Klimaschutz als Arbeitsauftrag

Nordfriesland – Zum 1. November hat der Kirchenkreis einen Klimaschutzmanager: Matthias Marx hat seinen Dienst angetreten und sein Büro in der Bauabteilung bezogen. Im März 2019 hatte die Synode die Einrichtung dieser Stelle beschlossen und damit einmal mehr deutlich gemacht, wie sehr ihr der Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung am Herzen liegen.

Er erforschte Flüssigkunststoffe in Kosmetik

„Umwelt war schon immer ein Thema für mich“, sagt Matthias Marx im Gespräch. Er ist passionierter Wanderer und seit vielen Jahren im Deutschen Alpenverein engagiert. So kam es auch, dass er nach dem Abitur ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg begann. Und in dieser Zeit reifte der Entschluss, sich professionell damit auseinanderzusetzen. Er begann, in Lüneburg Umweltwissenschaften zu studieren, und als er von den Studien-Inhalten erzählt, wird deutlich, dass der 27-Jährige hochqualifiziert und perfekt für diese Aufgabe geeignet ist: Neben den Naturwissenschaften gehörte zum Studienumfang auch Umwelt-Kommunikation, -Recht, -Planung,- Management, -Ethik und Nachhaltigkeit. Er lernte Grundlagen der Industrietechnik, der Ökologie und der Umweltchemie kennen.  Seinen Master machte er schließlich in Marine- und Umweltwissenschaften in Oldenburg. Und auch wenn es nicht zu seinen ersten Aufgaben gehört, ist das für den Kirchenkreis sehr spannend: Marx befasste sich mit der Erforschung von Mikroplastik insbesondere von Flüssigkunstoffen in Kosmetik-Produkten. Auch das Evangelische Kinder- und Jugendbüro sowie das Frauenwerk sind ja an diesem Thema dran, bieten Workshops und Informationsveranstaltungen dazu an. Sie werden in Matthias Marx einen hochkompetenten Ansprechpartner haben. Kontakt hat es auch schon zur Ökumenischen Arbeitsstelle gegeben, die sich engagiert für den Klimaschutz im Kirchenkreis einsetzt.

„Eigentlich sollte Klimaschutz selbstverständlich sein“

In den ersten drei Jahren wird die Stelle noch von den Aktiv-Regionen gefördert. Im Rahmen dieser Förderung wird Matthias Marx vier bis fünf konkrete Projekte koordinieren und umsetzen. Dabei kann es sich um ökofaire Beschaffung, um Mobilität oder um Gebäudemanagement drehen. Mit letzterem wird er eh zu tun haben: Das bereits vor Jahren begonnene Energie-Controlling muss aktualisiert und ausgewertet werden, nur so kann Marx die Gemeinden beraten und Empfehlungen aussprechen. „Eigentlich sollte Klimaschutz so selbstverständlich, dass man nicht extra jemanden dafür einstellen müsste“, sagt er.

Im Moment ist er noch viel unterwegs. Er muss die anderen Player aus diesem Bereich kennenlernen, muss sich vernetzen und herausfinden, was es wo schon gibt.

Botschafterin der Liebe Gottes

Breklum – Sie ist die Stimme der Diakonie: Wer im Diakonischen Werk Husum (DW) anruft, Sorgen hat, einen Termin braucht, Ansprechpartner sucht, der hört zunächst die Stimme von Birgit Albertsen. Volker Schümann, Leiter des DW, lobte ihre Fachkompetenz, ihre unbedingte Loyalität und ihre Freundlichkeit. Als Dank und Anerkennung für nunmehr 30 Jahre Dienst erhielt sie im Rahmen des Fachtags Diakonie des Kronenkreuz in Gold..

Serviceorientiert und ideenreich

Als am Anfang ihr Name fiel, kam aus den hinteren Reihen ein erschrockenes Seufzen. Aber dann verstand Birgit Albertsen, dass ihr hier eine ganz besondere Ehre zuteil wurde. „Sie sind eine moderne Version der Sekretärin“, sagte Volker Schümann in seiner Laudatio. Als Assistenz der Geschäftsleitung sei sie immer serviceorientiert, denke mit und bringe eigene Ideen ein. Sie lebe ein offenes Miteinander, sei absolut verlässlich und schlicht eine gute „Visitenkarte“ der Diakonie. „Sie sind eine tolle Botschafterin der Liebe Gottes“, so Schümann.

