Gedenken an die sowjetischen Opfer

In Bredstedt gedachte die Kirchengemeinde gemeinsam mit Vertretern der Politik des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die damalige Sowjetunion am 22. Juni 1941. „Dieser Krieg war ein Vernichtungskrieg“, sagte Pastor Peter Schuchardt in seiner Ansprache. Für Lebensraum im Osten nahm Adolf Hitler den millionenfachen Hungertod sowjetischer Kriegsgefangener und Zivilisten bewusst in Kauf und ließ sowjetische Offiziere und Kommissare auf der Basis völkerrechtswidriger Befehle ermorden. Der sogenannte „Russlandfeldzug“ richtete sich ideologisch gegen den „jüdischen Bolschewismus“ und gehörte somit zur Vernichtungsstrategie des NS-Regimes.

Auf dem Bredstedter Friedhof gibt es eine kleine, sorgfältig gepflegte Anlage zum Gedenken an in Bredstedt verstorbene russische Gefangene der beiden Weltkriege. Am 80. Jahrestag des Überfalls legten MdL Heiner Dunckel (SPD) und stellvertretender Kreispräsident Siegfried Puschmann mit den Bürgermeistern Christian Schmidt (Bredstedt) und Dirk Albert (Reußenköge) Blumen nieder, die Gemeinde tat es ihnen nach. Luba Knitel laß ein Gedicht in russischer Sprache, und Andi Buch sang das Vater-Unser von Arvo Pärt, einem Komponisten aus Estland, das zurzeit des Angriffs unter russischer Besatzungsmacht stand. Im Zweiten Weltkrieg starben 24 Millionen sowjetische Soldaten und Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder, mehr als drei Mal so viele wie deutsche.

Jahrestag Gedenken

Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt

Husum – Mehr als 80 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Sie fliehen vor Hunger, Krieg, Verfolgung und lähmender Aussichtslosigkeit. Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag, ein Tag des Gedenkens an die vielen Opfer, ein Tag auch der Sensibilisierung für die hinter den Zahlen stehenden Schicksale. Die Kirchengemeinde Husum erinnert an diesem Tag besonders an die Flüchtlinge im Mittelmeer.

Im Gottesdienst, der am 20. Juni um 11 Uhr in der Marienkirche Husum beginnt, wird unter anderem Stefan Schmidt aus Lübeck sprechen. Er ist Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein und wurde als Kapitän der Cap Anamour vor Gericht gestellt, weil er 37 Menschen aus Seenot gerettet hatte. Ebenfalls zu Gast ist Kai Anders aus Itzehoe, der auf der Seawatch3 im Mittelmeereinsatz war. Anschließend findet am Binnenhafen bei der Slipanlage eine öffentliche Veranstaltung mit Musik, Literatur und Interviews statt. Es sind unter anderem Husums Bürgermeister Uwe Schmitz und Pröpstin Annegret Wegner-Braun als Talkgäste geladen.

„Seit 2014 sind 20000 Männer, Frauen und Kinder bei dem Versuch, nach Europa zu gelungen, ertrunken“, so Karsten Wolff, Ökumene-Beauftragter des Kirchenkreises Nordfriesland, der die Veranstaltungen gemeinsam mit Friedemann Magaard, dem Pastor der Kirchengemeinde, und Adelheit Marcinczyk von der Fachstelle für Migration im Diakonischen Werk Husum organisiert.  Bis 2016 habe es noch eine staatliche Seenotrettung im Mittelmeer gegeben, die sei aber dann ersatzlos gestrichen worden. Hinzu komme die Kriminalisierung von Rettern und die Weigerung von Mittelmeerhäfen, Flüchtlingsschiffe anlanden zu lassen. Das kirchliche Bündnis United4Rescue schickte im Sommer 2020 die Seawatch4 in das Krisengebiet, mehr als 350 Menschen konnten gerettet werden, bevor italienische Behörden das Schiff am 20. September vergangenen Jahres aus fadenscheinigen Gründen festsetzten.

„Das Ertrinken im Mittelmeer hat keine Rechtsgrundlage“, betont Friedemann Magaard. „Es geht um Sensibilisierung und Mitgefühl. Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

Info: Die Veranstaltungen finden weiterhin unter Corona-Bedingungen statt, die Kirchengemeinde bittet um Anmeldung unter info@kirche-husum.de oder 04841/779280, die Plätze im Gotteshaus sind begrenzt.

