Orgelneubau in Husum: Es kann losgehen!

Husum – Selten war er so willkommen und so sehr ersehnt: Am Freitag überbrachte Staatssekretär Thorsten Geerdts der Kirchengemeinde St. Marien und ihrem Vorsitzenden Stefan Klocker den erhofften Zuwendungsbescheid über 433 0000 Euro für den Orgelneubau der Marienkirche. Damit ist die Finanzierung des Projekts gesichert, es kann losgehen.

Ein starkes Netzwerk
„Mit einem starken Netzwerk ist es gelungen, dass dieser Traum Wirklichkeit wird“, lobte Geerdts die Gemeinde. In der Tat haben viele Hände daran mitgewirkt und viele Köpfe mitgedacht: Der Orgelbauverein sammelte Spenden, die Orgelprojektgruppe rief das Fundraising-Projekt „Herzenssache Orgelretten“ ins Leben. Stiftungen und Großspender gaben ihre Zusage und die Husumer Innenstadt-Gemeinden sicherten mit einem Darlehen das Vorhaben ab. Kirchenkreis und Stadt beteiligten sich, ein Kuratorium gründete sich, der Verein Husumer Stadtgeschichte nahm sich des Themas an – es wurden wirklich alle Kräfte mobilisiert, um das Projekt möglich zu machen. Auch wenn für die Rückzahlung des Darlehens noch Spenden benötigt werden: Mit dem Zuwendungsbescheid ist der Grundstein für den Neubau gelegt.

Zur Förderung des kulturellen Erbes im ländlichen Raum
Dank galt auch dem Landesamt für Landwirtschaft, Umweltschutz und ländliche Räume (LLUR), deren Vertreter bei der Antragsstellung unterstützt hatten. Das Geld kommt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und ist eine Projektförderung zur Erhaltung des kulturellen Erbes, führte der Staatssekretär aus. Er freue sich auf die denkmalgerechte Modernisierung der Marienkirche und auf ein Kulturleben „jenseits von Konfessionsgrenzen“.

„Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben“
Diesen Faden nahm auch Pastor Friedemann Magaard in seinem „Gottesdienstchen“ auf, einer kleinen Andacht, die die feierliche Übergabe des Zuwendungsbescheids umrahmte. Kirchen und ihre Orgeln seien viel mehr als rein gottesdienstliche Räume, gab er zu bedenken. Sie seien gleichsam Kontrapunkte in einer farblosen und uniformierten Welt. Dabei zitierte er aus dem „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier und schlug damit geschickt den Bogen vom geistlichen Leben zur Kulturkraft von Kirche und Orgel für den ländlichen Raum.
„Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit. Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der Welt. Ich will zu leuchtenden Kirchenfenstern hinaufsehen und mich blenden lassen von den unirdischen Farben. Ich brauche ihren Glanz. Ich brauche ihn gegen die schmutzige Einheitsfarbe der Uniformen. Ich will mich einhüllen lassen von der herben Kühle der Kirchen. Ich brauche ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche es gegen das geistlose Gebrüll des Kasernenhofs und das geistreiche Geschwätz der Mitläufer. Ich will den rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung von überirdischen Tönen. Ich brauche ihn gegen die schrille Lächerlichkeit der Marschmusik. Ich liebe betende Menschen. Ich brauche ihren Anblick. Ich brauche ihn gegen das tückische Gift der Oberflächlichen und Gedankenlosen. Ich will die mächtigen Worte der Bibel lesen. Ich brauche die unwirkliche Kraft ihrer Poesie. Ich brauche sie gegen die Verwahrlosung der Sprache und die Diktatur der Parolen. Eine Welt ohne diese Dinge wäre eine Welt, in der ich nicht leben möchte.“

Wir haben viel bewegt

Breklum – Es ist ein besonderer Blick auf Themen, den die Evangelische Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland mitbringt. Gesellschaftspolitisch nimmt sie Fragen der Geschlechtergerechtigkeit auf, und weltpolitisch fragt sie nach den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in anderen Ländern. Aber sie sieht auch nach innen, sucht nach neuen Formen der Spiritualität und arbeitet mit persönlichen Biografien. Britta Jordan hat diesen Blick sieben Jahre lang als Referentin für Frauenarbeit mitgeprägt. Nun zieht sie mit ihrer Familie nach Eckernförde. Am Donnerstag, 30. August, wird sie im Evangelischen Regionalzentrum Westküste (ERW) verabschiedet.

