Breklum/Vollstedt – Wo hat man sowas schon gesehen?! Man darf ernten, ohne gesät zu haben? Darf essen, ohne zu arbeiten? Genauso ist der Gemeindegarten gemeint, der jetzt in Vollstedt entstanden ist. Bio-Gemüse für Viele ist das Ziel, Großzügigkeit ist der Weg, der christliche Glaube ist die Triebfeder. Jetzt ist Erntezeit, und die Gruppe der Aktiven erntet nicht nur Kürbisse und Kartoffeln, sondern auch reichen Segen.
Sie wollen aktiv zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen
„Die Idee entstand beim Frühstück“, erzählen Carola und Rolf Nickels. Ihre beiden Töchter sind bei Fridays For Future aktiv, und so wuchs auch bei den Eltern der Wunsch, noch etwas mehr für Klima- und Umweltschutz zu bewegen als bisher. „Da hab ich mich gefragt“, so Rolf Nickels, „was kann ich denn dazu tun?“ Und weil er gelernter Gärtner ist, kam er auf die Idee mit dem Gemeindegarten. Das Ehepaar plante und träumte, dann schrieb Rolf ein Konzept und ging damit auf den Kirchengemeinderat zu, in der Hoffnung, dass dafür Kirchenland zur Verfügung gestellt werden könne.
Gemeindegarten? Eine offenbar zündende Idee
Mit dem Kirchenland ist es etwas komplizierter als man meint, lernten die beiden. Da bestehen ja Pachtverträge, und manches ist Weideland, das darf gar nicht umgebrochen werden. Aber trotzdem begeisterte die Idee, und immer mehr Gemeindemitglieder wollten gerne dabei sein. Und plötzlich nahm das Projekt Fahrt auf: Olaf und Angela Brodersen stellten ihre Hauskoppel unentgeltlich zur Verfügung, ein Lohnunternehmer machte den Boden schier für wenig Geld, Gemeindeglieder gaben Geld- und Sachspenden, ein Biobauer stiftete Saatgut. Und dann kam Corona.
Aber dann kam Corona.
Aber was genauso gut auch das Ende des Projektes in diesem Jahr hätte sein können, brachte noch einmal frischen Wind. Der Wunsch wuchs, sich selber mit guten Lebensmitteln versorgen zu können, und lange Tage im Homeoffice taten ihr Übriges: Jeder aus der Gruppe zog die Saat zuhause vor. Zur Unterstützung würde kleine Lehrvideos für Gärtner im Anfängerstadium gedreht . Es bildete sich eine Whatsapp-Gruppe, hier wurden die ersten Erfolge gefeiert und Bilder gepostet, und mancher stellte stolz seine Pflänzchen ins Fenster, damit die anderen sie sehen konnten, ohne das Kontaktverbot zu brechen.
Ein Erntefest mit Blick in die Zukunft
Schön ist es, sich jetzt im Garten treffen zu dürfen, das finden alle. Ungefähr 20 Aktive verschiedener Generationen sind es geworden, und sie feierten am Wochenende ein fröhliches, kleines Erntefest in ihrem Bio-Paradies. Die Gruppe hat noch viel mehr Ideen: Pfadfinder können hier etwas über Bio-Anbau lernen, es gibt eine Bienenwiese, bald wird es Honig aus dem Gemeindegarten geben. 30 Obstbäume wurden gesetzt – das Einkochen von Marmeladen kann ein neues Jugendprojekt werden. Zu den Spenden kamen Zuschüsse und Fördermittel. Einen Gottesdienst gab es auch schon im Gemeindegarten. Das Projekt schmeckt nach Zukunft. „Es gibt keine Regeln“, sagt Rolf Nickels, es gibt keine Parzellen, kein Privates, jeder darf pflanzen, wo er mag, und ernten, wo er will. „Wir wollen Ermöglicher sein“, sagen aktiven Mitglieder und sie freuen sich auf das, was in diesem Garten noch geschehen wird.