeutung, es ist geprägt durch die vielen Kirchen, das Ensemble ist bundesweit einzigartig.“
Von der touristischen Bedeutung der Kirchen erzählte zum Beispiel Pastorin Inke Thomsen-Krüger in Oldenswort. Sie berichtete von ihrer Arbeit mit Pilgerinnen und Pilgern: Im Gemeindehaus hat die Kirchengemeinde eine schlichte Herberge eingerichtet, und von Oldenswort aus bietet die Seelsorgerin geistlichen Touren zu den Nachbarkirchen oder auch mal ins Wattenmeer an. „Das ist Slow-Tourism“, merkte Andreas Tietze nachdenklich an. „Das ist genau das, was wir wollen.“
Kummer machen die Sanierungsversuche früherer Generationen
Sechs Kirchen standen auf dem Reiseplan für die beiden Abgeordneten. An jeder erklärte Kirchenkreis-Architekt Pieter Dubbeldam die Probleme: Mal sind es Warften, die sich absenken, mal ist es ein Gewölbe, das einzustürzen droht. Kummer machen vor allem die Sanierungsversuche früherer Generation. So hat man mit Zement oder neueren, härten Steinen versucht, Schäden zu kitten und damit auf lange Sicht das Problem vergrößert: Denn Zement lässt die Feuchtigkeit nicht durch, die Steine saugen sich voll wie ein Schwamm und sprengen schließlich bei Frost die Zementverfugungen weg. In Tönning sind Eisennägel für die Befestigung der Schiefertafeln verwendet worden, und die rosten natürlich. „Wir versuchen, möglichst originale Baustoffe bei der Sanierung zu verwenden – die haben immerhin Jahrhunderte gehalten.
Zuschuss vom Land – wie geht das?
Das „Projekt zum Erhalt der Kirchenlandschaft Eiderstedt“ ist auf acht Jahre angelegt, mit der Fundraising-Aktion „Eiderstedter Schutzengel“ wirbt der Kirchenkreis Spendengelder ein. Mehr als 18 Millionen Euro wird die Sanierung kosten. Der Bund hat eine Zusage über die Hälfte gegeben, jetzt bemüht sich der Kirchenkreis um weitere Zusagen für den anderen Teil, den er nicht alleine tragen kann. Ralf Pehmöller, Gesamtkoordinator des Projekts, führt gemeinsam mit dem Propst Gespräche mit Politikern vieler Fraktionen im schleswig-holsteinischen Landtag. „18 Millionen Euro – das ist ja auch in Konjunkturpaket“, sagte er. „Wir wollen die Bundesmittel hier in der Region investieren.“
Eine Zusage konnte Eka von Kalben bei der Bereisung nicht geben, aber sie gab wertvolle Hinweise, was die nächsten Schritte sein könnten. „Diese verborgenen Schätze auf Eiderstedt haben mich zutiefst beeindruckt“, sagte sie. „Mitreißend, wie begeistert die Eiderstedter sich für ihr besonderes Kulturgut einsetzen. Was so viele Jahrhunderte überlebt hat, darf jetzt nicht zerfallen.“