Glauben ganzheitlich leben

Mildstedt – Die Kirchengemeinde Mildstedt hat eine neue Pastorin: Bereits zum 1. August hat Jutta Jessen-Thiesen ihren Dienst aufgenommen, am Sonntag, 13. September, wird sie durch Pröpstin Annegret Wegner-Braun feierlich eingeführt.

Jutta Jessen-Thiesen bringt viel Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen mit: Sie war 17 Jahre lang Pastorin in der Landgemeinde Tellingstedt, dann hat sie vier Jahre lang das Zentrum für kirchliche Dienste in Rendsburg aufgebaut, bevor sie 2009 die Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland übernahm. Zuletzt war sie im Christian Jensen Kolleg in Breklum Pastorin für ökumenische Spiritualität und verantwortete die „Breklumer Gezeiten“, klösterliche Auszeiten, Fastenwochen und Meditationsabende. „Ich möchte diese Erfahrungen nochmal in einen anderen Kontext einbringen“, sagt sie.

Der Spiritualität Raum geben

Denn Spiritualität war immer ein Thema für sie: Sie studierte in Kiel und Tübingen, beschäftigte sich mit Feministischer Theologie und mit der Pastoralpsychologie und entwickelte – auch unter Einbeziehung von Zen und Yoga – einen ganzheitlichen Ansatz, steht dabei aber zugleich fest auf evangelisch-lutherischen Boden. Ihr ist es wichtig, Gemeinschaft zu ermöglichen und Räume zu schaffen, in denen Menschen dem Göttlichen begegnen können. „Der Atem zum Beispiel ist wichtig, da wird unsere Lebendigkeit spürbar – mit seinem Atem erweckte Gott den Menschen als lebendiges Wesen, erzählt uns die Bibel.“, betont sie. Ihr ist eine Rechtfertigungslehre wichtig, die den Menschen nicht in erster Linie als Sünder sieht, sondern als gottgewollt und geliebt. „Ich möchte Spiritualität ganz elementar aus der Selbstwahrnehmung entwickeln“, so die Seelsorgerin. Ohne sie bleibe Glaube im Theoretischen.

Einführungsgottesdienst am 13. September

Jutta Jessen-Thiesen tritt nunmehr an die Stelle von Peer Munske, der im März in den Ruhestand verabschiedet worden war, und sie arbeitet in Mildstedt weiter mit Pastorin Marion Munske zusammen. Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und wohnt mit ihrem Mann, Propst Jürgen Jessen-Thiesen, im Pastorat in Husum. „Ich habe Lust auf Gemeinde“, sagt sie nachdrücklich, sie freut sich auf viele Begegnungen und auf lebendige Gottesdienste in der schönen Lamberti-Kirche.  Der Einführungsgottesdienst beginnt um 14 Uhr. Wegen der aktuellen Situation bittet die Kirchengemeinde um Anmeldung unter 04841-72318 oder per Mail an mildstedt@kirche-nf.de

Herzlichen Glückwunsch, Herr Kirchenmusikdirektor!

Tönning – Dass diese Chorprobe irgendwie nicht ganz gewöhnlich werden würde, schwante Kirchenkreis-Kantor Christian Hoffmann erst sehr spät. Es wunderte ihn nicht, dass sich zunehmend Zaungäste um das Kirchgelände versammelten, auf dem – wegen der Corona-Bestimmungen – die Probe des Gospelchores unter freiem Himmel stattfand. Dann fanden sich Pressevertreter ein: Erst eine, dann noch einer, und als dann ein dritter erschien, stutzte er kurz und schaute irritiert. Aber erst als Landeskirchenmusikdirektor (LKMD) Hans-Jürgen Wulf auf ihn zukam, ahnte er, dass dieser Tag ein besonderer sei. Denn es ist üblich, dass der LKMD nur zu so außergewöhnlichen Anlässen unangemeldet erscheint. Die Landeskirche habe beschlossen, verkündigte dieser, „dem Kirchenmusiker Christian Hoffmann aufgrund seiner hervorragenden und vielseitigen kirchenmusikalischen Tätigkeit und in Anerkennung seiner Verdienste um die Pflege der Kirchenmusik über den engeren Dienstbereich hinaus zum Kirchenmusikdirektor zu ernennen.“