Sie ist die „erste Stimme der Diakonie“

Das Diakonische Werk beschäftigt 250 Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Sparten. Gut 90 von ihnen waren zum Fachtag gekommen, der zum einen der theologischen Fortbildung diente, zum anderen aber vor allem auch dem gegenseitigen Kennenlernen und der Vernetzung. Für die Verleihung des Kronenkreuzes war extra Propst Jürgen Jessen-Thiesen gekommen. „Sie sind die erste Stimme der Diakonie“, sagte er mit herzlichem Dank für ihren treuen Dienst und steckte ihr die Ehrennadel höchstpersönlich ans Revers.

Überrascht und gerührt

„Nie im Leben habe ich damit gerechnet“, sagte Birgit Albertsen gerührt. So oft habe sie es für andere beantragt und so oft auch schon Verleihungen beigewohnt, aber sich selbst habe sie nie in der Rolle gesehen. „Mir ist es wichtig, auch mal die Menschen zu ehren und wertzuschätzen, die eher im Hintergrund arbeiten“, sagte Volker Schümann, der die Auszeichnung angeregt hatte.

Info: Das Kronenkreuz ist das Dankzeichen der Diakonie. Es ist kein Orden und keine Auszeichnung, sondern Ausdruck das Dankes und der Wertschätzung für die Treue und den Einsatz im Dienste des Nächsten.

Fachtag zum Thema Wohnen

Breklum – Der eine hat zuviel davon, dem anderen fehlen sie aufs Bitterste. Die Rede ist von Immobilien. Im Kirchenkreis Nordfriesland gibt 166 Gebäude verschiedenster Art und Qualität, und die Fachleute sorgen sich, wie das in Zukunft gehen kann. Die Mitarbeitenden der Diakonischen Werke hingegen leiden darunter, dass immer mehr Menschen wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Da muss doch was gehen, dachten sich Nora Stehen vom Christian Jensen Kolleg Breklum und Adelheit Marcincyk vom Diakonischen Werk Husum und luden zum „Fachtag Wohnen“  ein.

Es fehlt vor allem an kleinen Wohnungen

„Was kann Kirche tun, um Wohnraum zu schaffen?“ – mit dieser Leitfrage eröffnete Adelheit Marcincyk den Nachmittag vor etwa 40 Teilnehmenden. Christian Grelck vom Kreis Nordfriesland betonte, dass Wohnen ein Grundrecht sei. Wohnraum sei rein rechnerisch mehr als genug vorhanden, aber die hohe Zahl von Ferienwohnungen verfälsche die Statistik, es fehle eklatant besonders an kleinen Wohnungen in den Stadtgebieten. Felix Arnold vom ALP-Institut für Wohnen und Stadtentwicklung belegte anhand von Zahlen und Daten die besondere Situation Nordfrieslands und bestätigte die Einschätzung Grelcks: „Weniger als 10 Prozent der Wohnungen haben weniger als 60 Quadratmeter“, sagte er. „Es ist wichtig, dass der Kreis und die Kommunen sich mit diesem Thema beschäftigen.“

Zu viel, zu alt, zu teuer

Mit Zahlen arbeitete auch Kirchenkreis-Architekt Pieter Dubbeldam: In 62 Kirchengemeinden leben knapp 95000 Kirchengemeindeglieder, das sind 17000 weniger als noch 2009. Es gibt 88 Kirchen und Kapellen, 55 Pastorate, in denen teilweise Gemeinderäume vorgehalten werden, und 23 alleinstehende Gemeindehäuser. Insgesamt schätze er den Sanierungsbedarf auf mehr als 23,3 Millionen Euro. „Wir haben zu viele, zu alte und zu teure Gebäude“, sagte er. Und Propst Jessen-Thiesen ergänzte. „Es werden immer weniger Gemeindeglieder, die die Gebäude nutzen“, sagte er. Auch die Zahl der Amtshandlungen gehe stetig zurück. Bereits im Jahr 2030 werde es, weil es weniger Pastoren gibt, deutlich weniger bewohnte Pastorate geben. „Wir wollen nach Möglichkeit unsere Gebäude der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“, sagte er.

