Kirche in der Nachbarschaft: Wir haben Gott gespürt

Breklum – Gemeinschaft und Begegnung, das waren kostbare Güter in der Corona-Pandemie. Versammlungen waren reglementiert, immer musste Abstand eingehalten werden, Vorsicht und Angst hielten im Miteinander Einzug. In diesem Zusammenhang entwickelte die Kirchengemeinde Breklum das Konzept „Kirche in der Nachbarschaft“: Seit April waren die Pastoren Simon Frömming und Johannes Steffen immer freitags unterwegs und predigten mal hier, mal da. Und wo sie waren, kamen die Menschen aus den Häusern, hatten Zeit für einen Schnack und begegneten sich mit gebotenem Abstand. Nun fand die Aktion ihren vorläufigen Abschluss im Garten der Sinne des Christian Jensen Kollegs (CJK).

Pastor Simon Frömming freut sich über die gute Resonanz, im Schnitt waren es wohl jedes Mal zwischen 20 und 30 Besucher. Und das, obwohl die Andachten durchaus als „komfortfreie Zone“ durchgehen konnten. „Wir haben Bänke!“, jubelte Frömming bei der Abschlussveranstaltung, „das hatten wir noch nie!“ Einmal waren die Aktiven in einen richtigen Platzregen geraten. Der sturmerprobte Posaunenchor, der die meisten Andachten begleitete, harrte tapfer aus, und Simon Frömming war trotz des schweren Talars bis auf die Haut durchnässt. Und doch waren Menschen extra gekommen, scherzten miteinander und hatten eine gute Zeit während und nach dem kleinen Gottesdienst.

„Corona hat deutlich gemacht: So vieles ist nicht selbstverständlich. Die wichtigsten Dinge im Leben werden uns geschenkt“, sagte der Seelsorger beim Abschluss mit Blick auf das Erntedankfest. Dankbar erinnert er sich auch an die Feiern, die Pfadfinder mitgestaltet haben, einmal begleitete eine Gitarristin den Gottesdienst. Es war nie schwierig gewesen, Veranstaltungsorte zu finden: Meist wurden er und sein Kollege eingeladen, und damit war dann auch gesichert, dass vor Ort Menschen sein würden, die sich auf die Pastoren freuten. Insgesamt waren es wohl 15 Termine, und zum treuen Begleiter wurde der kleine Verstärker auf Rollen – eigens angeschafft für die Zeit der Pandemie.

„Kirche kommt raus, Kirche kommt zu euch“, das sei die Botschaft von „Kirche in der Nachbarschaft“ gewesen, so der Pastor vor knapp 40 Teilnehmenden beim CJK. Der Posaunenchor spielte „Wir pflügen und wir streuen“, und die Gemeinde sang umgeben von Hochbeeten und Streuobstwiese kräftig mit. „Wir haben Gott gespürt“, sagte Frömming zum Abschluss, „auch das ist ein Geschenk.“

Dr. Ralf Büchner erhält die Bugenhagen-Medaille

Aventoft – Die Bugenhagenmedaille ist eine Auszeichnung der Nordkirche für außerordentlichen ehrenamtlichen Einsatz. Sie wird seit 1959 Menschen verliehen, die sich über die Gemeinde hinaus für den christlichen Glauben engagiert haben, der Termin dafür ist immer am Reformationstag. Schon im vergangenen Jahr hätte Dr. Ralf Bücher diese Auszeichnung bekommen sollen – aber dann kam Corona. In diesem Jahr ist es nun endlich soweit: Bischof Gothart Magaard wird dem Mediziner in einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche zu Aventoft die hohe Ehrung zuteil werden lassen.

„Dr. Ralf Wilhelm Büchner hat über viele Jahre kompetent und streitbar kirchliche Leitungsverantwortung wahrgenommen“, heißt es in einer Mitteilung der Nordkirche. „Sein Rat ist gefragt, und er gestaltet seine Kirche kraftvoll und mit einem hohen Maß an Klarheit und Genauigkeit mit. Sein Selbstverständnis als Christenmensch prägt sein ehrenamtliches Engagement genauso wie seine Arbeit als Arzt.“

Seine Tätigkeit begann im Kirchenkreis Südtondern, wo er seit 1997 Mitglied der Kirchenkreissynode war und zunächst als Mitglied des Finanzausschusses und später im Kirchenkreisvorstand gewirkt hat. Auch nach der Fusion zum Kirchenkreis Nordfriesland gehörte er dem Kirchenkreisvorstand bzw. Kirchenkreisrat an, dessen stellvertretender Vorsitzender er von 2013 bis 2018 war.

