Husum – Wie ärgerlich: Eine Woche nach Ablauf der Garantie geht der Entsafter kaputt. Er tuts einfach nicht mehr. Und was soll man mit einem Entsafter, der nicht entsaftet? Reparieren lassen lohnt im Leben nicht. Da bleibt eigentlich nur Wegwerfen. Wie schade. Und wie ärgerlich, nicht nur für den Benutzer, auch für die Umwelt. Damit das nicht sein muss, gibt es in Husum jetzt ein RepairCafé: Das Diakonische Werk (DW) hat ein Team von 15 Ehrenamtlichen gefunden, das einmal im Monat ihr Fachwissen zur Verfügung stellt und Hilfe zur Selbsthilfe anbietet.
Hinter der Neustadt 72
„Wir bieten Hilfe an in den Sparten Elektro, Holz, Spielzeug und Textilien“, sagt Adelheit Marcinczyk vom DW Husum. Die Ehrenamtlichen sind Fachleute auf ihrem Gebiet, teilweise im Ruhestand, und sie geben gern ihre Zeit für diese Sache. „Im vergangenen Jahr gab es 1653 aktive RepairCafés weltweit“, sagte Adelheit Marcinczyk bei der Eröffnung. „Im Durchschnitt wurden pro Treffen 18 Gegenstände repariert und damit 350000 Tonnen Abfall vermieden.“ In den hinteren Räumen des Sozialladens „Möbel und Mehr“ hat das Husumer RepairCafé nun seine Räume bezogen.
Familienbildungsstätte ist Trägerin
Aber das ist nicht alles: Im RepairCafé kommen Generationen zusammen. Seniortrainer des Mehrgenerationenhause, das das Café unter ihren Fittichen hat, engagieren sich als Helfer, es gibt Kaffee und Kuchen, und wer warten muss, weil der Reparierplatz grade besetzt ist, findet hier auch noch einen netten Schnack. Wer ein Mal kommt, kann es beim nächsten Mal vielleicht selber. Die Idee dahinter ist, dass Nachbarn sich gegenseitig helfen, dass Reparier-Wissen erhalten bleibt und weitergegeben werden kann, dass Menschen zusammenkommen, die sich sonst sicher nicht begegnet wären. Es ist ein Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft, derer man irgendwann schlicht überdrüssig wird. Warum muss ich entsorgen, was eigentlich noch funktionieren könnte? Bloß weil sich niemand findet, der es wieder heilmacht?
Jeder ist willkommen
Immer am 1. Sonnabend im Monat öffnet das RepairCafé von 14 bis 17 Uhr seine Pforten. Die Räume befinden sich Hinter der Neustadt 72, hinein kommt man durch den hinteren Eingang. Und wer kann da mit seiner Nähmaschine, seinem Nachtschränkchen, seinem kaputten Reißverschluss oder dem ausgerissenen Puppenarm hingehen? „Du zum Beispiel“, sagt Adelheit Marcinczyk und guckt die Journalistin, die interviewt, an. „Wer? Ich?“ „Genau. Du.“ Jeder ist willkommen, und das ist gut so.