Projekte und Ideen

Vier Projekte stellten sich vor: In Heide gibt es den Kommunal-Diakonischen-Wohnungsverband, bei dem Stadt und Kirche sehr eng zusammenarbeiten, um von Wohnungslosigkeit bedrohten und Wohnungslosen zu helfen. Sie unterhalten zusammen ein Wohnprojekt mit 28 Einheiten – ein Erfolgsmodell, auch wenn es in Heide weiterhin an geeignetem Wohnraum fehle. Der Kirchengemeindeverband Elmshorn erzählte von seinem Präbandenstift, das 23 Altenwohnungen in kirchlicher Trägerschaft unterhält. Lukas Lehmann von der Hempelstiftung Kiel konnte berichten, dass die Stiftung ein Mehrfamilienhaus gekauft habe, um darin auch Menschen mit Mulitproblemlagen unterbringen zu können, die eine Wohnungsfähigkeitbegleitung brauchen. Die Kirchengemeinde Norderstedt hat auf ihrem Grundstück Katenwohnungen für Menschen mit Altersarmut bauen lassen.

Kooperationen anstreben

Sehr viele Antworten gab es bei diesem ersten Treffen noch nicht, aber doch Ideen und Impulse. Der Markt, so Bernd Hannemann, der Grüße vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein überbrachte, werde das Problem nicht lösen. Es wurde deutlich, dass Möglichkeiten, aber auch Sprengstoff in diesem Thema enthalten sind, und die Notwendigkeit, Angebot und Bedarf besser aufeinander abzustimmen. Immer wieder waren Kooperationen das Thema: Wo Kommune, Kirche und Sozialhilfeträger gut zusammenarbeiten, kann es zu kreativen und nachhaltigen Lösungen kommen.

75 Jahre Versöhnung über Gräbern

Ladelund – In der Nacht zum 1. Oktober 1944 begannen mit einem Anschlag niederländischer Partisanen auf deutsche Wehrmachtsoffiziere die schrecklichen Ereignisse, die das Dorf Putten über Generationen prägen sollten: Als Racheakt setzte die Wehrmacht 660 Männer des Dorfes fest und deportierte sie in deutsche Konzentrationslager, 540 von ihnen starben, viele von ihnen im Ladelund unter katastrophalen Bedingen.

75 Jahre ist das jetzt her. Zum Gedenken war Anfang Oktober eine Ladelunder Delegation nach Putten gereist. Zum Volkstrauertag machten sich mehr als 100 Niederländer auf den Weg nach Nordfriesland, um die Versöhnung zu festigen und für den Frieden zwischen den Völkern einzutreten.

Bewegender Gottesdienst

Die Ladelunder St. Petri-Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und der Gottesdienst wurde per Video in die Gedenkstätte übertragen. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus Putten und Ladelund gestalteten Pastor Hans-Joachim Stuck, Pröpstin Annegret Wegner-Braun und Dr. Werner Gugler, Pfarrer der Anderskerk Putten, den Gottesdienst. Die Liedtexte waren jeweils in beiden Sprachen abgedruckt. Unter den Gästen war Hylke H. Boerstra von der Botschaft des Königreichs der Niederlande, Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig, und Henk Lambooij, Bürgermeister der Gemeinde Putten. Letzterer unterzeichnete im Anschluss gemeinsam mit Lutz Martensen, dem Ladelunder Bürgermeister, einen Partnerschaftsvertrag der beiden Kommunen.