Popup-Church in Husum

Husum – Das Modell haben junge TheologInnen aus Hamburg entwickelt, und nun zieht es Kreise: Es nennt sich „Popup-Church“ und bedeutet, dass Kirche im Alltag und in der Öffentlichkeit einfach für kurze Zeit aufploppt und sichtbar wird. Spontan, manchmal ein bisschen verrückt, aber vor allem: nah bei den Menschen. Und so war das auch in Husum: Vier PastorInnen mischten sich im Talar unter das Marktvolk und suchten das Gespräch – unaufdringlich, freundlich und zugewandt.

Inhaltlich stand das Jahresmotto des Kirchenkreises im Mittelpunkt. „Was brauchst du?“, war die Eingangsfrage, und mit diesem Impuls gingen Gesche Schaar, Friedemann Magaard, Inke Raabe und Andreas Raabe einfach auf Menschen zu. Einige Vorschläge hatten sie mitgebracht: Brauchst du Natur, Klimaschutz, Liebe, Nähe oder Distanz? Aber viele der Passanten brauchten diese Inspiration kaum, es sprudelte nur so aus ihnen heraus: Vergebung, Verständnis, Singen oder Glockenklang wurden genannt, und die PastorInnen achteten darauf, dass nichts verlorenging und notierten viele Stichworte auf einer großen Tafel.

Was die Akteure selbst erstaunte: Es ergaben sich viele echte Seelsorge-Gespräche in dieser Situation am Rande des Marktplatzes. Die Heimat und die Eltern fehlten ihm am meisten, erzählte zum Beispiel ein Mann palästinensischer Herkunft. Er sei schon so lange hier in Deutschland, sagte er, aber er bleibe immer Flüchtling. Viele Gespräche waren ernst, tiefgehend und machten deutlich, wie groß in Pandemiezeiten die Sehnsucht ist.

Die Fotobox auf dem Gelände der Marienkirche war eigentlich als spaßiges Gimmick gedacht. Daneben standen Verkleidungskisten mit bunten Perücken und überdimensionierten Brillen, davon machten nur Wenige Gebrauch. Gerne aber fotografierten sie Viele, oft auch gemeinsam mit ihrem Liebsten oder ihrer Liebsten und nahmen das Bild als Andenken und Erinnerung mit nach Hause.

Info: Das Konzept wurde entwickelt von einer Arbeitsgruppe des Kirchenkreises. Kirche ploppt erneut auf in Viöl, Bredstedt und Niebüll.

Die Perlen des Glaubens in groß

Breklum – Die Perlen des Glaubens erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Dabei geht es um ein Armband mit verschiedenfarbigen Perlen, die jeweils eine andere Bedeutung haben. Teils werden sie ähnlich dem katholischen Rosenkranz zum persönlichen Gebet genutzt. Ebenso wichtig ist aber der haptische und sehr persönliche Zugang zur Spiritualität, den sie erlauben. In Breklum ist jetzt auf Initiative der Evangelischen Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland ein „Perlen des Glaubens Garten“ entstanden.

„Ich suchte nach einer Möglichkeit, die Perlen des Glaubens mit der Natur zu verbinden“, erzählt Claudia Hansen, die seit 2019 Multiplikatorin für das Perlenarmband ist und auf unterschiedlichste Weise mit ihm arbeitet. So entstand im Team die Idee des Gartens. 100 Quadratmeter sind es geworden, ein schöner Platz im Garten der Sinne, den das Christian Jensen Kolleg gerade entstehen lässt. Die Frauen haben ihn in zehn Felder aufgeteilt, die wie Tortenstücke in der Mitte zusammentreffen. Und jedes Feld steht für eine andere Perle und begleitet die Gäste mit Suchfragen. So fragt zum Beispiel die sandfarbene Wüstenperle: „Wann bin ich durch die Wüste gegangen? Kann ich Alleinsein aushalten? Was brauche ich zum Leben?“

Die Perle der Gelassenheit ist blau. Hier steht schon eine blaue Hortensie, andere Blaublüher werden hinzukommen. Bei der weißen Taufperle steht schon eine kleine Vogeltränke, die Steinkünstler Wilfrid Christiansen aus Husum hergestellt hat. Bei der goldenen Gottesperle darf es bunt und lebendig zugehen, da haben alle ihren Platz. Für jeden Abschnitt gibt es einen anderen Weg und einen anderen Zugang. Der Garten wächst weiter und wird sich verändern, das darf so sein und das soll so sein. Das Team der Evangelischen Frauenarbeit freut sich auf die Ideen und die Gespräche, die der „Perlen des Glaubens Garten“ möglich macht.

