„Die Orgel ist mein Baby“

Neugalmsbüll – Er ist erst 19 Jahre alt und hat doch schon so viel bewegt: Jorge Sendler ist Organist an St. Gallus, und seine große Liebe gilt der Orgel. Dank seines Einsatzes hat sie jetzt ihr originales, romantisches Klangbild zurück, das Marcussen & Sohn 1891 für sie vorgesehen hatte.

„In den 1970er-Jahren hat man die Orgel umgebaut, um das Klangbild dem Zeitgeist anzupassen“, erklärt er. Die „Oktave 2“ und „Choralbaß 4“ wurden hinzugefügt, um den Klang aufzuhellen, aber das habe irgendwie nie richtig gepasst, so der Musiker. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jochen Seeger von der Nachbargemeinde forschte er in alten Kirchenbüchern, traf sich mit dem Orgelsachverständigen Michael Marges aus Flensburg, holte Angebote ein und begleitete schließlich die Renovierung. „Ich war wohl jeden Tag in der Kirche“, sagt Jorge Sendler ein bisschen versonnen. „Diese Orgel ist echt mein Baby.“

Entsprechend berührt und glückselig war, als sie zum ersten Mal wieder erklang. Alle Pfeifen, das Gehäuse und die Windladen waren gereinigt worden, das Prospekt erstrahlt in neuem Glanz, und mit Malte Wienhuus gelang es ihm, zur Eröffnung einen renommierten Künstler, der dazu ein lieber Kollege und guter Freund ist, auf die Orgelbank zu bekommen. „Die Renovierung hat sich gelohnt“, sagt Jorge Sendler, der wirklich viel lieber über die Orgel spricht als über sich selbst.

Dabei ist es wirklich etwas ganz Besonderes, dass ein so junger Mensch sich so einbringt. Zur Orgel kam er eher zufällig, und das begann im Alter von neun Jahren im Weihnachtsgottesdienst. Ein paar Akkorde, dazu die Melodie, das hatte er sich selbst beigebracht, das machte ihm keine Mühe. Später dann nahm er Unterricht in Dänemark, und seit 2016 ist er an St. Gallus fest eingestellt. Und die Zukunft? Soll sie Musik sein? Das wär schon wunderbar, meint der 19-Jährige, der in diesem Jahr Abitur macht. Musik und Kirche – das wäre das allerbeste, denn beides liebt er sehr. Aber er zögert noch, das Hobby zum Beruf zu machen. Die Liebe zur Musik aber, und das weiß er genau, wird bleiben.

Pastorin mit Schwalbe

Dagebüll-Fahretoft – Ganz oben im Norden des Kirchenkreises, da weht immer ein frischer Wind. Und nicht nur draußen, nun auch in der Kirche: Susanne Schildt ist da. Sie wird die beiden Kirchengemeinden Dagebüll und Fahretoft als Pastorin betreuen. Und sie hat richtig Lust dazu und freut sich auf Menschen und Begegnungen.

Geboren ist die 60-Jährige in Hamburg, dann wuchs sie in Schleswig, Elmshorn und Kiel auf. In Kiel und Tübingen studierte sie Theologie, in Schönberg absolvierte sie ihr Vikariat. Und ihre Anleiterin war, man mag dem Zufall kaum glauben, ihre jetzige Pröpstin Annegret Wegner-Braun. Ihr beruflicher Weg führte sie über Esgrus nach Eggebek, zuletzt tat sie Dienst in Kröpelin bei Kühlungsborn. In Dagebüll und Fahretoft hat sie schon ein bisschen die Fühler ausgestreckt, hat schon mal im Pflegeheim vorbeigeschaut, hat Gespräche mit dem Kirchengemeinderat, der Sekretärin und auch ihrer Vorgängerin Antje Iser-Asmussen geführt. Ihre Konfis sind „fünf nette Menschen“, drei von ihnen sind sogar bei den Pfadfindern aktiv. Das passt gut: Susanne Schild hat selber viele Jahre Pfadfinderarbeit gemacht, und so konnte sie mit den jungen Menschen die alten Lieder schmettern und sie dabei auf der Gitarre begleiten.