Schuld kann vergeben werden

Es war ein bewegender Gottesdienst, bei dem viele vertraute Texte auf einmal anders klangen. „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen“, damit begann Pastor Stuck den Gottesdienst. Das 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums klang hart in diesem Rahmen: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben“, sagt Jesus dort zu den Verdammten. „Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet“ – das rief die Erinnerung an die ausgehungerten und frierenden Häftlinge hervor, die November bis Dezember 1944 Tag für Tag durch das Dorf getrieben wurden. „Was nun unser Dorf erlebte, war derart grauenhaft, dass das Erleben zu schildern einfach unmöglich ist“, so zitiert die Ausstellung den damaligen Pastor Johannes Meyer. Es predigte Dr. Werner Gugler. „Schuld kann vergeben werden“, sagte er. „Am Kreuz hat glücklicherweise ein anderer meine Schuld bezahlt“

Hymne der Freundschaft

Wie jedes Mal war es ein besonderer Moment, als Deutsche und Niederländer gemeinsam das Lied „Wie lieblich schön, Herr“ (EG 282) sangen. Dieses Lied nimmt Worte des 84. Psalms, die den Deportierten Wegzehrung waren, als sie sich am frühen Morgen des 2. Oktober 1944 zum letzten Mal in ihrer Heimatkirche trafen. Anschließend wurden sie nach Neuengamme deportiert, für viele von ihnen ging es weiter nach Ladelund. Auch dieses Lied war in beiden Sprachen abgedruckt, aber niemand sang es auf deutsch. „Wlhalig hij die al zijn kracht En hulp alleen van U verwacht” – es ist so etwas wie die Hymne der Begegnung und Symbol der Freundschaft geworden.

Info: In Ladelund begann die Aufarbeitung des Schreckens früh: Bereits 1946 suchte Johannes Meyer, der damalige Pastor der Kirchengemeinde, Kontakt zu den Angehörigen. Er fand Worte, die die Schuld benannten, und gleichzeitig trösteten. Aus diesen Briefen entstand eine Jahrzehnte und Generationen überdauernde Freundschaft zu den Puttenern, die Haus um Haus Vater, Bruder, Sohn oder Ehemann betrauerten. Über den Gräbern begann Versöhnungsarbeit, die in ihrer unmittelbaren Menschlichkeit und in der Persönlichkeit der Kontakte bundesweit einzigartig ist.

Tears in Heaven

Emmelsbüll – Einen emotionalen Gottesdienst erlebten die Besucher der vollbesetzten Rimbertikirche Emmelsbüll am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres: Der Gospelchor der Gemeinde „Joyful Voices“ setzte sich musikalisch mit Schmerz, Trauer und Hoffnung in der Popmusik auseinander, geschickt verwob Pastor Gerald Rohrmann die Songtexte mit biblischen Perspektiven.

Popmusik in Liebe und Schmerz

Die Joyful Voices unter Leitung von Birgit Deussing präsentierten ein anspruchsvolles und ungewöhnliches Programm. Darunter war zum Beispiel „Tears in Heaven“ von Eric Clapton, und verstohlen wischten sich einige der Besucher Tränen aus den Augen, als Gerald Rohrmann die Geschichte zu diesem Lied erzählte: Clapton verlor seinen Sohn im Alter von 5 Jahren durch einen tragischen Unfall. Ein Chormitglied las die Übersetzung des Liedes – „Ich weiß, im Himmel wird es keine Tränen mehr geben“, ein anderes las aus der Offenbarung des Johannes „Weder Tod noch Leid noch Geschrei wird mehr sein.“

So zogen sich Gänsehautmomente durch den Gottesdienst. Mit einer Kerze predigte Gerald Rohrmann über die Macht der Liebe, über die Reichsprogramnacht, wo sie fehlte, und über den Fall der Mauer, wo sie Brücken schlug. Und der Chor sang dazu „Candle in the wind“ von Elton John und „Bridge over troubled water” von Simon and Carfunkel.

Entstanden aus einem Spontan-Chor

Insgesamt zählen sich 60 Sängerinnen und Sänger zu diesem Chor, der 2001 aus einem Sponti-Chor entstand und seitdem stetig wächst. Am Klavier überzeugte Damaris Krebs, Adam Mischnik unterstützte an den Percussions, Björn Jensen spielte den E-Bass und Gerd Hansen die Akustikgitarre. Gerd Hansen und Gary Funk übernahmen auch Gesangssoli.