Kirchenmusikalische Arbeit auf hohem Niveau

Christian Hoffmann hatte im April sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Tönning coronabedingt  nicht feiern können. Hans-Jürgen Wulff erinnerte in seiner Laudatio an die zahlreichen Verdienste Hoffmanns: die kontinuierliche Nachwuchsarbeit und der Kinderchor, die Breite und Vielfalt der musikalischen Arbeit, die Sommerkonzerte, der Propstei-Kantatenchor, Orgelführungen und vieles mehr. „Trotz schwieriger werdender Rahmenbedingungen hat die kirchenmusikalische Arbeit in Tönning bis heute ihren Stellenwert behalten können und ein Niveau erreicht, dass man andernorts auf A-Stellen findet“, so der LKMD.

Ein großer Schatz

Auch Propst Jürgen Jessen-Thiesen war gekommen und überbrachte Grüße und Glückwunsche des Kirchenkreises. „Ich verbinde mit Ihnen Lust und Leidenschaft“, sagte er und lobte Hoffmanns Vielseitigkeit. „Es macht Spaß, mit Ihnen zu arbeiten.“ Auch Alexander Böhm, Pastor der Kirchengemeinde seit eineinhalb Jahren, brachte herzliche Glückwünsche. „Du bist ein großer Schatz, als Musiker und als Mensch“, so Böhm.

Der Chor war begeistert, die scheinbar zufälligen Zaungäste ebenso. Sie applaudierten ihrem Kirchenmusiker minutenlang und blieben gerne noch auf ein Glas Saft oder Sekt. Christian Hoffmann war zunächst überwältigt. „Die haben alle dichtgehalten“, sagte er und schüttelte immer wieder den Kopf. Selbst seine Frau war eingeweiht und hatte ihm nichts gesagt. Aber schließlich überwog die Freude. „Ich danke euch allen“, sagte der frischgebackene Kirchenmusikdirektor schlicht. In Zukunft darf er seinen Titel „KMD“ auf allen Verlautbarungen führen.

Info: Der Kirchenmusikdirektor (KMD) ist ein Ehrentitel, an ihn ist keine besondere Dotierung gebunden. Die Kirchenleitung kann Kantorinnen oder Kantoren für überragende Leistungen auf kirchenmusikalischem Gebiet und für eine Wirksamkeit, die erheblich über den Bereich der Anstellungskörperschaft hinausgreift, auf Vorschlag der Landeskirchenmusikdirektorin bzw. des Landeskirchenmusikdirektors und im Benehmen mit dem Kirchenkreisrat den Titel „Kirchenmusikdirektorin“ bzw. „Kirchenmusikdirektor“ verleihen. (KMusG §12)

Christiane Böhm ist Pastorin in Tönning

Tönning – Das Tönninger Team ist wieder komplett: Zum 1. September hat Dr. Christiane Böhm ihren Dienst als Pastorin angetreten. Am Sonntag (6.) wird sie der Gemeinde vorgestellt und zum ersten Mal in der St.-Laurentius-Kirche predigen.

Dabei ist die 37jährige Theologin den meisten sicher schon vom Sehen bekannt: Im Februar 2019 zog sie mit ihrem Mann und jetzigen Kollegen Alexander Böhm in das Pastorat ein. Damals war sie noch in Elternzeit, das jüngste ihrer beiden Kinder war grad geboren. Nun freut sie sich darauf, wieder in die Gemeindearbeit einzusteigen, Menschen zu begegnen und Gottesdienste zu gestalten, aber auch darauf, Neues zu entwickeln, Dinge auszuprobieren und zu sehen, was der Gemeinde guttun könnte.

Promotion über die Psalmen bei Paulus

Geboren und aufgewachsen ist Christiane Böhm in Kronstadt/Siebenbürgen. 1990 siedelten ihre Eltern dann nach Nordhessen über. Ihr Vater ist Pastor, sie kennt also das Gemeindeleben von Kind auf an. „Ich bin immer gern in den Gottesdienst gegangen“, erzählt sie. Zum Studium wurde sie dann, wie man auf plattdeutsch sagt, „wietlöftiger“: Sie entdeckte die Welt, studierte in Kiel, Uppsala und Heidelberg, nahm an Exkursionen in den Nahen Osten oder sogar nach Japan teil. Ein Gemeindepraktikum in Luxemburg machte ihr deutlich, wie sehr sie die Gemeindearbeit und das Gemeindeleben liebt. Dennochnutzte sie die sich ihr bietende Chance und promovierte nach dem 1. Theologischen Examen über die Psalmen bei Paulus. Aber dann zog es sie ins Vikariat, zunächst in Schleswig, dann, nach der Geburt des ersten Kindes, in Neumünster.

