Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund und die KZ-Gedenkstätte Husum erinnern in den kommenden Wochen an die Ermordung von über 600 Häftlingen vor 80 Jahren in Nordfriesland. Husum-Schwesing und Ladelund waren Außenlager des größten norddeutschen Konzentrationslagers Neuengamme in Hamburg. Mit jeweils zwei großen Projekten werden beide KZ-Gedenkstätten in Nordfriesland die Ereignisse vor 80 Jahren zwischen September und Dezember sichtbar machen. Ministerpräsident Daniel Günther wird in beiden Gedenkstätten an Veranstaltungen teilnehmen.
Die erste Veranstaltung mit Daniel Günther wird am 13. September ab 9:30 Uhr der Auftakt zum Projekt „13 Wochen“ der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing sein. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalpolitik sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern wird er den Weg der Häftlinge nachgehen. Der Weg beginnt um 9.30 Uhr an der Husumer Kleikuhle und endet in Schwesing. Die Wegstrecke entspricht dem Rückweg der Häftlinge von ihren Einsätzen im Porrenkoog. An einzelnen Stationen werden Informationen zum Leben und Leiden der Inhaftierten gegeben. An der Grabstelle der über 300 Häftlinge, die in den 13 Wochen ihr Leben verloren, hält der Ministerpräsident eine Ansprache. An der KZ-Gedenkstätte, dem Zielpunkt der Auftaktveranstaltung, legen der Schirmherr des Projekts Landrat Florian Lorenzen und Friedemann Magaard, Vorsitzender des Freundeskreises der KZ-Gedenkstätte, einen Kranz nieder.
In den Wochen danach finden die Gedenkwege in umgekehrter Reihenfolge, von Schwesing nach Husum statt. „Vom 29. September bis zum 28. Dezember gehen 13 Wochen lang jeweils sonnabends ab 10:30 Uhr Menschen den Weg vom ehemaligen Lagergelände bis nach Husum. Viele unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen und Einzelpersonen machen sich auf den Weg, um an die Opfer zu erinnern“, erläutert Pastor Friedemann Magaard. Um den Rücktransport organisieren zu können, wird für jede Gedenkstrecke um eine Anmeldung per E-Mail gebeten unter gedenkstrecke@13-wochen.de.
Teilnehmen wird Ministerpräsident Daniel Günther auch an der Veranstaltung am Volkstrauertag der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund am 17. November. Seit Jahrzehnten begehen die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte und die Einwohnerinnen und Einwohner Ladelunds diesen Tag in Erinnerung an die Ereignisse des Jahres 1944. Seit vielen Jahren kommen auch die Hinterbliebenen der Toten dazu. In diesem Jahr wird Nora Steen, Bischöfin des Sprengels Schleswig und Holstein, um 10 Uhr den Tag mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnen, danach folgt eine Kranzniederlegung an den Gräbern der Toten des KZ-Ladelunds im Beisein der Angehörigen und ein Gedenken an den Ehrenmälern der Kriegstoten in Ladelund und Westre.
Eingerahmt wird diese Veranstaltung ab November von einer besonderen Lichtinstallation. Geplant ist, dass Lichtkünstler die Umrisse der Baracken auf dem Lagergelände, heute eine Ackerfläche, mit 300 Holzpfählen darstellen. Die Pfähle werden vorher mit phosphoreszierender Farbe bestrichen und ab November täglich nach Einbruch der Dunkelheit beleuchtet. „Jeder Pfahl steht für ein Opfer, die Pfähle sollen im besten Fall nach der Aktion dauerhaft den Weg des Gedenkens in Ladelund säumen“, erklärt Dr. Katja Happe. Zudem macht die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Interessierten auch noch ein anderes Angebot. Wer möchte, kann für eine Spende von mindestens 20 Euro die Patenschaft für eine Pfahl übernehmen. Verbunden damit ist unter anderem die Möglichkeit, beim Anstreichen und Aufstellen dabei zu sein. Bei Interesse kann man sich mit der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund direkt in Verbindung setzen.
Das KZ Husum-Schwesing bestand vom 26. September bis zum 29. Dezember 1944. Dort wurden um die 2500 Menschen inhaftiert, mehr als 300 verloren in den 13 Wochen ihr Leben. Die Häftlinge mussten schwerste Zwangsarbeit im Freien verrichten – ohne angemessene Kleidung, unterernährt und medizinisch unversorgt. Den kilometerlangen Weg zum Einsatzort bewältigten sie vielfach zu Fuß, ebenso den Rückweg.
Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand das Konzentrationslager in der Gemeinde Ladelund. Die SS ließ hier über 2000 Häftlinge aus zwölf Nationen zwischen Humptrup und Ladelund Panzerabwehrgräben ausheben. Niemand im Dorf konnte die Qualen der zur Arbeit getriebenen, hungernden Menschen übersehen. Innerhalb von sechs Wochen starben hier 300 Häftlinge. Sie wurden auf dem Dorffriedhof bestattet. Mehr dazu auch auf der Homepage der Nordkirche >>hier<<.