Garding – Es ist ein Kreuz mit dem Ansgarkreuz, irgendwie will das niemand verdient haben. „Ich weiß gar nicht, wofür ich das bekomme“, sagt Karin Hartwig, „für mich ist das eigentlich selbstverständlich, was ich tue.“ Sie knurrt ein bisschen, erzählt von „dem bisschen“ Gemeindearbeit und dass sie dafür Lohn und Anerkennung nicht brauche oder erwarte und der ganze Rummel und überhaupt………Wir meinen: ein Grund mehr, sie endlich auszuzeichnen für jahrelangen, ehrenamtlichen Dienst an der Kirche und am Nächsten.
Wie alles begann
Die 62-Jährige ist in Bad Bevensen geboren, die Liebe verschlug sie nach Eiderstedt. Hier fand sie sich als Frau eines Landwirts wieder mit vielen Aufgaben im und am Hof. Sie machte ihren Meister in ländlicher Hauswirtschaft und leitete gemeinsam mit ihrem Mann den Betrieb. Zur Kirchengemeinde kam sie durch eine Bekannte: Beim Einkaufen im örtlichen Supermarkt wurde sie gefragt, ob sie nicht Lust habe, für den Kirchenvorstand zu kandidieren. Das war 1996. Und so begann das alles.
Karin Hartwig erzählt von der wechselhaften Geschichte der Kirchengemeinde. Damals war Garding noch Propsteisitz des Kirchenkreises Eiderstedt, der Pastor der Gemeinde war zugleich Propst, und nicht selten verschwammen die Grenzen zwischen den Aufgaben. Sie erzählt von großen Personalbewegungen zu Beginn ihrer Amtszeit und von der schwierigen Entscheidung, die Diakonie nach Kropp abzugeben. Von Anfang an war sie im Land- und Pachtausschuss, sie kümmert sich bis heute um die Grundstücke der Kirchengemeinde. Karin Hartwig war seit 2003 außerdem im Präsidium der Synode und gestaltete die Fusion der Kirchenkreise mit. Seit 2009 steht sie sogar der großen Synode des jungen Kirchenkreises Nordfriesland vor, das bedeutet: unzählige Sitzungen, Vorbereitungstreffen, Nachbereitungstreffen und oft auch repräsentative Aufgaben. Über die Frage, wie viele Stunden sie in der Woche für die Kirche aufbringe, geht sie lächelnd hinweg.
Manchmal ist die Haut auch dünn
Karin Hartwig identifiziert sich mit ihrer Kirchengemeinde. Sie zieht da keine Grenzen zwischen privat und Dienst und Ehrenamt. Das ist an und für sich schön. Aber es macht sie auch verletzlich. Immer ist sie das Gesicht der Gemeinde: beim Einkauf, als Nachbarin, in der Stadt und bei Grundstücksverhandlungen. Und wenn es mal schwierig wird und die Wogen hochgehen, dann geht ihr das zu Herzen. Dann ist die Haut vielleicht ein bisschen zu dünn.
Sie braucht sie nicht, aber verdient hat sie sie allemal
Nö, aber sonst sei da nichts, was sie für die Kirchengemeinde tue. Außer diesen 23 Jahren Kirchengemeinderat und den 16 Jahren Synode mache sie eigentlich nicht viel. Sagt sie. Achja, Essen in Gemeinschaft, das verantwortet sie auch seit sieben Jahren. Und den Konfirmandenunterricht gestaltet sie mit, wie lange schon, weiß sie gar nicht mehr. Wenn mal Not am Mann war, versorgte sie auch den Büro- und den Küsterdienst. Damit rückt sie erst raus, als das Gespräch eigentlich schon zu Ende ist. „Wenn was ist, kümmere ich mich halt“, sagt sie und guckt wieder ein bisschen knurrig, als ob ihr eben erst bewusst wird, dass sie diese Auszeichnung sehr wohl verdient hat.
Der Gottesdienst zur Ansgarkreuz-Verleihung beginnt am Sonntag, 16. Juni, um 17 Uhr in der St.-Christian-Kirche Garding. Propst Jürgen Jessen-Thiesen lässt es sich nicht nehmen, „seiner“ stellvertretenden Synodenpräses persönlich die kleine Anstecknadel zu überreichen. Pastor Ralf-Thomas Knippenberg, ihre Mitstreiter vom Kirchengemeinderat, der Chor und natürlich die Familie werden da sein und gratulieren. Mag sein, dass sie die Auszeichnung nicht braucht. Aber verdient hat sie sie allemal.