In Tönning kann das Ehepaar jetzt zusammen eineinhalb Pfarrstellen besetzen. Christiane Böhm wird zunächst den Seelsorgebezirk Groß Olversum und die Arbeit mit Kindern übernehmen, aber allzu starr werden die Arbeitsbereiche zunächst nicht voneinander abgegrenzt sein. Die beiden Theologen mögen gerne zusammenarbeiten, sie haben Spaß daran, gemeinsam Ideen und Projekte zu entwickeln.

Begrüßungsgottesdienst am 6. September

Den Vorstellungsgottesdienst, der um 10 Uhr in der St.-Laurentius-Kirche beginnt, werden die beiden Theologen darum auch gemeinsam gestalten. Propst Jürgen Jessen-Thiesen stellt die neue Pastorin vor, eine offizielle Amtseinführung wird erst nach Ablauf der Probedienstzeit, die bei Kirchens drei Jahre dauert, erfolgen. Für den Gottesdienst gelten die bekannten Abstands- und Hygieneregeln. Um eine vorherige telefonische Anmeldung im Kirchenbüro (04861-382) wird gebeten.

Reden über Frieden

Husum – Der Antikriegstag erinnert bundesweit an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Die Kirchengemeinde Husum und der Kirchenkreis Nordfriesland starteten aus diesem Anlass gemeinsam eine Aktion im Zusammenhang mit dem nordkirchenweiten Beteiligungsprozess #redenüberfrieden: Schülerinnen und Schüler einer Kunstklasse der HTS malten eine Friedenstaube auf den Platz vor der Marienkirche. Außerdem standen Pastorinnen und Pastoren als „Frie-do-mat“ bereit, und würfelten auf ein Zeichen hin Überraschendes und manchmal Provozierendes zum Thema zusammen.

Weltpremiere des etwas eigenwilligen Friedomaten

„Frieden ist manchmal anstrengend“ kam dabei zum Beispiel heraus, „Versöhnung ist manchmal zerbrechlich“ oder „Toleranz ist immer nötig“. Manchmal erwürfelte der Friedomat auch Unsinn wie „Gewaltverzicht ist gelegentlich wertvoll“ oder „Nächstenliebe ist mit Glück kompliziert“. Dann luden die Pastoren dazu ein, einfach noch mal zu klatschen, und gelegentlich schummelten sie auch ein wenig, wenn der Friedomat sich so gar nicht zu sinnvollen Aussagen hinreißen lassen wollte.

Popup-Church in der Stormstadt

Im Hintergrund stand die Idee der Popup-Church, ein Modell, das junge Theologen entwickelt haben: Kirche ploppt einfach mitten im Alltag auf, lädt zum Nachdenken ein, ist spielerisch und niedrigschwellig und geht dorthin, wo Menschen sind. Der Husumer Marktplatz strahlte im Septembersonnenlicht, 25 Schülerinnen und Schüler waren gekommen und übertrugen die Friedenstaube unter Anleitung ihres Lehrers Matthias Leßmann mit Straßenmalkreide auf das Pflaster. Nur eine gute Stunde benötigten sie für das Vorhaben, sie waren konzentriert bei der Sache. Für die Kirchengemeinde Husum standen die Pastoren Heike Braren, Katja Kretschmar und Friedemann Magaard zum Gespräch bereit, vom Kirchenkreis war Öffentlichkeitsreferentin Inke Raabe dabei. Bischöfin i. R. Maria Jebsen hatte sich eigens auf den Weg gemacht, auch aus der Facebook-Community waren Menschen gekommen und begegneten sich auf dem Marktplatz zum ersten Mal im wirklichen Leben. „Wir sind miteinander ins Gespräch gekommen“, resümierten die Pastoren. „Das war eine gute Sache.“

Reden über Frieden