„Mit den unterschiedlichsten Menschen im Gespräch zu sein, das war eine meiner Lieblingsaufgaben“. 

Nun ist es so weit: In einem feierlichen Gottesdienst mit Bischöfin Nora Steen verabschiedet der Kirchenkreis Nordfriesland am 15. Dezember um 14 Uhr in der St. Willehad-Kirche in Leck die Pröpstin Annegret Wegner-Braun. Sechs Jahre lang hat die gebürtige Südholsteinerin die Propstei Nord des Kirchenkreises geleitet. „Sechs Jahre, in denen eine Menge geschehen ist und in denen ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen, Pastorinnen und Pastoren und unseren vielen Ehrenamtlichen versucht habe, eine Menge zu bewegen“, fasst Pröpstin Annegret Wegner-Braun diese Zeit zusammen. 

Sie wollte sichtbar sein

Besonders wichtig war es ihr von Beginn an, für die Gemeinden des Kirchenkreises, die Werke und die Verwaltung sichtbar zu sein. Wann immer möglich reiste sie deshalb durch den nördlichen Teil Nordfrieslands, fuhr auf die Halligen und Inseln, besuchte Kirchengemeinderäte, übernahm Vertretungsgottesdienste, Einführungen, Verabschiedungen und verlieh an verdiente Gemeindemitglieder das Ansgarkreuz. Kaum einmal waren ihr die Wege im nördlichsten Kirchenkreis zu weit, kaum ein Tag zu lang. „Jeden dieser Besuche habe ich mit Freude in Erinnerung. Mit den unterschiedlichsten Menschen im Gespräch zu sein, das war eine meiner Lieblingsaufgaben“, so Annegret Wegner-Braun weiter.

Die Corona-Pandemie, die knapp zwei Jahre nach ihrem Amtseintritt für ein Kontaktverbot und große Einschränkungen in der kirchlichen Arbeit sorgte, erschwerte diese Art von Begegnungen allerdings sehr. Dennoch haben alle, die mit ihr gearbeitet haben, diesen Wunsch nach Kontakt gespürt und genossen. Ihr Stellvertreter und Gemeindepastor Peter Schuchardt drückt es so aus: „Sie hat eine offene Herzlichkeit, die gut tut. Es war ein Vergnügen, mit ihr zu sprechen“. Sie habe sich nie gescheut, die Führung zu übernehmen und auch einmal schwere Entscheidungen zu treffen, und habe Kirche immer von der Gemeinde aus gedacht. 

Eine Stimme für Vielfalt und Gerechtigkeit

Synodenpräses Prof. Dr. Stefan Krüger hebt hervor, Pröpstin Annegret Wegner-Braun habe in ihrer Arbeit Akzente gesetzt, die weit über den Kirchenkreis hinaus wahrgenommen worden seien. „Ich war immer beeindruckt von ihrem unermüdlichen Engagement und ihrer menschlichen Wärme. Was ihr wichtig war, hat sie klar benannt und zum Beispiel den Themen Gerechtigkeit und Kooperation eine weithin vernehmbare Stimme verliehen“, erklärt er. 

Auf einem Gebiet hat sie den Kirchenkreis innerhalb der Nordkirche besonders bekannt gemacht: dem Klimaschutz. Unter ihrer Leitung hat sich der Kirchenkreis sehr früh professionalisiert, ein Klimaschutzkonzept entwickelt und sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2031 klimaneutral zu sein. „Wir haben einen Klimamanager eingesetzt, der in engem Austausch mit den Kirchengemeinden, Gemeinden, Unternehmen und der Nordkirche steht und nach guten Lösungen sucht, um zum Beispiel unsere Gebäude zu sanieren und nach regenerativen Energien zu suchen“, erklärt die Pröpstin. Klimamanager Oke Dethlefsen wiederum erzählt begeistert von der Unterstützung durch seine Dienstvorgesetzte Annegret Wegner-Braun: „Dank ihres Engagements haben wir die beste Datenlage über unsere Energiebilanz in der gesamten Landeskirche und können basierend darauf Zukunftsprojekte planen“. 

Kinder waren ihr ein Herzensthema

Ein weiteres Herzensthema war der zweifachen Mutter das Evangelische Kita-Werk des Kirchenkreises Nordfriesland. Über 3000 Kinder werden in den insgesamt 43 Einrichtungen des Kita-Werkes und der Kirchengemeinden von rund 780 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. „Das Engagement im Bereich kindlicher Früherziehung genießt in unserem Kirchenkreis hohe Priorität. Wir wollen den Kindern in unseren Einrichtungen einen guten Raum zum Leben und Wachsen bieten – und ich sehe jeden Tag, das uns das gut gelingt“, erklärt die Pröpstin. Eng zusammengearbeitet hat sie dabei mit dem Leiter des Evangelischen Kita-Werkes, Christian Kohnke. „Sie hat sich eingemischt und Dinge vorangetrieben. Das war ein absoluter Gewinn für unsere Kitas, für unser Werk und für mich“, schwärmt er. Besonders sichtbar wurde das im Sommer dieses Jahres. Auf ihre Initiative hin bearbeiteten alle Einrichtungen des Evangelischen Kita-Werkes die Themen Kinderrechte, Demokratie und Vielfalt und machten sie am Weltkindertag überall in Nordfriesland durch kleine und große Aktionen sichtbar. 

In den vergangenen zwei Jahren initiierte sie neben allen diesen Projekten auch noch einen großen Organisationsentwicklungsprozess, der die Verwaltung des Kirchenkreises für zukünftige Herausforderungen sicher aufstellen soll. Denn allein durch die Überführung der Kirchengemeindehaushalte ins kaufmännische Rechnungswesen wachsen die Aufgaben ständig. „Zusätzlich zum laufenden Geschäft kommen zudem neue Anforderungen von kommunaler oder staatlicher oder landeskirchlicher Seite hinzu. Da mussten wir einmal genau hinschauen und neue Strukturen aufbauen“, erklärt Pröpstin Annegret Wegner-Braun. Kirstin Gabriel, Leiterin der Verwaltung des Kirchenkreises Nordfriesland, die den Prozess mit ihr gemeinsam geleitet hat, betont, wie gut die Verwaltung dank des Einsatzes der Pröpstin mittlerweile aufgestellt sei und lobt die vertrauensvolle Zusammenarbeit: „Sie behält alles im Blick, ist immer um einen Konsens bemüht und verfügt außerdem über eine gute Prise Humor“. 

„Ich war gerne Pröpstin.“

Ihren Ruhestand verbringt Annegret Wegner-Braun nun zusammen mit ihrem Mann an der Ostküste Schleswig-Holsteins, wo sie eine lange Zeit als Gemeindepastorin gewirkt hat. Sicher sei jedoch, dass sie immer wieder mal an die Westküste und auf die Inseln zurückkehren werden, um Urlaub zu machen und Menschen zu treffen, die sie in ihr Herz geschlossen hätten. „Ich war gerne Pröpstin in Nordfriesland und habe diese Funktion als ein erfüllendes Amt empfunden“, erklärte sie in ihrer letzten Rede auf der November-Synode des Kirchenkreises. Wie sehr die Mitglieder des Kirchenkreises ihre Leitung geschätzt haben, zeigten die Synodalen ihr anschließend mit stehendem Applaus.