Ein besonderes Hobby ist das Motorradfahren. Dabei ist sie eigentlich eine „Spätberufene“: Sie machte erst vor zehn Jahren den Führerschein. Aber seitdem ist sie mit Leib und Seele dabei, steht bei Bikers Helpline als Seelsorgerin bereit, organisiert Ausfahrten mit Andacht und Gebet. Ihr Motorrad ist eine Yamaha MT07, aber der Hingucker ist ihre himmelblaue Schwalbe, ein Kultmopped aus der DDR. Ehemann Wolfgang teilt die Motorradliebe, aber auch die Liebe zur Musik. Die drei erwachsenen Kinder des Ehepaars leben in Schleswig-Holstein, und es wird gut sein, so die Pastorin, jetzt wieder näher bei dem Enkelkind zu sein und es aufwachsen zu sehen.

Susanne Schildt freut sich auf die Gemeindearbeit, aber sie freut sich auch darauf, andere Gemeinden kennenzulernen. Sie hat eine 50-Prozent-Stelle in Dagebüll und Fahretoft, mit der anderen Hälfte ihrer Dienstzeit wird sie Vertretungsdienste versehen und die Notfallseelsorge verantworten.

Hohe Ehrung für Hans-Ludolf Schulz

Wie ein Lauffeuer hatte sich in Koldenbüttel die Nachricht verbreitet: Hans-Ludolf Schulz sollte eine besondere Ehrung zuteil werden. Entsprechend gut besucht war denn auch der Festgottesdienst in der ehrwürdigen St. Leonhardt-Kirche. In dessen Rahmen, nahm die stellvertretende Pröpstin des Kirchenkreises Nordfriesland-Süd, Inke Thomsen-Krüger, die höchste Auszeichnung, die in der Nordkirche möglich ist, vor, nämlich die Verleihung des Ansgarkreuzes an den 73-jährigen. Der war seit 35 Jahren im Kirchengemeinderat aktiv und seit zehn Jahren Vorsitzender. Zudem wurde er nach über drei Jahrzehnten in den ehrenamtlichen Ruhestand entlassen. „Ich bin sehr dankbar für die Auszeichnung. Aber ohne meine Frau Bärbel und die Mitstreiter im Kirchengemeinderat hätte ich auch nichts ausrichten können. Es war eine schöne Arbeit“, sagte der Geehrte bescheiden. Er werde nun mehr Zeit für seine Ehefrau und die Familie, zwei Kinder und zwei Enkelkinder, haben.

„Man hat mich damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, im Kirchenvorstand mitzuarbeiten. Ich war Berufssoldat und hatte auch genug Zeit. Mit 53 Jahren konnte ich dann in Rente gehen. Zwischenzeitlich hatte ich so viel Spaß und fand meine Erfüllung, so dass ich mich mit kurzer Unterbrechung immer wieder aufstellen ließ“, berichtet Schulz. Seit 1979 wohnt der gebürtige Marner in Koldenbüttel. Besonders habe er auf die Erhaltung der Bausubstanz der Kirche und des Pastorates geachtet und Sanierungsprojekte begleitet. Zeitweise habe er den Friedhof verwaltet. Seit zehn Jahren fehle der Gemeinde ein Pastor. Nachdem der letzte von sieben, die er erlebt habe, pensioniert worden sei, werde die Gemeinde von den Seelsorgern aus Friedrichstadt und Schwabstedt betreut. Eine Nachbesetzung ist nicht erfolgt. Seither sei er als Vorsitzender vor Ort gefragt. Er versuche so weit als möglich, sich um alle Belange zu kümmern.

In ihrer Laudatio hatte die stellvertretende Pröpstin herausgestellt, dass die vom Kirchengemeinderat beschriebene Fülle von Aufgaben, die Schulz in der gesamten Amtszeit erfüllt habe und viel Ausdauer erforderte, sehr vielseitig waren. „Sie haben sich um alles gekümmert, haben Kontakte zu den Vereinen und Verbänden oder der politischen Gemeinde gesucht“, so Thomsen-Krüger. Besonders habe sie berührt, dass er gemeinsam mit seiner Frau Bärbel, die seit elf Jahren als Gemeindesekretärin für die Kirchengemeinde tätig ist, jederzeit rund um die Uhr im eigenen Haus für alle Gemeindeglieder ein offenes Ohr gehabt habe und damit für mancherlei Sorgen. Seine Wohnung sei Anlaufstelle für das seit 2012 durch die Pensionierung des letzten Seelsorgers Hans-Jochen Vetter verwaiste Pastorat geworden. Das verdiene großen Respekt und erfülle die im christlichen Glauben verankerte Willkommens-Tradition, belegt durch viele biblische Geschichten. „Nehmen Sie die Ehrung als persönlichen Dank für Ihre Arbeit, die Sie im Sinne Christi sehr ernst nahmen, an. Sie möge Ermutigung sein für alle, die in der freiwilligen kirchlichen Arbeit tätig sind“, so Thomsen-Krüger.