Auf landeskirchlicher Ebene engagierte Ralf Büchner sich von 2009 bis 2019 als Synodaler. Er war Mitglied der Ersten Kirchenleitung der Nordkirche und leitete über mehrere Jahre die AG Haushalt. Darüberhinaus engagiert er sich im Aufsichtsrat der Diako Flensburg, gehörte der Steuerungsgruppe für die Sanierung des Schleswiger Doms an und vertrat die Nordkirche in ökumenischer Weite auf Delegationsreisen nach Ely.

Sein großes ökumenisches Interesse fand im damaligen Kirchenkreis Südtondern in der Partnerbeziehung zur Konde-Diözese der Ev.-Luth. Kirche in Tansania Raum. Hier hat sich Dr. Büchner über viele Jahre auch mit seinen Kompetenzen als Mediziner eingebracht und war mehrfach Teilnehmer an Delegationsreisen nach Tansania.

„Seine Präsenz und seine Einsatzbereitschaft gehen weit über das Maß eines Ehrenamtlichen hinaus“, so heißt es aus der Bischofskanzlei. „Sein christliches Selbstverständnis, seine tiefe und zugleich weltoffene Frömmigkeit und seine solidarisch-kritische Liebe zur evangelischen Kirche, sowie seine Klugheit und sein humanistisch streitbarer Geist sind die Quellen, aus denen sich sein Engagement speist.“

Ralf Büchner hat in vielen Prozessen konstruktiv und lösungsorientiert mitgewirkt. Er war ein wichtiger Mitgestalter im fusionierten Kirchenkreis Nordfriesland, wo er mit seinen Gestaltungsimpulsen für Ehren- und Hauptamtliche schnell zu einem wichtigen Partner wurde. Jenen, die hauptamtlich Verantwortung tragen, stand er loyal und hilfreich zur Seite. In alledem treibt ihn ein theologisches Interesse an. Mit seinem weiten Horizont hat Dr. Büchner im Kirchenkreis Nordfriesland und in der Landeskirche erheblich zum Aufbau der Kirche beigetragen.

Der Gottesdienst in der Kirche zu Aventoft beginnt am Sonntag, 31. Oktober, um 15 Uhr, anschließend gibt es einen Empfang im Café Seebüll im Noldemuseum. Es gelten die vorgeschriebenen Abstandsregelungen, darum ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Es wird um Anmeldung bis zum 24. Oktober bei Gabi Carstens, Tel: 04671/602 99 81 oder Email g.carstens@kirchenkreis-nordfriesland.de gebeten.

Ohne Geld bis ans Ende der Nordkirche

„Ohne Geld bis ans Ende der Nordkirche“ – das hatten sich fünf junge Menschen vorgenommen. Mit dem Fahrrad wollten sie unterwegs sein von Kirche zu Kirche, von Gemeindehaus zu Gemeindehaus. Und ganz bewusst machten sie sich dabei abhängig von der Freundlichkeit und der Nächstenliebe ihrer Mitmenschen. Gestartet sind sie in Niebüll, gelandet sind sie in Rostock. 400 Kilometer haben sie geschafft – und sie wurden reich beschenkt.

„Es war ein krasses Abenteuer“, erzählt Anna Ihme, die das Projekt als pädagogische Mitarbeiterin des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland geplant und organisiert hat. „Was braucht man wirklich?“, war die Leitfrage, und ein bisschen mulmig war ihr schon, als die Tour startete. Jeder Teilnehmer hatte eine Notration dabei, sie selbst als Leiterin hatte auch an ein Erste-Hilfe-Set und etwas Reparaturmaterial gedacht. Schlafsäcke und Isomatten, die Trinkflaschen mit Leitungswasser gefüllt – auf Luxus und Konsum verzichteten die jungen Menschen ganz bewusst.

