Nordfriesland – Das war eine harte Zeit für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige: Während des Lockdowns blieben die viele Therapie- und Beschäftigungs-Einrichtungen geschlossen, Besuch war nicht erlaubt, Unterstützung auf das Notwendigste beschränkt. Auf diesem Hintergrund entstand das Projekt „Hilfe in Sicht“, das jetzt in Nordfriesland in seine Pilotphase gegangen ist. Projektleiterin ist Martina Carstensen. „Auf dem Hintergrund der Pandemie wollen wir kontaktarme, wohnortnahe Hilfe bieten“, sagt sie und sucht dafür Mitarbeitende im ehrenamtlichen Dienst.
Angesiedelt ist das Projekt bei der Pflegediakonie Nordfriesland. Die hat hautnah erlebt, wie schwierig die Situation für die Angehörigen war: Da waren Kinder im Homeschooling, die Betreuenden im Homeoffice und dann die Pflegebedürftigen mit ihren Bedürfnissen – das war herausfordernd und manchmal kaum zu bewältigen. „Es braucht einfach Entlastung: Mal ein Gespräch, mal ein guter Rat– das kann auch am Telefon gehen, und das hilft schon viel.“ Die Ehrenamtlichen sollten möglichst aus den pflegenden Berufen kommen oder Pflege-Erfahrung haben. Erfahrung ist wichtig, weil nur wer das erlebt hat weiß, wie schwierig Pflege manchmal sein kann. Was zu tun ist, wird individuell vereinbart. „Manchmal kann schon helfen, dass jemand zum Geburtstag anruft“, sagt sie. „Man kann auch am Telefon miteinander Rätsel raten oder Vokabeln lernen. Wenn die Situation es zulässt, kann es auch zu einer Begegnung im Garten kommen.“ Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet: Ziel ist, es langfristig auf andere Regionen zu übertragen. Finanziert wird es durch eine Großspende der Hamburg Commercial Bank, entwickelt wurde die Idee vom Sozialministerium gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Schleswig-Holstein.
In einem ersten Schritt hat Martina Carstensen alle 33 Sozialstationen in Nordfriesland besucht und für die Idee geworben. Das ist wichtig, denn sie werden Ansprechpartnerinnen für die Ehrenamtlichen sein. Carstensen führt die Erstgespräche mit den Interessierten und lädt zu einer Schulung ein. Eine Ehrenamts-Vereinbarung hilft dabei, dass sich niemand überfordert oder ausgenutzt fühlen muss, klärt Versicherungs- und Datenschutzfragen, regelt die Verschwiegenheitspflicht, die auch für das Ehrenamt gilt.
Martina Carstensen hat befristet auf zwei Jahre eine halbe Stelle für das Projekt. Die 51-Jährige ist gelernte Krankenschwester, war viele Jahre als Pflegedienstleitung beschäftigt und hat zuletzt im Medizinischen Dienst gearbeitet. Darüber hinaus ist sie selbst pflegende Angehörige. „Wir freuen uns auf unsere neuen Ehrenamtlichen“, sagt Martina Carstensen. Sie ist telefonisch erreichbar unter 0176/18388488 oder per E- Mail an martina.carstensen-hilfeinsicht@web.de
Info: Die Hamburg Commercial Bank hat bereits im vergangenen Jahr einen Beitrag für Menschen geleistet, die während der Pandemie dringend Hilfe benötigten. Dafür brachte sie ein umfangreiches Spendenpaket für eine Reihe gemeinnütziger Organisationen im Norden auf den Weg. Insgesamt erhielten rund ein Dutzend Vereine, Gesellschaften und Stiftungen aus Hamburg und Schleswig-Holstein zwischen 70.000 Euro und 150.000 Euro für ihre wertvolle Arbeit. Die Träger haben unterschiedliche Schwerpunkte und engagieren sich für bedürftige Ältere, Kinder in Not oder aus sozial benachteiligten Verhältnissen, Wohnungslose sowie behinderte Menschen und ihre Familien.