Pastor Christoph Sassenhagen aus Friedrichstadt verabschiedete auch die Mitglieder des ausgeschiedenen Kirchengemeinderates und führte das neue Gremium in ihre Aufgaben ein. Er würdigte ebenfalls die Arbeit des ausgezeichneten Kirchenmannes mit den Worten: „Du warst mir in den vergangenen Jahren meiner Tätigkeit in Koldenbüttel eine große Stütze und viel mehr als nur ein Vorsitzender.“ Das Ansgarkreuz stellt das Dankzeichen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland dar. Erstmals wurde es gestiftet am 11. Juli 1994. Die Verleihung an Gemeindeglieder geschieht im Gedenken an Ansgar von Bremen, der im neunten Jahrhundert als Erzbischof von Hamburg-Bremen in Norddeutschland und Skandinavien wirkte und als „Apostel des Nordens“ galt. Das Ansgarkreuz nebst Urkunde wird an Gemeindeglieder verliehen, die durch persönlichen Einsatz in der kirchlichen Arbeit sowie durch Eintreten für den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit hervorgetreten sind.

Text und Bild: Udo Rahn, vielen Dank!

Ansgarkreuz für Norbert Meyer-Hartmann

Norbert Meyer-Hartmann ist ein echter Netzwerker. Er selbst könne eigentlich gar nicht viel, sagt er von sich, aber er wisse meist, wen er fragen könne. Und diese Gabe stellt er seit vielen Jahren in den Dienst der Kirchengemeinde List. Seit 2008 ist er Mitglied des Kirchengemeinderats und seit vielen Jahren stellvertretender Vorsitzender. Er macht Dinge möglich, die eigentlich niemand für möglich gehalten hätte. In Anerkennung seiner ehrenamtlichen Dienste verlieh ihm Pröpstin Annegret Wegner-Braun das Ansgarkreuz der Nordkirche.

Zwei Projekte hob sie dabei besonders hervor: Das neue Urnengemeinschaftsfeld und das Toilettenhäuschen auf dem Friedhof. Das Urnengemeinschaftsfeld ist ein für Meyer-Hartmann typisches Kooperationsprojekt. Der Bürgermeister hatte die Idee, die alten Buhnen, die gerade auf dem Weststrand der Insel gezogen wurden, dafür zu verwenden. Und so entstand eine Anlage, die nicht nur optisch schön ist und sich gut in den Dünenfriedhof fügt, sondern auch die Historie der Insel und ihren maritimen Charakter aufgreift. Für das zweite Projekt brauchte Meyer-Hartmann viel Geduld und Diplomatie. „Welch ein zähes Ringen darum, dass es aufgestellt werden durfte“, so die Pröpstin. „Ihrer Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass es heute dasteht und dankbar angenommen wird.“

Der 71-Jährige ist geborener Lister und war viele Jahre in der Standortverwaltung der Bundeswehr auf List tätig. Seit Jahren nimmt er das Sportabzeichen ab, war früher selbst erfolgreicher Sportler. Er kennt auf Sylt „Hans und Franz“, ist bekannt und beliebt, und weil er sich selbst für nichts zu schade ist, finden sich immer schnell Menschen, die ihn unterstützen, wenn er darum bittet. „Ob in der Kirchengemeinde, bei der Pflege des Bibelgartens, bei Aufräumarbeiten auf dem Friedhof oder bei Sperrmüllaktionen: Norbert ist immer einer der ersten, die dabei sind“, heißt es in der Begründung des Kirchengemeinderats. Und die Pröpstin hob die positive und dankbare Lebenseinstellung des Geehrten hervor, die immer wieder Menschen in seine Nähe ziehe. „Sie sind ein echtes Geschenk für die Kirchengemeinde“, sagte sie.

Foto: Manfred Kapp