Leck – Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Schnell, sehr schnell haben sich nordfriesische Kirchengemeinden auf den Weg gemacht, die „Corona-Zeit“, wie sie bereits jetzt genannt wird, zu gestalten. So auch die Kirchengemeinde Leck. „Wir müssen was machen“, sagten sich die Pastoren, als das Versammlungsverbot verlautbart wurde und damit keine Gottesdienste mehr stattfinden konnten. Bereits am 15. März begannen die Abendgebete via Live-Stream auf Facebook und auf der Homepage: Immer um 18 Uhr gibt es eine kleine Andacht aus der St.-Willehad-Kirche – jeden Tag.
Eine kleine Form gibt Trost und Mut
„Wir suchten nach einer kleiner Form, bei der das Gebet im Mittelpunkt steht“, erzählt Pastor Peter Janke aus den Anfängen. „Es sollte kein Format zum Zugucken wie beim Fernsehen sein, sondern wir wollten, dass ein Gefühl von virtueller Gemeinschaft entsteht.“ Eine Facebook-Seite für die Kirchengemeinde musste erst noch erstellt werden, ein Smartphone sollte für die Aufzeichnung und die Übertragung ausreichen. Weil die dicken Mauern der St.-Willehad-Kirche die Signal-Stärke zu sehr reduzierte, wurde kurzerhand ein Kabel und ein WLAN-Verstärker gelegt. Die Kollegen und Kolleginnen aus der Region kamen hinzu, auch Pröpstin Annegret Wegner-Braun klinkte sich ein, und bald entwickelte sich eine kontinuierliche Gemeinschaft von Menschen, die diese Andachten Tag für Tag mitfeiert und sich durch sie trösten und inspirieren lässt.
Regionale Zusammenarbeit neu entdecken
Kaum einer von den Kollegen ist es gewohnt, vor der Kamera zu stehen. Wohin mit den Augen, wohin mit den Händen? Wohin mit dem Script? – denn jede dieser Andachten ist so sorgfältig ausgearbeitet wie ein Sonntagsgottesdienst, nur eben sehr viel kürzer. Zehn Minuten, viel länger soll es nicht sein. „Das war gar nicht leicht“, sagt Peter Janke und lacht, „ich kann einfach nicht kurz.“ Das zum Beispiel habe er in dieser Zeit gelernt und meint, dass das die Konfis wohl freuen werde. Auch das Zusammenarbeiten in der Region war ja für alle relativ neu, aber in dieser Form habe es richtig Spaß gemacht, so der Theologe.
Die Feier der Osternacht
Ein Höhepunkt war die gemeinsame Feier der Osternacht. Dass diese große Feier des Auferstehungs-Lichtes auch digital gelingen könnte, hatte kaum jemand für möglich gehalten. Mehr als 350 Aufrufe gab es für diesen Gottesdienst auf Facebook, und die 100 analogen Kerzen, die die Gemeinde zum Mitfeiern für zuhause bereitgestellt hatte, waren bald vergriffen. „Das war echt ein Höhepunkt“, sagt Peter Janke.
Tägliches Abendgebet um 18 Uhr – bis es wieder Gottesdienste gibt.
Es will sich niemand mit den großen, hochprofessionellen Feiern im Fernsehen messen, die Abendgebete sind bewusst technisch schlicht gehalten. Sie sind für die Gemeinde gedacht, nicht für ein weltweites Publikum. Sie sind dafür entwickelt, Gemeinschaft zu stiften in einer Zeit, in der Gemeinschaft eingeschränkt ist. Die Abendgebete soll es geben, bis wieder Gottesdienst möglich ist. Das wird – so Gott will – am 9. Mai der Fall sein, meint Peter Janke. Die St.-Willehad-Kirche ist groß genug, um die Sicherheitsabstände einzuhalten, die Hygiene-Vorschriften werden natürlich eingehalten.
Fotos: Dirk Hansemann (1+2), Margit Linde (3)