Schlafplätze waren meist leicht zu finden, aber um die lebensnotwendige Nahrung zu beschaffen, mussten sie sich etwas einfallen lassen. Die Kirchengemeinde Leck ließ die jungen Leute sich am Erntealtar bedienen. So gabs dann Kartoffeln, Blumenkohl und Kohlrabi satt. In Eckernförde stellten sie auf dem Wochenmarkt ihr Projekt vor, und die Standbeschicker gaben ihnen gern. Ein absoluter Höhepunkt war, als sie am Abend ein paar Donuts abstauben konnten.

In Grevesmühlen halfen sie mit der Bitte um einen kleinen Obolus auf einer Baustelle der Kirchengemeinde – dafür bekamen sie Geld für die Rückfahrkarte. In Lübeck lud eine Familie sie zum Couch-Surfen ein. Eine bekannte Imbiss-Kette schenkte ihnen drei Portionen Pommes, ein Pastor kaufte ihnen ein frisches Brot, ein Naturkost-Laden stiftete Joghurt und Frischkäse. Durch einen Zufall landeten sie in Rostock im Haus des Propstes Wulf Schönemann, der die ganze Gruppe freundliche bekochte. „Es war immer wieder eine Überwindung zu fragen“, gibt Anna Ihme zu. Aber sie wurden immer satt und waren immer fröhlich.

Befragt nach schwierigen Erfahrungen, erzählt Clara Brandt (19): „Einmal habe ich eine ganze Stunde herumtelefonieren müssen, bis wir eine Unterkunft fanden. Das war schwierig.“ Aber es gab immer ein Happy End, und das gemeinsame Kochen am Ende des Tages war jedes Mal ein kleines Fest, so erzählt es Lona Jessen (18). Der 15jährige Boi Nielsen hatte am meisten sein eigenes Bett vermisst. „Ich hab gelernt, dass man gar nicht so viel braucht, wie man denkt. Man kommt mit viel weniger klar“, sagt Lewe Clasen (15).

Für Anna Ihme war das Projekt ein Erfolg. „Wir haben gemerkt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, sagt sie. Freundlichkeit und Ehrlichkeit hätten ihnen Türen geöffnet und Teller gefüllt. Die Jugendlichen haben Selbstvertrauen gewonnen, sind selber auch offener geworden. „Wir haben viel Nächstenliebe erfahren, dafür sind wir von Herzen dankbar“, so die Pädagogin.

Wunderbar und wuselig

Garding – Musik verbindet – das durften 13 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren ein Wochenende lang in Garding erleben. Sebastian Hurst, pädagogischer Mitarbeiter des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros (EKJB), hatte mit seinem Team dazu eingeladen. Verschiedene Lieder standen auf dem Programm, Workshops zum Thema Singen, Gitarre-Spielen oder Percussion, Basteln, spielen und feiern. Und das taten die Kids: Das ganze Gemeindehaus war voll Gesang und ganz wunderbar wuselig.

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ – wer kennt ihn nicht, den alten Kirchenschlager? Und die Kinder, die aus ganz Nordfriesland kamen, ließen sich schnell für diesen leichten Kanon begeistern. Aber es geht noch mehr: Einen Vormittag lang bastelten sie eigene Percussion-Instrumente. Für einen Regenmacher schlugen sie Nägel in eine Chipsdose und befüllten diese dann mit Erbsen. Kastagnetten entstanden aus Pappe und Kronkorken. Kleine Rasseln bauten sie aus Ü-Ei-Kapseln, die sie mit Reis befüllten. Teamer Janek und Jana begleiteten die kleine Rasselbande geduldig und umsichtig. „Die Kinder sind sehr lebhaft, interessiert und wissbegierig“, sagte Sebastian Hurst. Eigentlich waren 16 angemeldet, aber auch mit den 13, die gekommen waren, hatte das Team genug um die Ohren. Die Nacht sei etwas kürzer gewesen als gewohnt, sagte der Pädagoge lächelnd.

Es ging um Musik, aber auch darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Das Team war mit dem EJKB-Anhänger angereist und hatte viel eingepackt, um es den Kindern schön zu machen. Mit dabei war die Photobox, aber auch – neben vielen Gitarren – eine komplette PA-Anlage, damit auch ordentlich was zu hören sei. Am Ende stand eine feine Audio-Aufnahme, die sich die Kinder auf ihre Handyd spielen konnten.