Pastorinnen und Pastoren sind Fachkräfte der Kirche. Sie sind nicht nur theologisch qualifiziert, bei ihnen laufen in den Gemeinden auch viele Fäden zusammen, ganz einfach, weil sie im direkten Kontakt mit den Menschen vor Ort sind und weil es durch ihren hauptamtlichen Status auch die Erwartung an sie gibt, sich um vieles zu kümmern. So sind sie unter anderem oft mit Verwaltung, Mitarbeiterführung sowie der Verantwortung für Gebäude und Liegenschaften beschäftigt. Pastorinnen und Pastoren sind Fachkräfte, und in Zukunft werden diese Fachkräfte knapp. Die Synode des Kirchenkreises beschloss auf ihrer jüngsten Sitzung einen Rahmenplan, wie auf diesen Mangel in der Zukunft reagiert werden soll.
Einig waren sich alle, dass nicht einzelne Gemeinden oder Regionen bevorzugt werden sollen. Denn es gibt einen Zuteilungsschlüssel der Landeskirche, an dem es keinen Weg vorbei gibt und der eine gerechte Verteilung knapper werdenden Ressourcen ermöglichen will. Demnach werden im Kirchenkreis Nordfriesland von bisher 63 Pfarrpersonen im Jahr 2030 nach jetzigen Prognosen nur noch 41 übrig bleiben. Auch wenn bestehende Aufträge nicht verändert werden: Nicht wenige der heutigen Amtsträger*innen gehören zu den „Baby-Boomern“. Sie werden innerhalb der nächsten Jahre in den Ruhestand gehen, und dann greift das Personalplanungsförderungsgesetz (PersPFG) der Nordkirche, nach dem Stellen nicht mehr besetzt werden, wenn der Kirchenkreis den Zuteilungsschlüssel überschreitet.
Damit die flächendeckende, pastorale Versorgung weiter gewährleistet werden kann, hat der Kirchenkreis ein kompliziertes Berechnungsmodell aufgestellt. Neben Gemeindegliederzahlen wird auch die Fläche, der Anteil touristischer Arbeit, die pastorale Grundversorgung und die Anzahl der Predigtstellen zugrunde gelegt. In diese Richtung ging ein Antrag der Kirchengemeinde Norddörfer/Sylt, man möge doch die Fläche und die Predigtstätten aus der Berechnung herausnehmen und anstelle dessen den Anteil für Gemeindeglieder und Tourismus erhöhen, was zu einer geringfügigen Verschiebung der Pfarrstellen führe. Dem konnten sich die Synodalen aber nicht anschließen.
Den bereits 2020 beschlossenen Regionen wird nunmehr auferlegt, die Reduzierungen solidarisch aufzufangen. „Wir können nicht mehr nur unsere eigene Gemeinde sehen“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen. „Man schafft nicht mehr Pfarrstellen, wenn man einer einzelnen Region einen größeren Anteil verschafft. Der fehlt dann woanders.“ Der Prozess sei für alle Beteiligten schmerzhaft. Regionalmanager mit Verwaltungserfahrung können helfen, Härten abzuwenden. Wie das gehen kann, wird gerade in einem Pilotprojekt erprobt. Kita- und Friedhofswerk bieten bereits Entlastung.
Der Entlastung dient auch die Schaffung von zwei neuen Kirchenkreis-Vertretungspfarrstellen. Das sind Pastor*innen, die bei Krankheit oder Vakanz für eine kurze Zeit in den Regionen helfen. Das wurde kontrovers diskutiert, schließlich aber beschlossen. Eine weitere Möglichkeit sah die Synode in der Schaffung von zwei Kirchenkreis-Gemeindepfarrstellen. Diese flössen nicht in die Berechnung ein und würden auch nicht ohne Not besetzt, betonte Jürgen Jessen-Thiesen. Sie geben dem Kirchenkreis aber die Möglichkeit, flexibel zu reagieren und Gemeinden zu versorgen, die zwar einen Anspruch hätten, aber keine passenden Bewerber*innen finden. Übergemeindliche Pfarrstellen sollen in Zukunft möglichst mit Mitarbeitenden besetzt werden. Mit wenigen Gegenstimmen wurde der Pfarrstellenplan bis zum Jahr 2030 beschlossen.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war der Jahresabschluss 2020. Die Zuwendungen durch die Landeskirche waren höher ausgefallen als angekündigt, teilte Pröpstin Annegret Wegner-Braun mit. Hinzu kamen erhebliche Einsparungen, teils Corona bedingt, so dass die Haushaltsdeckung ohne die vorgesehenen Rücklagen-Entnahmen möglich sei. „So ein Ergebnis war nicht zu erwarten und übertrifft alle unsere Erwartungen“, sagte Pastor Jörn Jebsen als Vorsitzender des Finanzausschusses und dankte den Mitarbeitenden der Verwaltung sehr herzlich. Auch bei den Berichten der Pröpste aus ihren Bezirken war die Pandemie noch einmal sehr präsent: Sie lobten ausdrücklich das große, kreative Engagement in den Kirchengemeinden sowie den Diensten und Werken.
Eine weitere positive Meldung betraf die Eiderstedter Kirchenlandschaft. Man habe jetzt Architekten und Planungsbüros gewinnen können, im März/April nächsten Jahres sei mit dem sichtbaren Beginn der Sanierungsmaßnahmen zu rechnen.
Oliver Nitsch stellte sich als Präventionsbeauftragter vor und bot an, die Kirchengemeinden bei der gesetzlich vorgeschriebenen Erstellung von Schutzkonzepten und der Risiko-Analysen zu unterstützen. Nora Steen vom Christian Jensen Kolleg und Hans Pahl-Christiansen stellten die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie vor.
Zum 1. Januar fusionieren die Kirchengemeinden Hattstedt und Olderup zur Kirchengemeinde Hattstedt-Olderup und die Gemeinden Heverbund, Garding, Tetenbüll-Katharinenheerd und Welt-Vollerwiek zur Kirchengemeinde Eiderstedt-Mitte.
„Die schmerzliche Erkenntnis, in Zukunft mit weniger Pastorinnen und Pastoren im Kirchenkreis Nordfriesland auskommen zu müssen, kam nicht überraschend“, sagte Synodenpräses Dr. Jürgen Kolk im Nachgang. „Diese Herausforderung konnte auf der Synode jedoch endlich breit diskutiert werden. Es ist dabei gelungen, der Verunsicherung mit Perspektiven und kreativen Lösungsansätzen zu begegnen. Der Kirchenkreis Nordfriesland kann mit dem von den Synodalen beschlossenen Rahmen in den kommenden Jahren flexibel reagieren und nah an den Menschen in den Gemeinden bleiben.“