Eineinhalb Stunden dauerte der musikalische Gottesdienst, der zugleich heiter und besinnlich war und auf diese Weise wunderbar in das bevorstehende Ende des Kirchenjahres und seine dunklen Gedenktage passte.

Impulse am Puls der Zeit

Bredstedt – „Das habe ich noch nie vorher gemacht, also bin ich sicher, dass ich es schaffe“ mit diesem Zitat von Kinderbuch-Autorin Astrid Lindgren eröffnete Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) die kleine Feier zum 20. Jubiläum der Einrichtung in der Bredstedter St.-Nickolai-Kirche. Knapp 100 Gäste waren gekommen: Ehemalige und aktive Ehrenamtliche, Pastoren, Synodale und Kollegen. Drei Stunden ließen sie sich hineinnehmen in die Lebendigkeit, die das EKJB lebt und prägt bis heute.

Impro-Theater mit Witz und Charme

Statt langatmiger Grußworte gab es kurzweilige Interviews. Statt kluger Vorträge organisierte das Team ein Aufstellungsspiel, das die Gäste in Bewegung und in Kontakt miteinander brachte. Statt ernster Musik spielte die EKJ-Band um Jens-Uwe Albrecht moderne, geistliche Musik und aus den Bänken summten und sangen die Textsicheren mit. Das Improvisations-Theater „Improgramm“ aus Flensburg schließlich überraschte und begeisterte mit Witz und Charme, indem es das Publikum mitgestalten, sie über Figuren und Charaktere entscheiden ließ.

Propst Jessen-Thiesen: „Ihr seid toll!“

„Das habe ich vorher noch nie gemacht, also bin ich sicher, dass ich es schaffe“ – Neues ausprobieren, junge Menschen befähigen und ihnen Mut zu machen, Impulse setzen und am Puls der Zeit zu bleiben, Teilhabe zu ermöglichen, für Nächstenliebe, Toleranz und verantwortungsbewusstes Handeln in der Gesellschaft und für die Schöpfung einzutreten, all das kennzeichnet die Arbeit des EKJB. „Ihr seid toll“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen auf die Frage, was er dem EKJB schon immer mal habe sagen wollen. Und Susanne Kunsmann ihrerseits bedankte sich, auch im Namen des Teams aus Anna Ihme, Sebastian Hurst, Carola Nickels und Mika Petersen für die hohe Wertschätzung der Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland.

20 Jahre EKJB

Den Menschen als Menschen wahrnehmen

Nordfriesland – Einen etwas anderen Urlaub erlebten sieben Nordfriesen im Oktober: Sie ließen sich von Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro in das ostafrikanische Tanzania entführen und lernten die Konde Diözese, die Partnerkirche des Kirchenkreises Nordfriesland, kennen. Dreieinhalb Wochen waren sie unterwegs, und sie zeigten sich tief beeindruckt vom Land und von den Menschen.

Vorurteile wurden abgebaut

„Mich hat berührt wie die Menschen in Tansania leben“, sagt zum Beispiel Birgit Groth (24) aus Bredstedt. „Sie besitzen nicht viel und sind doch glücklich und zufrieden. Sie nutzen was die Natur einen schenkt und leben in Harmonie zusammen.“ Gemeinsam spürte die Gruppe den so ganz anderen Lebensumständen nach, verglichen das dortige Werteverständnis mit dem eigenen und überlegten, wie hier wie dort ein Bewusstsein für das Miteinander verschiedener Kulturen, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung geschaffen werden könnte. „Ziel der Reise ist“, so Susanne Kunsmann, dass die Teilnehmenden in ihrem jeweiligen Heimatkontext nicht nur schwarz und weiß, arm und reich, Geber und Nehmer sehen, sondern den Menschen als Menschen wahrnehmen.“ Nur so könnten Vorurteile abgebaut und zur internationalen Völkerverständigung beigetragen werden.