Die Gesellschaft immer im Blick
„Wir haben in der Frauenarbeit die Gesellschaft immer im Blick“, sagt die 50-Jährige, die in Freiburg Religionspädagogik und Gemeindediakonie studiert hat. Als Referentin für Frauenarbeit hat sie sich oft mit Engagierten aus anderen politischen und religiösen Zusammenhängen getroffen, um Themen voranzubringen. „Die Pflegearbeit zum Beispiel“, sagt Britta Jordan, „wird immer noch überwiegend von Frauen – ehrenamtlich oder beruflich – geleistet.“ Das habe nicht nur Einfluss auf die Erwerbsbiografie und später auch auf die Rente, das werde auch immer noch nicht angemessen bezahlt. „Erst seit auch Männer in diesen Berufen tätig sind, langsam findet die Forderung danach Gehör“, sagt sie nachdenklich. Im weltweiten Kontext ist das Thema Geschlechtergerechtigkeit noch drängender: In den Textilfabriken arbeiten überwiegend Frauen, Frauen in Kriegsgebieten sind in besonderer Weise belastet und gefährdet, Frauen weltweit haben viel zu oft noch keinen Zugang zu Bildung und Gleichberechtigung – ihnen bessere Bedingungen zu schaffen, ist das Ziel internationaler Frauensolidarität.

Spiritualität und Bildungsarbeit
„Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel sich bewegt und wie viel wir bewegen“, sagt Britta Jordan. In enger Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, mit der Kollegin Claudia Hansen und dem Frauenwerk der Nordkirche entwickelte sie Formate und Ideen, Veranstaltungen und Konzepte, die interessant und anregend für viele sind. Besonders am Herzen lagen ihr die Frauengottesdienste, die sie mehrmals im Jahr mit einem Team vorbereitete und dann in der Kapelle des Christian Jensen Kollegs (CJK) in Breklum feierte. Pilgerwege, Frauenkirchentage, das Frauenmahl – das waren Highlights, die sie gerne begleitete und voran brachte. Ökumenische Themen und Veranstaltungen, an denen Frauen und Männer gemeinsam teilnehmen, prägten ihren Arbeitsalltag. „Es waren reiche Jahre“, sagt sie dankbar.

Abschied am 30. August in der Kapelle des CJK
Aus familiären Gründen zieht Britta Jordan nun nach Eckernförde. Was sie dort erwartet und wie ihr Berufsweg an der Ostseeküste weiter geht, weiß sie noch nicht. Aber sie ist zuversichtlich und guten Mutes. Mit Segen zieht sie weiter: Der Abschied von Britta Jordan beginnt am 30. August um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kapelle des CJK, Kirchenstraße 4. Anschließend gibt es noch ein gemütliches Beisammensein, Anmeldungen sind unter sekretariat@erw-breklum.de bis zum 27. August möglich.

Seniorenarbeit in Husum mit neuem Konzept

Husum – Die Altenbegegnungsstätte Husum geht neue Wege: In Zukunft wird sie in der Trägerschaft des Diakonischen Werks Husum (DW) und in enger Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte ihr Angebot planen und ihre Veranstaltungen koordinieren. „Es geht um ein umfassendes Konzept gemeindlich-diakonischer Seniorenarbeit“, gaben die Kirchengemeinde St. Marien und das Diakonische Werk bekannt.

