Propst Mathias Lenz sprach am 8. Februar auf der Demonstration für Demokratie und Vielfalt inLeck, hier seine Rede im Wortlaut:
„Liebe Leute, Nordfriesland ist bunt und bleibt bunt. Deutschland ist bunt und bleibt bunt. Und Blaumachen ist keine Alternative für Deutschland! Es ist gut und es ist wichtig, dass so viele von Euch heute hier sind. Und so viele an vielen anderen Orten bei uns in Schleswig-Holstein und in der gesamten Republik.
Es ist gut und wichtig, weil wir ein Zeichen setzen gegen diejenigen, die uns weismachen wollen, eine Mehrheit in diesem Land wolle eine Politik der Ausgrenzung, der Vorurteile und der Hassparolen. Eine solche Politik der Ausgrenzung steht nicht auf dem Boden unseres Grundgesetzes.
Nur zur Erinnerung: Der erste Artikel des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Die Würde jedes Menschen! Nicht nur der deutschen Menschen, sondern jedes Menschen, ob er aus Syrien kommt oder Afghanistan, aus dem Irak, aus dem Sudan oder aus Somalia. Und ich will auch daran erinnern, warum dies der erste Artikel unseres Grundgesetzes ist. Weil wir in der national-sozialis-tischen Gewaltherrschaft erlebt haben, was passiert, wenn völkisches Denken und Demokratieverachtung an die Macht kommen. Was passiert, wenn rechtsextre-mistisches Gedankengut die Politik bestimmt. Und die nationalsozialistische Ideologie war eine rechts-extremistische Ideologie – da kann eine Frau Weidel so viel Unsinn reden, wie sie will.
Wenn die Würde eines jedes Mensch in einer Gesellschaft, in einem Staat in Frage gestellt oder eingeschränkt wird,dann endet das in einer Katastrophe. Und noch etwas dürfen wir nicht vergessen: Die Not und Verzweiflung der Menschen, die als Geflüchtete in unser Land kommen und in unserem Land leben. Denjenigen, die jetzt die Grenzen dicht machen wollen, sage ich: Denkt doch an die Bilder der Trümmerlandschaften in den Städten Syriens! Denkt an die hungernden Kinder in den Bürgerkriegsgebieten im Sudan und den Dürregebieten Somalias! Denkt an die Unterdrückung von Frauen und Mädchen in Afghanistan!
Die meisten Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen, waren in ihren Herkunftsländern an Leib und Leben bedroht und suchen Schutz für sich und ihre Familien. Es ist schäbig, daraus ein Bedrohungsszenario für die Sicherheit in Deutschland zu machen. Und ja, es gibt große Herausforderungen, die im Zusammenhang mit Geflüchte-ten in unserem Land stehen. Und es gibt schreckliche Ereignisse, die Einzelne, die zu uns gekommen sind, zu verantworten haben. Die Trauer und der Schmerz derer, die davon betroffen sind, gehen mir ans Herz und machen mich wütend. Aber daraus Vorurteile zu machen und alle Geflüchteten unter Generalverdacht zu stellen, ist verantwortungslos. Wir brauchen eine kluge Migrationspolitik und keine Migrationspolemik.
Und zum Schluss: Als Christ und als Propst des Kirchenkreises Nordfriesland sage ich: Rassismus, Intoleranz und Demokratiefeindlichkeit sind mit unserem christlichen Glauben und mit unseren christlichen Werten nicht vereinbar. Dieser Haltung wollen hier in Nordfriesland gerade jetzt Stimme und Gesicht geben. Der Gott der biblischen Tradition, der uns auch mit Juden und Muslimen verbindet, hat ein besonderes Auge auf alle Menschen, die bedroht und auf der Flucht sind. An dieser Parteilichkeit Gottes kommen wir als Christinnen und Christen nicht vorbei.
Nordfriesland ist bunt und bleibt bunt.Deutschland ist bunt und bleibt bunt. Blaumachen ist keine Alternative! Und das ist gut so.
Vielen Dank.“