Vertrauen wagen

Alexandra Wohlgemuth (46) aus Husum hatte sich lange auf die Reise gefreut. „Die Freundlichkeit und der Lebensmut der Tanzania besticht immer wieder“, sagt sie. Überrascht sei sie gewesen von den überfüllten Klassenräumen in großen Schulen, von den vollgestopften Bussen und dem fürs deutsche Gemüt gewöhnungsbedürftigen Umgang mit der Pünktlichkeit, selbst bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Es habe eine Weile gebraucht, bis sie den Mut gefunden habe, auch einmal alleine loszugehen, dann aber sei sie zum Beispiel einer Marktfrau begegnet, die ihr in einer Nebenstraße etwas Schönes zeigen wollte, und das Vertrauen habe sich gelohnt. „Das war schön“, sagt sie.

Dem Tabu begegnen

Husum – Mit vier Veranstaltungen greift die Kirchengemeinde Husum das Tabuthema „Tod“ auf, aber nicht ohne über die „Ewigkeit“ zu sprechen. Anders als vor Generationen wird heute nicht zuhause gestorben, sondern in der Obhut von Profis, in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Hospizen. Die Berührungsängste mit dem Sterben haben konkrete Folgen. Dagegen wird im biblischen Psalm aber die Erkenntnis der eigenen Endlichkeit als Schlüssel für Lebensklugheit benannt: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ Psalm 90,12. Die Beschäftigung mit dem Sterben lohnt also, es ist ein lebensnahes und dabei zugleich ein spirituelles Thema. Es geht um „Tod und Ewigkeit“.

Der Wandel der Bestattungskultur

Am Donnerstag, 7. November, informieren die Kirchengemeinde und das Friedhofswerk des Kirchenkreises Nordfriesland über „Husumer Friedhöfe im Wandel. Veränderungen der Bestattungskultur aus evangelischer Sicht“. Thomas Prigge ist als Mitarbeiter des Friedhofswerkes verantwortlich für die Husumer Friedhöfe und berichtet, wie sich die Wünsche der Trauerfamilien verändert haben und wie die Verantwortlichen darauf reagieren. Pastorin Heike Braren und Pastor Andreas Raabe sprechen über die seelsorgerlichen und theologischen Aspekte des Themas. Im Anschluss ist Gelegenheit für Fragen und Diskussionen. Der Abend findet im Bonhoefferhaus, Bonhoefferweg 1, statt, und beginnt um 19.30 Uhr.

Tod und Ewigkeit im Gespräch mit anderen Religionen

Am Sonntag, 17. November, lädt die Kirchengemeinde zu einem interreligiösen Abend in das Gemeindehaus an der Marienkirche unter dem Titel „Himmel, Hölle, Paradies. Ein Rabbiner, ein Imam und ein Pastor im Gespräch über das Jenseits“. Der jüdische Gelehrte Joshua Pannbacker aus Kiel, der muslimische Gelehrte Dr. Ali-Özgür Özdil aus Hamburg und der Husumer Pastor Friedemann Magaard tauschen sich über Gemeinsamkeiten und Differenzen der Jenseitsvorstellungen in den abrahamitischen Religionen aus. Das Gespräch beginnt um 18 Uhr und endet spätestens um 20 Uhr.

Filmabend: Der Stein zum Leben

Einen Filmabend veranstaltet die Kirchengemeinde am Dienstag, 19. November, gemeinsam mit dem Filmklub Husum und dem Friedhofswerk des Kirchenkreises Nordfriesland. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Der Stein zum Leben“, der die Arbeit des Berliner Steinmetz und Bildhauers Michael Spengler skizziert. Michael Spengler wird an einem Nachgespräch persönlich teilnehmen. Die Filmvorführung im Kinocenter Husum beginnt um 19.30 Uhr. Der Film in Zusammenarbeit mit dem Nordfriesischen Friedhofswerk am 18. November ab 19 Uhr auch in Niebüll, Eck’s Kino gezeigt.

Am Ewigkeitssonntag ein Radio-Gottesdienst

Am Sonntag, 24. November, dem traditionellen Ewigkeits- und Totensonntag, finden in der Kirchengemeinde Husum mehrere Gottesdienste statt. Um 10 Uhr beginnt in der Marienkirche ein Radiogottesdienst, der auf NDR, WDR und im Deutschlandfunk übertragen wird. Die Gemeinde wird gebeten, bereits um 9.40 Uhr in der Kirche zu sein, um über die Besonderheiten einer Live-Übertragung informiert zu werden. Um 14 Uhr finden in allen vier Kirchen der Kirchengemeinde die Gemeindegottesdienste statt, in denen die Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres verlesen und Kerzen entzündet werden. Die Angehörigen werden dazu eigens angeschrieben.