Seniorenarbeit weiterentwickeln und intensivieren
„Wir wollen die Seniorenarbeit in Husum weiterentwickeln und intensivieren“, so Friedemann Magaard, Pastor an St. Marien. Das DW sei ein kompetenter Partner für diese Kooperation, gemeinsam wolle man ein Gesamtkonzept für die Arbeit mit Senioren auf den Weg bringen, so der Theologe.
Die Altenbegegnungsstätte (ABS) ist seit gut 40 Jahren in St. Marien verortet, von dort gingen und gehen wichtige Impulse – auch überregional – für eine innovative Seniorenbildungsarbeit aus. „Senioren für Senioren“ – mehr als 40 Ehrenamtliche geben Kurse, das Angebot geht von der Schachgemeinschaft über Wirbelsäulengymnastik bis hin zu Philosophie im Alltag. Koordiniert und begleitet wird diese Arbeit von Angela Bernhard, die Geschäftsführung liegt zurzeit bei Stephan Klocker, dem ehrenamtlichen Vorsitzenden des Kirchengemeinderats St. Marien.

Gesellschaftliche Entwicklungen in den Blick nehmen
„Es geht darum, die Generationen und die gesellschaftlichen Entwicklungen in den Blick zu nehmen“, erklärt Volker Schümann, Geschäftsführer des DW. Das geschehe jetzt schon sowohl in der Altenbegegnungsstätte als auch im Mehrgenerationenhaus der Familienbildungsstätte (FBS). Durch die Zusammenführung hofft man auf Synergie-Effekte und auf den Abbau von Doppelstrukturen. Klar ist schon lange, dass die Geschäftsführung der ABS vom Umfang her ehrenamtlich nicht mehr zu leisten ist. Der Umbau des Gebäudes und die dadurch nötige und erfolgreiche Dezentralisierung des Angebots brachte neuen Schwung in das Vorhaben: Zum 1. Januar soll das neue Konzept greifen. Ein Beirat wird die Arbeit begleiten und das partizipative Element, das bisher ja tragend war für die Arbeit, stärken. Angela Bernhard bleibt Ansprechpartnerin, die Geschäftsführung wird Heike Bayer, Leiterin der Familienbildungsstätte übernehmen.

Ehrenamtliche haben zentrale Bedeutung
Die aus dem neuen Konzept folgenden Veränderungen würden in enger Absprache mit Ehrenamtlichen und Teilnehmern vorgenommen, versichert Volker Schümann. Es werden nicht alle Gruppen in die umgebaute ABS zurückkehren können, sagt er, dafür reiche der Platz einfach nicht. Aber in der neuen Kirchengemeinde Husum gebe es genug Räumlichkeiten, die auch weiterhin zur Verfügung stünden. In der Friedenskirche, im Gemeindehaus der Versöhnungskirche, im Bonhoefferhaus, im Kloster und in der FBS finden jetzt schon Gruppen statt, manche haben sich durchaus an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und wissen zum Beispiel die Parkplätze direkt am Veranstaltungsort zu schätzen. „Wir werden die Menschen, die die Arbeit tragen, mitnehmen“, versichert Angela Bernhard. Die Ehrenamtlichen seien das Herz der Einrichtung, und das soll auch in Zukunft so sein, so die Pädagogin.

Wunderbar: Die Hesse sind da!

Die „Bülls“ haben einen neuen Pastor: Zum 1. August hat Gerald Rohrmann seinen Dienst in dem Bereich Nordfrieslands angetreten, der im übrigen Kirchenkreis liebevoll als die „Bülls“ bezeichnet wird. Dazu gehören Emmelsbüll und Horsbüll, Klanxbüll und Neugalmsbüll, vier wunderschöne, historische Predigtstätten, die zu drei engagierten Kirchengemeinden gehören. „Isch muss noche bissel übe mit der Liturgie“, sagte der sympathische Theologie in seinem ersten Gottesdienst in Horsbüll. „Ist doch alles arg anders als in Hesse.“

Mit Mops und Katz und Schildkröte
Und damit war dann auch klar, woher der Wind weht. Aus dem nördlichen Hesseland hat’s den Seelsorger nach Nordfriesland getrieben, er kommt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern, außerdem hat die Familie noch allerlei Getier dabei – sie alle sind herzlich willkommen im Norden, herzlich war die Begrüßung, herzlich und lebendig der erste Gottesdienst.

