„Da toben brausend heftige Stürme, wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken“ – während draußen die Wetter tobten, erklang in der vollbesetzten Marienkirche „des Schöpfers Lob“, als die Husumer Stadtkantorei unter Leitung von Kai Krakenberg gemeinsam mit den Solisten und der Hamburger Camerata „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn aufführte. Mit großem Applaus bedankte sich das Publikum für die gelungene Inszenierung.
Girrende Tauben und kriechendes Gewürm
Haydn komponierte sein Oratorium in den Jahren 1796-1798 für Sopran, Tenor und Bass sowie für den vierstimmigen Chor mit großem Orchester. An sechs Schöpungstagen entsteht das große Werk, und fast lautmalerisch lässt Haydn die Tiere entstehen: Darlene Dobisch, die das Taubenpaar girren ließ, begeisterte und bezauberte, bei Timon Führ als Erzengel Rahael hörte man das Gewürm „in langen Zügen“ am Boden kriechen, und Tenor Mark Heines pries als Erzengel Uriel die Erschaffung des Menschen.
Die Harmonie des Schöpfungswerks
Ein Lächeln entlockte das Duett zwischen Adam und Eva, das Dobisch und Führ erklingen ließen: Die Rollenverteilung ist heute etwas anders, und dass Darlene Dobisch keineswegs bereit wäre, ihrem Liebsten zu gehorchen, wie Haydn das noch vorgesehen hatte, war ihren großartigen Koloraturen durchaus abzuhören. „Worum es im Kern geht“, so Pastor Friedemann Magaard in seiner Begrüßung, „das bleibt aktuell: die Aufgabe, in Balance mit der großen Harmonie des Schöpfungswerkes zu leben.“
Singt dem Herren alle Stimmen!
Kai Krakenberg leitete Chor und Orchester in bekannter Souveränität und Freundlichkeit: Sein Gesicht spiegelte das Notenbild, und wer ihm zusah, konnte ablesen, wie er das Werk interpretiert haben wollte: Mal leise und behutsam, mal gewaltig und umwerfend bis zum Schlusschoral voller Überzeugung und Begeisterung: „Singt dem Herren alle Stimmen! Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit. Amen.“
Foto: Andreas Raabe