„Warum ist diese Nacht so ganz anders als andere Nächte?“ – beim jüdischen Passahmahl stellt der Jüngste am Tisch diese Frage und beginnt damit das Ritual der gemeinsamen Mahlzeit in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. „Warum ist diese Nacht so ganz anders als andere Nächte?“ – die Heilige Nacht wirft, wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen, dieselbe Frage auf. Was ist so besonders an dieser Nacht, dass niemand sich ihr entziehen kann? Was macht es, das die Familien familiärer, die Freude tiefer, der Segen greifbarer wird? Warum sind die Einsamen einsamer und die Traurigen trauriger in dieser Nacht?
Es liegt ein Geheimnis auf dieser Nacht, das sich nicht im Budenzauber erfüllen will, sondern in der Stille. Es ist das Geheimnis, das alle Neugeborenen umgibt: Es gibt niemanden, den ein Kind unberührt lässt. Es gibt keinen Menschen, der beim Anblick eines Neugeborenen nicht zumindest ganz sacht auch nur einen Finger streicheln möchte. Es gibt keinen Menschen, der nicht hofft und glaubt, dass in der Berührung Heil-Werden geschehen könnte.
„Euch ist heute der Heiland geboren“, das verkündigt der Engel den Hirten. Das Kind ist der Heiland, der Heilmachende. Ihr müsst da hin, sagt der Engel. Ihr müsst es sehen, ihr dürft es berühren. Beim ihm wird eure Seele heil. „Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegend.“
Darum ist diese Nacht so ganz anders als andere Nächte. Sie bricht die hartgewordene Schale der Herzen auf. Sie führt uns an die Krippe. Sie bringt uns zum Kind. Und sie bringt uns mit unserer uralten Sehnsucht in Kontakt, dass unsere Seele heil werden möge und dass wir werden könnten wie Gott uns gemeint hat.
Wir wünschen Ihnen Segen für diese Nacht, die so ganz anders ist als andere Nächte!
Ihr Kirchenkreis Nordfriesland