Gemeinsam trägt es sich leichter
Er freue sich auf die neue Aufgabe, schreibt der 50-Jährige im Gemeindebrief. „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ – die Gottesworte an den Urvater Abraham seien ihm Leitwort gewesen. „Segen empfangen und Segen weitergeben: das ist an kein Lebensalter gebunden“, schreibt er. Und auch in seiner ersten Predigt war deutlich, worauf es ihm ankommt: füreinander einzustehen, füreinander zu beten, das sei eine große Gabe und ein großer Trost, gerade für den, dem in Not die Worte fehlen.

Offizielle Einführung am 26. August
Die offizielle Einführung wird am Sonntag, 26. August, durch stellvertretende Pröpstin Inke Thomsen-Krüger in Emmelsbüll stattfinden. Der Gottesdienst beginnt um 14 Uhr. Anschließend laden die „Bülls“ zum Kaffeetrinken ins Gemeindehaus Klanxbüll.

Orgel by bike

Orgeln und Radfahrer haben mehr gemeinsam als gemeinhin vermutet wird: Beide lieben frischen Wind. Die Orgel braucht die bewegte Luft, um die großen und kleinen Pfeifen zum Klingen zu bringen – Radfahrer mögen die bewegte Luft am liebsten im Rücken, aber sie nehmen es auch in Kauft, wenn der Wind mal von vorne weht. Und das Wichtigste: Beide haben Pedale.

Für Menschen, die Orgeln und Fahrräder lieben
Pastor Andreas Raabe und die Kirchenmusiker Kai Krakenberg und Hinner Kloock bringen am Sonnabend, 11. August, zum dritten Mal Orgel- und Fahrradliebhaber zusammen. „Orgel by bike“ heißt das Motto, drei Kirchen und drei Orgeln werden zu erleben sein, und die Wege von einer zur anderen dürfen gerne auf dem Fahrrad zurückgelegt werden.
„Wir legen gemeinsam etwa zwölf Kilometer zurück“, so Andreas Raabe, „das hat uns in den vergangenen Jahren immer viel Spaß gemacht.“ Touristen und Einheimische hätten dabei etwas gemeinsam unternommen und auch etwas gelernt. In den Vorjahren standen mit Nicolaus Bruhns und Johann Sebastian Bach zwei große Komponisten im Mittelpunkt, dieses Mal geht es um die Instrumente selbst. Die beiden Musiker stellen die Orgeln vor und lassen sie erklingen.

Die Tour geht bis nach Schobüll
Beginn ist um 14.30 Uhr vor der Marienkirche auf dem Markt. „By bike“, also mit dem Fahrrad, geht es dann über den Dockkoog weiter zum Kirchlein am Meer nach Schobüll. Kai Krakenberg stellt dort die Jehmlich-Orgel aus dem Jahr 2002 vor, ein gutes Instrument, auf dem oft und gerne Konzerte gegeben werden. Hörenswert ist auch die Walker-Orgel in der Versöhnungskirche, dem nächsten Ziel in der Berliner Straße. Hinner Kloock ist Organist der Gemeinde und spielt das Instrument mit Leidenschaft. Einen Schluss-Segen gibt es gegen 17.30 Uhr in der Marienkirche. Dort steht eine Interims-Orgel vorne am Altar, weil die große Orgel kaputt ist und nicht mehr gespielt werden darf. Kai Krakenberg wird dazu etwas sagen und zeigen, was auf dem kleinen Instrument alles geht.

Anmeldung wär schön, aber auch Spontane sind willkommen
„Wer nicht so viel Lust auf Pedale hat, kann gerne auch mit dem Auto von hier nach dort fahren“, sagt Andreas Raabe. Die dafür nötigen Verabredungen treffen Radler und Autofahrer vor Ort. Die Aktion ist kostenlos, die Kirchengemeinde freut sich über Anmeldung unter friedenskirche-husum@web.de oder 04841/2574, aber auch spontan Entschlossene sind willkommen.