„Das ist das Perlenarmband in groß: erlebbar und haptisch“, freut sich Birgit Langholz, die viel Arbeit und Liebe in den Garten steckt. Und schon jetzt, als Besucherinnen ihre Blumenspenden vorbeibrachten, gab es interessante Debatten, ob die Wüstenperle nun eine Oase brauche oder die Perle der Nacht ein Licht. „Manchmal ist der Garten auch ein bisschen konfrontativ“, sagt Claudia Hansen nachdenklich. „Er führt an die ganz großen Themen wie Leben und Tod, Einsamkeit und Stille, Liebe und Gott heran. Und immer geht es darum, wie ich persönlich damit umgehe.“

Nun steht in Laub und Blüte

Rantrum – „Nun steht in Laub und Blüte“ – so war das heute beim Gottesdienst in der Rantrumer Baumkirche: Wie Säulen sind die Bäume um die gepflegte Freifläche gepflanzt, das noch junge Laub machte ein lichtes Dach aus hellem Grün, nebenan blühte der Raps, und zum ersten Mal nach vielen stillen Pandemiewochen stieg Gemeindegesang in den Himmel: „Nun steht in Laub und Blüte, Gott Schöpfer deine Welt. Hab Dank für alle deine Güte, die uns die Treue hält.“

Das grüne Gotteshaus war gut gefüllt, und alle Besucherinnen und Besucher hielten sich an die Corona-Regel, die noch Abstand und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz vorschreibt. Kirchengemeinderats-Vorsitzende Brigitte Kinzel half am Eingang bei der Registrierung und begrüßte die Anwesenden. Die Predigt hielten Jutta Jessen-Thiesen und Wolfgang Lange im Dialog. Highlight war die Einführung von Alexander Buchner und Julia Nohme zu Kirchengemeinderäten. „Gemeinschaft lebt davon, dass Menschen sich einbringen“, sagte Jutta Jessen-Thiesen.

Musikalisch umrahmte der Mildstedter Posaunenchor den Gottesdienst. Auch Henning Weitze, Rantrums Bürgermeister, hatte es sich nicht nehmen lassen, zu erscheinen, und er nahm den herzlichen Dank der Pastoren für die so schön zurecht gemachte Kirche mit zu seinen Mitarbeitenden.

Nun steht in Laub und Blüte

Info: Die Baumkirche Rantrum wurde 2011 eingeweiht. Die Kommunalgemeinde hatte das Grundstück im Naturerlebnisraum bereitgestellt, private Initiativen und Spender machten die Gestaltung möglich. Bürgermeister Horst Feddersen hatte maßgeblichen Anteil an der Entstehung. Seit 2018 gibt es sogar einen Glockenstuhl, für die Feddersen eine gebrauchte Glocke bei einem Münchner Glockensammler erstanden hatte.

Fundraisingpreis für Amrum

Fundraising ist mehr als das Einwerben von Geldern für bestimmte Projekte. Beim Fundraising geht es auch um Beziehungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um Kommunikation und darum, eine Idee in die Herzen zu pflanzen. Beim 1. Fundraisertag der Nordkirche wurde die Kirchengemeinde St. Clemens/Amrum für ihre Arbeit ausgezeichnet.

„Die Kirchengemeinde St. Clemens auf Amrum hat mit vielen Mitteln Kommunikation „groß“ geschrieben“, so heißt es in der Laudatio der Nordkirche. „So wurden per Mail und Post regelmäßige SpenderInnen, Gast-Musikgruppen, Gästechor-Mitglieder persönlich angeschrieben,  sowie zusätzlich mit Presseartikel, Gemeindebrief, Weihnachtsbrief für Tastenpatenschaften für einen neuen Flügel geworben.“ Mit Erfolg: Eigentlich hatte man nur ein günstiges, gebrauchtes Instrument erwerben wollen. Aber die Resonanz war so groß, dass es sogar ein neuer Flügel werden konnte. Der Preis ist dotiert mit 1700 Euro.

Insgesamt gab es fünf Preisträger in vier Kategorien: Neben der Kommunikation ging es dabei um die erfolgreichste Mitgliederorientierung, das beste Konzept und um die kreativste Idee. Die Nordkirche hatte dafür 6000 Euro bereitgestellt, die Evangelische Bank legte noch 2500 Euro drauf zu, so dass insgesamt 8000 Euro zur Verfügung standen, die auf die fünf Gewinner zu gleichen Teilen ausgeschüttet wurden.