Regionenbildung beschlossen

Breklum – In zehn Jahren wird es, und das ist keine Prognose sondern ein Faktum, etwa 35 Prozent weniger Pastorinnen und Pastoren geben. Diese Tatsache gilt nordkirchenweit und wird auch den Kirchenkreis Nordfriesland treffen. Propst Jürgen Jessen-Thiesen stellte auf der jüngsten Synode das Personalplanungsförderungsgesetz (PersPFG) der Nordkirche vor, das verhindern soll, dass ländliche Regionen dann ohne pastorale Versorgung sein könnten.

„Ziel dieses Gesetzes ist die Steuerung der Verteilung der Pastorenschaft“, erklärte er. In Zukunft werde jedem Kirchenkreis ein gewisses Kontingent an Planstellen zugewiesen, über das hinaus nicht ausgeschrieben oder besetzt werden dürfe. „Wir wissen aus Erfahrung, dass Pastorinnen und Pastoren sich lieber in den Ballungsgebieten bewerben, allein schon weil die Partner dort leichter eine Anstellung finden.“ Schon jetzt seien viele Gemeinden in Nordfriesland trotz mehrfacher Ausschreibung schwer zu besetzen.

Weniger Pastoren stehen zur Verfügung

Der Propst zeigte anhand einer Kurve, dass aufgrund von absehbaren Verrentungen im Jahr 2030 nur noch etwa 40 der bisher 62 Seelsorger im Dienst seien und riet dringend zur Bildung von Regionen. In ihnen müsse durchdacht werden, wie die pfarramtliche Versorgung mit weniger Pastoren gewährleistet werden könne. „Wir müssen insgesamt umdenken“, so der Propst, „wir kommen an diesen Zahlen nicht vorbei.“ Und er betonte, dass es dabei nicht um Geld oder um Einsparungen gehe, sondern schlicht um den Mangel an Pastorinnen und Pastoren in der Zukunft.

Erfolgreiche Jahresabschlüsse

Das waren herbe Einsichten, hatte doch die Synode so zuversichtlich begonnen. In seinem Bericht beschrieb Propst Jürgen Jessen-Thiesen am Beispiel der Kirchengemeinde Odenbüll-Nordstrand das Leben einer Kirchengemeinde in seiner ganzen Fülle von der Kindergartenarbeit bis zum Frauenfrühstück. „Unsere Kirchengemeinden sind Orte der Lebendigkeit und der Lebensbegleitung“, sagte er. Und: „Die Bedeutung der Kirche wird mit zunehmender Säkularisierung wachsen. Die Gesellschaft braucht die Kirche.“ Pröpstin Annegret Wegner-Braun stellte den Jahresabschluss 2018 vor, der einen Überschuss von 1,2 Millionen aufwies – 500 000 Euro werden in die Ausgleichsrücklage überführt, 235 000 Euro gehen in das Projekt „Sanierung der Eiderstedter Kirchen“ und knapp 370 000 Euro kommen den Kirchengemeinden zugute. Auch Kita- und Friedhofswerk legten ihre Bilanzen vor. Mit den Bauarbeiten an den Eiderstedter Kirchen könne voraussichtlich im Frühjahr 2020 begonnen werden, führte Pieter Dubbeldam, Leiter der Bauabteilung, aus. Vier Jahre sind dafür eingeplant, die historischen Gotteshäuser, die teilweise vom Einsturz bedroht sind, zu sanieren.

Beschlussvorlage bis März 2020

Am Ende beauftragte die Synode den Kirchenkreisrat, einen Beratungs- und Beteiligungsprozess zur Bildung der regionalen Zuschnitte in Gang zu setzen und der Synode im März 2020 eine entsprechende Beschlussvorlage vorzulegen.